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Trager Zeitung

Dienstag, den 19. Juii,

abends S Uhr im Saale des Handwerkervereins in Prag   II., Ve Smečkách 22,

Programm:

Sozialdemokrat"

Der Film

Deutsche   Filme

Sonntag, 17. Juli 1938. Nr. 103

Mitteilungen aus dem Publikum.

Ein Kolumbusei ist das Einkochen: Leicht ist es für den, der es gut trifft. Aber auch für diejenigen Frauen, welche nicht so sicher im Einkochen sind, kann Da in dieser Woche ein paar deutsche   Filme es leicht sein. Sie brauchen sich bloß an die fachmän aus Berlin   und Wien   die einzigen hochsommerlichen nisch geleitete Opetta- Beratung zu wenden, welche

u. a. der bayrische Autor Oskar Maria   Neuerscheinungen sind, sei von ihnen die Rede, ob­Graf:

,, Beim Schaffen nicht die brennenden Fragen der Gegenwart zu beantworten ist gleichbedeutend Gedenkfeier für Otto Bauer   damit, in die Literatur die Nichteinmischungspolitik mit allen bösen Folgen zu tragen. Vor allem muß die Literatur, so wie es die tschechische tut, aus dem Volks- und Nationalganzen schöpfen. Das darf frei Fantasie über das russische Volkslich„ Unsterblich nicht mit dem äußeren Anstrich von Voltstüm­lichkeit obne allen Lebensinhalt in der„, Blubo=" literatur verwechselt werden. Alle großen Schreiben den aller Völker z. B. Zola, Tolstoj  , Cervantes  , Gotthelf und Didens- haben aus diesem Quell ihres Werkes nicht nur die Sprache ihres Landes be­reichert, sondern auch den ewigen Werten ihres Vol­kes das typische Angesicht gegeben."

liche Opfer"( Carl Greull),

Rezitation

Dr. Robert Wiener: Gedenkrede. Lied der Arbeit( am Harmonium Carl Greull). Vorlesung aus Otto Bauers Werfen. Die Internationale( Carl Greull).

Alle Sozialisten, alle Freunde Otto Bauers, alle Freunde der freien Wissenschaft nehmen an der Gedenkfeier für den großen Toten teil!

Kunst und Wissen

Was die freien Schriftsteller sagen

Die Zeitschrift Literární Noviny" richtete an eine Reihe von Schriftstellern, die an dem Kongreß des Penklubs in Prag   teilnahmen, eine Rundfrage und veröffentlicht jetzt deren Beant­wortung. Zwei der Fragen lauteten: 1. Welche Aufgabe hat der Schriftsteller in unserer Zeit? Hat er die Möglichkeit oder die Pflicht, zu den politischen Zeitfragen Stellung zu nehmen? 2. Welchen Weg muß die Literatur von heute einschlagen, um ihre Aufgabe in ihrer Zeit zu er­füllen? Hier einige der zahlreichen Ant­worten.

Die englische Schriftstellerin Storm Ja­ meson  , die Verfasserin des starken Romanes ,, Triumph der Zeit" schreibt:

Die Aufgabe des Schriftstellers von heute iſt es, frei und furchtlos ſeine Meinung zu ſagen, sich gegen alle Angriffe zu wehren, die eben vom Neuen gegen die Freiheit des Wortes und des Dentens unternommen werden und zu er­flaren, daß kein Land, das seine Dichter und Denter unterdrüdt, frei und groß sein kann. Die Literatur muß sich gegen den Gedanken auflehnen, daß sie ein­geschüchtert oder zum Schweigen gezwungen werden oder daß sie jemals diskrete Lügen sagen könnte." Der 82jährige englische   Schriftsteller H. W. Nevinson meint:

Und nicht anders ist der Geist, der aus den Zuschriften der übrigen Autoren spricht, es mögen Rumänen, Flamen, Franzosen, Engländer, Bel­gier, Holländer, Tschechen, Slowaken oder Deutsche   sein. Aus den Worten aller dieser Ar­

Bei

wohl das ewig gleiche Niveau dieser von Kunst, sie im Einkochen von Marmeladen, Jams und Gelees Geist und Pointen„ befreiten" Filmproduktion im berät, auch dann, wenn Opekta zum Einkochen nicht allgemeinen eine Besprechung überflüssig macht. Der verwendet wurde. Opetta freilich bedeutet unfehlbare Berliner   Film„ Der Seiratsschwindler". Sicherheit im Einkochen, denn es ist nach den modern­ein nicht mehr ganz neues Erzeugnis, ist nach einem sten Methoden erzeugt, so daß es mit Recht in Fach­Kolportageroman einer Frau v. Brockdorff gedreht, treisen als das reinste, aus Aepfeln gewonnene Pet­und es häufen sich in seiner Handlung drohende tinprodukt angesehen wird. Opekta ist frei von Beis Verwicklungen. Ein gerade aus dem Gefängnis ent mischungen, welche die Pektinstoffe im Obst beglei laffener Seiratsschwindler, der überdies die Frau eines Eisenbahnbeamten entführte, verübt nach seis ten; davon zeugt die Klarheit des in durchsichtige ner Entlassung nicht nur zwei neue Heiratsschwins Blaschen gefüllten Opekta. Es hat daher weder auf deleien, sondern auch noch einen Erpressungsversuch Geschmack oder Farbe der Marmelade ungünstigen an einem jungen Beamten, dessen Pflegebater einen Einfluß, es hebt im Gegenteil die natürliche Farbe, Diebstahl beging, dessen Braut ein Kind bekommt Geschmack und Aroma des Obstes hervor. Auch der und dessen ehemalige Geliebte ihn mit gefährlicher Umstand, daß bei Opekta- Flüssig nicht mehr Zuder Eifersucht verfolgt, während der Vater der Braut, als Obst und bei Opetta- Trocken sogar weniger cben jener Mann, dessen Frau einst mit dem Heis ratsschwindler davonlief, die Ehe seiner Tochter Buder vorgeschrieben wird, ist für den natürlichen verhindern will. Es ist, wie man sieht, eine mit Obstgeschmack der Marmelade ausschlaggebend. We­reißerischen Effetten überladene Handlung, aber sie gen all dieser Vorzüge ist Opekta als erstklassiges crweist sich im Film als völliger Leerlauf, da uns Qualitätsprodukt durchgedrungen. nichts von den Motiven der Handelnden Versonen tlar wird und der Aufbau der sonderbaren Affäre in der unkonzentrierten Regic Herbert Selping

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Dialogen ermüdet.

beiter des Wortes klingt eines: Nur in der Zu-| in die Brüche ging. Harald Paulsen   als Hei­sammenarbeit aller Völker entstehen geistige ratsschwindler bietet eine gute Theaterleistung, aber Güter, die bleiben! Diese Kunst, die wahre, das ist der einzige Vorzug des Films, der spannend große Stunst, gedeiht aber nur dort, wo sie frei sein will und dabei mit seinem Mangel an Bes und unvergewaltigt ist. Nicht Striege und innere wegung und seinem Uebermaß an uninteressanten Stämpfe, nicht Not und äußere Unterdrückung be­drohen und töten das künstlerische Schaffen, son dern nur innere Unfreiheit und geistige Sklaverei. So denken und schreiben jene Schriftsteller, welche die Zeit als„, literarische Halbwelt" bezeichnet hat.

Vinch Schwarz.

Streik holländischer Künstler

Holland   beteiligt sich an der internationalen Abteilung der New- Yorfer Weltausstellung 1939 „ Die Welt von morgen" durch den Bau eines gro en Pavillons. Unter den eingesandten Projekten fiel die Wahl der großen Mehrheit der Jury auf ein modernes, ausstellungstechnisch hervorragend stu­diertes Projekt. Aber die Jury hatte die Rechnung ohne den Wirt in diesem Falle den von der Re­gierung eingeseßten Kommissar, einen Er- Gouver neurgeneral gemacht. Die Erzellenz verstand es,

ein bilfe EntschJury durch Nicht­

W

,, Es ist Pflicht des Schriftstellers von heute, so zu schreiben, wie er es am besten vermag und keine Angst vor Feindschaft der err schenden und ihrer Gewalt auf sich einwirken zu lassen. Jeder große Autor hatte, hat und wird im mer Einfluß auf die sozialen und politischen Ereig­

in letzter Minute

umzustürzen und zur Ausführung das Projekt eines Professors der ältesten Schule vorzuschlagen. Durch diesen Streich sollten die Niederlande  , das Land Van Goghs, durch einen Pavillon im Geiste des vorigen Jahrhunderts vertreten werden, der zudem noch ausstellungstechnisch ganz unbrauchbar war.

Einmütig beschlossen die im Ausstellungsrat für Bautunst und verwandte Künste" zusammen­arbeitenden Vereinigungen der Architekten, Waler, Bildhauer und Kunstfreunde der verschiedensten Richtungen, ihren sämtlichen Mitgliedern die Be­

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Der Wiener Film Konzert in Tirot" hatte einen befferen Regisseur: Karlheinz   Martin, Sanatorium Dr. Gufir der einst ein betont moderner Theaterleiter war, 1010 m ü. d. M. Tatranska Solianka hier aber nur einen gefälligen Unterhaltungsstii unter Vermeidung jeder wirklich wißigen Pointe gepflegt hat. Die Handlung des Films ist mehr als simpel: die alte Geschichte von dem schönen Land- Erholung- Sport Chefarzt Dr. Paul Kunsch mädchen und der eleganten Nebenbuhlerin aus der Großstadt im beliebten Wintersport- und Schul­stubenmilieu. Zur Rettung des Films sind die  Wiener Sängertnaben aufgeboten, die hier mehr mals, besonders bei einem Weihnachtsspiel, ihre schönen Stimmen und ihre hohe Gesangskunst zur Geltung bringen. Die Leistungen der Darsteller, unter denen sich Friß Kampers und Heli Finken­eller befinden, bleiben hinter den Leistungen der Sängerknaben erheblich zurück.

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Mitteilungen der»   Urania.

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niſſe ſeiner Zeit haben, er mag es wollen oder nicht. teiligung an jeglichen Arbeiten für die Weltausitele Filme in   Prager Lichtspielhäusern

Die Kraft des Wortes kann nie lange u werden."

unterdrückt

Ein dritter Engländer, Ernest Ray-

mond, antwortet:

Jeder Schriftsteller muz vollkommen Freiheit haben, politische und moralische, um in seinem Wert aufrichtig die Wahrheit sagen zu können."

Der   chinesische Dramatiker Shih- J= Hsiung, ein weltbekannter Dramatiter, er­

flärt:

„ Der heutige Schriftsteller darf nicht nur für seinen Vorteil oder den seines Volkes arbeiten, er muß heute für die ganze Menschheit arbeiten! Die Literatur muß ein Milieu zur besseren Verständigung zwischen den Schreibenden und vor allem zwischen den Lesern der verschiedenen Völker schaffen." Luc  

Durtain, der   französische Arzt und Dichter, sagt:

,, Alle großen politischen Aenderungen und Be­wegungen sind aus Gedanken geboren. Es ist die Pflicht eines jeden Schriftstellers, richtig zu erwägen und zu denken. Er muß in sein Wert mehr Humanis­mu3 und Humanität legen. Die Literatur diene der

Wahrheit, nur der Wahrheit. Die Wahrheit ist die bescheidenste und die erhabenste Aufgabe, die die Welt

fennt."

Den gleichen Gedanken spricht der   Madrider Publizist Corpus   Barga aus. Auch der jugoslawische dramatische Dichter Bratto Sraft schließt sich dieser Ansicht an:

Lung zu verbieten. Die Künstler wollen durch diesen Streit die offiziellen Stellen zwingen, die Auswahl der zur Arbeit an der Ausstellung zuzu ziehenden Künstler nicht durch Laten, sondern durch sachverständige Vertreter ihres Faches vornehmen zu lassen, da nur auf diese Weise das newendige Niveau der Ausstellung, das Anschen des Künstlers  berufes und nicht zuletzt das Ansehen der holländis schen Kunst gewahrt werden könne.

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Alber

haupt jemals streifen wollen", erklärte der Vor­sizende des Ausstellungsrates, so nur in einem Beitpunkt, wo Arbeit vorhanden ist, denn ohne Ar­beit fann man nun einmal nicht streiten. Wir haben also den richtigen Zeitpunkt gewählt."

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Nach dem   Prager Barod ein Janáček- Festival. Vor zehn Jahren starb in   Mähren der martanteste Vertreter des modernen tschechischen Musikschaffens Im Qualifikationsturnier um den Aufstieg in ,, Der Künstler muß sich bemühen, gerade heute Leoš   Janáček. Aus diesem Anlaß finden gesamt- die Liga siegte am Samstag in   Prag SK. Lie­die größten Werke zu schaffen, in denen sich seine staatliche Feiern statt, in deren Rahmen die Stadt ben gegen Teplißer FK. 5: 2( 2: 0). Durch diesen Zeit widerspiegelt. Wenngleich er als Künstler-  Prag vom 22. bis 28. Auguft ein Musikfestival ver- Sieg ist Lieben als erster Ligaanwärter anzusehen. unabhängig von seiner Zeit ist, als Arbeiter an der anstaltet. Ihre Mitwirkung haben zugesagt: Das Tepliß dagegen hat keine Chancen mehr und muß Stultur hat er die Pflicht, alle politischen Strömun- Nationaltheater, die tschechische Philharmonie, das nun wieder im DFV die Spiele bestreiten. gen zu erfassen, die zur Freiheit des Geistes und zur Neue   Deutsche Thealer, der Gesangverein der fortschrittlichen Entwicklung der Menschheit führen.   Prager Lehrer, das tschechoslowakische Sängertorps, Leichtathletik- Meisterschaften wurden am Samstag Er darf dabei nie seinem Volte und damit nie der der   Prager Gesangverein   Smetana", der Gesang zwei neue Rekorde aufgestellt. Im Hürdenlauf über Menschheit sich veruntreuen. Sein Wert muß stets verein der   Prager Lehrerinnen und das Radio- 80 Meter siegte Boitel mit 12.4 Gefunden, im der Wahrheit, dem Necht und der Freiheit dienen."| journal. Geplant sind Opernaufführungen, Kon- 800- Meter- Lauf Fize mit 2: 21.2 Minuten.' Frl. zerte, Vorträge und Tanzvorführungen. Vom 17. Boitel errang drei Meistertitel, neben den 80- Meter­Von den am Kongreß vertretenen Ange- August bis 9. September findet außerdem in der Hürden gewann sie auch die 100 Meter mit 12.4 hörigen der freien deutschen Literatur antwortet Bentralbibliothet eine Janáček- Ausstellung statt. Set. und den Weitsprung mit 5.41 Metern. Bezugsbedingungen: Bei Rustellung ins aus oder bei Bezug durch die Poſt monatlich Kč 17. vierteljährig Kč 51.-, halbjährig Kč 102,- ganzjährig Kč 204.-- Inferate werden laut Tarif billigst berechnet.- Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Ginsendung der Retourmarten. Die Beitungsfrantatur wurde von der Post- u. Zelearabbendirektion mit Erlak Nr. 18.800/ VII/ 1980 bewilligt( Kontrollvostamt Braba 25.- Druderei:..Orbis". Drud. Verlags- u. Beitungs- A.- G. zaa.

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