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wieder zurück in ihre heimathlichen Dach firste. Und so ein| dämmern, mag militaristische Machtbegier aufs ncie Opfer um junger Nichtsnuh! Ein Steinrenterkind in Altenmoos Opfer vom Bolk verlangen, mag im Innern die Verbitterung sich bavonlaufen! Davonlaufen!- Es hat ihm das Leben immer mehr vertiefen: mit dem frohen Vertrauen, das die Siegfried geloftet. Wenn er sich's freiwillig genommen hätte! Wenn naturen ziert, hält der Mann von Natel treue oftdeutsche Wacht. Und wenn seine Freunde betrübt sich um ihn schaaren, er baucht er in der Heimath sterben wollte, weil er, vom bösen Zauber ihnen frischen Muth ein mit den Heldenworten, die aus breiter gehetzt, in der Heimath nicht leben konnte! Die That wäre Männerbrust erdröhnen:„ Wir Deutsche" u. s. w. eines Jakob Steinreuter würdig. Gott schütze uns! Warum hätte er das Wasser gewählt, welches die Theile seines Leibes der Heimathserde entführt und in das weite Weltmeer hinaus trägt! Er ruhe im Frieden!" betete der Priester am Altar. Wo? fragte sich Jafob. Er hat im Leben feine Statt gehabt, er hat im Tode keine. Und das ist mein Kind gewesen! So fann Jakob. Der Bauer zu Altenmoos fonnte freilich keine Vorstellung davon haben, daß auch das Geschlecht der Steinreuter feinen Antheil hat an dem Geschicke des ewigen Juden, daß auch dieses Geschlecht seinen friedlosen Weltpilger gebären muß, und daß solcher Sprößling um so ungeberdiger feine weiten Wege suchen muß, je enger und fester sich der Kreis dieser Familie gehalten hatte. Wenn ein Geschlecht sehr einseitig ist, so steht in demselben plöglich ein Mitglied auf, das nach der entgegengesetzten Seite ausartet.
Sonst waren es mehr die westdeutschen Städte, die vom Ruhm deutschen Geistes, deutschen Lebens erzählten. Noch in Woche rüftet fich dieser das badische Bretten , um 400. Geburtstag feines Philipp Melanchthon zu feiern. In diesen westdeutschen Städten und Städtchen wurzeln deutsche Sage, deutsche glühen von nationalem Eifer, und in Nakel, der Stadt, die durch Kämpfe. Jetzt hat sich das Blatt gewandt. Oftelbiens Söhne Geschäfte und so viel landschaftlichen Reiz verklärt ist, in Natel im Posenschen, lebt Herr Schmidt, den frevlen Uebermuth tückischer Polen zu strafen und zu rächen. Was wollen die Kulturstätten am Rhein mit ihren stolzen Erinnerungen sich blähen, was wollen die heimlichen Nester in Schwaben und Franken bedeuten, was jene die bayerischen Städte, die Glanz und Reichthum und rüftiges Schaffen in ihren Mauern sehen; in Bomst, in Natel und Filebne leben heute grimmige Heldenthaten ein Gesinnungsgenosse im preußischen Abge die deutscheften der Männer; hier wirkte der edle Carnap, dessen ordnetenhause für durchaus korrekt fand. Man muß die Dinge nur Heiterer als der still blutende Schmerz der Mutter, als mit richtigem Humor betrachten. Auch in alten Heldenliedern waren die zornige Liebe des Vaters, war bei dem Gedächtnißamte es die Tapfersten, die Schrecken unter ihren Feinden verbreiteten, die kindliche Andacht der kleinen Geschwister. Sie saßen neben und hatten sie im grimmigen Ruhm sich genug gethan, dann griffen der Mutter und schauten in das Schiff der Kirche empor, auch sie zum Methhorn oder zum Becher, bis sie niederfanten. Ein ob mit den Schwalben denn nicht auch ihr Bruder dort ganz forretter Held war also der Herr v. Carnap ; und wenn er umberfliege. Es war ihnen gesagt worden, daß der Jackerl einmal, des süßen Weines voll, in seiner höchft anschaulichen Männer ein Engelein des Himmels geworden sei. Der störrische, sprache von dem Schwein in der rothen Jacke sprach, so ist das eine Kleinigkeit gegenüber der Hauptsache, daß er Schrecken unter den tollwitzige Bruder ein Engelein! Es ließ sich zwar nicht gut Bolen zu verbreiten verstand. Die sollen wissen, was heute Trumpf reimen, und ein Kinderkopf ist mitunter zu klein, als daß ist. Jetzt wird in scharfer Tonart mit ihnen gesprochen. viel Ungereimtes darin Platz hätte, das ist weit besser in Der Schrecken als voltspädagogisches Mittel spielt heute über großen Hohlköpfen möglich. Die kleine Angerl schlichtete aber haupt eine herrschende Rolle. Auf den Schrecken vertrauen die den Zwiespalt, indem sie dem kleinen Friedel zuflüsterte, es Mächte, die Europa's waffenstarrenden Frieden bewachen; und gebe halt auch wilde Engel, so wie es wilde Tauben giebt, wären die Dinge, um die es sich handelt, nicht in und wenn der Jackerl im Himmel Flügel habe, so brauche er That fo furchtbar ernst, man wäre versucht, über den grotest nicht durchzugehen, so tönne er durchfliegen. Es war den tomischen Eindruck, den die Weltdiplomatie" macht, hell aufKindern nicht denkbar, daß der Jackerl in seiner ewigen riechenland soll tein Abenteuer auf Kereta wagen; sonst- und zulachen. Es regnet Berwarnungen über Athen . Das fleine Heimath ruhig sizen bleiben würde. die diplomatischen Stirnen furchen sich gar ernsthaft sonst werde ein graufiges Strafgericht über Hellas hereinbrechen. Aber die. schreckhaften Prophezeiungen haben nicht macht und nicht Werth; die Mächte haben sich in all' den türkischen Wirren, bei all' den Megeleien so ungeheuer blamirt, daß ihr moralisches Gewicht im umgelehrten Verhältniß zu ihrem großsprecherischen Auftreten steht. Ob dies diplomatische Mummefgreifenthum besänftigt oder droht, was will es gegen die aufgerührte Bolfsleidenschaft, von der der König selber sagt: Gebe ich ihr nicht nach, so kann ich und meine Familie einpacken!
Der Pechol- Natz blickte in der Kirche fortwährend auf die zwei Kinder und freute sich sehr, daß sie nicht traurig waren; die Kinder müssen mit allem spielen können, auch mit dem Tode, und wenn sie einem Knochen Federn anbinden, so ist der Engel fertig.
Als sie nach dem Gottesdienste aus der Kirche traten, gerabe unter dem Thore, gab der Jakob seinem Weibe etwas unsicher die Hand und sagte:„ Es ist vorbei. Machen wir das Kreuz darüber."
Von diesem Tage an wurde im Reuthofe über den Jackerl tein Wort mehr gesprochen. Wenn. dem Vater irgendwo ein Kleidungsstück des verlorenen Knaben in die Hand tam, so schleuderte er es fast unwillig von sich, und doch krümmten fich seine Finger, daß es daran hängen bliebe. Die Maria aber barg solche Stücke in ihrem Gewandkasten, und an den langen Sonntagsvormittagen, wenn alle anderen in der Kirche zu Sandeben waren, öffnete sie den Kasten, herzte und tüßte die Kleider des Knaben und netzte sie mit ihren heißen Thränen.
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( Fortsetzung folgt.)
Sonntagsplandevei.
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Aber da kommt man mit langathmigen Noten; an jedem neuen Tage wird strenge versichert: Nie zuvor noch war die Ginigfeit der Mächte so flar, als jegt. Eine Versicherung, an die fein, Mensch glaubt. Woher soll dann die Furcht vor der Erhabenheit. des vereinigten Europa's tommen?
Auch anderswo sucht man mit erstarrendem Schrecken Volkserziehung zu betreiben; und wenn man da erfährt, was die Polizei in romanischen Staaten während der jüngsten Zeit sich geleistet hat, so müßte das Blut des polizeifrömmsten Menschen vor Erregung auf wallen. Die Tradition in jenen Ländern, wo die Polizei auf Verschwörer gedrillt und gehegt war, wirkt weiter. Vom Uebereifer, vom stumpfen, trägen Gehorsam untergeordneter Polizeiorgane, die zum Selbstdenken nicht geschult, von Ueberhebung und Gewaltsamkeit hört man auch anderswo. Aber die türkische Brutalität, mit der die italienische Polizei gegen die Studentenunruhen vorging und die bestialischen Foltern, die spanische Staatsretter wider ihre Gefangenen ausübten, Noch ist die Tante des Herrn Langerhans nicht vergessen, die sind Eigengewächs. An die Tage blutigster spanischer Grausamkeit berühmte Tante aus Paris , die dem freisinnigen Politiker so viel wird man erinnert, wenn man davon hört, was zum Ausgang des Wahrheit über die Zustände in Frankreich berichten konnte, und glorreichen neunzehnten Jahrhunderts in den Gefängnissen von schon taucht ein anderer treuherziger Mann auf, der die Klagen Barcelona vorkommen durfte. Man meint, es müßte ein Schrei feines guten Freundes aus Natel im Posenschen aller Welt im Par- gellender Empörung durch die Presse aller zivilisirten Länder Wenn irgendwo eine grausame That geschieht, lament verfündet. In unseren Tagen freut man sich solch' freund gehen. Schaftlicher Hochschäßung, und darum sei des kühnen Herrn Schmidt wird sie in allen sensationellen Einzelheiten dem Publikum nicht vergessen, der neulich im Abgeordnetenhause mit solchem dargeboten; und die Journalisten nennen sich doch so gern Nachdruck der wehmüthigen Klagen seines Freundes gedachte. die Wachthunde der Zivilisation. Warum bellen sie jetzt nicht, Es ist ein Trost, im eigenen Jammer folch' starten Freund laut und vernehmlich, bis das Gewissen der Schläfrigen erwacht? zur Seite zu haben, wie Herr Schmidt ist. Wenn der wider Polen Was in Spanien geschah, ist für jede Kulturnation lehrreich. und Reichsfeinde das nationale Banner entrollt, dann schwindet Geschieht bei uns eine Blutthat aus Wahnwih oder Verbrechen, so alle Bänglichkeit; und so klopfte Herr Schmidt seinem Freunde aus erhebt sich ebenso das wüthende Rachegefchrei, das alle Vernunft Nakel, als dieser verzweifelt ausrief: Was sind das nur für Zu- und alle Gerechtigkeit tödtet; und die das Wort„ chriftlich" am stände in unserem Abgeordnetenhause, auf die Schulter und sagte, lebhafteften im Munde führen, die pflegen die ungeberdigsten Noch ist das Rachegebrüll nicht veraufrecht wie ein Held: Weine nicht, Mann aus der Ostmark, wir unter allen zu sein. geffen, das Deutsche fürchten nichts auf der Welt! nach der Ermordung des Juftigraths Levy die verworfene Jugend der Großstadt tehrte. Als Herr Schmidt, der Vertreter für Natel, die pathetische fich gegen Geschichte von seinem Freunde zu Ende deklamirt hatte, da Am liebsten hätte man Riesen Zuchthäuser gebaut und alle halbbegegnete man dem Jnationalistischen Schwärmer der berühmten wüchsigen Berliner , die goldene Jugend" natürlich ausgenommen, Stadt Natel mit herzlicher Heiterkeit. Man spotte des Mannes darin untergebracht. nicht, der in so kritischen Tagen, wie die unferigen, für einigen Als in Barcelona einige Wahnsinnige während einer FrohnSumor sorgt. Möge das Gespenst der Kriegsfurie im Often auf leichnams- Prozeffion Bomben unter die Menge warfen, da wandte
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