Wr. intDienStag, 16. August 1938Lette 8Sam-olr,flu,alo»1.301.00von»er-Se.:ffn:HlitnftSe.bielehrIifltlta-fteitlfußIrr.al.dreiercrnzurdirm-lferIn,For en)in»mitmberberer«Sa«m«mber«-inten>ngderbieIvarätw>ifim»inrb«b".ul«Srim«(U»i>e«ton42Hlfit'ili««rint:r«itnitnÄembieir«ibtistbieist.ulittiisth>»rfenmbseitten,enlenistje»e»en,irf,ekvl>r«’ien:o»l«'ÄIff«ickWarum Ich desertierteDie Erzählung eines RelchswehrsoldetenEiner ber geflüchteten Reichswctzrsoldaten,über deren Aussagen wir in unserer letzten AuS«gäbe berichteten, erzählte unS über die Ursachenseiner Desertion u. a.:Ich bin nicht der einzige, oder einer vontvenigen, die au» dem Dritten Reich als Militär«angehörige flüchteten. Nicht nur Mannschaften,selbst Offiziere haben eine Flucht wagen müssen.2m deutschen Heer, namentlich in Bayern undVesterriech, hat die preußische Anmaßung undSkvormundung schon so weit geführt, daß eS inden Militäreinheiten der süddeutschen Länder zuoffenen Auseinandersetzungen zwischen preußischenmb bayrisch-österreichischen Offizieren kam. DieM Einführung deS preußischen Militarismusnach den Südstaaten kommandierten Offizierefinden nicht selten offenen und-passiven Widerstandnm Offizieren und Mannschaft. Um von vornwegdie.Ilnverletzbarkeit" eines preußischen Urteilszu dokumentieren, ist schon eine Stellungnahmeoder Kritik Auflehnung, eine gerechtfertigte Be«Werbe Meuterei und für jede ähnliche Art, sichem freier Wort zu erlauben, erfand man ein ä^n«liches Verbrechen. Ein Wort nur, das einem dieSjut entfahren läßt, die einem zutveilen lon.mt,ist oft Anlaß zu den schwersten Mißhandlungen.Ein Vorfall zeigt dies ganz deutlich:Ter Gefreite X., der mit dem Rad eine leichtansteigende Straße ansuhr, begegnete auf diesereinen zu Fuß entgegenkommenden Offizier. DerGefreite grüßte, indem er, Ivie vorgcschrieben, sichausrichtete und Blickwendung zum Offizier machte.Und trotzdem forderte der Offizier ihn auf, ab-zusteigen, notierte seinen Namen und meldete ihnzur Bestrafung.(Der Gefreite hat nämlich nichtaufgehört, das Pedal zu treten, weil eben dieleicht ansteigende Straße es nicht anders erlaubte.Er hat somit unmilitärisch gegrüßt und das An«sehen der Luftwaffe in erheblichem Maße geschä«digt.) Die Strafe dafür war drei Tage je ein«einhalb Stunden Strafexerzieren. Nur wer eineTwnde Strafexerzieren mit kriegsmäßigem Gepäck und Gewehr unter Kommando eines preußischen Offiziers einmal kennen gelernt hat, kannbeurteilen, was das bedeutet. Der Gefreite mußtenach dem zweiten Strafexerzieren ins Lazaretteingeliefert werden, und wurde nachher wegen.mangelnder Eignung" entlassen. Was war jedoch der eigentliche Grund, der den Offizier ver-anlasstc, den Gefreiten zur Bestrafung zu melden?Der Gefreite hat eine hübsche Schwester, die-hneinmal in der Kaserne besuchte. Sie wurde vondem betreffenden Offizier gesehen. Der Gefreiteivurde am anderen Tag zu dem Oberleutnant gerufen, wo er gefragt.wurde,.wer daö Mädchen sei.All der Oberleutnant ihm mitteilte, daß er fürihn etwas tun würde, wenn er die Bekanntschaftmit seiner Schwester arrangieren würde, sagte derGefreite prompt, seine Schwester sei ein anständiger Mädchen. Der Offizier, der bekannt dafürist, in seiner Junggesellenwohnung allerhand Orgien gefeiert zu haben, kam derartig in Wut, daßer dem Gefreiten förmlich auflauerte, um ihmein» auSwischen zu können. DaS war eine vonvielen mir bekannten Begebenheiten.Ich habe mit einem Idealismus meinenDienst bei einer der gefährlichsten Waffen, beieinem Sturzkampsgeschwader, angetreten undhabe in der Zeit meines Dienstes gewiß keinenGrund oder eine Veranlassung zu einer Beschwerde gegeben. Sonst wäre ich nicht Unter offizier geworden. Ich hatte aber eine AuSeinan«dersetzuntz mit meinem Kommandeur, die sich aufEinzelheiten im Dienst und auf die Art und Weise,wie der Soldat gehalten wird, bezog. Die Folgedavon war, daß ich wegen Widersetzlichkeit beimKriegsgericht angeklagt wurde. DaS war die letzteKonsequenz, die mich veranlaßte, über die Grenzezu gehen. Die Regimenter in Bayern und Oester«Oer nordböhmische ArbeitsmarktIn den 46 BezirkSanstalten für Arbeitsvermittlung in 24 politischen Bezirken NordböhmenSwaren im Juli 23.867 ArbeitS« und Dienststellengemeldet, wobei 17.721 Stellenbesetzungen erreichtIverden konnten, von denen die Bezirksanstalt inBrüx 1662 ausweist, das städtische Arbeitsvermittlungsamt in Reichenberg 1472, die Bezirksanstalten in Teplitz-Schönau 1086, Aussig a. E.968, B.«Kamnitz 948, Bodenbach 828, Gablonza. N. 827, Friedland i. B. 764. Den Berufs«klassen nach entfallen von den Vermittlungen 8447ans Bauarbeiter, 2502 auf Taglöhner, 2234 aufArbeitskräfte bei der Landwirtschaft, 1836 auf dieTextilindustrie, 1672 auf Hilssarbelter, 960 aufdas Haushaltung-personal, 877 auf die Glasindustrie und 686 auf Lehrlinge uitd Lehrmädchen.Bemerkenswerte Erfolge wurden auch in der Ton-,Metall-, Holz« und Lebensmittelindustrie erreicht.Bei der Landwirtschaft wurden besonder- im Zusammenhänge mit den Erntearbeiten in Wirklichkeit bedeutend mehr Arbeiter untergebracht al-statistisch ausgewiesen erscheinen. Fast allgemeinzeigt sich bei der Landwirtschaft«in beträchtlicherMangel an ledigen Dienstboten, die auch im Laufedes Jahres nur schwer gefunden werden können.Die beträchtlichen Erfolge bei der Vermittlung vonLehrlingen und Lehrmädchen hängen mit der achtjährigen Schulpflicht, mit dem einheitlichen Schul»austritt und daher mit einer gewissermaßen Zentralisierung dieser Vermittlung in den Ferienmonaten zusammen.Die mit Ende Juli 1938 au-gewiesene Anzahl von 55.557 Arbeitslosen, von denen dieleaucb bei landwirtschaftlichen Arbeiten beschäftigtwaren, aber sich nicht abgemeldet haben, weil siediese Beschäftigung nur für gelegentlich und vorhergehend halten, ist die niedrigste Anzahl seitAnfang des IähreS 193'!'."Gegenüber Ciide IM1031-1037 zeigt sich he'üer em Rückgang um2448, 59.957, 80.498, 60.195, 58.560, 52.382und 8778, gegenüber Ende Juni 1988 um 5487,gegenüber der niedrigsten Zahl des Jahres 1937,die Im September erreicht wurde, um 2491, gegenüber der niedrigsten Zahl des Jahres 1331— vom August— um 476, Gegenüber der höchsten Anzahl der Arbeitslosen vom Ende Februar1933 zeigt sich jetzt ein Rückgang um 133.386,also um 70.6 Prozent. Zum Rückgang der Anzahl der Arbeitslosen hat zum Teil auch der Abgang verschiedener Arbeitskräfte— vor allemSaisonarbeiter— nach Deutschland beigetragen,ähnlich wie die- auch vor Jahren zum Teil imsogenannten kleinen Grenzverkehr, zum Teil beireich mit preußischen Kommandeuren, haben offeneAuflehnung und Proteste der Mannschaft, teilweise auch der Offiziere, zur Folge gehabt, diejedoch augenblicklich unterdrückt werden konnten.Die im Verhältnis zum»Vergehen" enormenStrafen, oft für eine harmlose Stellungnahme ineiner harmlosen Sache, ivurde mit Anklage beimKriegsgericht wegen Widersetzlichkeiten geahndet.Die Einführung de- preußischen Militarismus inOesterreich hat den Soldaten die Augen geöffnet.Da» beweisen die Ziffern der Desertionen auSdiesem Land. Die Ueberheblichkeit der deutschenKommissare erinnert an Gesangenenwiirter.den Bauarbeitern, die in verschiedenen größerenStädten gearbeitet haben, der Fall war. AuS einigen Bezirken gingen Heuer auch landwirtschaftlicheArbeit-kräfte, darunter auch Dienstpersonal nachDeutschland ab.Auf 178 NotstandSarbeiten haben im Juli4562 Personen Beschäftigung gefunden, bei 65Investitionsarbeiten 2.081, zusammen bei 248öffentlichen Arbeiten 6638 Personen. Diese Arbeiten wurden mancherorts vorübergehend einge«schränkt, weil andere Arbeiten bei der Landwirtschaft und Im Baufache vorhanden waren.Ein teilweise» Bild der Entwicklung der Lagegeben die Zahlen über die Anzahl der Arbeit»,losen in den Hauptberufsklaffen:EndeJuliJuniJuN198819371938Landwirtschaft4.9492.1421.5861.182Bergbau8.6341.9541.7741.508Ton1.508861607560Gla«21.4697.0306.3815.854Metall9.0494.0584.1158.808Maschinen2.782933761672Holzarbeitung4.9182.8762.7522.285Textil25.92711.71312.58211.961BekleidungSind.3.7452.8882.3482.163Baugewerbe10.0375.3155.0724.003Hilfsarbeiter21.6257.4837.1006.701Angestellte4.1058.9028.3958.804Tagarbeuer10.6884.4774.1458.565Haushalt2.9652.5052.2822.158Reichenberger Messe eröffnetReichenberg. Sonntag vormittag- wurde dieXIX. Reichenberger Messe feierlich eröffnet. Bonder Regierung war da- Handelsministerium undda- Außenministerium vertreten.Die diesjährige Reichenberger Messe hatihren Anfang mit einem sehr starken,Besuch genommen. In allen Messehäusern herrschte großerAndrang. Die dekorative Ausgestaltung derMessestände, die qualitativ bessere Beschickung derMesse überhaupt sowie der geschmackvolle und vorzügliche Aufbau der Souderveranstaltungen fanden allgemein besondere Anerkennung. Die Textilmesse bietet eine beinahe vollzählige Waren«sihau, wie sie schon viele Jahre nicht gezeigt wurde.{Slowakische Beschäftigunggrößer als 1929Die durchschnittlich Anzahl der Arbeiter—ohne Heimarbeiter und Rentner— die bei denKrankenversicherungsanstalten in der Slowakeiund in Karpathorußland im Vorjahr versichertEine Schweizerinbesucht Prag„Gerade jetzt mußt du in die CSR fahren,Ivo die Lage so gespannt istl ES kann ja dortzwischen den Tschechen und den Sudetendeutschenjeden Moment zu den ärgsten Dingen kommenI"Alle Bekannten warnten und wollten sie abhalten,als unsere Schweizer Freundin Lisi kam, um Ab«schied vor ihrer Urlaubsreise in die ÜSR zu nehmen. Aber mochten auch andere der Berleum«dungSpropaganda gegen die ESN unterliegen, Lisiblieb fest. Sie hatte in Zürich die Borträge desFreundes der Tschechoslowakei, des Pastors Ragazbesucht, die TSR war ihr so sympathisch geworden,daß sie sich von einem Besuch nicht nur neue undschöne, sondern auch bereichernde Eindrücke versprach.Auch an der deutsch-schlveizerischen Grenzeversuchten Mitfahrende sie wankend zu machen.„Fahren Sie doch nicht zu diesem Gesindell* sagteeine Mitreisende.„Und überdies, sie sollen ja soverschuldet sein dort! Hitler hätte ja nicht einmalviel davon, wenn er sich sie holte." War das einebewußte Provokateurin und Ehrabschneiderin, oderunterlag diese Frau nur selbst der Nazipropaganda? Und wollen sich etwa die Nazis, indem siein der Flüsterpropaganda von einer angeblichenVerschuldung der CSR sprechen lassen, nur selbstden Rückzug offen halten, wenn die Trauben dochzu hoch hängen sollten?„Wir Deutschen hätten gerne, daß auch di«Schweiz zu uns kommt," sagte ein Mitreisender.„Nie," fuhr eS da Lisi heraus.„Wir Schweizerlehnen daS heutige Regime in Deutschland ab.Air liebest unsere Freiheit und Selbständigkeitund wollen unS sie erhaltenl" Einer der Mitfah«renden ging hinaus und Lisi wurde ihr Paß nocheinmal abverlangt. Bon nun ab lehnte sie auf derganzen Fahrt durch Deutschland, in ihrer Ecke undim Abteil herrschte Schweigen.Als sie über di« Grenze der ESN und insSudetengebiet hinein kam, war Lisi überrascht,wie vollkommene Ruhe und Ordnung hier überallherrschten. Hatten doch vor wenigen Tagen mehrere Zeitungen, darunter auch unser ZürcherParteiorgan und die angesehene bürgerliche Zürcher Zeitung, übereinstimmend di« Meldung gebracht, daß in der ESN Eisenbahnschienen aufgerissen wurden.Lisi selbst ist gewerkschaftlich organisiert undihr Bruder, den sie erzog, ist Maschinenschlosser.Deshalb freute sie sich, daß sie als Gast zum Metallarbeiterkongreß zugelassen wurde. Auch da sahsie, daß keinesivegs alle Sudetendeutschen den Anschluß anS Dritte Reich wünschen, daß viele dieFreiheit und die sozialen Rechte zu schätzen wissen.„Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit gibt esbei unS auch," erklärte sie, aber deswegen will dochniemand zu Deutschland und unter ein Regimevon Rechtlosigkeit, Zwang und Nationalhaß. Damüssen schon alle Völker zusammenstehen und andere Wege suchen!"Als Leiterin eines Kinderheimes in Zürichinteressierte sie sich dafür, wie eS bei uns mit derKinderfürsorge steht. Deshalb erwirkte die Schreiberin dieser Zeilen die Erlaubnis zur Besichtigungdes Baxahekmes der Stadt Prag für durchreisendeKindergruppen. In einem Teil der großen, gesunden Schlafräume war voller Schlafbetrieb, obwohles Heller Vormittag war. Um 5 Uhr früh war einTransport von tschechischen Kindern aus Jugoslawien gekommen. Daneben gab eS gerade etwa 160Kinder aus Deutschland, vom Rhein und aus Berlin» und Kinder aus Frankreich und aus Rumänien. Au» den Sudeten waren in den letzten Tagenüber 900 Kinder durchgekommen. DaS Heim istfürstlich untergebracht, nämlich in einem herrlichenBarockpalais, das ehemals den Windischgrätz gehörte und mitten in einem der schönsten Parkbon Prag liegt.Lisi-sollte aber di« suÄtendeutschen Kinder'ehenl Deswegen suchte sie sie im Tagesheim derStadt Prag auf der Hetzinsel auf. Dort sah. siesie mit deg Prager Kindern-in der Moldau und'auf den Wiesen de» Heime» spielen. Sie aß auchmit den Kindern gemeinsmn zu Mittag. E» gabGemüsesuppe und Kalbsbraten mit Kartoffeln.„Vom Verhungern seid ihr in der ESR doch nochIveit weg," sagte Lisi und dachte an die Lügen, dieman im Ausland verbreitet. Sie sah sich alles mitSachverständigkeit an, freute sich über die Zweck-niäßigkeit und Großzügigkeit der Anlage und hörtegerne, daß es noch vier weitere solch« Freiluft-Kinderheime in Prag gibt.Sehr gefiel ihr auch die Barockausstellung imWaldsteinpalais auf der Kleinseite. Die Fülle großer Kunstwerke, die da aus der ganzen Republikzusammengctragen sind, vermittelte ihr ein lebhaftes Bild von der kulturellen Verbundenheit derböhmischen Länder mit den Weltströmungen undwiderlegte die Lüg« von ihrer Barbarei. Ein tschechischer Kunsthistoriker führte gerade eine Gruppeandächtiger Kunstfreunde. AIS er nachher hörte,daß die Fremde bedauerte, nicht auch seinen Ausführungen folgen zu können, sagte er:„Ja, loennich daS geahnt hätte, hätte ich doch mindestensmanches auch deutsch gesagt!" Er fragte sie, obsie die tschechische Geschichte kenne:„Wir sindnämlich ein freiheitsliebende» Volk und glauben,daß die Freiheit ein unersetzliche» Gut ist. Wirwerden sie, wenn eS sein muß, auch mit dem Einsatz von Blut und Leben verteidigen." Diese ernsten Worte fanden den vollen Beifall der freiheitt«liebenden Schweizerin.«Euer festes Bekenntnis zur Freiheit, demich öfter begegnet bin, ist uns Schweizern sehrsympathisch," sagte sie nachher zu mir.„Aber angesichts der verleumderischen Kampagne gegeneuch ist eS doch nötig, daß wir wissen, wie ruhigund schön eS bei Euch ist. ES sollten viele au» demAuSlande Herkommen, damit sie zu Hause denLügen entgegentreten können."■ Wir trennten uns von Lisi mit einem herzlichen„Freundschaft" und sagten ihr:„Also erzählt nur recht viel von unS. Aber nur di« Wahrheit. Die Wahrheit ist unsere beste Waffe!"Gertrud Rybak.waren, zeigt Im Vergleich zum Jahre 1036 einsSteigerung um 36.418 auf 384.723. Damit haben die beiden Länder den BeschäftiguugSstand desletzten Konjunktnrjahreü bereits überschritten,»denn 1929 war die durchschnittliche Versichertenzahl 366.865.Die Löhne, welche In der Slowakei und inKarpathorußland gezahlt werden, sind weiterhinbedeutend niedriger als in Böhmen und Mähren«'Schlesien. Der mittlere Arbeitsverdienst einesSozialversicherten betrug im Vorjahr in der Slo«'wakei X6 12.56 und in Karpathorußland XL10.96 täglich, während in Böhmen XL 15.81 undln Mähren-Schlesien XL 14.73 täglich errrcchnetwurden. Zum Teil sind diese großen Unterschiede'zwischen dem Osten und dem Westen der Republikauf den verhältnismäßig größeren Anteil von'überall schlecht bezahlten Arbeiten f Forstwirt-schäft uftv.) in der Slowakei und in Karpatho«rußland zurückzuführen.Dirngende Reformder SozialversicherungInfolge der politischen Ereignisse und besonders wegen der nationalpolitischen Spannungwurden Heuer verschiedene Fragen in den Hintergrund gedrängt, welche schon lange ihrer Lösungharren. Wenn im Herbst die nationalen Problemein den Grundzügen gelöst sein werden, wird eanotwendig sein, den sozialpolitischen Fragen wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Nachdem dieArbeitslosigkeit merklich nachgelassen hat, tritt dieNovellierung der Sozialversicherung wieder al-wichtigste Frage der Arbeiterschaft in den Vorder«gründ. Die Mängel derselben loerden stets fühl«barer und beunruhigen die gesamte Arbeiterschaft.'Die NovellierungS-Kommission ist bereits das'dritte Jahr am Werke und bereitet die entsprechenden Anträge vor. In erster Linie ist sie bestrebt,da» versicherungsmathematische Defizit auszugleichen, um die Versicherung auch für die Zukunftsicherzustellen. Di« Ursache desselben ist hauptsächlich auf die Verschlechterung der Bürgerkocüitionzurückzufiihren. welche in den niedrigsten Klassendie Beiträge so herabsetzte, daß dieselben passivwurden. Diese Sünde ist ivieder gut zu machenund eS müssen alle Klassen aktiv gestaltet werden.Neben dieser Wiedergutmachung sind aberauch jene Mängel der Sozialversicherung zu beheben, welche die Arbeiter am meisten bedrücken.Vor allem ist e» die Unterversicherung eines gro-'ßen Teiles der Arbeiter, was sich an denselbenim Alter bitter rächt. Es müssen deshalb höhereBeitragsstufen eingeführt werden, welche die Arbeiter nach ihrem vollen Lohn versichern. Dannist der Anspruch auf dir Altersrente vom 66. aufdas 55. Lebensjahr herabzusetzen, da nur sehrwenige Arbeiter die jetzige Karenz erreichen.Schließlich ist der Anspruch auf«ine unbedingteWitwenrente einzuführen,' um die Frauen nachdem Tode ihre» Mannes vor deni Hungertode zuschützen. Dieser Ausbau der Sozialversicherung istdringend nottvendig, da die jetzigen Leistungennicht einmal den minimalsten Existenzbedürfniffenentsprechen. Dies sind keine unmöglichen Forderungen und eS ist auS prinzipiell-demokratischenund Menschlichkeitsgründen eine Annäherung astdie Pension-Versicherung unaufschiebbar, damitdie unerträgliche Kluft, durch welche die Arbeiterzu minderwertigeren Menschen gestempelt wurden,endlich aus der Welt geschafft wird. Die Unzufrie«denheit der Gesamtarbeiterschaft mit diesen Dttin«geln wird stet» größer und die Forderung»achder Verbesserung loird immer lauter und nachdrücklicher. Einige Arbeilerkategorien, toie z. B.die Buchdrucker, Chauffeure und Maschinensüh«rer verlangen die Umreihung In die Pepsionsver«sicherung, wenn die Sozialversicherung nicht baldverbessert wird.Deshalb ist es unerläßlich, nach Erledigungder nationalpolitifchen Probleine im Herbst, sofort'auf die beschleunigte Verbesserung der Sozialver»sicherung zu drängen. Neben anderen Gewerkschaften verlangt nun auch die stärkste Organisation, welche über 100.000 Mitglieder zählt, nämlich der Prager BerbaudStag der Metallarbeiter,in einer Resolution die Einführung höherer Lohnstufen in der Sozialversicherung al- auch in derKrankenversicherung, solvic die Einführung derunbedingten Witwenrente. Den erweiterten Beitragsklassen entsprechend, sollten auch die Ber«"sicherungSleistungen erhöht werden.Der Zentralgewerkschaftsrat hat sich schonöfter für diese Reform mlSgesprochen und er solltenun an alle sozialistischen und demokratischen Parteien herantreten und diese Verbesserung gemeinsam anstreben. Die gcnieinsamc Gewerkschafts-zentral«, al» stärkste Arbeitervereinigung könntehiebei die Initiative ergreifen und dahinlvirken, daß ehestens die entsprechenden Anträgeim Parlament eingebracht werden. ES liegt aberauch an jedem einzelnen Arbeiter, ständig undüberall ftir die Verbesserung der Sozialversicherung einzutreten, da diese Reform bestimmt auchviel zur Stärkung der Demokratie beitragen wird.DI« Ausgabenfür die Krlegsbeschädlgtenfürsorge■ In den Jahren 1010—1087 hat der Siqgtfür Renten an Kriegsbeschädigte 2.662,459.000Kronen, für Hinterbliebenenrenten 4.286,678.000Kronen, zusammen also fast sieben Milliarden,ausgegeben. Für nachträgliche Heilbehandlung vonInvaliden wurden 309,528.000 Kronen ausgege«ben, für Fürsorge für Verstümmelte 206 Millio«nen. Häuserbauten für unterstandslose Invalideerforderten mehr als 42 Millionen. Der Aufwand»für sozialärztliche Untersuchungen wixd mit 88,Millionen angegeben.'