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Neue freie Voltsbühne. Die Theatervorstellungen erheblich verminbert werden soll. Ueber die Konstruktion liegt dieses Vereins werden in der nächsten Saison im Thalia folgende Beschreibung vor: Der neue Stoßapparat, der sich leicht Theater, Dresdenerstr. 72/78, stattfinden. Am 12, September an der Stoßfläche eines jeden Buffers anbringen läßt, besteht aus wird, Hand und Herz", Trauerspiel in 4 Atten von Ludwig einem handtellergroßen Gehäuse aus Schmiedeeifen, Gußeisen oder Anzengruber gegeben. Kurz vor Beginn der Vorstellung Stahl, in welches vier Rugeln aus demselben Material derart ein­werden fünftighin neue Mitglieder nicht mehr aufgenommen; die gelassen sind, daß sie aus den für sie bestimmten Aussparungen nicht Polizei will es so.- austreten tönnen; eine größere Rugel, welche einerseits aus dem Musik. Gehäuse theilweise zu tage tritt, liegt mit der entgegengesetten Seite lose zwischen den vier kleineren Kugeln. Wird nun ein Stoß auf die große Kugel ausgeübt, so sucht diese die kleinen Kugeln nach außen zu drängen, und da sie nicht oder nur wenig ausweichen können, nimmt die Wand des Gehäuses den Stoß auf. Dadurch wird die ausgeübte Stoßkraft für die Längenrichtung des Zuges bis zu zwei Dritteln unwirksam gemacht.

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Humoristisches.

- Heinrich 3oellner's Oper Das hölzerne Schwert" ist vom Opernhause zur Aufführung angenommen. Berühmte Komponisten aber keine Gelb macher". Wie die im Archiv des Wiener   Landgerichts auf bewahrten Hinterlassenschafts Atten besagen, beftand Nachlaß Franz Schubert's   aus drei Gehröcken, drei Fracks, zehn Beinkleidern, neun Westen( Gesammtwerth 37 Gulden), einem Hut, zwei Paar Stiefeln, fünf Paar Schuben( Gesammtwerth In der Genfer   Zeitschrift La Semaine littéraire" findet sich zwei Gulden), vier Hemden, neun Hals- und Schnupftüchern, über den fürzlich verstorbenen Baseler Gelehrten Jakob Burd 13 Paar Strümpfen, einem Bettlaken, fünf Bettbezügen( Gesammt hardt folgende Anekdote: Der berühmte Professor war nie zu be werth acht Gulden), einer Matraße, einem Kopfpolster, einer wollenen wegen, fich photographiren zu lassen; er haßte es überhaupt, Decke( Gesammtwerth sechs Gulden) und einigen alten Musikstücken, fich irgendwie in den Vordergrund zu drängen und wollte, im die mit zehn Gulden bewerthet sind. Die ganze Hinterlassenschaft Gegensatz zu seinen Kollegen, nicht in den Ladenfenstern der Buch­hatte also einen Werth von 63 Gulden 100,80 m.! As handlungen prangen. Es giebt daher von ihm nur ein Bleistift­Mozart starb, wurden in seinem Besitz an baarem Gelde porträt aus seiner Jugendzeit. Ju den letzten Jahren seines Lebens 60 Gulden vorgefunden. Der sonstige Nachlaß, die kleine Musitalien- gelang es jedoch den Bitten seiner Verwandten, ihm das Ver­bibliothek mit eingerechnet, hatte einen Tarwerth von noch nicht sprechen zu entreißen, daß er zu einem Photographen gehen wolle. ganz 400 Gulden. Den größten Reichthum" hinterließ der große Die Verwandten hatten alle Vorkehrungen getroffen, ihm seinen Beethoven, nämlich 10 232 Gulden. Hiervon gingen indessen Entschluß möglichst zu erleichtern; man war überein gekommen, sich ab für Krankheits- und Beerdigungsfosten, sowie gerichtliche Ge- bei dem ersten Photographen Basels zu treffen. Der alte Gelehrte bühren 1219 Gulden, sodaß der Nettonachlaß 9013 Gulden betrug. stellte sich zur verabredeten Stunde pünktlich ein. Seine bescheidene Erscheinung, seine einfache, etwas vernachlässigte Kleidung fonnte Medizinisches. natürlich den Gehilfen des Photographen nicht imponiren und man ließ ihn garnicht eintreten. Es ist unmöglich, Sie jetzt zu empfangen", sagte man ihm," Herr T. erwartet den berühmten Professor Burckhardt". Sehr wohl", antwortete dieser, ich würde mir ein Gewissen daraus machen, meiner Wenigkeit wegen Herrn T. zu belästigen!" Mit diesen Worten entfernte er sich und war dann auch nie mehr zu bewegen, sich photographiren zu lassen.-

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Ueber die Behandlung des Buckels nach Calot be richtet Prof. Adolf Lorenz   in der D. med. Wochenschr.": Von Hippokrates   bis heute hat der Buckel( Gibbus) die Sorgfalt und den Scharfsinn der Aerzte in Athem gehalten. Gegen diesen Gegner führte man einen tausendjährigen zaghaften Krieg, im ganzen mit wenig wechselnden Mitteln. Korrektur durch Extension( Dehnung), Gegenertension, auch vereint mit Druck gegen die Spitze des Buckels und Festlegung der gewonnenen Verbesserung durch irgend welche mechanischen Mittel bilden den Grundgedaufen jeder bisherigen Behandlung. Calot, ein junger französischer Arzt, arbeitet zwar mit denselben Mitteln, aber die Art und Weise der Anwendung ist kühn und neu und hat mächtiges Aufsehen erregt. Berck Sur Mer  , der Wohnort Calot's, ist zum Wallfahrtsziel der Buckligen geworden. Calot wagt nämlich, die Wirbelsäule, die als umantafibar galt, forcirt zu brechen und die Scheu vor einer etwaigen Verlegung des Rückenmarks zu überwinden. Die bisherigen praktischen Er, fahrungen haben gezeigt, daß die Gefahren, denen das Rückenmark bei so gewaltsamem Verfahren ausgesetzt ist, bisher jedenfalls weit überschäßt wurden. Galot behauptet, daß seine Methode viel früher als alle anderen zum Erlöschen des Krankheitsherdes führe, denn es genügen nunmehr in der Regel 8-10 Monate zur Heilung, während bisher im günstigsten Falle 2-5 Jahre hierzu nothwendig waren. Indessen warnt Professor Lorenz vor übertriebenen Hoff nungen, weil durch ärztliches Hinzuthun nur erreicht werden kann, daß der Buckel nicht größer wird, als er unbedingt werden muß, und auch unter der bisherigen Behandlung ein großer Theil der Patienten einen ganz bescheidenen, oft nur tropfförmigen Buckel davonträgt. Ferner aber darf man nicht vergessen, daß die Un­gestalt des Buckels in der Knochentuberkulose der Wirbelsäule ihren Ursprung hat, und daß die kleinste vorhandene Knickung auf einen schon bestehenden Substanzverlust im Wirbelkörper zurückzu­führen ist. Aus dem Thierleben.

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Vermischtes vom Tage.

-An einem Insettenstich gestorben ist in der Nähe von Billfallen( Ostpreußen  ) ein zwölfjähriges Mädchen. Zwei ihrer Geschwister sind, da alsbald ärztliche Hilfe geholt wurde, ge­rettet worden. In der Gegend verendet sehr häufig Vieh nach dem Stiche von Insekten.

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Ein sehr naives Ansinnen stellte neulich eine Frau an den Standesbeamten in Strasburg  ( Westpreußen  ), indem sie anfragte, ob das Standesamt nicht einen neuen Mann für sie habe, da ihr Ehegatte sie schon nach kurzer Zeit wieder ver­laffen habe.-

-Im Forstrevier Petersdorf bei Primkenau( Schlesien  ) befindet sich eine Eiche, deren Umfang 8 Meter mißt. Ihr Alter wird von Forstkundigen auf mindestens 1000 Jahre geschäßt. In Barmen wird gegenwärtig die Thurmbahn von der Treptower Ausstellung wieder errichtet. Von ihr stürzte am Sonn­abend der Monteur Windmüller aus Berlin   aus einer Höhe von 45 Meter ab und kam als unförmige Maffe auf der Erde an. In der kleinen Stadt Jesberg   bei Kassel   sind 16 Häuser niedergebrannt.

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Ju Mainz hat sich eine neue religiöse Sette ge bildet, die sich apostolische Gemeinde" nennt. Sie zählt 50 bis 60 Mitglieder, ihre Apostel" sind ein Apotheker, ein Mezger­meister, ein Schuhmachermeister und ein Bäckergeselle.

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In Waltershausen   bei Könighofen i. Grabfeld   nahm ein Gutsbesizer eine Gerstenähre in den Mund. Ein Korn mit einer Granne gerieth in den Kehlkopf, der Mann mußte er stick e 1.­In Fresnes bei Paris   hielt eine Frau, um in ihren Be­ziehungen zu ihrem Geliebten nicht gestört zu werden, ihren Ehemann monatelang in einem Zimmer eingesperrt. Der Polizei- Kommissar, dem die Nachbarn davon Anzeige machten, fand den unglücklichen Ehemann in einem so verwahrlosten Zustande vor, daß er seine sofortige Unterbringung in eine Heilanstalt ver­ordnete. Der bekannte Schriftsteller

italienische

Nur ein Hund. Folgende Episode von dem Eisenbahn­Unglück bei Freilassing   berichten die Münch. N. N.": Während der Bergung der Verunglückten stand ein großer brauner Hund heulend und winselnd bei einem Personenwagen, unter welchem, von Holztrümmern bedeckt, ein junger Mann am Boden lag. Der Hund scharrte an den Latten, welche seinen Herrn gefangen hielten. Sein Kopf blutete, und seine Pfoten waren von den scharfen Holzsplittern aufgerissen. Die Holzstücke waren aber so fest in den Erdboden ein gerammt, daß fie der Hund trotz äußerster Anstrengung nicht heraus­reißen konnte. Mehrere Passagiere eilten herhei, um Hilfe zu leisten. Gabriele Der junge Mann rief ihnen zu, daß er unverlegt sei. Man machte d'Annunzio ist für einen in den Abruzzen gelegenen Wahlkreis fich dennoch sofort daran, ihn aus seiner Lage zu befreien. in die Kammer gewählt worden. In seiner Wahlrede Rührend war der Anblick, wie der Hund vor Freude an den meinte er, Italien   tönne sich aus der jetzigen politischen Ver Männern, die seinen Herrn befreiten, emporsprang. Sobald die sumpfung nur erheben, indem es zur Pflege des Schönen, dem es Trümmer theilweise weggeräumt waren, schlüpfte der Hund zwischen seine frühere Größe verdankt, zurückkehre. Wird das Politifiren ihnen hindurch, ohne darauf zu achten, daß die Holzsplitter tief in ebensobald satt bekommen, wie der Georg Michel Conrad aus Guod­sein Fell einschnitten. Freudig bellend lag er nun da bei seinem stadt in Franken. Herrn und wartete, bis dieser unter dem Waggon hervorkriechen Gestrandet und verbrannt ist der mit Petroleum fonnte. Die Freude des trenen Hundes in dem Momente, als sein von Philadelphia   nach Aarhus   bestimmte englische   Tankdampfer Herr ganz befreit war, läßt sich nicht schildern. Attila" bei Nordre Nönner. Bei dem Grundstoß wurde der Petroleumbehälter gesprengt und der Inhalt floß aus. Da zu be fürchten war, daß das Petroleum sich an den Maschinenfeuern ent­zünden würde, verließ die aus 24 Mann bestehende Besatzung in den Booten das Schiff. 15 Minuten später brannte der ganze Dampfer.-

Technisches.

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- Verminderung der Stoßtraft im Eisenbahn betriebe. Auf der internationalen Ausstellung in Brüssel   ist ein Apparat ausgestellt, durch den die Stoßkraft im Eisenbahnbetriebe Verantwortlicher Redakteur: August Jacobey in Berlin  . Druck und Berlag von May Bading in Berlin  .