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Interessen, die nicht die unsrigen sind, de« einfluht werden können.' Schließlich wird der Bundes- Versammlung beantragt, auf die erhobenen Beschwerden nicht ein- zutreten. Dieser Antrag ist, wenigsten? formell, nicht erfüllt worden, denn die Rekurseinaabe ist bereits einer Kommission des Nationalrates zugewiesen. Wie diese sich dazu stellt, wird man bald erfahren. Auf die von uns ebenfalls erwähnte neue AuSweisungS- a ffaire, deren Einzelheiten Genosse Greulich veröffentlichte, stürzte sich der offiziöse Schreibhandlanger Dr. Langhard, wie der Geier auf ein GemSIein. Der Allesbesserwisser wußte sofort mehr als Greulich und fand alles in Ordnung. Im Berner .Bund' wird der Fall so dargestellt, daß die drei aus gewiesenen Italiener von Zürich   nach Chiasso   mit gewöhnlichen Fahrkarten dritter Klasse reisen konnten, wie jeder andere Passagier, nur daß sie von Polizisten, aber in Civil und unauffällig begleitet ivorden seien. In Chiasso   hätten sie wie alle anderen Reisenden die Zollrevision passiert und seien dann mit dem nächsten Zuge ins Innere des Landes weiter gereist. Bon einer Empfangnahme durch tessinische oder italienische Polizisten sei keine Rede gewesen. Nach Langhard hätten sie über die italienische Grenze gebracht werden müssen, weil die ausgewiesenen Anarchisten an den übrigen Grenzen zurückgewiesen wurden. Der.Grütlianer" konstatiert all' dem gegenüber, daß die Zwangsauslieferung an Italien   doch bestehen bleibt! Die Z ü r. Post" bemerkt zu der Geschäftigkeit der Offiziösen:Höre man in Bern   doch endlich auf, ernste Sachen mit Höflichkeitsgeschwäu abzuthun. Er kläre man doch klipp und klar, man sei entschlossen, mit der bis hcrigen menschlichen Art der Ausweisungen zu brechen, der italienischen Regierung alles zu gewähren, was sie von der Anarchisten koufercnz in Rom   verlangt hat und daß man keinen Wert mehr darauf legt, die gesetzlichen Unterschiede zwischen Aus liefcrung und Ausweisung zu respektieren. Dann wissen wir, woran wir sind.._ DaS belgische Wahlgesetz ruft einen Sturm der Entrüstung im Lande und in der Dcputiertcnkammer hervor. In der Kammer kam es anläßlich der Festsetzung des Datums für die Erörterung des Wahlgesetzes au' den 5. Juli, wie wir bereits in einem Teil der gestrigen Auflage unter Depeschen mitteilten, zu heftigen Zwischenfällen. Der Socialist Bandervelde erklärte das Gesetz für schamlos. Der Socialist SmeetS erklärte, der König sei der Mitschuldige des Ministeriums. Der Borsitzende forderte den Redner auf, die Person deS Königs zu respektieren. Der Socialist Demblon erklärte darauf, man achte, was zu achten sei. Der Socialist Bandervelde wird wegen seiner Bemerkung über den König zur Ordnung gerufen. Demblon erklärte:Wir hatten nicht erwartet, daß man ein flandalöses Gesetz einbringen wird Sie haben nicht das Recht, ein solches Gesetz vorzulegen. Sie spotten damit der Konstitution!" Sich an die Regierung" wendend rief Redner:Sie sind Aufrührer! Die Regierung muß die Bor läge zurückziehen.' Der Fortschrittler L o r a n d protestierte eben- falls gegen die Borlage. Da bei der Abstimmung über das Datum für die Erörterung der Vorlage die Linke den Saal verlassen hat. ist die Kammer beschlußunfähig. Die Sitzung wird infolgedessen aufgehoben. Die Bewegung gegen daS Wahlgesetz der Regierung dehnt sich über ganz Belgien   aus und wird eine nationale Kund- g e b u n g aller Oppositionsparteien zur Folge haben. Trotzdem hofft das Ministerium, daß am 3. oder S. Juli die Beratungen beginnen werden und hat allerlei Maßnahmen gegen die Volksbewegung ge> troffen. vom 3. I MtS. ab sollen täglich die sämtlichen Sonden korp  » der Brüsseler Bürgergarde abends von 3 Uhr ab ein- berufen werden, um die neutrale Zone, das heißt da» kleine Stadtviertel, in dem alle Ministerien und daS Brüsseler Königsschloß liegen, zu schützen. Alle Bürgergardisten erhalten die sogenannten Aus stand s Patronen. Die gesammte Gendarmerie. Polizei und Feuer- wehr sind vom 3. r. M. täglich konstgniert; schon sind 40 Gendarmen auS der Provinz nach Brüssel   gezogen worden. Am Ende der Gesetzesstraße, in dem alle Ministerien liegen, befindet sich das PalarS du Cinquantenaire; hier werden jetzt die erforderlichen Einrichtungen getroffen, um sofort zwei Bataillone des zehnten Linie nregimentes zur Verstärkung der Brüsseler  Garnison aufzunehmen. Weitere Verstärkungen der Brüsseler Garnison   durch Heranziehung flandrischer Truppenteile sind an- Seordnet. Die maßvolle BrüsselerGazette" mahnt heute den önig, rechtzeitig einzugreifen, und das Ministerium auf einer Bahn anzuhalten, die unzweifelhaft das Land in die R e v o I u t i o n und in den Bürgerkrieg treibt._ Schweiz  . Mit der parlamentarischen Erledigung der Kranken- und Unfallversicherung wird es nun anscheinend in der That wieder nichts. In unverbrüchlicher Treue zu ihrer bisherigen jahrelangen Bcrschleppungspolitik soll die herrschenderadikale" Parlaments- Mehrheit beabsichtigen, sie auf die Herbstsession zu verschieben zu verschieben ad calendas graecas! Die Arbeiter können warten und der radikale Parteipapst Forrer hat ja einst erklärt: wir machen So­zialreform, wenn es uns paßt. Und was Herr Forrer will, das geschieht. Serbien  . Steuerverweigerung in Serbien  . Wie derInt. Korresp.' auS Belgrad   gemeldet wird, haben die Oppositionsparteien in den südlichen Kreisen die Steuerverweigerung beschlossen und bereits allgemein organisiert. In der Umgegend von Nisch und Vra nj a wurden mehrere Steuer- und Polizeibcamte von den Daucn« enist- hast verwundet; doch sucht die Regierung alle Meldungen hierüber zu unterdrücken. Ter Konflikt an der scrbisch-tiirkischen Grenze sollte bei- gelegt sein. so war von einer Tclegraphenagentur gemeldet worden. Einer Berliner Zeitung  , die diese Mitteilung gebracht hatte, wird dazu aus der serbischen   Gesandtschaft geschrieben: Das Wiener Korrespondenzbureau brachte vorgestern die tele- graphische Nachricht au» Konstantinopel  , daß der König von Serbien  dem Sultan   sein Bedauern über den Borfall an der serbisch  - türkischen Grenze tclcgraphisch ausgesprochen habe, und daß auch der Vertreter des serbischen   Ministeriums des Aentzeren sich in derselben Weise dem türkischen Gesandten in Belgrad   gegenüber geäußert habe. Wie man uns ans Belgrad   mitteilt, ist diese Behauptung deS Korrespondenzbureaus völlig aus der Luft gegriffen. Die an der türkischen Grenze konzcntrirtcn serbischen   Truppen werden so lange dort verbleiben, bis die Sicherheit vollständig wieder hergestellt ist." Afrika  . Kricgövorbcrritungrn? Ebenso wie die südafrikanische Republik   trifft auch der Oranje-Freistaat   allerlei Wer- teidigungSmaßregeln. Bloemfontein  , 24. Juni. Der Raab deS Oranje Freistaates   bewilligte heute 2000 Pfd. Gterl. für Vermehrung der Artillerie um 40 Man» und 80 Pferde. 420 Pfund zu Ver­besserungen bei der Feldtelegraphen-Abtellung der Artillerie, 3400 Pfd. für Zelte für die Burghcr« und 4050 Pfd. für drei Maximgeschütze und drei Schncllfeucrgcschütze. Der Raab beschloß ferner, daß das Mauscrgcwehr Nationalivaffe sein sollte, und bewilligte 22 500 Pfund Sterling zur Anschaffung von Munition, 39 950 Pfund für Kriegs- Material und 13 527 Pfund für Vermehrung der Artillerie. Trotz aller dieser Nachrichten ist zu hoffen, daß ein Krieg zwischen Südafrika   und England vermieden werden wird.-- Ueber die Sitttation in Frankreich  , besonders über den Eintritt des Soctaltsten Millerand  , in das Kabinett schreibt uns unser Pariser Korrespondent: P a r i S, 23. Juni. Zu jeder anderen Zeit würde das neue Ministerium als daS Er- zeugnis einer tollen jPhantasietz erscheinen. Aber seine'außer- gewöhnliche Zusammensetzung entspricht der außergewöhnlichen Situation. Die zehn Tage lange verschleppte Ministerkrise hatte sich zuletzt zu einer Staatskrise zugespitzt. Es fehlte wenig dazu, den Präsidenten der Republik zur Demission zu zwingen. Die sonst so machtliisternen Politiker hatten einen wahren Ministerstteik erklärt. Die einen, wie PoincarS und Melines� Kreaturen mit dem Hintergedanken, ein reingemäßigtes', der Fälscherbande und den Nationalisten genehmes Kabinett zu erzwingen; die anderen, wie die Radikalen Brisson und namentlich Leon Bourgeois  , aus schlotternder Angst vor der schweren Verantwortlichkeit. Zum zweitenmal von Loubet   mit der Kabinettsbildung betraut, weil kein anderer Kandidat aufzutreiben war, mußte Waldeck-Rouffeau um jeden Preis unverzüglich seine Aufgabe lösen. Hat er sie glücklich gelöst? Ja und nein. Auf der einen Seite hat er die Einigung aller Republikaner, mit Ausnahme des Melineschen Flügels, in die That umgesetzt. Mit kühnem Blick und festem Entschluß berief er, der waschechte Bourgeoisrepnblikaner. ins Ministerium den S o c i a l i st e n Miller and, ungeachtet de? Entrüftungsgeschreis nicht nur der Melinisten, sondern auch der mehr links stehenden Bourgeois rcpnblikaner von der Schattierung desTemps". Er bekundete da­mit, unbekümmert um bornierte, egoistische Parteiinteresien, daß die socialistische Partei für die Verteidigung der ernstlich bedrohten Re- publik unentbehrlich ist. Einzig von dem Gedanken geleitet, die prätorianischen Elemente zu bezwingen und die Oberhoheit der Re- publik und der Civilgewalt wiederherzustellen, setzte er ferner das Kabinett:us lauter erprobten und energischen Republikanern zusammen Er brach entschieden mit den üblichen Kabinett-BildnngS- kniffen, die eS vorschreiben, die Minister den diversen parlamentari« schen Klüngeln zu entnehmen, ohne Rücksicht auf den persönlichen Wert der von den Klüngeln poussierten Kandidaten. Man findet daher im neuen Kabinett'unter 11 Ministern achtneue Männer", die noch niemals am Ruder waren, die aber fast sämtlich ihre Tüchtigkeit bezw. ihre hervorragenden Fähigkeiten bereits durch die That bewiesen haben. Und so verschieden auch die allaemeine Parteistellung der einzelnen Minister ist, ihre Ansichten über die Erfordernisse der gegenwärtigen Situation, über die dringlichen Re« gierungsanfgaben stimmen vollkommen überein, worauf es ja zur Zeit einzig und allein ankommt. Die Kehrseite der Medaille ist der Kricgsminister General de G a l I i f f e t. Ersten? ist es schon an sich ein Am,utszeugnis für die Republik  , daß sie in ihrer schwersten Stunde, im Kampfe gegen die Prätorianer, zu einem militärischen KriegSmimster Zuflucht nehmen mntz. Die Civilgewalt bekennt, daß sie die Militärs nicht ohne Vcrmittelung eines Generals unter das Gesetz beugen kann! Und dann was für eines Generals? Des blusigsten Schlächters des Pariser Proletariats in der blutigen Maiwoche 1871, des Unmenschen, der gefangene Kommunekämpfer aufS Geratewohl hat erinorden lassen idie haarsträubenden Einzelheiten lese man in Lissagarays Geschichte der Kommune' nach)... Galliffet ist das Gegengewicht gegen Millerand und umgekehrt. Letzteres so sehr, daß von Millerands Eintritt ins Ministerium die Lösung der Krise abhängig war. Es braucht nicht erst gesagt zu werden, daß MillerandS Entschluß von jeglichen ehrgeizigen Beweggründen frei ist. Der socialistische Abgeordnete hat vielmehr dabei ein große? Opfer gebracht im Dienste der Republik   und folglich der soeialistischen Partei. ES unterliegt keinem Zweifel, daß Millerand sich zuvor über die Hal- tung des Ministeriums und insbesondere GalliffetS vergewissert hat. Demgegenüber hat es nichts zu bedeuten, daß Galliffet  , sonst ein Anhänger der DreysuS-Revision(er war Entlastungszeuge für Picquart), vor zwei Monaten in einein Brief an daSJournal des Dsbats" jede Maßregeln gegen die verbrecherischen Generalstäbler bekämpft batte. Genosse I a u r s§ billigt(wie bereits gestern imVorwärts" erwähnt) rücksichtslos MillerandS Eintsitt ins Ministerium, trotz Galliffet   in der festen Ueberzeugung natürlich, daß� es ein Kampf- ministerium gegen die Prätorianer sein ivcrde. Er schreibt in der Petite Republique":Daß die Bourgcoisrcpublik in ihrem Kampfe gegen die sie umschlingende militärische Verschwörung selbst prolla- miert, daß sie der soeialistischen Energie bedarf, das ist eine große Thatsache. Welches auch der nmnittelbare Ausgang sein mag, es wird ein großes historisches Datum sein, und eine kühne, erobernde Partei darf meines Erachtcns nicht diese Anerbietungen deS Schicksals, dies Entgegenkommen der Geschichte verschmähen..." Im übrigen sind zur Stunde die Meinungen in soeialistischen Kreisen über MillerandS Einttitt in dasselbe Ministerium. dessen Krieqsminister Galliffet   ist. geteilt. Heute abend wird der socialistische Verständigungs-AnSschnß über die Lage beraten und Beschluß fassen. DaS' Mmisterinrn wird erst am Montag vor der jkanimer erscheinen. Es muß sich auf einen heftigen Angriff gefaßt machen. Nicht nur die Nationalisten und Melinisten überschäumen vor Wut legen dasdrehfusistische", dasverräterische" bezw.socia­ listische  " undrevolutionäre" Ministerium, auch manche Radikale können eS nicht verschmerzen, daß Waldeck-Nousscau ihre Portefeuille- Hoffnungen schnöde getäuscht hat. Natürlich verbergen sie ihre elenden Beweggründe hinter dem demokratischen Zom wider Galliffet  . Und doch ist die radikale Pnrtei nicht minder, wie die Leute um Poincars, daran schuld, daß Waldeck-Rouffeau schließ­lich ohne Galliffet kein Kabinett hätte bilden können, nachdem die radikalen Feiglinge Briffon und Bourgeois ihre Mitwirkung verweigert hatten. Erljeilernd ist die grenzenlose Wut der prätorianischen Preffe, namentlich auch gegen Galliffet  . Dir Drumont und Rochefort, die unaufhörlich dieArmee  " zu einer Wiederholung der blusigen Mai- Woche im Interesse der militärischen Verbrcchcrgcscllschaft auffordern, appellieren nun ans Volk, an das Proletariat, an dieSöhne der erschossenen KommunardS". gegen dasKabinett Galliffet' in den Aufstand zu treten... Wenn nur die Wut der Prätorianer durch GalliffetS Handlungen gerechtfertigt wird, so kann daS Proletariat zufticden sein, oder wie JauröS sagt sogarein gewisses Gefühl bitterer Revanche, eine erste Vergeltung der Geschichte genießen", daß sein ehemaliger Schlächter gezwungen ist, die militärische Reaktion zu bekämpfen... Ja, alle? kommt auf die Handlungen des neuen Ministeriums an. Vielleicht bringen darüber schon die nächsten Stunden Klarheit. Zeigt es sich seiner Aufgabe gewachsen, dann sind seine Feinde ein- chli'eßlich der verstimmten radikalen Feiglinge ohnmächtig. Die troße Masse der replublikanischcn Abgeordneten und Senatoren wird ,hm treu folgen. Denn eine neue Ministcrkrise würde unberechcn- bare Folgen haben. Sie würde den Rücktritt Loubets fast un- vcrmcidlich mache» und damit den Triumph der prätorianischen Parteien einleiten. Die große republikanische Mebrheit, die Loubet  gewählt bat. wird sich vor dem Sprung ins Duntle, genauer in !zie dunkelste prätorianische Reaktion hüten. Wir fügen hier die un» heute au« Pari» zugekommenen tele- graphischen Nachrichten an. Pari«, 24. Juni.  (Privatdepesche de»Vorwärts"). Di« Einigkeit der Socialisten wird auftecht erhalten bleiben trotz dem Beschlüsse von 13 Blanq, listen und Allemanisten, wegen de? Eintritts von Millerand ins Ministerium im Parlament eine besondere Gruppe zu bilden. Ein socialistische» Einigungskomitee beschloß nach dem An- trage Jauräs, daßMillcrand auf eigene Verantworsiing gehandelt habe, daß aber die Partei einig sei im Kampfe zur Vertheidigung der Republik  . Die ssckalissischt Kammerftaksion hatte für Sonnabend abermals eine Versammlung einberufen in der Hoffnung, daß die gestern aus- getretenen Mitglieder angesichts der von Waldeck- Rousseau den Delegierten der Partei gemachten Versicherungen ihre Demission zurücknehmen würden. In dem unter Vorsitz des Präsidenten Loubet   am Freitagabend stattgehabten Ministerräte wurden die allgemeinen Gesichts- punkte der ministeriellen Erklärung, welche am Montag den Kammern mitgeteilt werden wird, festgestellt. Der genaue Wortlaut wird in einer am Sonntagvormittag stattfindenden Sitzung bestimmt werden. Die Erklärung wird dem Vernehmen nach sehr kurz sein und wird hervorheben, daß das Kabinett siih insbesondere zu dem Zweck ge- bildet hat. um die republikanischen Institutionen zu verteidigen. Pariö, 24. Juni. Ministerpräsident Waldeck-Rousseau  sandte ein Rundschreiben an die Präfekten  , welches be- sagt: Das jetzige Ministerium ist gebildet worden, um der von der Kammer am 12. Juni angenommenen Tagesordnung zu entsprechen. Das Minifterinm hat die Aufgabe übernommen, die Republik  zu verteidigen, eine Aufgabe, welche den Parteigeist aus- schließt. Das genügt, um Ihnen Ihr Verhalten vorzuzeichnen. Sie haben mir über jeocn Vorgang Mitteilungen zu machen, welcher eine Verletzung des Gesetzes uno eine Störung der öffentlichen Ruhe zur Folge haben könnte. Sie werden nötigenfalls auf Ihre eigene Verantwortlichkeit und zwar ohne Verzug zu handeln haben. General Galliffet richtete an die kommandieren- den Generale der Armeekorps ein Rundschreiben, in welchem eS heißt:Zu meinem großen Bedauern habe ich aus meiner Zurück« gezogenheit heraustreten müssen, um gegenüber dem Lande und der Regierung der Republik   die Verantwortlichkeit für die Armee zu übernehmen und ich empfinde hierüber großen Stolz, durchaus keinen Schrecken. Ich bitte Sie, nicht zu vergessen, daß ich für die Führer der Armee die Verantwortung trage, wie diese mir gegenüber mit ihrer Person für alles haften, was sich innerhalb ihres Wirkungskreises ereignet. Ich zähle also auf Sie. wie Sie auf mich rechnen können. Im Ministerräte kündigte Galliffet   die Versetzung der Generale und Offiziere an, welche sich disciplinwidriger Kund- gedungen schuldig gemacht haben. Der Ministerpräsident Waldeck- Rousseau   ernannte Lepnie zum Polizeipräfekten anstatt BlancS, welcher zum Staatsrat ernannt wurde. Dem General R o g e t soll das Kommando der 28. Infanterie- Brigade in Beifort übertragen werden. Döroulöde, welcher übermorgen in Versailles   anläßlich der Hochefeier ein Meeting veranstalten wollte, wurde verboten, auf einem öffentlichen Platze eine Rede zu halten. Paris  , 24. Juni. Die meisten republikanischen Organe er- klären, daß die im gestrigen Ministerrat beschlossenen Maßnahmen in den Kreisen der republikanischen Deputierten einen guten Eindruck hervorgerufen hätten, und daß das Ministerium auf mindestens dreihundert Stimmen rechnen könne. Einzelne gemäßigte und nationalistische Blätter halten es allerdings für möglich, daß das Ministerium gleich in der ersten Sitzung der Kammer unter- liegen werde. Friede, isschluß im Baugewerbe. Wie unsere Leser an anderer Stelle nachlesen können, trat gestern das Einigungsamt des hiesigen Gewerbegerichts zusammen, um über den Konflikt im Baugewerbe zu verhandeln und ein» Einigung zu versuchen. Diese Einigung ist gelungen, denn es ist wohl zweifellos, daß die Arbeiter dem zustimmen werden, was ihre berufenen Ver- treter mit den Arbeitgebern vereinbart haben. Die Arbeitnehmer haben von ihrer Forderung von 35 Pf. pro Stunde zwar abgelassen, nichtsdestoweniger bedeuten die getroffenen Vereinbarungen für sie eine große Errungenschaft. Im nächsten Jahre bereits werden die Vollgesellen den 35 Pfennig-Stundenlohn erhalten, ohne daß sie aufs neue darum zu kämpfen haben werden. Die Unternehmer haben mit der Bewilligung desselben auch anerkannt, daß die neuesten Lohnforderungen der Arbeiter nichts weniger, als frivol feien. Ihrem Einwände, daß sie den Lohn jetzt, nachdem sie die Voranschläge gemacht, nicht zahlen könnten, ist mit der stufenweiscn Einführung des 35 Pf. Lohnes begegnet worden. Gegen die Lohnhöhe selbst, die in den Verhälmissen des Baugewerbes ihre volle Berechtigung findet, konnte in der That von den Vertretern der Unternehmer nichts Wesent- lichcs angeführt werden. Die Vereinbarungen, die nun auf längere Zeit die Lohnhöhe festlegen, und deren Aenderung von jedesmaligen Berhanldungen zwischen beiden Parteien abhängig gemacht sind, bringen für beide Teile nicht zu verachtende Vorteile. Die Unteniehmer werden nicht mehr biege- ringftc Gcschäftsflaue zu einem Lohn druck ausnützen dürfen, sie haben auf der anderen Seite auch nicht zu gewärtigen, daß die gute Konjunktur die Arbeiter sofort zu Lohnforderungen anreizen könnte. Es wird ein stabileres Verhältnis platzgreifen, die Unternehmer haben feste Unterlagen für ihre Voranschläge, sie haben auch nicht zu be- fürchten, daß sie, um mit Herrn W e st p h a I zu reden,einzeln ab- geschlachtet werden", die Arbeiter haben nicht mehr jahraus, jähr- ein bei jedem Bau fast täglich um ihre Forderungen von Neuem zu kämpfen, die Kleinkämpfe, die aufreibend, kraftvergeudend wirken, können eingestellt werden. Der Kampf zwischen Kapital und Arbeit wird darum nicht auf« hören, aber er nimmt andere Formen an, wird auf einer höheren Stufe geführt. Darum müssen die Arbeiter die Lehre ziehen, daß sie nach wie bor   treu zu ihrer Organisasion halten, daß sie helfen, die- selbe zu stärken und zu festigen. Denn das, waS sie erreicht haben, wurde ihnen nicht um ihrer schönen Augen willen gegeben, sondern nur, weil sie das Gewicht einer nicht zu unterschätzenden Macht, das ihrer Organisation in die Wagschale zu werfen hatten. Die Unternehmer fanden wir Iveit konzilianter, im allgemeinen weit entgegenkommender, als die der Metallindustrie gelegentlich des Formerstrciks, wir würden ihnen aber doch ein un- verdientes Lob zusprechen, wen» wir dieS auf ihre größere social- politische Einsicht zurückführen wollten. Nein, sie wissen, daß ihnen in den organisierten Arbeitern eine verhältnißmäßig starke Macht gegenübersteht; hierzu kommt natürlich die Vcrschiedenartigkeit der beruflichen Verhältnisse, geringere Konzenttation des Kapitals usw. Di« Organisasion wird auch nicht etwa überflüssig durch die Verein- barungen, im Gegenteil, sie wird erst recht notwendig, ihre Stärke bietet erst die Garantie für die A u f r c ch t e r h a l t u n g des Errungenen. Und auch die Scharfmacher können eine Lehre ans den Bcr- Handlungen ziehen. Es hat sich gezeigt, daß die Arbeiter, wie immer, zu einer Einigung bereit waren, durch dieWühler und Hetzer" wurde erklärt und nachgewiesen, daß sie eS schon langst gewesen sind;'auch hier waren eS bisher die Unternehmer, die Herren im eigenen Hause" sein wollten und Unterhandlnngen strikte ablehnten. Die Führer der Arbeiter zeigten sich entgegen- kommend, ohne dabei sich und ihren Organisationen etwas zu ver­geben, nüchtern und ruhig, im Bollgeftihl ihrer Kraft wurde von ihnen die Unterhandlung gepflogen. Auch dem Vorsitzenden und den Beisitzern des EinigungSamteS muß nachgerühmt werden, daß sie mit Geschick und großem Takt bestrebt waren, die Verhandlungen zn gutem Ende zu führen. Und so ist hier ein Friede hoffentlich für viele Jahre hinaus herbeigeführt, ein Kampf beseitigt, der ganz gewalttge Dimensionen hätte annehnien können, durch eine Jnstitusion, die denen um Stumm schon immer ei» Dorn im Auge gewesen, die fie je eher, je lieber wieder beseitigen möchten. Sie Nnd e». die den Frieden nicht wollen, sie