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Kleines Feuilleton.  

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in dreitägiger Untersuchung von erften Kennern als echt befunden wurde, um den Preis von 60 000 fl. in Privatbesitz   über. Batsche

Bur Geschichte der Prügelstrafe. Ein inter- felbst hat von seiner eminenten Kunstfertigkeit nur den allergeringsten effantes offizielles Schriftstück aus der Zeit der Ausübung der för- Nugen gezogen, da er ausschließlich für Antiquitätenhändler arbeitete, perlichen Büchtigungen wird von der russischen Zeitung Kijewls die gegen sehr färgliche Entlohnung bei ihm Imitationen bestellten, janin" veröffentlicht. Es ist eine Resolution der Kiew  'schen Gou- um sie dann gegen schweres Geld als echte Antiquitäten zu vers vernements- Verwaltung vom 8. April 1849 und sie betrifft folgenden kaufen. An dem kunstvollen Tisch, den Batsche als einziges Erbe Fall. Die Gouvernements- Verwaltungen von Taurien   und von seinen Kindern hinterließ, hat der Künstler, wie bereits Eingangs Chersson hatten sich jene am 5., diese am 25. Februar 1849 erwähnt, nicht weniger als 25 Jahre gearbeitet. Der aus Kehl­an die Kiew  'sche Gouvernements- Verwaltung mit Gesuchen gewandt, heimer Platten gefertigte Tisch besteht aus einer Mittelplatte von in welchen erklärt wird, daß weder in dem einen, noch im anderen 82 Zentimetern im Quadrat mit rings anschließenden Facetten von Gouvernement   Birken wachsen, so daß es unmöglich sei, Ruthen zur 16 Zentimetern Breite und 4 in Angeln drehbaren Kreisfegmenten, Bestrafung von Verbrechern zu beschaffen. Infolge dessen wird die so daß der Tisch, der in deutschem Renaissancestil gehalten ist, be­Kiew'sche Verwaltung um folgende Auskunft gebeten: ob es möglich sei, im liebig in Quadrat- oder Kreisform gebracht werden kann. Von den Kiew  'schen Gouvernement alljährlich 26 000 Bündel Ruthen anzufertigen, zahlreichen Feldern, die sich auf dem Tisch befinden, zeigt jedes eine und zwar 6000 für das Gouvernement Taurien   und 20 000 für das andere Darstellung, sogar die Sinnsprüche, die in reicher Zahl Gouvernement Cherffon, und ferner: was die Zustellung dieser angebracht sind, sind in den verschiedensten Schriftgattungen aus Bündel nach Sfimferopol refp. Chersson foften würde. Infolge geführt. Wiewohl die ganze Arbeit in Tiefrelief geschnitten und dieses Gesuches schrieb die Riew'sche Gouvernements- Verwaltung geftichelt ist, bleibt ihr Zweckcharakter als Tisch doch gewahrt, indem allen Polizeibehörden im genannten Gouvernement vor, unter der die ursprüngliche Oberfläche der Platten so weit erhalten ist, daß Hand die nothwendigen Daten zu sammeln und auch den Modus jeder aufgelegte Gegenstand seinen festen Stüßpunkt hat. Den der Anfertigung und Zustellung der Ruthenbündel auszuarbeiten. Mittelpunkt des Tisches bildet eine von acht Raryatiden getragene Ob die Kiew  'sche Gouvernements- Verwaltung den Auftrag der beiden Kartouche, die uns, umrahmt von einem Sinnspruch, Chronos   im anderen Verwaltungen effeftuirt hat, darüber liegt keine Kunde vor. Gefolge der Sonne zeigt. Da die acht Karyatiden auf einer runden Sehr respektabel find aber die Ziffern in diesem kleinen historischen Gallerie fußen, werden dadurch acht Felder gebildet, die mit vier Aftenstück. Nach ihnen kann man berechnen, daß die taurische Medaillonporträts und mit vier Schildern als Sinnspruchträgern ausge Gouvernements- Behörde täglich nicht weniger als 17 Ruthenbündel füllt sind. An die erste Gallerie schließt sich eine zweite an, deren durch nothwendig hatte, während es die Chersson'sche sogar auf 55 Stück Schilde von einander getrennte Felder mit Figuren und Arabesten pro Tag zu bringen gedachte. geschmückt sind. Vier geschnitte Eckfelder erweitern nunmehr den -Afrikanisches Elfenbein. Einen der bedeutendsten Ausfuhr- Kreis zum Quadrat. In den durch Medaillonporträts geschiedenen artikel Afrita's bildet das Elfenbein. Allein aus Deutsch- Ostafrika   Ecken sind Gruppenbilder angebracht, welche die Familie, den Unter­wurden im Jahre 1893/94 13 923 Stück Elephantenzähne exportirt. richt, das Spiel und ein Gelage darstellen. Die darum umher­Als Gewicht der jährlichen Gesammtausfuhr werden 800 000 Kilo- laufende flachornamentirte Bordüre enthält in zwölf Medaillon­gramm angenommen, welche einen Werth von 16 Millionen Mark bildern Symbolisirungen der vier Elemente, Kunst, Wissen­repräsentiren. Nimmt man als Durchschnittsgewicht eines Bahnes fchaft u. f. w. Leisten aus Nußholz schließen dann diese große 10 Kilogramm an, so ergiebt sich, daß in Afrika   jährlich 40 000 Mittelplatte ein. Die darauf folgenden Facetten sind eine Raffetirung Elephanten getödtet werden, unter denen sich auch ganz junge Thiere von sechszehn Feldern, deren jedes einzelne von Kartouchen mit befinden. Mag nun der Reichthum dieses Welltheiles an Elephanten Sinnsprüchen ausgefüllt ist. Zum Schlusse folgen dann die beweg­auch noch so groß sein, so wird er doch einem solchen Vernichtungs- lichen, je in drei Felder getheilten Kreissegmente, in deren Mitte tampfe nicht lange mehr widerstehen können. In der That find sich eine freisförmige Kartouche mit den Wappen Desterreichs, der diese Säugethiere in fast allen Küstengebieten sowie in dem größten Stadt Wien   und den Emblemen der bildenden Künfte und der Theile Südafrikas   gänzlich ausgestorben, so daß die Karawanen tief Gravirkunst befindet. Das Postament ist ein massiver Unterbau aus in das Innere dringen müssen, um des Elfenbeins habhaft zu Nußholz mit vier kräftig geschnitten Greifen. werden. Nur im Kamerun  - Lande und im Galla- Lande werden zu gewissen Jahreszeiten noch in unmittelbarer Nähe der Küsten Elephanten erlegt. Unter diesen Umständen kann es leicht dahin kommen, daß schon unsere Entel den afrikanischen Elephanten als ausgestorbenes Thier nur noch im zoologischen Museum zu Gesicht bekommen.

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Literarisches.

Die Auktion der Ashburnham Bibliothet. Die Auktion des ersten Theiles dieser Bibliothek, die vor einigen Tagen in London   beendet worden, hat für 1683 Nummern 615 090 M. ergeben. Auch vom rein kaufmännischen Standpunkt aus hat sich die Bildung der Bibliothek als eine sehr gute Spetu lation erwiesen. Der verstorbene Earl of Ashburnham hat die Preise, die er für seine Bücher zahlte, regelmäßig aufgezeichnet, und danach ergiebt sich, daß ihn die Werke, die für 615 000 m. versteigert worden sind, nicht mehr als 240 000 M. gekostet haben! Von be­merkenswerthen Einzelnummern sind noch nachzutragen: Eine erste Ausgabe von Chaucer's Tales of Caunterburye", gedruckt von Carton 1478( 14 690 M.); Wynfyn de Worde's erste Ausgabe des felben Wertes, 1498( 20 200 m.); ein sehr seltener Gartondruck The boke named Corydale, or the Fower Last Thinges" 1479 ( 15 330 M.); weitere Diucke von Carton, Dictes and Sayings of the Philosophers" 1477( 26 930.) und The Doctrinal of Sapyence" 1489( 13 465 M.), A. Dürer  , Sammlung von 62 Rupse ftichen, datirt 1497-1519( 7140 M.).

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Theater.

- Eleonora Duse   gab im Pariser Renaissance- Theater zehn Vorstellungen, welche insgesammt 105 954 Fr. einbrachten. Bei ihrem letzten Auftreten in Das Weib des Claudius  " und" Cavalleria rufticana" betrug die Einnahme über 14 000 Fr.-

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Kunsthandwerk.

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Völkerkunde.

In der Revue de l'Université de Bruxelles" für Juni erzählt Graf Goblet d'Alviella über, Gebet- Mühlen", die bekannte altindische Institution, die er anläßlich einer Reise nach Tibet   in dem kleinen buddhistischen Königreich Siffhim näher kennen gelernt hat. Die Mühlen bestehen aus hohen, grellbemalten Holzzylindern, Die man in rotirender Bewegung erhält; sie werden oftmals in der Nähe eines Stromes angebracht und von einem Wafferrad getrieben; andere drehen sich im Winde. Der Autor behauptet übrigens auch in anderen, christlichen Ländern ähnlichen Gebräuchen begegnet zu fein: so in der Bretagne  . In mehreren dortigen Kirchen be finden sich noch heute Räder, die in der Wölbung oder an einem Pfeiler freihängend angebracht sind. Die Gläubigen fetzen sie in Bewegung, indem sie an einer Schnur ziehen, wobei sie jedesmal zwei Sous als Opfer für einen Heiligen entrichten, dessen Standbild daneben aufgestellt ist, und der den Namen: Le Saint à la Roue" führt.

Aus dem Thierleben.

- Die Ente als Friedensstifterin. Ein medlen burg'scher Gutsbesitzer stand nach der Schweiz  . Landw. Zeitschrift fürzlich auf seinem Hofe und beobachtete das Federvieh, das eben gefüttert wurde. Zwei Hühner wurden uneinig und hackten auf einander los. Eine Ente, die nicht weit davon stand und die dies zu stören schien, begann nach den Hühnern hinzuschnattern. Die Hühner beachteten den Mahnruf nicht und seßten ihren Streit fort. Streitfüchtigen gehörig abzukanzeln. Als dies jedoch fruchtlos blieb, Die Ente trat den Kämpfenden näher und schien in ihrer Art die ging fie zwischen den Streitenden mehrmals durch, so daß jene ge nöthigt waren, den Kampf zu unterbrechen. Die Ente schien hierdurch beruhigt. Als aber die Hühner an einer andern Stelle den unter­brochenen Kampf von neuem aufnahmen, eilte auch die Ente wiederum Schnabelhiebe nach beiden Seiten mithalfen, abermals zu beginnen, hinzu, um ihr Friedensstiftergeschäft, wobei auch einige scharfe worauf die Hühner auseinandergingen und den Kampf einstellten. Die Ente wackelte darauf, sichtlich sehr befriedigt, wieder zu ihren Genossinnen.

Aus dem Pflanzenreiche.

Ein Prachttisch. Den Hamb. Nachr." wird aus Wien  geschrieben: Im Atelier des vor einiger Zeit verstorbenen Graveurs Anton Batsche   ist zur Zeit dessen künstlerischer Nachlaß ausgestellt, ein einziger Tisch, der aber als Frucht ununterbrochener fünf undzwanzigjähriger Runstarbeit einen größeren Werth repräsentirt, als so manche große Nachlaßsammlung. Um dieses ganz einzig dastehende Kunstwert richtig würdigen zu können, muß daran er- t. Neue Gerbstoffe. Der wichtigste Gerbstoff zur Um­innert werden, daß Anton Batsche  , von Beruf aus Graveur, ein so wandlung der rohen Thierhäute in Leder ist heutzutage befanntlich ausgez& chneter Restaurator von Antiquitäten war, daß ihm manche noch immer die Rinde von jungen Eichen, die einen Gehalt an Museen den Eintritt verweigerten, aus Furcht, er fönnte die dort einer eigenthümlichen Gerbsäure bis zu 10( höchstens 15) pet. be aus gelegten Antiquitäten nachahmen. In der That befigt. Deutschland   zum Beispiel gebraucht von diesem Stoffe jährlich finden sich in sehr vielen Museen und in größeren Privat- über 5 Millionen Zentner, fann in seinen eigenen Wäldern fammlungen zahlreiche Antiquitäten, die eigentlich Schöpfungen aber nur etwa 3 Millionen Zentner selbst aufbringen, so­Batsche's sind. So ging beispielsweise eine von Batsche gefertigte daß es an das Ausland und zwar besonders an Desterreich­Schüssel, für die er selbst nur 1800 fl. erhalten hatte, nachdem sie Ungarn   und Frankreich   jährlich 11 Millionen Mark für