576—Stimmen zu vertreten hatten. Der Rechenschaftsbericht konstatirt.daß die Zahl der Mitglieder sich seit dem vorigen Jahre von 4162aus 3148, also wiederum um fasi 1000 vermindert habe. Zur Zeitbestehen noch 37 Zweigvereine(gegen 33 im Vorjahre) und 82 Orts«Vertretungen(gegen 100 im Voqahre). Fast alle noch bestehendenVereine haben an Mitgliedern verloren. Die Mitgliederbeilräge be-ziffern sich auf 11 034 M. 81 Pf., 7200 M. wurden zum Ankaufvon Billets verwendet. Delegirter Hofmann(Graz) führte ans. daßeine Aenderung der Zwecksbestimmnng des Vereins nothwendig sei,dahingehend, daß der Verein es als feine Aufgabe zu betrachtenhabe, den Unbemittelten die Festspiele zugänglich zu machen und fürdas Verständniß der Knnstanfchaunng Wagner's zu wirken. AufAutrag wird eine Kommission gewählt, welche die in der General-versannulung und im Laufe des Jahres gegebenen Anregungen hin»sichtlich der Verfassung des Vereins beratheu soll.—ArchäologischesEin überraschendes Bild antiken Stadt-l e b« n s, wie es bisher nur durch die Ausgrabung Pompeji'sgewonnen worden ist, hat nach dem von Professor Conze imneuesten„Archäologischen Anzeiger" erstatteten Bericht die bis jetztausgeführte Freilegung der in Alexanders Zeit nach einheitlichemPlan entstandenen Neustadt P r i e n e in Kleinasien ergeben. Was inPompeji die plötzliche Zerstörung herbeigeführt hat, daß man die Stadtvor sich sieht, wie sie zu einem bestimmten Zeitpunkt war, ohne dieUmänderungen eines langen Fortlebens, das scheint in Priens durch dieabnehmende Bedeutung des Ortes bewirkt zu sein, indem nicht allzuviel Neues oder Umgestaltendes nach der in eine kurze Zeit fallendenNeugestaltung hinzugekommen ist. Der Markt, der sich mit seinenSäulenhallen um den Asklepiostempel gruppirt, die zahlreich auf-gedeckten Straßen mit ihren Privathänsern. hier einem Brunnen,dort einem Versammlungsräume, das Theater, alles erscheint auseiner bestimmten Zeit und ohne erhebliche später« Umändernng.Es ist, wie Prof. Conze sagt, ein„Pompeji der frühhellcnistischenZeit", daS uns in Priene wiedergeschenkt wird.—Medizinisches.— Bei Morphinisten lokalisirt sich daS Morphium inGehirn, Leber und Nieren. Anlheaume und Mouneyrat fanden injenen Organen eines langjährigen Morphinisten, der eine E»t-wöhnungslur durchgemacht hatte und 14 Tage nach der letztensubkutanen Injektion von Morphium gestorben war, noch Morphiumund zwar am reichlichsten in der Leber.—(Academis des sciences;Sitzung vom 26. Juni 1897.)—Aus dem Thierreiche.»»-Der Sandfloh(Lsreopszdla penetrans), dieser inden afrikanischen Kolonien so lästig enipfundene Parasit, welchersich nicht blos damit begnügt, Blut zu saugen, sondern dessenWeibchen sich mit dem vorderen Körperende in die Haut desMenschen, besonders der Zehen(übrigens auch anderer Thiere), ein-bohrt und dadurch Veranlassung zu bösen Entzündungen undEiterungen werden kann, hat ursprünglich seine Heimath garnichtin Afrika, sondern in Südamerika und ist aus letzterem Lande erstim September 1872 mit einem aus Rio de Janeiro kommendenSchiffe durch den Ballast in Nieder-Guinea eingeschleppt worden.Die Verbreitung desselben macht ungeheure Forlschritte. Stanleyfand ihn bereits über 200 Seemeilen vom Meere landeinwärts.—Aus dem Thierleben.— Die wilden Pferde in Newada bilden eine Gefahrfür die dortigen Viehbesitzer, besonders für die Pferdezüchter in derPioche- und White Pine-Region. In den Shellback-Bergen schweifenHeerden von 150 bis 200 wilden Pferden herum, jede unter Führungfeuriger und kräftiger Hengste, die förmlich regelmäßige Einbrüche indie besiedelten Gegenden unternehmen und dann alle dort befindlichenPferde mit sich fortführen. Ist ein Pferd einmal mit diesem Rudelfortgezogen, dann ist es für den Besitzer für immer verloren. DieWildpferde sind äußerst vorsichtig und schlau und lassen denMenschen nicht auf Büchsenschußweite herankommen, ohnesofort flüchtig zu werde». Im vergangenen Frühjahr unternahmenIS geübte Reiter und vorzügliche Jäger eine Streisung, mit derAbsicht, möglichst viele dieser Wildpferde zu tödten. In einer zehn-tägigen Jagd gelang es diesen wohlberittenen, geübten Jägern nureines dieser Wildpferde zu erlegen. Nebenbei bemerkt gilt das wildePferd Newadas für eines der häßlichsten Geschöpfe, die auf der Erdesich herumtreiben.—Aus dem Gebiete der Chemie.--Giftige Alkalolde im Mehl. Bekannt ist die Er-scheinung, daß Mehl, längere Zeit in Säcken oder anderen Behälternaufbewahrt, beim Genüsse eigene Erscheinungen hervorruft. WirdMehl, welches mindestens ein Jahr alt ist, mit Aether erschöpft undder AuSzug verdunsten gelassen, so hiuterbleibt eine settartige Sub-stanz von saurer Reaktion, mit sehr unangeuehniem Gerüche undscharfem Geschmack«. Wird nun dieses Produkt mit Wasser in derWärm» behandelt, nach dem Erkalten die wässerige Flüssigkeitabgegossen, so zeigt dieselbe eine Reaktion, wie bei VorhandenseinvonMlkalokden. Der Aether-Extrakt giebt mit Waffer und frischemMehle gemischt einen Teig, der, sofern das Mehl 18 Monate altist, tödtliche Wirkung, zum Beispiel bei Sperlingen hervorruft,während frisches Mehl allein absolut unschädlich ist. Nach denUntersuchungen von Balland dürfte die Schädlichkeit alten Mehlesauf Veränderung in der Klebersubstanz zurückzuführen sein;' demnachwürde die Verwendung alter Mehlvorräthe nur mit Vorsicht zugeschehen haben, und sind solche thuulichst vom Konsum auszu-schließen.—Humoristisches.— So gefällt es den Junkern. Ein pommerscherJunker kommt in den Stall. Der Stalljunge sieht ihn kommen undkichert:„Krrch!"Junker:„Jung, wat lachst Du?"S t a I l j u n g e:„Krrch! Herr, ick mag et«ich seggen."Junker(drohend):„Seggst Du't!"Stalljunge:„Krrch!" Den'n gnädig'» Herrn kikt detgnädig Hemd ut bei gnädig Büchs."—— Heimgeschickt. In einer Ortschaft des KantonSSt. Gallen faß kürzlich eine Gesellschaft fröhlich beisammen undunterhielt sich mangels eines Besseren mit sogenannten„Thurgauer-Witzen". Ein anwesender Thnrgauer, auf dessen Kosten die Unter-Haltung gepflegt wurde, machte gute Miene zum bösen Spiel. Alsder Gegenstand erschöpft war, meldete er sich zum Wort«:„Ihrwißt aber den neuesten Thurgauer Witz doch noch nicht!"—„Herdamit", töntS von allen Seiten.—„Also: Worin stimmen denn dieThurgauer mit den Schwiegermüttern überein?"— Niemand weißeine Antwort.—„Sie stimmen darin überein, daß jeder Esel meint.er müsse schlechte Witz« über sie machen!"— Und siehe da, es gabviele verblüffte Gesichter.—Vermischtes vom Tage.— Hamburg. 24. Juli. Die in Norwegen aufgefangeneTaube gehört dem Briestaubenklub„Altona", der seine sämmtlichenTauben mit der Signatur„Nordpol" und einer Nummer versehenhat. Vier dieser mit„Nordpol" gezeichneten Tauben sind gleich nachdem Aufflug hinter Helgoland am 13. Juni von einem englischenDampfer aufgenommen worden.—— Während des am 22. Juli über Posen dahingegangenenUnwetters wurden in dieser Provinz 11 Personen vom Blitze er-schlagen.—— Reichen dach(Voigtland), 24. Juli. In der NachbarstadtMylau brach heute Vormittag Großfeucr aus. Bis Mitlag warenbereits zehn Gebäude«ingeäschert; der Brand war noch nicht ge-löscht. Die Eutstehungsursache ist noch unbekannt.—— Der richtige Zentrunis-Mameluk. Der unlängstverstorbene Reichstags-Abgeordnete Lehner war einmal aufgefordertworden, in seinem Wahlkreise einen Rechenschaftsbericht zu erstatten.Er ließ vermelden, das sei nicht nothwendig. Er sei während seinesAufenthaltes in Berlin jeden Morgen in die katholisch« Kirche ge-gangen und habe dafür gebetet, daß über das Zentrum die Erleuch-tung des heiligen Geistes komme.—— In Murnan(Bayern) ist ein Drechslermeister, der seitsechs Jahren an der Erfindung des korpetuum mobile arbeitete,wahnsinnig geworden.—— Auch eine Logik. Der Bezirkshauptmann(Landrath)von M e r a n erließ an alle Seelsorger, Gemeindevorftäude, OrtS-schulräthe und Schulleiter seines Bezirkes ein Zirkular, in dem ermittheilt, es sei der Wunsch des österreichischen Thronfolgers, daßdie alten Tiroler Volkstrachten erhalten und wieder belebt würden.Sie stellten ein mächtiges Mittel dar,„um im Tiroler Bauer seineReligiosität, seine Kaisertreue, seine Tapferkeit, seine Biederkeit regezu erhalten und dessen Standesbewußtsein zu nähren."— Was inso einer krachledernen Hose alles steckt! Wie wäre es, wenn der„Bund der Landwirthe" einige Fachleute nach Süd-Tirol schickenwürde, um auch diese?„Mittel" zu studiren. Herr Sohnrcy gehtsicher mit.—— Der belgische Eisenbahnminister erklärte in der Kammer,er werde die Personenwagen 1� Klasse allmälig abschaffen, weil sieungeheure Rosten beanspruchen und fast nie benutzt werden.—— Die Bäcker von A u b u s s o n im Masdepartement(Frank-reich) hatten einen Preisausschlag auf Brot beschlossen. Der Ge-meinderath setzte infolge der«iumüthigen Beschwerden der Einwohnerden Preis für Weizenbrot erster Güte auf 30 Cts. und den Preisfür Roggenbrot auf 23 Cts. das Kilogramm fest(24 und 18 Pf.).Obwohl dieser Preis hoch genug wäre, schloffen die Bäcker ihreLäden, sodaß jetzt Militärbrot herbeigeschafft werden muß.—(„Köln. Ztg.")— Der italienische Dichter Gabriel d'Annunzio heißteigentlich Rapagnetla(Rübchen).—— In der Peterskirche zu Sevilla(Spanien) sind 26 starkverweste Kinderleichen aufgefunden worden. Der Küster und dessenFrau sind verhaftet.(„Central News".)— Saharapost. Die erste direkte Briefpost(Kameel-Reiter)vom Senegal über Timbuktu quer durch die Sahara ist unlängsteingetroffen.—— London, 24. Juni. Nach einer bei Lloyds eingegangenenMeldung aus Dover ist dort der Ostender Postdampfer mit leichtenBeschädigungen eingelaufen. Derselbe berichtet, er sei heute Nachtl3/* Uhr mit einem Fischerboote, wahrscheinlich einem französischenFahrzeug, zusammengestoßen. Das Fischerboot sei sofort ge-funken und dessen Mannschaft voraussichtlich ertrunken, dennder Dampfer habe während einiger Zeit Nachforschungenauf der Unglücksstelle angestellt, ohne einen Menschen zu entdecken.—Berantwortlicher Redakteur: Auaust Jarobey in Berlin. Druck und Verlag von Max Babing in Berlin.