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und der Arc de Triumphe hob seine schwarze Masse von dem und sich Leras nannte. Die Ursachen des Selbstmordez, so hieß es, leuchtenden Horizont ab, wie ein in einem Brande stehender Riese. seien nicht zu ergründen. Bielleicht ein plötzlicher Anfall von Als Herr Leras bei dem ungeheuren Monument angelangt war, Geistesstörung?!. fühlte er, daß er Hunger hatte, und ging in einen Weinausschant, um zu diniren.
Kleines Feuilleton.
Man servirte vor dem Laden, auf dem Trottoir, einen Hammelbraten, Salat und Kompot; und Herr Leras hatte seit langer Zeit Männer, 144 Wtädchen, 50 Kinder und 300 Musiker werden sich an Vom Pariser Faschingszuge. Nicht weniger als 877 nicht so gut gespeist. Er begoß seinen Brie- Käse mit einer halben dem Faschingsznge betheiligen, der Faschings - Sonntag bis-Dienstag Flasche guten Bordeaux ; dann trank er eine kleine Tasse Kaffee, täglich vom Industriepalast aus die Straßen und Boulevards durchwas er selten that, und zum Schluß ein kleines Glas fine Champagne. ziehen wird. Außer dem üblichen Gemüse-, Zigeuner, Kolonial, Als er bezahlt hatte, fühlte er sich ganz luftig, ganz vergnügt, Bade- und Elejantenwagen wird folgender clou" den Zug sehensja sogar ein wenig berauscht und sagte sich: G3 ist ein schöner werth machen. Anmuthig gruppirt sieht man auf einem riesigen Abend. Ich werde meinen Spaziergang bis zum Bois de Boulogne Wagen etwa 50 reizende Mägdlein mit Sonnenschirmen; auf ein fortseßen, das wird mir gut thun. gegebenes Zeichen umhüllen die Schirme ihre Trägerinnen und der ganze Wagen ist in eine entzückende Chrysanthemum- Gruppe verwandelt. Ebenso großartig wird die Darstellung des Wirbelsturmes von vorigen Juli. Man sieht ein Stück Boulevardleben mit Buden u. s. w. dargestellt, als plötzlich der Wirbelsturm hereinbricht und alles über den Haufen wirft. Ein Schuhmann mit hochgehobenem weißen Stabe das Zeichen für Anhalten des Wagenverkehrs zi gunsten des freien Fußgängerverkehrs verfolgt dann in lang beinigen Sägen den flüchtigen Wirbelsturm.
Die Nacht war auf Paris herabgesunken, eine windlose Nacht. Herr Leras folgte der Avenue und betrachtete die vorüberfahrenden Fiaker. Wunderlich! Fast in jedem saß ein munteres Pärchen, die Frau in hellem Kleide, der Mann in schwarzem Anzug.
Es war eine lange Prozession Verliebter, die unter dem besternten und brennenden Himmel spazieren fuhren. Es tamen immer neue, immer neue. Sie famen vorüber, vorüber, in den Wagen ausgestreckt, stumm aneinander geschmiegt. Alle diese von dem selben Gedanken berauschten Leute zogen wie Sinnbilder des Glücks vorüber und in der Luft lag es wie ein Gefühl der Zärtlichkeit, als ob Küsse umherschwirrten.
Herr Leras, der vom Gehen ein wenig müde geworden war, setzte sich auf eine Bank, um die vorüberziehenden Wagen beffer beobachten zu können.
Dann fing auch er an, an die Liebe zu denken. Die Liebe! Er tannte sie kaum. Er war in all' den Jahren kaum mit zwei, drei Frauen zusammengekommen. Und er dachte an das Leben, das er geführt und das so grundverschieden von dem Leben aller anderen war, an das düstere, eintönige, leere, traurige Leben. Ganz plötzlich bemerkte er das Elend dieses Lebens; das vergangene Glend, das gegenwärtige Elend und das zukünftige Noch immer fuhren die Wagen vorüber. Noch immer sah er in den schnell vorüberziehenden Fiakern die schweigsamen aneinandergeschmiegten Wesen. Es tam ihm vor, als zöge die ganze Menschheit an ihm vorüber im Rausche der Freude, des Vergnügens und des Glückes. Und er allein starrte ihr nach, er allein, ganz allein. Auch morgen würde er allein sein, immer allein!
Elend!
Er erhob sich, ging einige Schritte, dann setzte er sich plötzlich erschöpft, als habe er eine weite Reise zu Fuß gemacht, wieder auf die nächste Bank.
Was erwartete er? Was hoffte er? Nichts. Er dachte daran, wie schön es sein müßte, wenn man alt ist, bei der Rückkehr in die Häuslichkeit kleine, spielende Kinder vorzufinden. Alt sein, ist süß, wenn man von den Wesen umgeben ist, die uns das Leben verdanken, die uns lieben und hätscheln und uns die thörichten, reizenden Worte sagen, die das Herz erwärmen und über alles trösten.
Dann dachte er an sein leeres Zimmer, an sein kleines sauberes, trauriges Zimmer, das nie ein anderer als er betrat. Dieses Zimmer erschien ihm jetzt noch entsetzlicher als sein kleines Bureau.
Niemals betrat dasselbe ein Freund; nie sprach jemand in demselben. Es war todt, stumm. Man fonnte meinen, die Wände hätten etwas von den Lenten angenommen, die darin wohnen, von ihrer Haltung, ihrem Gesicht, ihren Worten. Sein Zimmer war leer an Erinnerungen wie sein Leben. Der Gedanke, ganz allein in dieses Zimmer zurückzukehren, sich in sein Bett zu legen, alle Bewegungen und Arbeiten eines jeden Tages wieder aufzunehmen, brachte ihn zur Verzweiflung. Und als wollte er sich von dieser traurigen Behausung noch mehr entfernen, als wollte er den Augenblick, da er in dieselbe zurückkehren mußte, noch weiter hinaus: schieben, erhob er sich und trat, da er plötzlich die erste Allee des Bois de Boulogne vor sich sah," in ein Dickicht, um sich dann dort in das Gras zu setzen.
Auch hier vernahm er den dumpfen, ungeheuren, fortwährenden Lärm, der sich aus unzähligen, verschiedenen Geräuschen zusammensetzte, den wirren, bald näher kommenden, bald sich entfernenden Lärm; eine unklare und riesige Bethätigung des Lebens; der Hauch von Paris , das wie ein folossales Lebewesen athmet
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Die schon hoch am Himmel stehende Sonne goß eine Lichtfluth über das Bois de Boulogne aus. Einige Wagen fuhren schon vorüber und die Reiter tamen fröhlich dahergesprengt.
Langsamen Schrittes ging ein Pärchen durch eine verlassene Allee. Plöglich erhob die junge Frau die Augen und bemerkte in den Zweigen etwas Braunes; verwundert, unruhig hielt sie die Hand hoch und sagte: „ Sieh doch!
was ist das?"
Dann stieß sie einen Schrei aus und klammerte sich ängstlich an ihren Begleiter. Die Polizisten, die bald herbeigeholt waren, schnitten einen alten Mann ab, der sich an einem Baume erbängt hatte.
Man tonstatirte, daß der Tod schon am vorigen Abend eingetreten war. Die bei dem Manne vorgefundenen Papiere erwiesen, daß er Buchhalter bei der Firma Labuze u. Co. war
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Städte auf der Wanderschaft. In der kanadischen Provinz Manitoba sind unlängst zwei vollständige Städtchen auf die Wanderschaft gegangen. Den Anlaß hierzu gab die Verlängerung einer Eisenbahnlinie. Die neue Bahnstrecke sollte in der Nähe des Städtchens Dauphin vorüberführen, und die Einwohner dieser zukünftigen Handelsstadt glaubten ein Anrecht auf einen Bahnhof mit Stations gebäude und Frachtschuppen zu haben. Vier Meilen davon liegt aber das Städtchen Gartmore, dessen Bewohner ebenfalls meinten, sie seien zu der Bahnverbindung berechtigt, und die deshalb eine Deput= tation an den Leiter der Vermessungen absandten, um mit ihm zu unterhandeln. Aber die Leute in Dauphin hatten taum davon erfahren, als sich ihre einflußreichen Bürger mit derselben Energie aufmachten und dem Ingenieur ihre Wünsche vortrugen. Der Bahningenieur befann sich ein paar Augenblicke, faßte fich kurz und ließ die Linie mitten zwischen den beiden Städten hindurchlegen. sodaß keine von der Bahn berührt wurde. Wandernde Gebäude sind ja in den amerikanischen Prairien feine Seltenheit, und so waren die Bürger von Dauphin der Situation gewachsen. Sie stellten ihre Häuser auf Rollen und zogen der neuen Bahnlinie zu, und als über Nacht Schnee gefallen war, seßten sie Rufen an stelle der Rollen und freuerten per Schlitten auf die neue Heimath los. Die Gartmorer thaten desgleichen, und bald waren beide Städte im Anzuge gegeneinander. Der Verkehr in den Städten ging aber deshalb doch feinen ungestörten Gang. Die Leute gingen von ihrem rutschenden Hause zu dem ebenfalls rutschenden Schlächterladen, um Einkäufe zu machen, und der hereinkommende Farmer band sein Pferd nach wie vor neben der Schenke an. Während er selbst drinnen seinen Whiskey trank, wanderte der Gaul mit und stand nachher zum Heimritt bereit. Als die Dauphiner und Gartmorer an der Stelle der zukünftigen Bahnstation aufeinander trafen, geriethen fie einander nicht in die Haare, sondern beschlossen als prattische Leute, fünftighin nur ein Stadtwesen bilden zu wollen. Die Ehre des Namens gönnte man den Bürgern von Dauphin.
Kunst.
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Vorstellungen aus dem Gebiete der neueren Kunst Das Programm der Sonntags Nachmittags und Kultur", die von Dr. Köppen und Dr. Stödtner mit Hilfe anstaltet werden, ist für den Monat Februar folgendermaßen festgroßer Lichtbilder in der alten Urania( Invalidenstr. 57-62) ver gefeßt: 7. Februar: Die drei großen italienischen meister der Renaissance"( Lionardo de Vinci, Michelangelo und Raphael ). Vortrag von Dr. A. Köppen. 14. Februar: Professor Dr. Max Gg. Zimmermann. Moderne Malerei"( ein Beitrag zur Sezeffionistenbewegung) Wanderung durch Pompeji " Vortrag mit farbigen 21. Februar: Eine Lichtbildern von Dr. A. Köppen. 28. Februar: Marklinger." Vortrag des Kunstschriftstellers Frih Stahl.
Gesundheitspflege.
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- Die Die Zwiebel als Dunst und Geruch 3: abzieher. Immer mehr wird der vielseitige Nutzen, den die Zwiebel gewährt, anerkannt. Die neueste entdeckte Eigenschaft der Zwiebel ist, daß sie als Dunst- und Geruchsabzieher dient und in dieser Verwendung namentlich in denjenigen Schlafräumen nicht fehlen soll, wo eine Nachtlampe gebrannt wird, und wo mehrere Personen, Kranke oder kleine Kinder schlafen. Das lästige Ausdünsten der Nachtlampen ist oft unvermeidlich, wird aber für die in dem Zimmer Schlafenden unschädlich, wenn eine in der Mitte auseinander geschnittene Zwiebel in die Nähe der Lampe gelegt wird, die den Dunst und den Geruch an sich zieht und so die Luft des Zimmers reinigt. Ebenso setzt sich die Ausdünstung und der damit verbundene Geruch leidender und franker Menschen oder der. jenige, welcher durch die Verunreinigung fleiner Kinder leicht entsteht, an die Zwiebel an. Nach etwa 12 ftündigem Gebrauch einer Zwiebel muß sie durch eine neue ersetzt werden, soll sie ferner Dünste und Geruch anziehend wirken. Die Zwiebel dürfte somit durch diese die Zimmerluft reinigende Eigenschaft, die sich selbstverständlich auch außer den Schlafzimmern in allen anderen Räumen bewährt, die