Mr. 166

Samstag, 17. Jult 1937

Sudetendeutsɗfier Zeitspiegel

Ein Kreistag der Arbeit wird am 17. und 18. Juli die organisierten Ar­beiter eines großen Gebietes und wird mit ihnen die Freunde der sozialistischen   Bewegung, wird

Bürokratismus

um den deutschen   Sender

Nach uns beschäftigt sich jetzt auch die christ­lichsoziale Deutsche Presse"( im Leitartikel vom 16. Juli) mit der Welle Melnit" und schreibt treffend unter anderem:

"

Deutschen   vielleicht statt bisher 10 Prozent nun­Es ist damit nichts getan, daß man ben mehr 50 oder 60 Prozent der Sendezeit gibt. Soll der deutsche Sender aktuell sein, dann muß er die Möglichkeit haben, uneingeschränkt den gangen Tag zu arbeiten... Wenn den Deut­ schen   wieder nur ein gewisses Stundenprogramm

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darstellt, ging vom Jägerndorfer Stadtrat aus der sich davon eine Kräftigung des Wirtschafts­lebens versprach und in dieser Annahme auch be­stimmt nicht enttäuscht werden wird. Die Aus­stellung war schon am Eröffnungstage massenhaft besucht und das starte Interesse hat bis zulet angehalten. Die Besucher äußerten sich durch­wegs in der anerkennendsten Weise über die Ors ganisation der Veranstaltung, die der ei tungsfähigteit des heimischen Gewerbes ein glänzendes Beugnis ausstellt. In nicht weniger als 15 Objetten find die Er­zeugnisse des anders, der Indus strie, der Land- und Forstwirt fchaft und alles, was im Zusammenhang da­mit als wichtig erscheint, zu sehen. Die Aus­stellung beherbergt weiter eine Reihe von Sonder- geteilt wird, bedeutet das auch eine starte Ein­schränkung in den Möglichkeiten, ein abgerunde­schauen, die sich eines besonderen Zuspruches er- tes tünstlerisches Programm aufzustellen... Aber freuen. In der Ausstellungswoche wurden meh will man überhaupt eine deutsche Leitung? Nach rere größere Tagungen abgehalten, die sehr viele Mitteilungen der Rundfunkgesellschaft stellt man Teilnehmer, auch aus Böhmen  , nach Jägerndorf   sich die Sache so vor, daß zu den einzelnen Set­brachten. Sie lernten bei der Gelegenheit die tionen des tschechischen Rundfunks je ein Schaffensfreude der Bevölkerung, und auch die deutscher Beamter ernannt wird. Das ist ein Herz!" reizvolle Umgebung der Stadt fennen, was zur echt bürokratischer Gedanke. Man glaubt das Steigerung des Fremdenverkehrs in diesem Ge- Problem gelöst zu haben, indem man die übliche Erz..." biete sicher wesentlich beitragen wird. Alles in Abteilungswirtschaft einführt. Daß ein deutscher  allem fann gesagt werden, daß die Stadt Jägern- Sender auch einen deutschen   Kopf, d. h. hört auch ein gewisser Gentleman- Geist. Der dorf, an deren Spiße ein fozialdemokratischer eine deutsche Leitung braucht, findet man offen- Mangel solchen Geistes fällt Ausländern bei Be­Bürgermeister, Ernst Richter, steht, alle Ur- bar überflüssig. Die Rundfunkgesellschaft kann trachtung unserer nationalpolitischen Verhältnisse sache hat, auf das Wert, das hier austande kam freilich in der Frage des deutschen   Senders am meisten auf... Bringt man auf tſchechiſcher und dessen voller Erfolg nicht zweifelhaft ist, nicht die letzte Instanz sein. Der deutsche Sen Seite wirklich nicht soviel Einsicht auf, daß der stolz zu sein. der ist eine politische Angelegenheit, ob man deutsche Sender auch eine deutsche Reis es wahr haben will oder nicht. Die deutschen   Re- tung haben müsse, dann wird aus der ganzen gierungsparteien werden an der Durchführung Sache wieder nur ein halbes Wert. An Halbheiten dieser Sache ersehen können, ob das Abkommen aber krankt der Staat schon mehr, als ihm zu­vom 18. Feber bis in alle Konsequenzen durchge- träglich ist." führt werden soll oder nicht. Wenn man den Deutschen   nicht soviel Vertrauen schenkt, daß sie im Interesse des Staates und der 3.5 Millionen Deutschen   in der Republik   einen Sender verival­ten können, dann ist das kein gutes Zeichen für das Verständigungswert. Zur Verständigung ge­

Die Gemeindevertretung der fleinen Erz­gebirgsgemeinde Christofhammer bei Preßniß, die eine sozialistisch- kommunistische Mehrheit besist, hat eine Entschließung angenommen, in der die auch die Mitglieder der Freien Gewerkschaften Regierung aufgefordert wird, von den Londoner  | und der Genossenschaft in Staab versam Nichteinmischungsvereinbarungen im Falle Spa­meln. Die Zukunft", das Blatt der Arbeiter nien zurüdzutreten und die Valencia  dieses Gebietes, hat Festgewand angelegt und Regierung auf das tatkräftigste zu unter­bietet den Lesern eine sehr schöne, interessante st üben.( DND.) und reich bebilderte Ausgabe, deren Aufsäße einerseits in die Anfänge der sozialistischen Ve= tvegung zurückgreifen, andererseits ein Bild von der Lebendigkeit und Vielgestaltigkeit der heu­tigen Arbeiterbewegung bieten.

Spricht man von der sozialistischen   Bewe­gung dieses Kreises, dann muß man auch von unserem Dominit Leibl sprechen, dem altbewährten Freunde, dessen Name für immer berbunden ist mit der Geschichte der Arbeiter­

und beſonders der Kleinbauern- Bewegung

der beides

unseres Landes. Denn aiter, war der i

war: Industriearbeiter

Begründer der Kleinbauernorganisation und er hat diese Organisation mit der der Industrie­arbeiterschaft feſt verbunden.

Es wird Dominit Leibl gewiß freuen, daß die Arbeiter seines" Kreises sich zu einem so schönen Feste versammeln können, es wird ihm aber auch freuen, daß sie und wir mit ihnen an diesem Tage in herzlicher Freundschaft grüßen!

Jägerndorf   stellt aus

Zur Zeit findet in der alten Tuchmacherstadt Jägerndorf  , im schlesischen Manchester  ", eine große Ausstellung für Gewerbe, Handel, Indu strie, Lands und Forstwirtschaft statt, die am 11. Juli eröffnet wurde und bereits jetzt am Sonntag wieder ihre Pforten schließt. Die An­regung zu dieser sehenswerten Schau, die infolge ihres Ausmaßes eine Art schlesischer Messe"

Spanische Reise

Von Karl Kern

Der Mann auf der Straße

Aus dem Atus- Zeltlager im Polzental

Vorbeimarsch der Jungturner

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,, Schöne Spanierin, schenk mir Dein ,, Ich glaube, Du willst nur mein

Produktive Arbeitslosenfürsorge. Zum Zvede des Wasserleitungsbaues( Gruppenwasserwerk Niederland) wurde vom Ministerium für soziale Fürsorge der Gemeinde Oberhennersdorf ein Staatsbeitrag von 210.000 zuerkannt.

Konzentration

In der Strumpfindustrie Aus Warnsdorf wird uns berichtet, daß nach längeren Verhandlungen der Verkauf der zweitgrößten tschechoslowakischen Strumpffabrik Stefan Schindler in Schönlinde   bei Num= burg an die Firma J. Kunert& Söhne in Warnsdorf perfekt geworden ist. Die Firma Schindler beschäftigt ca. 800 Arbeiter und Ange­stellte. Durch diese Verkaufsaktion erreicht die Firma Kunert&   Söhne in Warnsdorf fast eine der Monopolstellung in tschechoslowakischen Strumpfindustrie.

Die Prager   Deutsche   Arbeitersendung bringt in dieser Woche:

Sonntag, 18. Juli, 14.15-14.25: Die Arbeit in der Dichtung.( Dr. Olga Cermat). 14.30-14.35( Strašnice): Für Bolt und

Frieden.

Mittwoch, 21. Juli, 18.40-13.45: Arbeits­martt. 18.20-18.40: Arbeiter- Aufstieg-Volks­aufstieg( Abg. Wenzel I atsch).- 18.40-18.50: Soziale Informationen.

Freitag, 23. Juli, 18.85-18.45: Aktuelle zehn Mniuten.

Sonntag, 25. Juli, 14.20-14.30: Léon Blums   fozialpolitische Bilanz,( Dr. J. W. Brüs iget). 14.30-14.35: Für Volk und Frieben.

bleibt frei, sie liegt in der Schußbahn der Nano­nen. Tönt das bekannte Pfeifen der Geschosse, tommt Bewegung in die Menge. Mütter ziehen ihre Kinder ins Haus, Männer flüchten hinter schüßende Mauern, wer feinen Hauseingang er­reicht, wirft sich auf die Erde. Manch einer steht

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Es

winnen, wir müssen ihn gewinnen. Die Dörfer Blutendes, trotziges Madrid  gehören jetzt uns, so muß es bleiben!"" Was hat Madrid   das ist das Wunder dieses fich geändert in Deinem Dorf?"" Früher hatten wir armen Leute keine Schuhe, Krieges. Die Front geht durch die Stadt, die Uni­e, und jetzt haben wir alle Schuhe. So muß 8 es bleiben!" Wir verſitätsklinik und das Landstück, das diese mit Man kann auf die Stimmung der Bevölkes sprechen im gleichen Orte mit jungen Metallarbei- dem Gros der Franco- Armee verbindet, sind noch rung wohl auch daraus schließen, daß unsere tern, Chauffeuren, Fabrikarbeitern, Flüchtlings  - immer in den Händen der Faschisten. Täglich fals nicht mehr auf... manch ein Kind, manch ein Autos, als amtliche Wagen tenntlich, in allen findern und mit abgehärmten jungen Landarbei- len Granaten auf Häuser und Straßen nieder und blühendes Mädchen, das kurz vorher fröhlich Dörfern spontan begrüßt wurden. Aber wir hat- terfrauen, lauter Analphabetinnen. So wie es bie Bahl der Opfer, die sie fordern, ist hoch. ſicherate, manch eine Frau, die gegangen wat, fur Straße beeinflugt zu sprechen. Da ist ein Com- barf es nicht mehr werden. Jest wiffen wir, bag nengewehre, bommern bie stanotten, tollen Die Straße, in ber nicht, derſcoſſene Häuſer find. panys- Republikaner in Barcelona  . Bir fra- wir Menschen sind!"" Der Krieg? Ja, der Krieg Mörser und Minenwerfer doppelt hörbar an der Wenn es sich lohnt, bessert man die Schäden, not gen ihn:" Was dentst Du über den Ausgang des ist schrecklich, aber wir haben ihn nicht angefan- nahen Front. Vor den Lebensmittelgeschäften dürftig aus. Die kostbaren Denkmäler der Stadt Krieges?" Wir müssen die Frage wiederholen, gen. Und wenn er zu Ende sein wird, werden auch stauen sich Menschenmassen beim Schlangestehen. sind mit schüßenden Sandsäßen zugedeckt.. denn der Sinn wird dem Gefragten nicht sofort wvir lesen und schreiben lernen!" Diefes stolze Es gibt wenig Brot in Madrid   und das wenige ist Seit Monaten bemühen sich die Behörden, flar. Da er endlich versteht, sieht er uns erstaunt Volt hat einen Hauch der Freiheit verspürt und schlecht. Madrid   hat kein Fleisch, feinen Zucker, die Bevölkerung zum Verlassen der Stadt zu bes an und sagt: Wir werden siegen!" Warum?" seine ärmsten Söhne und Töchter heben fühn das fein Fett, keine Milch, teine Butter, feinen Kaffee. wegen. Alle Bemühungen blieben vergeblich. Wer Weilesteine andere Lösunggibt!" Haupt der neuen Sonne entgegen. Sie werden Kein Mensch ist sicher, daß er nicht im nächsten diese Stadt erst richtig erlebt hat, mas sie nicht Es fällt offenbar niemandem ein, an eine andere fiegen, wir werden siegen, Brüder und Schives Augenblick von einer Granate zerrissen wird. verlassen, und wer hier geboren ist, will lieber Lösung zu denken, man hält sie für ausgeschlossen. stern, die ihr zu uns gehört wie wir zu euch! Aber: in ruhiger Gelassenheit geht das tägliche hier sterben als in der Fremde sein. Und In Alcala, einem Kleinen Süstenort, fras Wollt ihr noch a andere Beispiele für den hel- Leben weiter, gespensterhaft für den, der dies fragst du einen dieser hungernden, unter Francos gen wir einen Arbeiter, der die Welt ein wenig denhaften Freiheitswillen dieses Voltes? Die zum ersten Mal sieht und empfindet. Hinter Kanonenschlünden lebenden und schaffenden kennengelernt hat er war in Frankreich   und Preise der wichtigsten Bedarfsartikel find in den großen Sandſadbarrikaden, gegenüber der schon Madrilenen: Wer wird den Krieg gewinnen?", Deutschland   Wer wird siegen?" Die feite letten Monaten erheblich gestiegen, die Lebens- zweihundertmal beschossenen Telefonica sißen die so wird er, erstaunt über die Frage, ohne Zögern Antwort: Wir!"" Worauf gründet sich Deine haltung ist noch ärmlicher geworden. Aber es gibt Menschen zeitunglefend im Kaffeeehaus. Auf den antworten: Wir!" Die Stadt wird immer Ueberzeugung?"" Darauf, daß wir siegen müs feinen Streit, teine Lohnforderung. Soziale Straßen balgen sich die Kinder, häufig auf den mehr zu einem Trümmerhaufen, aber das No sen. Wir werden siegen, ihr Ausländer dürft Kämpfe schwächen unsere Kraft, erst müssen wir Trümmern getroffener Häuser. Die Untergrund- pasarán!" klingt immer troẞiger. Immerhin nicht so ungeduldig sein!" fiegen!" Das ist die Parole, die von den Arbei- bahn und die Straßenbahn verkehren, hinten auf ist die Versorgung der Hauptstadt eines der een­Wir werden siegen: bedarf es noch eines tern felbst ausgegeben wurde. Und in den- dem Buffer der Elektrischen fahren die Madrider   itesten Probleme des Krieges. Die Eisenbahnver­überzeugenderen Beweises für die Verbundenheit stungsbetrieben wird so fieberhaft gearbeitet, Lausbuben schwarz". In der Gran Via  , die bindung funktioniert nicht mehr, die einzige Vers des Voltes mit der republikanischen Regierung? daß es für spanische Verhältnisse erstaunlich ist. täglich unter Granatfeuer liegt, spielen sämtliche bindungsstraße zur Küste ist verstopft. Wenn man In Val verba treffen wir einen jungen Land. Männer, Frauen, junge Mädchen extragen mit Stinos. Vor den Häusern ſißen Frauen und ftril- bie Bevölkerung nicht aussiedeln kann, wird man arbeiter, einen Analphabeten, der jetzt bei der Gleichmut die Gefährdung durch feindliche Bom- ten Strümpfe und die Männer rauchen ihr Pfeif die Front umsiedeln müssen. Man ist jetzt eben Vereinigten sozialistischen Jugend lefen und schreiben und Granaten, der sie in den Fabriken aus- chen dabei. Diese Idylle sind freilich nur auf dabei, die große Offensive, deren umfangreiche ben lernt. Was sagt man in deinem Dorf über gefeßt sind.... Alles für den Sieg!" das ist die einer Straßenseite zu finden, auf jener, die im Vorbereitung wir sahen, ist im Gange. den Bürgerkrieg?"" Nun, wir werden ihn ge- Losung. Granatschatten" liegt. Die andere Straßenseite ( Schluß folgt.)

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