Seite 2 Donnerstag, 21. Mai 1936 Pr. 119 bleibt jetzt erst recht ausschlaggebende Der Gene» ralinspektor der Wehrmacht   lvar, wie allgemein bekannt, der maßgebende Berater des Staatsober» Haupts in der Regierungskrise, und er hielt auch in der ersten Sitzung des neuen Ministerrats, wie offiziöse Blätter melden, eine programmatische Rede. Nächst der autoritativen Durchsetzung mili­tärisch straffer Ordnung im Lande ist denn auch die Erweiterung der Heeresausgaben der wich« tigste Programmpunkt des Kabinetts Skladkowski  . Angesichts der Lage Polens   zwischen zwei hochgerüsteten größeren Nachbarn erscheint die Forderung der polnischen Heeresleitung nach Ver­mehrung der Aufwendungen für die Landesver- teidigung nicht unverständlich. Erinnert man sich aber daran, daß der Staatshaushalt nach sechs­jähriger Defizitwirtschaft erst seit drei Monaten ivieder im Gleichgewicht ist, so ist damit bereits die Schwierigket jeder Ausgabenerhöhung ange­deutet. Der Finanzminister, der im neuen wie im alten Kabinett Leiter der Wirtschaftspolitik ist, Ranslerbahnhof Brüx eröffnet Brüx  . Mittwoch wurde der neue Rangier  - Bahnhof Brüx III unter Beteiligung von Vertre­tern des Eisenbahmvinisteriums, der Ministerien für öffentliche Arbeiten, für Nationalverteidigung und für Finanzen, weiter der Direktion der Staatsbahnen und Staatsgruben sowie der lokalen Behörden, der Gemeinden und Korporationen dem vollen Betrieb übergeben. Die Teilnehmer an der hat den privaten Unternehmern und den übrigen Steuerzahlern allmähliche Verminderung der öffentlichen Lasten versprochen, welche zur Bele­bung der Konjunktur beitragen soll. Mehraus­gaben und Mindereinnahmen lassen sich aber kaum miteinander vereinbaren, zumal der neue Notcn- bankpräsident, gleichfalls ein Vertreter des bür­gerlich-liberalen Flügels des Pilfudski-LagerS, Festhalten an stabiler Währungspolitik verkündet hat. Hier liegen die Aufgaben der polnischen Regierung, deren Lösbarkeitinnerhalb des bisherigen politis chen und sozialenSystems nicht mehr er­kennbar ist. Die.starke Hand", über welche der neue Ministerpräsident zweifellos verfügt, kann wohl gegen die politischen Folgen der Wirtschaftskrise tätig werden. Ihre Ursachen wird sie nicht ausroden können. Darum ist der Rückschlag in die autoritäre Me­thode keinesfalls das letzte. Wort der polnischen Politik auch nur dieses Jahres. Feier begrüßte der Präsident der Staatsbahn­direktion Tr. Jaroch, der die wirtschaftliche und soziale Bedeutung des neuen Rangierzentrums hervorhob, in welchem die Verladung und Dirigie­rung für die angeschlossenen Gruben des Brüxer Kohlenreviers sowie die Verladungen, die heute in den beiden Brüxer Bahnhöfen zusammenlaufen, zentralisiert wird, so daß von dort die fertigen Züge in den Hauptverkehrsrichtungen Obernitz  . Komotau   und Aussig   mit ihren Uebergangsstellen ausgehen werden. Der Bau erforderte einen Auf­wand von 31,270.000 XL, welcher nach dem ver-| einbarten Schlüssel aus den Mitteln des Eisen­bahnministeriums und des Ministeriums für öffentliche Arbeiten gedeckt wurden. Der Bau schaffte auf dem Bauplatz und außerhalb desselben Beschäftigung für durchschnittlich täglich 770 Ar­beiter für die Dauer von sechs Jahren, wodurch etwa 1900 Personen von den Folgen der Arbeits­losigkeit bewahrt wurden. In fachtechnischer Hinsicht gaben Erläuterun­gen der technische Oberrat Jng. K t e i e I und der Eisenbahnrat Jng. Kvasnicka. Ueber die Bedeutung des Werkes vom Standpunkte des Berg­baubetriebes informierte die Teilnehmer der Ge­neraldirektor der staatlichen Gruben, Jng. Stauch, der ausführte, daß die Freimachung der Schutz­pfeiler unter den alten aufgehobenen Bahnhöfen Quido und Kopitz sowie unter den alten Schlepp­geleisen der ungestörte Abbau von ungefähr fünf Millionen Tonnen Oualitätskohle ermöglicht wird. Das Schlußwort hielt namens des Eisenbahnmini­sters Sektionsrat Jng. Hanisch, Sodann   wurde die Waggonrangierung vorgeführt und eine Be­sichtigung der einzelnen Baueinrichtungen vorge­nommen. Drei tschechoslowakische Unteroffiziere In Polen   verhaftet Am 16. Mai begaben sich drei Unteroffiziere aus der Garnison   Rosenberg auf eine Wanderung in die Hohe Tatra. Als sie nicht in die Kaserne zurückkrhrten, wurden die alpinen Rettungsstatio­nen alarmiert, welche auch die polnische Station in Zakopane   um Unterstützung ersuchten. Bon dort kam nun der Bescheid, daß dir drei Vermißten aus polnisches Gebiet gerieten, dort angehckltrn und nach Krakau   überführt wurden. Starhembers in Wien Wien  . Der ehemalige Vizekanzler Starhem- berg ist Mittwoch kurz vor Mittag mittels Flug­zeuges wieder aus Rom   nach Wien   zurückgekehrt. Nach seiner Rückkehr begab er sich in sein Palais, vor welchem sich binnen kurzem einige hundert junge Angehörige der Heimwehr   in Uniform und in Zivil versammelten und demonstrativ,»Heil Starhemberg",Es lebe des Faschismus" usw. riefen. Starhemberg   erschien einigemale am Fen­ster und die angesammelte Menge bereitete ihm Ovationen und sang Heimwehr  -Kampflieder. Die Demonstrationen dauerten etwa eine halbe Stunde. Seinegroßen Verdienste** Wien  . Mittwoch nachmittags tagte ein Mi­nisterrat, der sich mit der Frage der Reorganisie­rung der Vaterländischen Front, mit dem Ausbau der Miliz, sowie mit der Entmilitarisierung, bzw. Liquidierung der wilitäüschen Organisationen bt- fatzte. Bundeskanzler Schuschnigg   gedachte einlei­tend der großen Verdien st e, die sich die aus dem Kabinett ausgeschiedenen Mitglieder der früheren Bundesregierung erworben hätten, und dankte hiebei insbesondere dem früheren Vize­kanzler Starhemberg   für seinemehr­jährige stets opferbereite Mitarbeit", wobei er der Hoffnung Ausdruck gab, daß diese Zusammen­arbeit auch für die Z u k u n f t(?) ge­sichert bleibe. Rom  . Der französische   Geistliche I a» rousseau ist von den italienischen Behörden aus Abessinien ausgewiesen worden. Jarousseau war seit Jahren in Harrar tätig. Die Partei in der Krise Interessante Tatsachen aus Westböhmen Auf der Bertrauensmännerkonserenz der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei, die am vergangenen Sonntag in Falkenau  für den Kreis Karlsbad   abgehalten wurde wir haben über das politische Ergeb­nis dieser Beratungen schon berichtet, macht« der Kreissekretär Heinrich Wondrak in» reressaiue Angaben über die Entwicklung der Krise und deren Rückwirkungen auf die Partei­organisation. Wir lasten einen Auszug aus dem Bericht Wondraks folgen. In den 14 politischen Bezirken WestböhmenS mit ihren 612.000 Bewohnern wurden am 31. Dezember 1930 27.716 Arbeitslose gezählt; am 31. Dezember 1938 waren es bereits 69.897. Betrug der Prozentsatz der arbeitslosen Bevölke­rung WestböhmenS nach einjähriger Dauer der Krise 4.5 Prozent, so betrug er Ende 1938 11.4 Prozent. Der Bezirk Graslitz   marschiert mit seinen 20.2 Prozent Arbeitslosen an der Spitz« der westböhmischen Krisenbezirke; ihm folgen so- daun der Bezirk Preßnitz-Weipert mit 1574 Pro­zent, der Bezirk Karlsbad   mit 15.1 Prozent und der Bezirk Neudek   mit 13.5 Prozent. Von den zirka 70.000 Arbeitslosen, die Ende 1935 gezählt wurden, standen rund 17.000 im Genüsse der Genter Unterstützung, 41.000 Personen bezogen di« Lebensmittelkarte und 12.000 registrierte Ar­beitslose waren zu diesem Zeitpunkte ohne jegliche Unterstützung. Von 1930 bis Mitte Mai 1935 kamen im Wahlkreis Karlsbad   für die Ernährungsaktion 128.8 Millionen XL, für die Milchaktion 13.4 Millionen XL und für die außerordentliche Not ­standsaktion 149.1 Millionen XL zur Auszahlung. Außerdem wurden nach Westböhmen 56.740 Zentner BrotS 4093 Zentner Mehl, 4119 Zenüler Graupen, 4220 Zentner Zucker, 1645 Zentner Fett und endlich 1207 Zentner Kaffee sowie 65.782 Zentner Kohle zugewiesen. An produk­tiver Arbeitslosenfürsorge wurden in der gleichen Zeit rund 14 Millionen XL den öffentlichen Kör­perschaften als Staatsbeitrag zugewiesen. Ob­wohl in Anbettacht der furchtbaren wirtschaftlichen Not diese namhafte staatliche Hilfe unzureichend geblieben ist, muß doch betont werden, daß sie nur durch die schier übermenschlichen Anstrengungen er­reicht wurde, die die sozialistischen   Parteien im Kampfe um diese Krisenhilfe machen mußten.; Obwohl die Partei bei den Maiwahlen 1935 schwere Verluste erlitten hatte, konnte die Orga- nisation auf gleicher Höhe wie vor den Wahlen ge­halten werden; wie aus dem vorgelegten Organi- sattonsberichte mit erfreulicher Deutlichkeit zu er­sehen ist. Betrug unsere Mitgliederzahl Ende 1930 22.445 Männer und Frauen, Ende 1933 21.848, so können wir Ende 1935 immer noch einen Mitgliederstand von 21.736 aufweisen. Die BeittagSleiftung schwankt in den einzelnen Be­zirken je nach der Zahl der arbeitslosen Mitglieder zwischen 45 und 85 Prozent. Die politische Aktivität hat im letztm Jahre besonders zu­genommen und auch in der Bildungsarbeit ist eine sehr erfreuliche und erfolgreiche Tätigkeit zu beob» achten. Die Wahlniederlage vermochte unsere Kaders nicht zu erschütterst: ftrt Gegenteils die ParoleNun erst recht!" hat in der klasienbewutz- ten Arbeiterschaft ein lebhaftes Echo gefunden. 13 Der Ruhm des Kämpfers Don Jadt London Copyright by Universum Berlin, durch Dr. Prlgor Pressedienst. Wien  . Sie strich sich mit der Hand über die Stirn, als wollte sie die Verwirrung verscheuchen, die ihr Gehirn beschattete. Hören Sie", sagte sie.Derselbe Redak­teur erzählte mir gestern abend? mich, ihr bevor­stehender Kampf wäre in allen Einzelheiten so gut arrangiett, daß sogar die Runde feststünde, in der er enden sollte." Stubener wußte vor Schrecken nicht, was er sagen sollte, aber Pat enthob ihn einer Antwort. Dann lügt der Redakteur", sagte er und hob zum ersten Male die Stimme. DaS wäre das erstemal. Bei den andern Kämpfen stimmte es, was er sagte", antwortete sie herausfordernd. In welcher Runde, sagte er, würde mein Kampf mit Nat Powers enden?" Ehe Maud Sangster antworten konnte, er­griff Stubener wieder das Wort. Ach, kümmern Sie sich nicht darum, Pat!" rief er.Das ist ja nur das übliche Gerede. Las­sen Sie uns weitermachen mit dem Interview!" Aber Glendön beachtete ihn nicht. Seine Augen, die in die ihren blickten, waren nicht mehr von einem sanften Blau, sondern hart und ge- bieterffch. Jetzt war sie sicher, auf etwas Bedeutungs­volles gestoßen zu sein, auf etwas, das alles, was sie verwirrte, erklären würde. Gleichzeitig durch- fchauerte sie die Kraft seiner Stimm« und seines Blicks. Hier vor ihr stand ein Mann, der das Leben packen und aus ihm herausschütteln konnte, was er wollte. Welche Runde sagte der Redakteur?" wie­derholte Glendon. Zum Donnerwetter, Pat, so hören Sie doch auf mit dem Unsinn", mischte Stubener sich wie­der hinein. Ich wünschte, Sie gäben mir eine Möglich­keit zu antworten", sagte Maud Sangster. Ich glaube wirklich, daß ich imstande bin, mit Fräulein Sangster zu reden", fügte Glendon hinzu.Gehen Sie nur, Sam. Gehen Sie und nehmen Sie sich des Photographen an." Sie blickten sich einen Augenblick schweigend an, dann ging der Manager zögernd zur Tür und öffnete sie. Er wandte den Kops, um besser zu hören. Und jetzt sagen Sie, bitte: Welche Runde nannte er?" Ich hoffe, daß ich nicht irre", sagte sie un­sicher,aber ich glaube bestimmt, daß er die sech­zehnte Runde sagte." Sie sah, wie sich plötzlich Ueberraschung und Zorn in Glendons Gesicht zeigten, und Zorn und Anklage galten seinem Manager. Jetzt wußte sie, daß ihr Schlag getroffen hatte. Und sein Zorn war auch begründet. Er hatte den Kampf mit Stubener besprochen, und sie hat­ten sich dahin geeinigt, daß sie den Zuschauern etwas für ihr Geld geben wollten, ohne doch den Kampf allzusehr in die Länge zu ziehen. Des­halbe sollte er in der sechzehnten Runde enden. Und nun kam eine Dame von einer Zeitungs­redaktion und nannte eben diese Runde. Stubener stand blaß und verlegen in der Tür.Mit Ihnen rede ich später", sagte Pat zu ihm.Machen Sie die Tür hinter sich zu." Die Tür wurde geschloffen, und jetzt waren sie allein. Glendon sagte nichts. Seine Miene drückte deutlich Unruhe und Erstaunen aus. Nun?" fragte sie. Sie hoch überragend stand er da. Dann setzte er sich wieder und befeuchtete sich die Lippen mtt der Zunge. Ich will Ihnen etwas sagen," meinte er schließlich.«Der Kampf wird nicht in der sech­zehnten Runde enden." Sie sagte nichts, aber ihr ungläubiges spöt­tisches Lächeln verletzte ihn. Warten Sie ab, Fräulein Sangster, und Sie werden sehen, daß der Redakteur sich irrt." Sie meinen, das Programm wird geän­dert?" fragte sie dreist. Er zuckte unter diesen scharfen Worten zu­sammen. Ich pflege nicht zu lügen", sagte er steif, vor allem nicht Frauen gegenüber." Das tun Sie ja auch gar nicht. Sie leug­nen nicht einmal, daß das Programm geändert wird. Ich bin vielleicht ein bißchen schwer von Begriff, Herr Glendon, aber ich kann nicht ein­sehen, welchen Unterschied es ausmacht, in welcher Runde der Kampf endet, wenn es doch vorauS- bestimmt und bekannt ist." Ich will Ihnen die Runde nennen, und keine andere Menschenseele soll es wiffen." Sie zuckte die Achsel und lächelte. Das klingt ja fast wie ein Rennttp. Die werden immer so gegeben, wie ich Weitz. Ganz so dumm bin ich nun doch nicht, und ich Weitz, daß hier etwas nicht stimmt. Warum wurden Sie böse, als ich die Runde nannte? Warum waren Sie auf Ihren Manager böse? Warum haben Sie ihn fortgeschickt?" Statt zu anworten trat Glendon ans Fen­ster, als wollte er hinausschauen. Dann änderte er plötzlich seinen Entschluß und wandte sich halb zu ihr um, und ohne datz sie es sah, wußte sie, daß er jetzt ihr Gesicht betrach­tete. Dann ging er wieder auf seinen Platz zu« rück und setzte sich. Sie fügen, ich hätte Sie nicht belogen, Fräu­lein Sangster, und Sie haben recht. Ich habe es nicht getan." Er macküe eine Pause, in der er krampfhaft nach Worten suchte. Herriot   lehnt ab Er will Kammerpräsident werden? Paris  . Gegenstand de» großen Jntereffes aller Pariser Morgenblätter bildet die Unter­redung des sozialistischen   Führers LtonBlum mit dem Ehrenvorsitzenden der' radikalsozialistischen Partei H e r r i o t, die streng vertraulich war. DemPetit Journal" zufolge soll Herriot   es definttiv abgelehnt haben, in -die Regierung einzutreten. Gleichzeitig deutet das Blatt an, datz dann für das Außenministe­rium der ehemalige Ministerpräsident C h a u- temps in Frage käme. Herriot   will auf den Posten eines Kammervorsitzenden kan­didieren.Petit Journal" meldet, datz der bis­herige langjährige Kammervorfitzende B o u i s- s o n neuerdings die Absicht habe, für diefen Posten zu kandidieren. Es käme dann zu einem intereffanten Wettbewerb, da die Wahl des Kam­mervorsitzenden eine geheime ist. Versuch mit der Tarnung Aus Spanien   kommt eine seltsame und be­merkenswerte Kunde: G i l R o b l e s, der Füh- rer der katholischen Faschisten, will sich nunmehr sozial geben. Gil Nobles das ist der Mann, der in Spanien   Dollfuß   nachahmen wollte, der Mann, der für die Massenschlächterei in Kata­ lonien   und Asturien   verantwortlich ist, der Mann, der den Arbeitern ihre Zeitungen nahm, ihr Eigentum beschlagnahmte, die Arbeiterheime sperrte und die' ohnehin mangelhafte Agrar­reform wieder rückgängig machte. Was hat wohl Gil Nobles bewogen, seiner Ueberzeugung von gestern abzuschwören? Aber schwört er denn seiner Ueberzeugung ab? Wird aus dem blutigen Gil Nobles wirklich ein Freund der Armen? Hat er sich gewandelt? Nein, er hat g e l e r n t! Er begriff, daß man, will man die Massen des Volkes für den Faschismus gewinnen, nicht ein offenes Bekenntnis zu den kapitalistischen   Auf- traggebern abgeben darf. Die Massen wählen sonst allzurasch und allzu deutlich links. Dem Faschismus dienen seine Werber im Gegenteil am besten, wenn sie den Massen einen sozialen Köder hinhallen, wenn sie ihnen versprechen, ihre Interessen wahrzunehmen. Selbstverständlich im­mer in der selbswerständlichen Berellschaft, das Gegenteil des Versprochenen zu tun, wenn sie, die Faschisten, an der Macht sein würden. In Italien  haben die Faschisten bis zum Jahre 1927 die rote Kokarde auf der Mütze getragen, in Deutsch­ land   haben sie sich däs Rot der Soziallstenfahne ausgeborgt. In Spanien   haben die Massen aller­dings v o r der Vollendung des faschistischen Be- ttugeS Ordnung gemacht, während sie in Deutschland   und Italien   den durch ihre Leicht- gläubigkeft gefüllten Becher der sozialen Bitter- nis bis auf die Neige auskosten müssen. Gil Nobles erweist den sozialen Ideen unserer Zell eine Zweckreferenz. Er verneigt sich, wie feine erfolgreicheren Kollegen, vor jenen sozialen Ideen, deren Trägerin die sozialistische Arbeiter- bewegung ist. Jene sozialisfische Arbefterbewc- gung, die auch im Faschismus die einzige Trä- gerin dieser Ideen bleibt. Und die darum den Faschismus besiegen wird! Wollen Sie nicht versuchen zu glauben, was ich Ihnen jetzt sagen werde? Wollen Sie sich auf das Wort eines Boxers verlassen?" Sie nickte ernst und sah ihm in die Augen, überzeugt, datz er jetzt die Wahrheit sagen würde. Ich habe immer ehrlich und anständig ge­kämpft. Ich habe nie im Leben unsauberes Geld angerührt, nie einen unsauberen Trick ausgeübt. Das möchte ich zunächst feststellen. Sie haben mir durch das, was Sie erzählten, einen gehörigen Schrecken eingcjagt. Ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll. Aber es sieht sehr verdächtig aus. Das ist es. was mich quält. Denn sehen Sie,- Stubener und ich haben den Kampf besprochen, datz ich in der sechzehnten Runde Schluß machen soll. Und jetzt kommen Si« und erzählen es mir. Woher wußte der Redakteur eS? Bon mir nicht. Stubener mutz es sich haben entschlüpfen lasten ... es sei denn..." Er schwieg einen Augenblick, um nachzu­denken. Es sei denn, der Redakteur hätte es zu­fällig geraten. Ich kann nicht klug daraus wer­den. Da ist nichts zu machen, als die Augen offenzuhalten und abzuwarten. Jedes Wort, das ich Ihnen gesagt habe, ist wahr. Hier meine Hand darauf!" Wieder stand er auf, daß er sie in seiner vollen Größe überragte. Ihre kleine Hand wurde von seiner großen, der sie auf halbem Wege entgegenkam, ergriffen, und nachdem sie sich offen und ehrlich in die Augen geblickt hatten, sahen beide unbewußt auf die ein­änder umschließenden Hände nieder. Sie fühüe, datz sie sich ihrer Weiblichkeit noch nie so bewußt gewesen war wie in diesem Augen­blick. Diese Erkenntnis kam ihr in derseben Se­kunde, in der ihre weicbe, zart« Hand dm Druck seiner kräftigen männlichen spürte. .(Fortsetzung folgt.),