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Sonntag, 31. Mai 1836
Nr. 128
Von 8. Juni bis 21. Juli:
slowakische Schriftsteller E. B. L uIde und Dr. Senil gewählt.
Zeichnung der Vcrteidlgnngsanlcihc!
Prag  . Das Gesetz über die Bcrteidignngs- anleihe wurde vom Präsidenten der Republik be­reits unterzeichnet und auch schon in der Samm­lung der Gesetze und Berordnuugen publiziert. Wie der Finanzminister Dr. Kalfus in einer Preffebesprechung mitteilte, wird die Anleihe zu einem Kurs von 97 in der Zeit vom 8. Juni bis 21. Juli zur Zeichnung aufgelegt werden. Der Anleihebetrag ist bekanntlich nicht limitiert. Die Finanzverwaltung erwartet aber, daß dank der Opferwilligkeit der Bevölkerung das Anleihe- Ergebnis die Arbeitsanleihe vom Jahre 1933 zu­mindest erreichen, wenn nicht übertreffen wird. Diese Erwartung ist sicher nicht als unbeschei­den zu bezeichnen. Vor drei Jahren befand sich unsere Wirtschaft auf dem Tiefstpunkt, der Geld­markt war äußerst knapp und doch wurden damals zwei volle Milliarden gezeichnet. Heute hat unsere Wirtschaft den Tiefpunkt überwunden und befindet sich wiederum in einer aufsteigenden Linie. Di- Einlagen bei den Geldinstituten find im Steigen begriffen, ebenso weisen die Steuereinnahmen des Staates in den ersten Monaten dieses Jahres eine erfreuliche Zunahme auf. Der Aprilausweis der Staatseinnahmen schließt mit einem Plus von 809 Millionen gegenüber dem Vorjahr, wovon 444 Millionen auf die direkten Steuern entfallen. Gewiß geht der überwiegende Teil dieser Zunahme auf diejenigen Steuerzahler zurück, die sich durch rechtzeitige Bezahlung die neuen Steuerbonifika­tionen sichern wollen, aber ein nicht unbeträchtlicher Teil der Mehreinnahmen ist sicher auch auf die allmähliche Besserung im Wirt­schaftsleben zu buchen. Sind doch die Steuereinnahmen auch in dm Monaten Jänner und Feber, wo noch keine Bonifikationen gewährt wurden, höher gewesen als.im vergangenen Jahr. Die Besserung''der Einnahmen der Staatsbahnen ist gleichfalls ein untrügliches Zeichen einer Bes­serung der Gesamtwirtschaft: Das Defizit der Bahnen hat sich im Jahre 1935 um 75 Millionen verringert. Im letzten Monat haben sich auch die Eingänge der Tabakregie wieder gebessert. Die näheren Zeichnungsbedingungen werden in der Durchführungsverordnung, die noch vor dem ersten Zeichnungstag erscheinen wird, festgesetzt werden. Wie der Finanzminister mitteilte, ist für beide Anleihetypen, den viereinhalb- und dm drei­prozentigen, ein Emissionskurs von 97 vorgesehen. Auch dies ist ein Zeichen, daß die Finanzverwal­tung des Erfolges der Anleihe gewiß ist. Die politis^e Aie hio wirtschaftliche Seite der Anleihe Mirdem vesi'letzfei^'Tägen öonoerufkner Seite wiederholt ausführlich dargelegt.' Die An­leihe ist notwendig, um unsere Abwehrmaß­nahmen gegen faschistische Angriffslust auf eine solcke technische Höhe zu bringen, daß jeder Angriff auf unseren Staat auch für den stärksten Gegner ein allzu hohes Risiko bedeutet. Die Anleihe wird aber auch eine großezusätzlicheA r bei t s- beschaffung für h und er 11 ausende Händ e bedeuten, die bisher feiern mußten. Beide Häuser der Nationalversammlung haben einmütig gefordert, daß bei dieser zusätzlichen Arbeitsbeschaf­fung in erster Linie die bodenständigen Ar­beitslosen und die Industrie in den Notstands­gebieten berücksichtigt werden, soweit dies tech­nisch nur irgend möglich ist. So wird hoffentlich
ein erheblicher Teil des Anleihe-Erlöses auch unse­ren deutschen Notstandsgebieten in Form von Aufträgen zugute kommen. In den, nächsten Tagen dürfte der Präsident der Republik   selbst im Rundfunk über die Bertei- digungsanleihe sprechen; auch der Ministerpräsi­dent und mehrere Minister werden an die Bevölke­rung im Rundfunk den Appell zur Zeichnung die­ser Anleihe richten. Praktisch genommen stellt die Anleihe keineswegs ein besonderes Opfer des Anleihezeichners dar, sondern eine gute Kapitals­anlage. Der hohe Kurs der, alten Staatspapiere zeigt, daß die Bevölkerung in den Staat und seine Finanzverwaltung volles Vertrauen setzt. Verteidigung gegen den Faschismus Ar­beitsbeschaffung auch für unsere deutschen Not­standsgebietei Diese zwei Gesichtspunkte machen es jedem deutschen Sozialisten zur Pflicht, zum vollen Erfolg der Anleihe nach besten Kräften beizutragen l
Klelnbauem-Verban dstag in Wallern Auf dem Kongreß der deiktschen Kleinbauern und Häusler  , der am Samstag in Wallern im Böhmevwalde eröffnet wurde» sprachen der Minister für soziale Fürsorge Genosse Jng. N e L a s und Abgeordneter Genoffe Iäksch. Minister NeLas wandte seine Aufmerksam­keit den aktuellen wirtschaftlichen und sozialpoli­tischen Fragen zu. Im politischen Teil seiner Rede betonte er die Vorzüge des demokratischen Regi­mes unseres Staates. Er zeigte die undemokra­tischen diktatorischen Regimes in der Geschichte auf und legte dar, wie diese Regimes schrittweise durch demokratische Formen als höher stehende und bess eit Regimeformen ersetzt wurden. Unter großem Beifall der Kongreßteilnehmer hob Mnister Jng. NeLas die Notwendigkeit der zwei letzten großen Gesetzesvorlagen hervor: des Ge­setzes zur Verteidigung des Staates und der Staatsverterdigungs-Anleihe.
Kongreß der tschechischen Nationalsozialisten Während der Pfingstfeiertage hält die tsche« chosiowakische nationalsozialistische Partei in Prag  ihren XIII. Hauptkongreß ab. Die Kongretz­verhandlungen wurden Samstag nachmittags im Smekanasaal des Gemeindehauses in Anwesenheit von 123K-DHhtgierten ipch^äftfMk?w^ktetz^dp7 Parteivorsitzende Klo f a 8 wurde beim Betreten des Saales stürmisch begrützt. Er erklärte in einer Ansprache, daß der tschechoslowakische Na­tionalsozialismus in dieser ungewöhnlich ernsten und schweren Zeit auf der Wacht sein wird, damit er die Republik   und die Demokratie gegen jeden Feind schütze. Der Vertreter des Generalsekretärs der Partei, Abgeordneter Dr. M o u d r h, berich-' tete dem Kongreß über die politische Linie der Partei. Zum Parteivorsitzenden   wurde neuerlich Senator K l o f ä L unter nichtendenwollendem Beifall und Hochrufen gewählt. Unter Beifall wurden zu Borsitzenden-Stellvertretern der Par­tei Minster Dr. Franke, Minister TuLnh» Abgeordnete Z e m i n o v ä, Abg. L a n g r, der(
Besuchssperre bei den Ministern. Der Vor­sitzende der Regierung und sämtliche Regierungs­mitglieder empfangen in der nächsten Woche, d. i. vom 1. bis 6. Juni, überhaupt keine Besuche. Sämtliche, auch angemeldete Besuche, entfallen. Die Hochwafferschäden. Der Minister, für öffentliche Arbeiten Jng. Dostälek entsandte zum Zwecke der Feststellung der von den Hochwasser- Katastrophen in den letzten Tagen an den Straßen und Wegen sowie an den Brücken in den Bezir­ken Nova Paka  , JiLin und Dauba   angerichteten Schäden den Vorstand der Straßen- und, Brücken­sektion des Ministeriums Jng. Josef Svoboda  , der an Ort und Stelle die dringendsten Maßnah­men anordnete,' die zur Wiederherstellung der Kommunikationsmittel notwendig sind. Bei den Betriebsrätewahlen in der Poldi- Hütte in Kladno   wurden 2644 gültige Stimmen abgegeben(2084). Hievon erhielten der kommu­nistische Jndustrieverband 1610 Stimmen und 9 Mandate(im Jahre 1934: 1162 7), die vereinigte Kandidatenliste des Metallarbeiterver­bandes und der tschechoslowakischen Metallarbeiter (sozialdemokratisch und nationalsozialistisch) 708 Stimmen, 4 Mandate(599: 4). und die natio­nale Bereinigung 326 Stimmen und 2 Mandate (323 2). Bessere Textilausfuhr nach Jugoslawien  . Unter dem Einfluß der Sanktionen gegen Italien  besserte sich die tschechoslowakische Ausfuhr von Baumwollwaren in der Zeit Dezember bis März, da die italienische Konkurrenz ausgeschaltet war. Der Baumwollwarenexport nach Jugoslawien   er­höhte sich in dieser Zeit auf 49.3 Millionen XL, gegen 19.9 Millionen XL in der gleichen Vor­jahrsperiode, die Wollwarenausfuhr von 18.5 Millionen auf 30.8 Millionen XL.
Argentinischer Vorstoß gegen die Sanktionen Paris.Oeuvre" meldet zu dem An­suchen des argentinischen Vertreters beim Völler- bunde, eine außerordentliche Session des Völker­bundes für den 16. Juni einzuberufen, folgen­des: Diesem Anträge zufolge soll sich die Ver­sammlung mit nachfolgenden drei Punkten be­fassen: 1. Mit den Sanktionen gegen Italien  , 2. mit der Reform des BölkerbunveS und 3. mit derAnerkennungderfertigenTat- sache inAbessinien. Die argentinische Regierung hat vorderhand ihren Antrag noch nicht schriftlich unterbreitet, sondern sie hat, der Lbli- cheg Gepflogenheit gemäß, diesen Antrag münd-
habe in seiner Unterredung mit Eden dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß die englische   Re­gierung auf der Genfer   Ratssitzung im Juni mit der Forderung nach Aufhebung der Sanktionen führend vorangehen werde. Die Bemühungen Mussolinis, die Spannung zwischen Italien   und England zu mindern, würden in London   mit Be­friedigung beobachtet. Das Problem sei jedoch mit der Frage der Sanktionspolitik verbunden, die sofort nach den Feiertagen weiter erörtert werden wird. Während keine neue Zusammen­kunft zwischen Eden und Grandi' festgesetzt sei, könne mit Besprechungen zwischen der Londoner  italienischen Botschaft und dem Foreign Office nach Pfingsten gerechnet werden.
lich durch ihren Vertreter'bekanntgegeben. ^DMEÄEgraph" Äel83Äira
1 Wir suchen ein Land
Roman einer Emigration Von Robert Grötzsch  
1. Kapitel. Der Fluß zog sein Band mit halber Kraft durchs Tal. Es gab nicht viel Wasser in diesem Frühjahr und auch oben im Gebirge hatte die Trockenheit etwas zeitig eingesetzt. In dem dun­kelbraunen Wasser spiegelten sich die Uferränder, kleine bewaldete Höhenzüge, Hauser und Villen. Im Ufergras saß Karl Herkner mit seiner .'Kolonne, Rur Moses fehlte, der jüdische Hand­lungsgehilfe. Und Gusti fehlte auch. Die würgte in der Küche herum und- wurde nicht fertig, wie immer. Sonst waren sie alle beisammen: Schwar­zer, der Mann der Gusti; Peter und Paul, die Unzertrennlichen; Frosch, der mit seinen breiten Tatzen im Ufersande wühlte und der Kleine, der! jüngste von ällen, der auf der Böschung hockte und sein blasses Gesicht hartnäckig dem FlüchtlingS  - heim zuwandte, dessen runder Turm'weit hinten über die Bäume hinweg ragte. Die Geschichte dieser Kolonne Herkner will ich erzählen. Es sind acht Heimatlose, von ihrem Lande verfolgt und vertrieben. Einige von ihnen habe ich gekannt, von anderen wurde mir erzählt, dieser und jener wird noch hinzukommen, wie Ju­stus, der Schriftsteller», der an diestm Maitage noch werter nördlich saß, an dem Wäldchen, nahe der böhmisch-sächsischen Grenze. Heiß war dieser Tag, voll brennender Sehn­sucht, als könnte die Natur den Hochsommer nicht erwarten und wollte die Erinnenmg an den Win­ter, dessen Kälte sich tief in die Erde gefressen
hatte, aus allen Poren schwitzen. Herkners Ko­lonne sah nackt umher; es sollte das letzte Bad an diesem Gestade sein. Keiner sprach, und aller Augen liefen am Flusse hinauf und hinab, lieber allen lastete die Stimmung des Abschieds. Die Sonne bestreute das Wasser mit tausend flimmernden Perlen; sie taten den Augen weh. Herkner drehte seinen muskulösen, straften Leib herum und sah nach dem Kleinen, dessen Gesicht noch immer landeinwärts gewandt war, als könne es nicht los kommen von der großen Villa, die hinten in einem Garten lag und deren Dach hinter den ho­hen Bäumen wie ein wagerechter Strich verlief. Herkner fühlte einen leichten Druck iit der Brust. Hier hatten dreißig Flüchtlinge ein Jähr lang ge­haust. Das Haus hatten sie gereinigt, verjüngt, erneuert. Ehe die Dreißig einzozen, stand es leer, verfallen, der Besitzer in fernen Landen, der Ver­walter gestorben. So hatten sie es übernommen, verwaist und verlassen. Alle Gänge und Zimmer waren verstaubt, der Mörtel abgebröckelt von den Wänden, das Küchengeschirr verrostet, die Oefen verstopft und unbrauchbar. Im Garten hatte das Unkraut alle Beete aufgefreffen. In Baum und Strauch saß das Ungeziefer, die, Wege tvaren bis zur Unkenntlichkeit überwachsen. Nun strählte die Villa Wanja innen und außen kn frischen Far­ben. Wände hatte man auSzeputzt und neu gestri­chen, Betten hatte man gebaut, Mätratzen neu hergerichtet, zerbrochene Diwane wieder auf die Beine gestellt und neu aufgepolstert, das große, schöne HäuS wieder zurückerobert. Der Garten glich einem Keinen Park mit sandigen Wegen und gepflegten Bäumen. Das also sollte morgen schon hinter ihnen liegen. Die frühere Ruine mochte niemand, daS erneuerte Haus fand im Frühjahr einen Käufer. Die erste Möbelladung war schon angekommen. Feine Sachen, alle poliert. Frosch spie ins Was­ser und brach das Schweigen:DaS konnte man sich denken, das konnte nicht so bleiben..." Nie­mand antwortete, allen schienWanja" schöner
denn je. Und jedes Jahr würden die Obstbäume blühen und die Rosen, und die Kinder werden auf demRasen spielen, werden glücklich sein und später einmal erzählen:Das haben fremde Männer geschaffen, Emigranten haben den Baum ge­pflanzt und den, haben dort, wo der breite Stumpf noch herausguckt, eine alte Linde umge­legt; die Rotunde haben sie gepflanzt und den Weg zur Torausfahrt neu aufgeschüttelt. Wir ha­ben sie noch gekannt, wir haben die Männer noch gesehen..." Drei Trupps gingen morgen ins Land hin­aus, jeder in andre Gefilde. Wie würde die neue Heimat sein? Herkner räusperte sich und meinte: Den Fluß sehen wir wieder." Es klingt wie ein Trost, aber die Höhen hier, das urbargemachte Haus, das muß man zurücklaffen. Alle schweigen. Wenn wenigstens MoseS neben uns säße, denft Herkner, der würde mit seinem Maule keine Trübsal aufiommen lassen. «Das Floß!" rief einer und die Augen der Kolonne liefen flußauf. Langsam glitten die lan­gen Holzstöße um die Biegung. Man erkannte vorn schon den Alten. Peter und Paul, Frosch und Schwarzer ttippelten über die Ufersteine flußauf­wärts, warfen sich ins Wasser» schloammen zum Floß hinüber, kletterten hinauf und riefen dem Alten tschechische Begrüßungen zu. ücta, ücta", lächelte er. Wie oft waren sie mit ihm ge­fahren. Hinten ruderten Karel und Friedrich, die beiden Flotzknechtc. Es ist allemal eine lausige Schinderei, ehe man die Holzstöße richtig um die Biegung herumbringt.Das letztemal", brüllen Peter und Paul,morgen geht's abl" Und sie machen eine weste Handbewegung stromabwärts. Der Alte nickt. Auch die anderen aus dem Flüchtlingsheim haben sich von allen Seiten am Ufer zusammen­gefunden. An die fünfundzwanzig Mann stehen da, winlen und grüßen. Mindestens ein dutzend-
Japanische Truppen besetzen Peiping Peiping. Im Zusammenhang mit der Explosion einer Bombe auf die die Strecke Tientsin   und Tanfu verbindende Eisenbahnbrücke wird gemeldet, daß nach Beseitigung des Scha­dens im Laufe des Samstag-Bormittags 1500 Mann japanischer Berstärkungen in Tientsin ein­getroffen seien, von denen 600 nach Peiping und T« n g s ch« weiterbefördert wurden und hier als japanische Besatzungstrup­pen untergebracht wurden. In Nanking nimmt man an, daß die Japa­ner diesesAttentat" selbst inszeniert haben, um einen Borwand für ihr weiteres Bordringen in China   zu schaffen. Aus Nanking traf der Direktor der asia­tischen Abteilung des chinesische« Außenministe­riums ein, um sich persönlich über die Borgänge in Rordchina zu unterrichten. Die von dem japa­nischen Generalkonsul in Nanking   getane Aeuße- rung, daß China  »wischen dem Anschluß und einem Krieg mit Japan   wählen ulüsse, findet hier starke Beachtung.
Tltulescu In Belgrad Belgrad  . In Belgrad   ttaf Samstag an Bord eines Flugzeuges der rumänische Außenminister T i t u l e s c u ein, um die Belgrader   Regicintng über das Programm des Besuches des Prinz­regenten Pavle in Rumänien   zu informieren. Titulescu benützte diesen Aufenthalt auch dazu, um Dr. StojadinoviL über seine letzten Pariser  Unterredungen zu informieren, wobei bilde Staatsmänner ihre Ansichten über die letzten in­ternationalen Ereignisse austauschten.
17 Nazi unter Hochverratsanklage Wien  . Vor dem Wiener-Neustädter Geschwo­renengericht hatten sich 17 SA  -Manner aus Wie­ ner Neustadt   wegen Hochverrates zu verantwor­ten, weil sie in Wiener Neustadt   die Standarte Nr. 84 und den Sturmbann Nr. 5 der illegalen SA organisiert hatten. Das Gericht verurteilte den Hauptangellagten Eduard Latzelsberger zu 14 Monaten schweren Kerker, fünf Angeklagte zu je einem Jahre, die übrigen zu zweieinhalb bis sechs Monaten.
Wirtschaftsprogramm der französischen   Gewerkschaften Die französischen   Gewerkschaften haben an die neue Regierung ein Programm wirtschaft- licher Forderungen gerichtet, das vor allem eine allgemeine Vierzigstundenwoche,. mit Lohnaus­ gleich.   ein System'bei-KökkektivversrW' ileber- wachung der Arbestsbedingungen durch Ver­trauensleute der Arbeiterschaft und Erhöhung des schulpflichttgen Alters enthüll. Das Kernstück des Programms jedoch ist ein großes Arbeitsbeschaf« fungsprogramm, das das größte bisher in Frank­ reich   bekannte sein und unter starker Mitwirkung der Lokalbehörden durchgefiihrt werden soll. Die Stadt Paris   allein soll z. B. insgesamt 12 Mil­liarden Franks aufwenden. Andere Projekte be- treffen die Regulierung des Rhoneflusses, Bewäs­serungsarbeiten usw.; die gesamte Arbeitslosigkeit l soll dadurch aufgesaugt werden. Die Finanzie­rung soll durch Heranziehung der Sozialversiche­rungsfonds, größtenteils jedoch durch eine Kredit- ausweitung erfolgen. Schließlich wird auch eine Nationalisierung der Rüstungsindustrie verlangt.
mal ist der alle Flößer so an ihnen vorbeize- rutscht. Die Schwimmer rennen bis zum letzten Holzstoß, grüßen die beiden Gehilfen, springen kopfüber ins Wasser, werden von der Strömung mitgenommen und kommen weit unten wieder ans Land. Man winkt mit Tüchern. Kleiner wird das Floß, der Alte ist nur noch ein schmaler Strich, klein und dunkel verschwinden die Ruderer im Dunst der Dämmerung. Abends sollte eigentlich, eine Abschiedsfeier sein, aber die Stimmung fehlte. Gusti kam nicht aus der Küche herauf, die Jüngeren hatten ihre letzten Kronen zusammengekratzt und waren stromab gefahren in die große Stadt mit den be­leuchteten Straßen, den herrlichen bunten Lich­tern, den Cafes und Kaufhäusern, den unzähligen billigen Lockungen, die man noch einmal anstau­nen wollte. In vielen würgte der Grimm. Wie oft hatten sie geschimpft, gemeutert, das Essen war eintönig geworden. Wie sollte es anders sein bei sechs Kronen täglich auf den Kopf? Nun kam der Abschied, und alle wußten nur, was sie ver­loren, aber keiner wußte, was er eintauschte. Wie ost hatten sie Gusti gefrozzeü, weil sie, die starke Frau, immer rundlicher wurde obwohl sie ani wenigsten von allen und am meisten han- tterte! Wie oft hatte man über ihre Küche räso­niert! Wie manche heimliche Träne hatte sie des­halb geweint, sie, die einmal bessere Tage gesehen und nun unten in der Küche tagaus, tagein den Aerger wegen dein Essen hinunterichlucke» mußte. Wer vermag cs mit den kargen Mitteln dreißig Leuten recht zu machen? Gern hätten sie noch einmal mit ihr beisammen gesessen, manche mit stummer Abbitte im Herzen   aber sie kam ja nicht herauf, sie wurde wieder nicht fertig mit Waschen, Putzen und Einpacken. Blank wollte sie das Haus übergeben, das sie mit wohnlich ge­macht hatte. .(Fortsetzung folgt.).