Sette 8
.Sozialdemokrat"
Freitag. 28. Mak 1937. Nr. 12/
DI« Verdunkelung Prags Außer der Fliegeralarm-Uebung in Prag von Mittwoch vormittags fand vom Eintritt der Dämmerung bis 22 Uhr im gleichen Gebiet eine Nachtübung statt, für welche die vollständige Verdunkelung" der gesamten UebungSterrain» angeordnet worden war. Ein Anflug wurde bei der Nachtübung nicht durchgeführt und auch kein eigener Alarm gegeben. Die" Durchführung der Uebung wurde auch von Flugzeugen verfolgt, und zwar durch Militärflugzeuge sowie einem von den tschechoslowakischen staatlichen Aerolinien, dem Klub der Militärredakteure zur Verfügung gestellten Journalisten- Flugzeug. Aus diesem Fluge, der in einer Höhe von 800 bis 1888 Metern stattfand, läßt sich folgern, daß dar Ziel der Uebung erreicht wurde und daß die Verdunkelung der UebungSterrainS im ganzen gut gelungen ist. Im Vergleich zur lebten Herbstübung kann, gesagt werden, daß die Verdunkelung Prags besser funktionierte als damals. Fälle von Disziplinlosigkeit waren vereinzelt. ES ist wichtig, die Autofahrer von neuem darauf aufmerksam zu nmchen, hast jeder, selbst da» kürzeste Entzünden der großen Autolichter sehr auffällt und daß es bei Uebungen dieser Art absolut notwendig ist, daß die Autofahrer dies Unterlasten und auch alle Vorschriften betreffend die Verdeckung der Lichter durch undurchsichtige Stoffe mit einem kleine» blauen kreisrunden Einschnitt durchführen. Das Journalistenflugzeug vollführte einen Flug über dem verdunkelte» Prag , flog bis nach Kladno , wo er um 22 Uhr eintraf, als die Lichter entzündet wurden. Dann unternahm er noch einen Flug über dem bereits beleuchteten' Prag , um die verdunkelte und die beleuchtete Stadt vergleichen zu können. AuSflugSzöge der tschechoslowakischen TtaatS- bahnen. Vom S. bis IS. Juni nach Karpathoruß» land Ak 478.—„Quer durch die Slowakei " 618, Hohe Tatra 868 Kt. Am 6. Juni Sonderzug nach B.-Krumau Kt 96.—. Anmeldungen int Basar neben Wilfonbahnhof. Tel. 38336.
Kunst und Mssen X VS In der.K l e i n en B üh n e, die jetzt eine Neuinszenierung dieser Spiels von K l a b u n d bietet, erhält man bei dieser Gelegenheit eine interessante Bestätigung darüber, daß unsere beispiellos schnelllebige, unglaublich rasch verbrauchende Zeit auch dar Bessere rasch veralten und auf solche Weise mit Riefentempo erkennen läßt— und das ist einer ihrer wenigen Vorteile—, war eben mangels genügenden inneren Wert» nicht längere Zett zu bestehen vermag. Bor etwa zehn Jahren noch wirkte dieser Klabund nicht nur heiter, schwerelos und amüsant, sondern auch klug, hauchartig bedeutend, dichterisch. Leute zwar erhebt sich ,.L 8 Z" noch immer, über dar Tubendniveau der leichten und seichten Lustspiels allerjüngsten Datums, aber allziwiel Spaß findet man weder mehr an der Komtesse, die sich von einem charmanten Hochstapler erobern läßt, noch an dem fein organisierten Spitzbuben, noch an dem derben Aristokraten. Wahrscheinlich hat unterdessen auch der Film und die in diesem Sinne zu verstehende Filmisierung der Theaters zu viel von solchen Wirkungsmöglichkeiten zertreten. Jedenfalls gewöhnt man sich jetzt nicht ohne Widerstand an die vielfach geradezu schon museal anmutende Kleinigkeit, erst im dritten"und letzten Bild, das eine immer noch warm ansprechende Vermenschlichung bis dahin schemenhafter Charaktere und bieS dazu noch in einer gut gefundenen SchwipS-Szene bringt, stellt sich der richtige Kontakt zwischen Bühne und Publikum her. Aber selbst hier wäre erst noch näher zu untersuchen, ob nnd wieweit da nicht die regiemäßige und die darstellerische Leistung die Kraft des Autor» überhohen. Dr. Georg T e r r a m a r e, der mit diesem Abend zu seinem Prager Regie-Start kam. sorgt insbesondere in- diesem Akt für eine einprägsame und natürliche Jnszene, beweist seinen regen Sinn für Witz und Scherz, hält immerzu das richtige Tempo zwischen normalem Lustspiel-Rhythmus und Tänbelei, und ist auch fühlbar bemüht, die sprachlichen Lichter geschickt zur Geltung zu bringen(ob- zlvar gerade sie nun schon als sehr niedergebrannt erscheinens. Bei Erna Terrel, die die einzige Frauenrolle der Stückes spielt, erlebte man er nun zum zweiten. Male, wie biese Künstlerin, vielleicht in einer Mischung von Oekonomie und Instinkt für da», war des Publikums ist, die ersten Akte mit Anstand spielt, im dritten" Akt dann aber ihre Gestalt zu entzückendem Leben steigert; hat man derart erst einige Dsttanz zu der Figtw, so wird man dann auf angenehmste Weise von thr gefangen genommen, erfreut darüber, daß da» Lächeln einer Schauspielerin, die so neckisch, so treuherzig weiberschlau sein kann, dem Zuschauer, selber ein herzinniges Lächeln auf die Lippen bringt; Übrigens ist an de« Terrel immer wieder die vorbildliche und überaus musikalische Sprechweise zu rühmen. Walter S z u r o v Y ist, wie imnter, humorig liebenswürdig und elegant, geht als Pseudograf übrigen» auch in der Zeichnung de» Seelenvollen mehr au» sich heraus, obzwar er sonst, auch in dieser Rolle, streckenweise sich allzuviel Reserve im Charakterisieren auferlegt. Herrn C o st a ldem wirklichen Grasen) will man gerade den an«, länglich nicht recht glauben; aber zum Schlich, da er auf noble Weise bieder zu sein hat, wirkt er Überzeugend menschlich, war ja die Hauptaufgabe de» Schauspieler» ist.. Sehr distingiert spielt S t a d- l e r den alten Diener.— Där Publikum zeigte sich
anfangs nicht recht beschwingt, später aber doch sehr angenehm berührt und ging sichtlich mit dem Empfinden heim, einen netten Theater-Abend erlebt zu haben. L. G.
Dienstag Erstaufführung„Ein Kuß und sonst gar nicht»", musikalischer Schwank von Häläsz- Eisemann, in der Kleinen Bühne. Spielplan de» Reuen Deutschen Theater». Heute, Freitag, abend»: 8 Uhr„Da» Spitzentuch der Königin. D.— Samstag halb 8: Leuchtbrunnen, Erstaufführung, dl.— Sonntag halb 8: Giuditta , volkstümliche Vorstellung, Abonnement aufgehoben. Spielplan der Kleinen Bühne. Heute, Freitag 8: Pygmalion. Theatergemeinde des Kul- iurverbande» und freier Verkauf.— Samstag 8: TAZ. — Sonntag 8: Ein idealer Gatte, Gastspiel Leopold Kramer . Montag geschlossen.
Alle Falken kommen Samstag um 4 Uhr auf die Hetzinsel. ▲ BadeauSflug Sonntag, den 88. Mai, nach Bkve. Ein"schöner, großer Teich als Badeanstalt eingerichtet, utit Büfett zu soliden Preisen. Dar Bad ist auch besonders für Nichtschwim- PRAG mer und Kinder geeignet, da ein großer abgesteckter Teil seicht ist und Sandboden hat. Die Bahnfahrt geht bis Hostivice mid kostet von Vhöehrad, Smichov oder Niasarykbahnhof und Bubna einheitlich als Sonntagsrückfahrkarte Ui 4.—. Die Teilnehmer an diesem Badeausslug können ohne Benützung der Elektrischen auskommen, da die in Betracht kommenden Stationen von allen Stadtteilen leicht erreichbar sind. Bon Hostivic ist. Brve in einer kurzen halben Stunde auf einem schönen Weg erreichbar. Der Eintritt in dar Bad kostet für Ertvachsene 1 Ui, für Kinder 68 Heller und 68 Heller kostet die Garderobe. Die erste Partie fährt mit dem Zuge ab Niasarykbahnhof 7.28 Uhr früh, ab Vhöehrad 7:24 Uhr früh, von den anderen Stationen um entsprechend einige Minuten später. Weitere Züge gehen vom Masarykbähnhof um 9.28, 11.16, 18.88, 18.52 und 14.48 Uhr. Bon Vhöehrad und Smichow 18.68, 18.28, 14.86 Uhr. Starke Beteiligung ist erwünscht. « k Ortsgruppe Prag . Sonntag, den u 88. Mai: Treffpunkt 7 Uhr Smichover I« Bahnhof, Fahrt nach Straniice, Wan- s derung Mokkan, Markvartüv rybnikem ' Iilove, führt Schaffer. ö—
Ob der Roman„Die Strafte der fischenden Katze" der ungarischen Schriftstellerin IolänFöl- d e s, der deutsch Im Berlage AllertdeLange üb Amsterdam erschien, den Weltromanprei» verdient, ließe sich nur sagen, wenn man einen Ueber- blick über die vielen zur Prüfung vorliegenden Romane hätte. Aber daß er es verdiente, ausgezeichnet zu werden, ist außer Zweifel. Jolän Földes erzählt von einer ungarischen Arbeiterfamilie, die nach dem Kriege von der anschwellenden Not au» der Heimat getrieben wird, die nach Paris geht, um dort Arbeit zu finden. Sie läßt sich am linken Seineufer nieder, in der„Gasse der fischenden Katze". Vater Barabäs. Kürschner , findet in seinem Berufe Arbeit, die Mutter als Wäscherin. Die zwei kleineren Kinder besuchen Hulda— Parlamentstochter Ein seltsamer Titel. Der eines Theaterstückes der finnischen sozialistischen Dichterin Hella Buolijoki. Wahrscheinlich wird ihr erstes Werk„Die Krauen auf dem Niskavuorihof" in Präg aufgeführt werden, tschechisch,— Auch wer nie mit den Werken der großen finnischen Dichterin näher bekannt werden wird, wird schon aus der Angabe des Inhaltes ihres neuen Dramas die Ueberzeugung gewinnen, daß sie eine ganz außergewöhnliche, eine wirklich bedeutende Dichterin ist, und daß hier endlich wieder eine kühne Hand es wagt, die großen Menschheitsfragen anzupacken. Hella Buolijoli, deren„Frauen auf dem Niskavuorihof"" auf dem Wege ist, auch außerhalb Finnlands zu einem großen Erfolg zu werden— demnächst kommt es im Westminster- Theater in London als erstes"finnisches Stück in England heraus, hat■ mit ihrer netten Komödie „Hulda— Parlamentstochter" bewiesen, daß es sich bei dem vorhergegangenen Stück nicht um einen Zufallserfolg handelte, denn das neue Werk hat mit seinem glänzenden und^hinreißenden Dialog in noch stärkerem Maße vom Tage der Uraufführung" an das PMikum in. Begeisterung" versetzt. Auch in diesem Werk stehen sich wieder die beiden Welten gegenüber: der durch bestimmte Erziehung und bestimmtes Milieu gefesselte Mensch, der nicht sein eigener Leben lebt, und derjenige, der sich sein eigenes Leben gestaltet. Diesmal spielt die Handlung nicht auf einem Bauernhöfe- sondern in der oberen Gesellschaft in Helsinki . Einige Reichstagsabgeordnete begeben sich nach einem ausgedehnten Abendessen nach der
die Schule, da» älteste, Anna, betreut zunächst den Haushalt und wird dann Schneiderin, Wir erleben das Leben, das Sicheinleben dieser Emigrantenfamilie in der neuen und fremden Welt mit, die vielen Leinen und-für sie so großen Erlebnisse der Familienangehörigen, ihren schweren und tapferen Lebenskampf. Und wir erleben d»» äußere und innere Schicksal der Emigranten mit," die von sehr verschiedenen Emigrationswellen nach Paris gespielt werden. Jolän Földe» verfügt über eine erstaunliche Kenntnis der Psyche der Emigranten und eine ebenso erstaunliche Fähigkeit, sie darzustellen. Russische, baltische, ungarische, spanische und zuletzt deutsche Emigranten tauchen auf,— bürgerliche, kommunistische, sozialistische, anarchistische, parteilose,— Intellektuelle, Arbeiter, Kleinbürger. Starke Gegen« sähe scheiden sie voneinander, das allen gemeinsame Gefühl der Heimatlosigkeit bindet sie aneinander. ES entwickeln sich Bande gemeinsamer Interessen, persönlicher Zuneigungen, nationaler Gemeinschaften. Daneben gibt es allerlei Querverbindungen. Jolän FöldeS, voll stärksten Mitgefühls mit all diesen Hei- inatlosen, steht und gestaltet vor allem daS Bienschliche, das wenn auch vielfach politisch bedingt menschlich-tragische Schicksal der Emigranten, und dar ist, jenseits des Künstlerischen, ungemein verdienstvoll in einer Zeit, da so viel Mißgunst, Gehässigkeit, Unver- stehen, Gefühllosigkeit die Emigranten trifft.— Der brave Vater Barabäs hört nie auf, Ungar zu sein, er trägt die unsterbllche Sehnsucht nach der Heimat und die dauernde, angezweifelte und doch sich immer wieder erhebende Hoffnung auf Heimkehr im Herzen. Zweimal versucht er Paris zu entfliehen, einmal in die alte Heimat. Beide Male ist er gezwunge». wieder zurückzukehren— in die Heimat Emigration. Seine Kinder gehen, die jüngere Tochter ganz, der Sohn nicht so völlig, in der Adoptivnation auf. werde» Franzosen . Anna ist in Paris daheim und ist es nicht, ist im Grunde wurzellos. Sie ist hellsichtig genug, dar Trügerische der Hoffnungen der meisten Emigranten zu erkennen.— ist aber doch zu fremd, um ganz Französin zu werden. Sie steht zwischen den Generationen und zwischen den Nationen und zwischen zwei Heimatländern.„Wahrscheinlich war schon immer dies da» Verhältnis zwischen den au» der Heimat verschlagenen, zwischen Verbannten, Emigranten
Urania-Kino, Kllmentshä 4. Fernsprecher 61623.
Walzer ein den Stephansturm
— dies war da» Verhältnis und wird es immerdar bleiben. Hin und wieder gelingt e» dem einen andern im fremden Land fein Zelt aufzuschlagen. Die übrigen? Verwehen. langsam und spurioS."—fb— Tod auf Borg. Wer die„Reise ans Ende der Nacht " gelesen hat lund dann auch noch Louis- Ferdinand CölineS„bleu culpa", seine giftspritzende Abkehr von Sowjetrutzland. kennen lernte, der weiß, daß dieser Autor, bereits auch außerhalb seiner französischen Heimat viel gelesen und bestaunt, eine Romancier-Gattung für sich darstellt, ein Original und Unicum außerordentlicher Art. Eindeutige Bestätigung hiefür liefert nun auch CtlineS zweiter großer Roman„Hort il Crtdlt“(in deutscher Uebersetzung„Tod auf Borg" wiederum beim verdienstvollen Verlag Julius Knittls Nachfolger, Mähr. Ostrau). ES ist wenig damit auSgefagt, Ivenn man angibt, daß Cöline in diesem Buche den Sproß einer Pariser Klein-(richtiger: Kleinst-) Bürgerfamilie seine Kindheit, die Jahre seiner Halbwüchsigkeit und die ersten ManneSjahre erzählen läßt; wenig getan auch mit der Feststellung, daß der Autor die schmutzige, erdrückende Enge einer Pariser Vorstadt-Passage, die Kleinlichkeit verkümmerter Eltern, das halbintellektuelle Haustyrannen» tum eine» schiffbrüchigen Vaters, das Martyrium der sich" elend verbrauchenden Mutter, des unglücklich erzogenen Kinde» mit unbarniherziger Offenheit schildert. Auch die Erwähnung des niederdrückenden sozialen Bewußtsein», in dem der Junge alle Pein
BoSkovee und Werich in ihrem neuen Film.Dio Welt gehört uns".
und Marter des PostensuchenS und feine Drangsale durch Kanzlei-Sadisten erlebt, kann keinen Begriff von der Atmosphäre dieser Romans geben, in dessen zweite:» Teil dann die Figur einer die technik- besesseneJahrhundertwendo grauenhaft-grotesk reprä. sentiereuden genialen Narren in den Mittelpunkt rückt. Nicht schildern läßt sich der Atem dieser Buche», seine abstoßende und doch auch fesselnde moderne Naturalistik, eine Mischung von Glut"und Dreck, von anarchistischer Hemmungslosigkeit und zarter Menschlichkeit, von roinstem Liebesglauben und abschreckendstem Versinken in» tierisch Sexuelle. "Lektüre für Schwachnervige(allerdings auch für Jugendliche) scheint mir dieser„Tod auf Borg!' nicht zit sein und ich wüßte nicht einmal anzugeben"," ob sich sein Wert heute schon eindeutig seststellen ließe; Wahrheit ist da zweifellos im Ueberfluß," vielleicht bi» zum" Ileberdruß vorhanden; aber hierin. im Ileberdruß, liegt vielleicht: die Erklärung:'Menschen, Erscheinungen(der Außen- wie der Innenwelt), sind hier zuweilen verzeichnet und überzeichnet, (wenn auch gewiß mit menschlicher und künstlerischer Absicht) übertrieben, in» Wahnsinnige gesteigert; eine. Ilferlosigkeit dargestellt, die.sehr wohl..für unsere Zeit charakteristisch, aber dennoch für ihre Gestaltung fast unbrauchbar ist. Die Erlösung, nach der CäliiieS Gestalten schmachtens ohne daß ihnen..etwas -en Weg dazu zeigte, sie fehlt, so scheint eS. biSher auch seinem unbändigen, zyklopische» Schaffen. Diel« leicht findet er sie— und beschert sie uns in einem -neuen Buch, da» aber auf jeden Fall vorweg stärksten Interesse» all derer sicher sein wird, die jetzt schon mit diesem ganz bedeutenden Schriftsteller Bekanntschaft machten. L. G."
der Arbeiterfürsorge finde« jede« Samstag do» 5—7 Uhr im Bereia deutscher Arbeiter, Smekkagaffe Nr. 27, statt.
Wohnung der Rechtsanwalts Soratie, um dortl noch etwas weiterzumachen. Aus Jux nehmen sie von der Esplanade ein Mädchen mit. In der Wohnung angekommen, wissen sie nicht, Ivas mit dem Mädchen ansangen, bis der eine darauf kommt, sie zu interviewen/ was sie über den Reichstag usw. denkt. Dabei erfahren sie, daß Hulda eben von einem weit entlegenen Dorf in die Stadt gekommen ist, weil ein arbeitsloser Bruder mit Familie ins Elternhaus zurückkam; für alle reichte das Brot nicht und so ging sie. Kurz und gut: Hulda bleibt in dem vornehmen Junggesellenhaushalt als Dienstmädchen und lernt hier eine ihr bisher vollkommen fremde Welt kennen. Sie sagt einmal zu der Köchin: »Lieber Gott, diese Menschen sprechen meine sin». nische Muttersprache und trotzdem verstehe ich kein Wort- Ich muß diese meine Sprache verstehen lernen, ich muß es ihnen zeigen, daß ich's kann I" — Im Hause ist noch eine vornehme, alte Tante. Hulda fragt sie einmal:„Was ist Mona Lisa ? Wa» ist Renaissance?"— Sie hat das aus einer Unterhaltung der Herren aufgeschnappt. Die alte Dame antwortet ihr, daß sie davon in der Höheren Töchterschule"nichts gehört habe, wenn aber die Herren darüber gesprochen hätten, so. sei es bestimmt etwas Unpassendes-— Aber Hulda gibt sich damit nicht zufrieden. Sie geht abends in die BollShochschule, macht" in einer Abendschule daS Abiturjum und geht auf die" Universität, und lernt ihre. Muttersprache verstehen und" änwenden. So wächst sie zu einem selbständigen Menschen mit einem eigenen Leben heran. Alst ihr Brotherr- der Rechtsanwalt,j einmal von einer Auslandsreise .früher als erwartet zurückkommt, findet er Hulda nachts" in seinem Arbeitszimmer im Sessel eingeschlafen, eine selbstverfaßte volkswirtschaftliche Arbeit auf dem Tisch.uNd eine Menge Bücher um.
sie herum. Hulda ertvacht und in einem wundervollen Dialog erleben wir nun auf der einen Seite das Staunen des Rechtsanwalts vor der eisernen Energie und Selbständigkeit seines Zimmermädchens und auf der andern Seite das große Erwachen Huldas: das Bewußtsein der inneren Befreiung und das Menden und Formen des eigene» Jchs. Huldas Brotherr faßt nun eine glühende Zuneigung zu Hulda. Ihre Antwort: sie kündigt., Die Damen der Gesellschaft sprechen nur.geringschätzig von ihr. Doch Hulda kümmert sich weder um das eine, noch um das andere. Sse soll, für. den Reichstag aufgestellt werden, doch infolge verleumderischer Gerüchte—■ sie sei nicht"nur Zimmermädchen, sondern auch noch etwas anderes — wird ihre Kandidatur zurückgezogen. Wer immer noch ist sie Zimmermädchen.- Am Tage,."ehe sie das Haus deD Rechtsanwalts verläßt, um ihre Stellung in, einer Redaktion änzuireten, gibt sie dem Drängen, des- Rechtsanwaltes nach, um seiite Frau zu werden— nun,'ist sse ja eine.selb- ständige-Frau, kännsreiü b e r s'i ch v e r«. fügen und siesteht npb en, sä üb er ihm. Wieder kommt das urgesünde Empfinden darin zum-Ausdruck, daß im einfachen MeyfcheP des"Volkes, dle große," unverfälschte Kraft gestaltet wird, die wir. so-notwendig.bräuchen. Damit wird das Werk zu etzer.sozial-ethischem Dichtung!" große» Stick Die NarsteiÜjng^sm.Känsan-Teat-’ tert in. Helsinki - unter der'.Mgich von Direktop Sabnolainen, war ein großes. schauspielerisches Erlebnis.Das- ganze- Ensemble. war ,-aüf/daS feinste.aufeijiander^gestimmt,und,.fiihrte.das neue Werk der.führenden finnischen Dramatikerin von europäischer ,Geltung, zu-einem in> Finnland - noch nie dagewesenen triumphalen Erfplg...
B e zugsb ed in g u n g cn: Bei Zustellung in» Sau» oder bet Bezug durch die Post monatlich AS 18.—, vierteljährlich AS halbjährig. AS 98,-. Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.— Die Zeitungsfrankatur WUtde von dir Ptzst^ Und Telö»' graphendirektw» mit Erlaß Rr. 18.888/VII/1888 bewilligt.— Dsuckerei;.övrbi»". Drucks, Verlcüil«. und. ZeltungS,A.fG..Prag ..