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en. Die minder Glückliche

Sie ließ sich neugierig auf der Bank nieder. Er be- Buschauern eingenommen. Die minder Glücklichen ballten sich frachtete sie mit spöttischen Blicken, indem er seinen Schnurr- auf der Herrengasse zusammen, um wenigstens die Patrizier bart in die Höhe drehte und sagte:" Sicher, wenn Ihr mir ankommen zu sehen. Still und feierlich ging es dabei nicht helfet, fromme Muhme. Denn sie sagte, daß ich mich von zu. Die Schaulust war groß und die Mittelfranken   sind alles Euch unterweisen lassen sollte, wie man um Frauenliebe andere, nur keine Murrköpfe.

wirbt." Er grinste höhnisch.

Kaspar Etschlich war es dank seiner breiten Schultern

,, Sagte sie das?" fragte Schwester Lamperta gedehnt. gelungen, für sich und Hans, der ihm nur mit innerem Nach kurzem Nachsinnen fügte sie hinzu: Aber sie hat recht. Widerstreben gefolgt war, einen Plak auf der Gallerie zu er­In Herzensangelegenheiten seid Ihr Männer ja alle Tölpel. obern und sich fachte bis an die Brüstung durchzudrängen. Ich kann mir vorstellen, wie Du um die verwöhnte Schöne Sein Humor fam ihm dabei wohl zu statten. Wie Thomas geworben haben wirst, etwa wie ein Strauchritter um den Zweifel, der Chronist von Rothenburg  , die Geschichte der bollen Beutel eines Kaufmannes. Gut, ich will Dir helfen, Stadt kannte, so eingeweiht erschien Kaspar in die geheime denn ich bin überzeugt, daß der Himmel Euch für einander bestimmt Chronik der Ehrbaren. Er verrieth es in den Glossen, die er hat. Ach, wann werdet Ihr wilden Junker endlich lernen, laut zu einzelnen Persönlichkeiten machte, wenn sie, nachdem Euch in die Zeit schicken und zu Hofe gehen, anstatt in den sie aus Mänteln und Kapuzen sich geschält hatten, den Saal Stauden zu liegen, wie Dein sauberer Vetter, der Kunz von betraten. Seine nächste Umgebung lachte darüber zuweilen Rosenberg, der Pappenheim  , der Thomas von Absberg   und so laut und ausgelassen, daß es unten im Saale bemerkt wer seine Freunde sonst noch sein mögen. Du, Neffe, brauchtest wurde. Ja, gudet nur," sagte Kaspar." Sonst schaut Ihr dann auch nicht Dich heimlich hier einzuschleichen, sondern auf uns herab; heut sind wir die Obersten und Ihr müsset fönntest offen werben, wozu Du morgen auf dem Geschlechter- vor uns Komödie spielen." tanz die beste Gelegenheit hättest."

Der Neffe hatte sie mit zunehmender Ungeduld angehört.as Ich zähle auf Euern Beistand," sagte er jetzt. Wenn Eure Frömmigkeit und meine Sündhaftigkeit einen Bund schließen, dann müßte es ja mit dem Teufel zugehen, wenn ich die schöne Gabriele nicht eroberte."

Die ehrwürdige Schwester schlug entsetzt ihre fetten, weißen Hände zusammen. Er aber zog eine von ihnen fast gewaltsam an feine Lippen. Ist das ein schrecklicher Mensch!" ächzte sie. Mögen die Heiligen sich Deiner erbarmen!"

"

" Amen, fromme Muhme," lachte er und entfernte sich durch das Pförtchen in der Stadtmauer. Vor demselben leitete ein Pfad, zum theil durch dichtes Gebüsch, steil zur Tauber hinab und auf einem schwanken Stege über dieselbe zur Fuchsmühle. In den Erlen bei derselben wartete ein Reit­necht mit dem Pferde des Junkers. Einem Bettler, der eben des Weges kam, spie Zeisolf von Rosenberg in den demüthig abgezogenen Hut. Das war sein Almosen. Der Bettler drohte den thalabwärts Reitenden wüthend mit der Faust nach und in den Mühlen, vor deren Thüren er heischte, und in der Stadt droben erzählte er, daß er den Teufel in Gestalt des rothbärtigen Junkers von Rosenberg aus dem Kloster der Dominikanerinnen hätte ausfahren sehen.

( Fortsetzung folgt.)

Etwas

es

B

( Nachdruck verboten.)

über Baden und Schwimmen. Obgleich der äußerliche Gebrauch des Wassers zur Erhaltung der Reinlichkeit und der Gesundheit schon zu allen Zeiten und bei allen Völkern gewöhnlich gewesen ist, so scheint doch das Baden, als angenehmer Genuß oder als Heilmittel, vornehmlich auf die ge sitteten Völker Europa's   und Asiens   beschränkt gewesen zu sein. Bei ihnen trat dasselbe nach den Schriften des Alterthums entweder als religiöser Gebrauch auf, oder als Stärkungsmittel gegen die Be­schwerden und Abmattungen förperlicher Uebungen. Bei alledem ist das kalte Bad, worauf auch wir unsere Aufmerksamkeit beschränken wollen, in betracht gezogen. Den Anhängern des mosaischen Gesetzes wurde das Baden streng befohlen. An verschiedenen Stellen der Bibel wird als Heilmittel verschiedener Krankheiten genannt. In mehreren Fällen wurden die Israeliten, bevor sie nicht die vorgeschriebenen Waschungen verrichtet hatten, als unrein angesehen und durften keine Gemeinschaft mit anderen pflegen. Die Griechen, die ebenfalls das Baden vorschrieben, ent­lehnten, nach ihren Geschichtsschreibern, den Gebrauch des Badens von den Egyptern; es wurde bei ihnen bald so beliebt, daß ihre öffentlichen Bäder einen wichtigen Zweig der Baukunst bildeten. Die schöne Gabriele verließ das Kloster so eilig, als be- Biele Wohlhabende fuchten sich durch Verschwendung bei der Ein­fürchtete fie, verfolgt zu werden. Erst in der Durchfahrt der richtung und Verzierung öffentlicher Bäder die Gunst des Volkes zu erwerben. Auf diese Weise entstanden Volksbäder, deren werthvolle Klingengasse unter dem Orgelchor von St. Jakob mäßigte sie leberreste noch heute bewundert werden. Die Spartaner über­ihre Schritte. Daheim erzählte fic Sabine mit einem aus- ließen die Einrichtung der Badeanstalten nicht der Willkür von gelassenen Lachen von der Liebeserklärung des wilden Zeisolf Privatpersonen, sondern unterwarfen sie festen Gesezen. Die Römer und daß er die Stadt anzünden wollte, um ihr die Aufrich- ahmten diese Sitte nach und verwandten auf ihre Badeanstalten, tigkeit seiner Leidenschaft zu erhärten. Von seinem Anerbieten, besonders während der Kaiserzeit, eine Pracht, die alle Begriffe über­ihre Feinde zu tödten, schwieg sie. Nicht wahr, Schak, ich steigt. Solche Bäder hatten gewöhnlich zwei Abtheilungen, die eine habe Ursache eitel zu sein?" so schloß sie mit einem neuen für Frauen, die andere für Männer. In jeder derselben konnte man falt und warm baden. In der Mitte des Gebäudes, gewöhnlich im Auflachen und warf einen Blick in den venezianischen Kellergeschoß, befand sich das Heizzimmer, und über diesem ein Spiegel mit filbernem Rahmen, hinter dem Pfauenfedern Gemach, wo in der Regel drei große Steffel über einander hervorstaten. Ich will mich daher morgen auch so schön eingemauert waren, so daß der untere unmittelbar über machen, als ich nur kann." dem Feuer, der zweite über diesem und der dritte über dem zweiten stand. Auf diese Weise hatte man zugleich heißes, laues und faltes Wasser. Durch besondere, mit Hähnen versehene Röhren wurde das Wasser in die Badezimmer geführt und aus einem großen Wasserbehälter die Kessel sogleich wieder gefüllt. Neben dem Heizzimmer lagen gewöhnlich drei besondere Zimmer, Ihre Freundin aber that nach ihren Worten. für das heiße, laue und falte Bad. Die Badestuben hatten in Das Tanzhaus der Geschlechter, in welchem das Fest Fußboden ein gemauertes Beden, um welches eine Gallerie mit stattfand, lag auf der Herrengasse, dem Rathhaus schräg Sigplägen lief, wo sich die Badegäste, bevor sie ins Wasser gegenüber. Dort hatte vordem das alte Rathhaus gestanden, stiegen, und das Bedienungspersonal aufhielten. Außerdem das abgebrannt war. Von ihm rührte noch das dicke Mauer­werk des Erdgeschosses mit den drei Eingängen her. Die Stockwerke darüber waren nur leicht aufgeführt und das Dach zierten zwei goldene Kugeln, die Siegesbeute eines Auszuges der Rothenburger   gegen das Schloß Archshofen  . Das Erd­geschoß wurde von den Fleischbänken eingenommen, und die Mekler waren bei einer Strafe von fünf Pfund Heller oder zehn Gulden gehalten, ihre Waare nirgend anderwärts als hier feil zu bieten, gleich wie die Bäcker die ihrige in dem Brothause auf dem Pläklein hinter dem Rathhause und der Herren Trinkstube. Unmittelbar über den Fleischbanken lag der große Tanzfaal. Er war zum Feste mit Tannengewinden und Bannern geschmückt und die Bänke, die rings an den Wänden sich hinzogen, waren mit rothen Kissen belegt. Eine schmale Gallerie im Hintergrunde des Saales war schon lange vor der dritten Nachmittagsstunde, um welche der Tanz beginnen sollte, von

" Für alle Welt sich puzen, das heißt blos für sich selbst fich pußen; ich wollte, ich hätte jemand, für den es sich der Mühe lohnte," seufzte die blonde Braut des Ritters von Adelsheim  .

A

diente noch ein eigenes ein eigenes Zimmer als Schwigbad, welches durch Röhren geheizt wurde. Mittels Klappen an der Decke, die man öffnete und wieder schloß, konnte man die Hize beliebig vermindern. Zum Auskleiden und Aufbewahren der Kleider und zun durften bei einem Bade bedeckte Spaziergänge, Sale zum Ball­Salben nach dem Bade gab es ebenfalls eigene Zimmer. Auch spielen und Gärten nicht fehlen, damit man sich nach dem Bade die gehörige Bewegung machen konnte. Da, wo die Römer auf ihren Eroberungszügen hintamen und sich niederließen, gründeten sie sogleich solche Bäder, wie die Reste in den ehemaligen Römernieder­laffungen beweisen.

Aus dem allen geht hervor, daß die genannten Völfer den Werth des Badens für die menschliche Gesundheit wohl zu schäzen wußten, und daß sie die vortheilhaften Veränderungen, welche die Berührung des talten Wassers auf den Körper hervorruft, bereits erkannten.

Wenn jemand im gewöhnlichen Gesundheitszustande in ein faltes Bad geht, so ergreift ihm zuerst ein Gefühl von Kälte, worauf fast unmittelbar eine schnell zunehmende Wärme folgt.