Nr. 258Mittwoch, 3. November 1937Seite 3>Franz Rehwald In LondonVorträge über die sudetendentsche FrageLondon. Der Redakteur der ReichenbergerZeitschrift„Der Textilarbeiter" Franz R e h•Wald hielt am 1. November im Königlichen In stitut für Außenpolitik in London einen Vortragüber die wirtschaftliche und soziale Seite der sudetendeutschen Frage. Der Vortrag, der gemäß denStatuten der Gesellschaft, Ausländern nicht zugänglich ist, war von britischen Abgeordneten,Politikern, Wirtschaftlern usw. sehr gut besucht.Rehwald, der in englischer Sprache vortrug, antwortete auch im Laufe der regen Debatte, die sichnach dem Vortrag entspann, englisch und befaßtesich insbesondere mit der jüngsten wirtschaftlichenKrise in der Tschechoslowakei, wobei er die Maßnahmen zu deren Bekämpfung darlegte und überdie Auswirkung des Abkommens vom 18. Febersprach.einge-Ge-93 Prozent der Stimmenkür die Union der TextilarbeiterFreitag, den 29. Oktober, fand im Betriebder Firma S. Trebitsch& Sohn in Wigstadtl dieBetriebsausschußwahl statt, welche der Union derTextilarbeiter 93 Prozent aller abgegebenenStimmen, damit einen vollen Erfolg brachte. Bonden 778 abgegebenen Stimmen entfielen auf dieListe der Union 712. Die christliche Gewerkschaft konnte ganze 55 Stimmen auf sich vereinigen. Damit hatte sie die Wahlzahl nicht erreichtund ist durchgefallen.gestern früh in den Streik, weil die Arbeitgebereine Lohnforderung der freien Gewerkschaft vom28. Junj l. I. unerledigt gelassen hatten. DieArbeit wurde jedoch um 11 Uhr vorm. wiederausgenommen, da in den nächsten Tagen Verhandlungen mit der Gewerkschaft stattfinden werden.Ein modernisiertes Naturfreundehaus. DieKomotauer Naturfreunde haben ihr in G e r s d o r fjm Erzgebirge. liegendes Naturfreundehaus durcheinen Zu- und Umbau modernisiert. Das- Haus hatjetzt eine eigene, ergiebige Trink- und Nutzwasserleitung, eine Warmwasserheizung, Wasch- und Badegelegenheiten mit' warmem und kaltem.Wasser undeine moderne Küche. Außerdem wurden durch diesenZubau Räumlichkeiten freigemacht, die nun inSchlafstellen umgewandelt wurden. So ist durch denFleiß selbstloser Menschen ein herrliches, proletarisches Urlauberheim entstanden, das allen Anforderungen gerecht zu werden vermag.Kn Mannheim fand dieser Tage eine Kund-zebung des„Sudetendeutschen Heimatbundes"statt, über deren Verlauf man aus einem großaufgezogenen Bericht des„Hakenkreuzbanner"(Mannheim) interessante Einzelheiten erfährt.In der Begrüßungsansprache durch den Oberbürgermeister Dr. Bartsch hieß es u. a.:„Wir haben für die Lage der Sudetendeutschengerade deshalb so volles Verständnis, nachdem wirselbst einmal für einige Zeit besetztes Grenzgebietwaren und damit Schweres erdulden mußten."Und der Bundesleiter des Heimatbundes Bern-reither, richtete an„seine Landsleute" einenAppell„stets im Gedenken an die Hunderttau-sendc, die im swdrtendeutschsn Gebiet in den Kerkern schmachten".Der„sudetendeutsche Heimatdichter" KarlHans Strobel ettlärte in einer Rede, daßman sich mit einer solchen Kundgebung an denGegner und die ganze Welt wende, um zu sagen,wie sehr täglich und stündlich ungeheures Unrechtgeschieht.Mer nicht nur die Republik, sondern auchder einzelne Staatsbürger wurde von HerrnStrobl attackiert:ten über das Dach des Hofgebäudes in den Hofdes Hromadschen Wohnhauses. Er kletterte andem Abflußrohr und an dem Blitzableiter auf denBalkon und drang von dort aus in den Schlafraum Hromadkas. In der linken Hand hielt erdie elektrische Handlampe und in der rechten Handden scharfgeladenen Browning.Hromadka hatte einleises Knarren der Türe vernommen und wolltesie schließen. Er bemerkte eine Gestalt; in derAnnahme, daß es seine Frau sei, fragte er, wassie draußen mache. Da krachte ein Schuß, denKriesche im Lichtkegel seiner Taschenlampe gegenden Kopf Hromadkas abgegeben hatte. Beimzweiten Schuß versagte der Revolver. HromadkaWurde,gm xechten Uyterkiefer..,und.M Gaumen,getroffen. Die stecken gebliebene Kugel, konntespäter durch ein« Operation entfernt werden.Trotz der Schmerzen und Benommenheit warf sichHromadka auf seinen Angreifer und hielt ihn fest.Beim Ringen kamen beide vom Balkon in dasVorhaus im Parterre. Der stärkere Hromadkaverletzte dabei Kriesche und schlug ihn mit demKopf an den Türftock der auf das Vorhaus führenden Tür der Baka-Filiale.In der Dunkelhett hatte niemand den Tätererkannt. Kriesche hatte aber am Tatort seineMütze, den Browning und ein Magazin mit Patronen zurückgelassen. Zu Hause schrieb er seinerLebensgefährtin einen Abschiedsbrief und begabsich nach Tellnitz, wo er die Kleider vergrub, dieer bei seinem Mordversuch getragen hatte. Am5. Mai wurde Kriesche in Aussig gestellt und nachMariaschein gebracht. Schon unterwegs legte erein Geständnis ab. Er gab an, daß er von derFrau Hromadkas bestellt worden sei. Der Verdacht gegen Frau Hromadka bestätigte sich nicht.Kriesche hat sich nun wegen meuchlerischenRaubmordversuches zu verantworten. Den Vorsitzin der Haupwerhandlung fühtt GR MilanKrauskopf.Madrid unter ständigem FeuerMadrid. Montag nachmittags, in der Nachtund mit Unterbrechungen während des ganzenchrisüichsozialen Gewerkschaft gewesen, habeBartl geftagt:„Warum gehen Sie dann nicht zudiesen Schwarzen?"Das Gericht sprach den angeklagten Bürgermeister Prokisch mit der Begründung frei, daßihm bezüglich des Vorwurfes, Bartl sei bei derVolkshilfe parteiisch gewesen, der geführteWahrheitsbeweis zur Gänzel u n g e n sei. Der Privatankläger hat demklagten die Kssten zu ersetzen.britische RundfunkabwehrLondon. Schatzkanzler John Simon teilteim Unterhause mit, daß der Postminister bereitsseit einer gewißen Zeit die Frage der fremdsprachigen Sendungen bei den britischen Rundfunkkorporationen studiere. Anftagen bei denenglischen offiziellen Vertretern im Auslandehätten ergeben, daß die ausländischen Hörer Sendungen aus Großbritannien aufrichtig begrüßenwürden. Die deutsche, italienische und andereSprachen seien nicht a priori ausgeschlossen. Manwerde aber zunächst mit den Sendungen in spanischer und portugiesischer Sprache für Latein-Amerika und in arabischer Sprache für den nahenOsten beginnen.„Vor dem einfachen Mann aus dem tschecho-siowakischen Volk muß man aber im allgemeinenHochachtung haben, denn im Gegensatz zur Gesamthaltung des Volkes ist der einzelne nicht soempfindlich. Allerdings darf man dabei nicht übersehen, daß der Tscheche nicht überttieben aufrichtigist und daß er durch seine Abstammung stets eineHaltung des unterworfenen, dienenden Menscheneinnimmt, wobei er— wie bei den in Hörigkeitbefindlichen Menschen üblich— nicht so genau mitder Wahrheit genommen wird."Nach solcher maßloser Beleidigung des tsche-choftowakischen Volkes und nachdem Herr Strobelnoch behauptet hatte, daß es das„Endziel" destschechoslowakischen Staates sei, die Sudetendeutschen„auszurotten", und es die„Aufgabe desReiches" sei, die„sudetendeutsche Heimat mit demReich zu verbilden", schloß er mit einem„Treuegelöbnis", das Wohl derart aufteizend gewesensein muß, daß es nicht einmal das„Hakenkreuzbanner" wiederzugeben vermag.Es bleibt die Frage offen, ob sich unserStaat diese Hetze des„Sudetendeutschen Heimatbundes" gefallen lassen soll.Vie es bei der SVH zugehtDer Bericht, den wir gestern über die Prager-'Sudetendeutsche Volkshilfe" veröffentlichten,d>ird wirksamst durch das Folgende ergänzt:Der SdP-Stadtvertreter Ernst Bartl ing e r hatte den Bürgermeister Pro-Ei sch geklagt, weil dieser in einer Sitzung derStadtvertretung von Eger jenem den Vorwurfgemacht hatte, daß er sich in seiner EigenschaftObmann des Verteilungsausschusses der^H Parteilichkeiten zuschulden kommen ließ. In"er Schlußverhandlung vor dem Egerer Bezirksgericht führte Bürgermeister Prokisch Zeugen, diebestätigten, daß sie wegen ihrer Zugehörigkeitövr kommunistischen Partei von der BeteiligungAusgeschlossen wurden, ein anderer Zeuge gab an,don Bartl gefragt worden zu sein, wo er organisiert sei, und als er antwortete» er sei bei derUSA trifft Maßnahmenfür den KriegsfallWashington. Vor einiger Zeit wurden Nachrichten des Inhaltes verbreitet, daß der amerikanische Generalstab einen Rekrutierungsplan fürden Kriegsfall vorbereite. Nunmehr langen Berichte ein, daß den Reserveoffizieren einiger Truppenkörper Briefe mit der Frage zugestellt wurden,ob sie in dem Fall, daß die Lage kritisch würde,einen ständigen Posten in der Armee annehmenund welche Zeit sie zur Bereinigung ihrer Privatangelegenheiten brauchen würden. Auch dasMarineministerium soll den Kommandanten ander Küste des Stillen Ozeans verttauliche Instruktionen zugestellt haben, welche sich auf eineventuelles plötzliches Auslaufen der im StillenOzean stationierten Kriegsschiffe beziehen.ver Vormarsch stocktSchanghai. Die heftigsten Kämpfe wütengegenwärtig am Sutscheu-Bache, wo es den Japanern offensichtlich gelungen ist, das andere Uferzu erreichen. Ihre Angaben, daß ihnen die Ueber-setzung mit 7000 bis 8000 Mann gelungen sei,werden zwar als verfrüht angesehen, doch ist essicher, daß sich bereits auf dem von den Chinesenverteidigten Ufer ein Teil der japanischen Truppen befestigt hat. Bisher haben die Japaner jedoch ihre beiden Brückenkopsstellungen nicht erweitern können/ Die Chinesen leisten stärkstenWiderstand.In der Nacht machten die Japaner noch einmal den Versuch, einen dritten Uebergang überden Graben zu erzlvingen, der aber durch starkesArtilleriefeuer der Chinesen vereitelt wurde.Der heftige typische Regen ist in den letztenStunden außerordentlich dicht geworden und hatdie Umgebung des Sutscheu-Baches in einen Morast verwandelt, so daß die Japaner südlich desBaches in eine bedrohliche Lage geraten sind. Sobald sie sich beim Bau einer Brücke durch einekünstliche Nebelwand schützen wollen, konzentriere»die Chinesen aus sie heftiges Maschinengewehrfeuer.Fünf SdP-MItgllederIn Warnsdorf verhaftetAm Sonntag, den 31. Oktober, wurdendurch die Warnsdorfer Gendarmerie fünf Mitglieder der SdP verhaftet, weil sie ein verbotenesFlugblatt„Für oder gegen" verteilt hatten. Beiwehreren Funktionären der SdP wurden auchHausdurchsuchungen vorgenommen und das vorgefundene Material der Staatspolizei übergeben.Die fünf Verhafteten wurden dem Bezirksgerichtw Warnsdorf eingeliefert.„Was der kleine Mannnicht versteht“Unter diesem neckisch-harmlosen Titel bringtauch die jüngste Nummer des in Lobositz erscheinenden„Kämpfer" etliche Bemerkungen, diettef in die Herzen auch der henleintreuesten Kämpfer(und zu denen gehört doch wohl auch dieser„Kämpfer"?) blicken lassen. Denn darnach versteht es der kleine Moritz— Pardon: der kleineMann beispielsweise nicht,daß der^,alte Kämpfer" S m a g o n ausgerechnetfür Herrn Moritz Lobkowitz, Direktor derAnglo-Elementar,„in Versicherungenmacht",daß der neue„Hochschulführer" trotz seinerParole„Verttefung der Volksgemeinschaft" den„Aufbruch" als Blatt der deutschen Studenten bezeichnet,daß sich jemand„alter Kämpfer" nennt, den eineverlauste Bettdecke im Polizeigewahrsam nach 8 Tagen dahin bringt, dem völkischen Gegner Protokolle auszuliefern.Schade, daß der„Kämpfer" nicht noch deutlicher wird!Die SJ bei den Bergarbeitern. Am Samstag fand in B r u ch bei Offek eine Feier des Internationalen Jugendtages statt. In diesem ausgesprochenen Bergarbeiterort. wo seit vielen Fahren außer Parteiversammlungen keine größereVeranstaltung durchgeführt wurde, wagten unseresozialistischen Jugendlichen eine Feier, die einvoller Erfolg wurde. Gegen 400 Menschen hattensich eingefunden, die die Darbietungen der Tep-litzer S-Bühne sowie die Ansprache Josef Kr eine r s-Komotau mit größtem Beifall aufnahmen.Parteigenossen erklärten, daß solche Veranstaltungen für die meisten Besucher des Mends etwasganz Neues darstellen, Nach Beendigung der Feieräußerten die Besucher den lebhaften Wunsch, mitunseren Jugendfunktionären und den Mitgliedernder S-Bühne noch einige Stunden zu verweilen.So wurden auch die Stunden nachher eine schöneErinnerung für die Men und die Jungen. Seitvier Wochen besteht in Bruch auch eine Zahlstelleder SJ.Ein Streik der Arbeiter in den TeplitzerSpedittonsunternehmungen. Die Arbeiter derSpeditionsindustrie in Teplitz-Schönau tratenOie Stadt Komotau erhältein MasarykdenkmalNun erhält auch die Stadt KomotauMasarykdenkmal. Die notwendigen Vorarbeitenwurden von einem Denkmalausschuß erledigt, derinsgesamt einen Betrag von 139.000 Kö aufge bracht hat. Die Gesamtkosten einschließlich dernotwendigen Aufftellingsarbeiten Iauf 160.000 XL belaufen. Die Herstellung des!»notwendigen Modelles zum Gusse der Bronze-,'figur wurde dem akademischen Bildhauer Josef!Kalvoda in Prag um den Preis von 58.000 Kövergeben. Den Guß der Bronzefigur besorgt dieFirma Jng. Julius Mrazek in Teplitz-Schönau.!Die Steinmetzarbeiten werden erst demnächst zur,Vergabe kommen. Zu der Denkmalsenthüllung,!welche ungefähr im Juni 1938 erfolgen wird,!wird vom Denkmalausschuß- auch der Herr,.,_.... s ,_Staatspräsident Dr. Eduard BeneS eingeladen I zurückcrobcrt haben, der von großer strategischer i weder viele Opfer gefordert noch großen Schaden,werden.| Bedeutung ist. 1 angerichtet.Raubmordversuch in MariascheinHeute Verhandlung in LeitmeritzDie diesjährige Herbsttagung des Leit-Ineritzer Schwurgerichtes beginnt heute mit derHauptverhandlung gegen den Kutscher Kriescheaus Kulm. Die Untersuchung gegen ihn wurdezunächst unter dem Verdacht eines von der Fraudes Ueberfallenen bestellten Mordes geführt.Kriesche lebte mit Gertrud Püschner in Kulm ingemeinsamem Haushalt. Er war auf dem Meier hof in Kulm beschäftigt und hatte täglich die Milchan die Kunden auszufahren. Dabei kam er auchin die Milchhandlung der Frau Aloisia Hro madka in Mariaschein, die mit dem Rittmeisteri. R. Hromadka verheiratet ist. Frau Hromadkabeklagte sich bei Kriesche angeblich oft über dieNervosität ihres Mannes. Sie habe sich von ihremMann scheiden lassen wollen, sich aber vor seinerNach« gefürchtet. Kriesche hatte Mitleid mit derFrau und versprach ihr Hilfe. Wie geholfen wer den sollte, darüber hat man sich nie ausge sprochen., Kriesche wußte, daß Hromadka im Sommer1937eine Lebensversicherung auf 10.000 KL ausbe zahlt eichalten hatte. Er hatte große Schulden fürRöbel, er schuldete noch einen Restbetrag von1700 Kö und wollte sich öfter von H. Geld bor gen. Dem Kriesche war weiter bekannt, daß Hro madka stets einen größeren Geldbettag bei sichtrug. Er wußte auch, daß Hromadka in der durchdas Vorzimmer vom Balkon her erreichbarenKüche schlief.Am 3. Mai 1937 hatte sich Kriesche in sei ner Wohnung nach dem Abendessen niedergelegtnnd bis 11 Uhr geschlafen. Dann ist er, ohne daßseine Lebensgefährtin etwas bemerkte, aufgeftan-den und hat seine mit neun Patronen geladenemepetierpistole an sich genommen. Ferner nahmer ein Beil und eine elektrische Taschenlampe mit.Sn genauer Kenntnis der Oertlichkeit und derLage her Wohnung der Eheleute Hromadka ge taugte er durch den Mariascheiner Seminargar-Karl Hans Strobel hetztgegen die TschechoslowakeiVon der Tagung des„Sudetendeutschen Heimatbundes“ in MannheimEin Bombenregen aus der LuftDie japanische Admiralität gibt.bekannte daßbei dem dreitägigen Bombardement der chinesi schen Stellungen an der Schanghai-Front vomi 25. bis 27. Oktober insgesamt 2526 Bomben im. Gesamtgewicht von 164 Tonnen durch 850 Ma-rineflugzeuge abgeworfen wurden.i Schlapps In NordchinaDie chinesische Agentur Centtal News mel-i bet, daß die chinesische» Abteilungen, welche die i| japanischen Korps längs der Eisenbahn nach Dienstags haben die feindlichen Batterien Ma-!T a i j« a n zurückdrängrn, de« Niangtsekwan-( drid bombardiert. Die Granaten, welche in denPaß an der Grenze von Hopei und Schanghai! weniger bewohnten Vierteln explodierten, haben