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Adel ist gegen seinen Vortheil nie blind gewesen; daß er nur So stiegen denn alle zu Pferde und ritten vor die Stadt, wo ihm allein gefolgt ist, hat das Reich verderbt. Wohlan, Herr wirklich jedes Fähnlein unter seinem Hauptmann bereits zum Göz, er soll jetzt seinen Vortheil darin finden, das Reich Aufbruch sich geordnet hatte. Die Kunde, daß Göz nicht an­wieder zu erheben, indem er uns hilft, es wahrhaft frei zu nehmen wollte, ging rasch um, und als er nun von Fähnlein machen. Er soll mehr als reich für den Verlust entschädigt zu Fähnlein ritt und seine Gründe vorbrachte, bekam er mehr werden, der ihm aus der Aufhebung der Leibeigenschaft und Murren als Zustimmung zu hören. Das Fähnlein der Hörigkeit und der Frohnden der Bauern erwächst aus dem Hohenloher aber umringte ihn mit wildem Geschrei, schlug die Grundbesik und Vermögen der Kirchen, Stifter und Klöster und Büchsen auf ihn an, fällte die Spieße gegen ihn, und drohte des Deutschen Ordens  , Herr Göz." ihn umzubringen, wenn er sich noch länger weigere, ihr Haupt­mann zu werden. Gezwungen ergab er sich in sein Schicksal und versprach mit einem Eide, am nächsten Tage in Buchen, wohin das Heer sogleich aufbrach, sich einzufinden.

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Alle Wetter," entfuhr es diesem univillkürlich. Die Kirche wird säkularisirt und mich dünket, daß sie genug zusammengerafft hat, um nicht nur den Adel für alle Opfer, die er dem gemeinen Wohl bringen muß, mehr als Traurigen Herzens ritt er nach Hause und wünschte sich schadlos zu halten, sondern auch den Bauer zum freien Eigen- lieber in dem tiefsten Thurm zu liegen, der in der Türkei  thümer feines Landes zu machen," verfolgte sich Wendel stand. Er hatte mit dem Feuer gespielt und sich die Finger Hipler. Und was die Fürsten   und Herren sind, so wird verbrannt. Für die großen Gedanken und Pläne sich zu er­Bauer und Adel sie zwingen, ihrer Souveränetät sich zu entwärmen, die Wendel Hipler   ihm angedeutet hatte, war er fleiden und in die Gemeinfreiheit sich einzufügen. Wenn nicht, unfähig und ebenso wenig liebte er das Volk, das für seine so werden sie ausgetrieben und was ihnen persönlich eigen war, Freiheit in den Waffen stand. Er mußte sich gestehen, daß zum Gemeingut gemacht. Wie dünket Euch das, Herr Göz?" die Gewalt, die ihm auf seinen geheimen Wunsch geschah, " Pot Velten, das Ding läßt sich hören," rief dieser auf seine Gegner schwerlich täuschen würde vährend sein Ver­geregt. Dafür wäre der Adel wohl zu haben, sollte ich halten auf der anderen Seite die Bauern mit Mißtrauen meinen. Aber der Kaiser, der Kaiser? Dieser Karl!" gegen ihn erfüllen mußte. Wurde dieses auf die eine Der Kaiser würde als das Oberhaupt eines solch freien oder die andere Weise gerechtfertigt, so durfte er auf eine Staates nicht nur fester, sondern auch mächtiger dastehen wie um so schrecklichere Vergeltung gefaßt sein. Seine eigenen jekt," erklärte der Kanzler. Der bigotte Spanier taugt aller- Bauern sammt ihrem Amtmann hatten sich der Revolution Sings wenig zu solchem Oberhaupt. Aber Deutschland   ist ein angeschlossen. Nur einen lichten Punkt gab es in diesem Wahlreich und es giebt, Gott sei Dank! noch deutsche Fürsten  , Dunkel für ihn. Das Blut des alten Faustrechtsritters regte die milde, gerecht und weise genug sind, um zu erkennen, was sich wieder. Er konnte wieder zu Pferde steigen, wieder raufen, dem Vaterlande Noth thut, Fürsten  , die an der Wiege der seinen alten Gegnern, insonderheit dem Bischof von Bamberg  , Reformation standen und bis heute ihre Hand schirmend über scharf zu Leibe gehen. sie halten. Doch das sind Fragen, die uns ist nicht zu be- Anderen Tages ritt er mit zwei Knechten nach Buchen. fümmern brauchen." Die Bauern standen im Ring; es wurde über Wichtiges ab­Götz ging auch hierauf nicht weiter ein. Er verstand, gestimmt. Schon in Ballenberg hatte Florian Geyer   vor­daß jener den Kurfürsten Friedrich von Sachsen   im Auge geschlagen, die aus Welschland heimkehrenden Lanzknechte hatte. Hm," sagte er, und rieb sich die Stirn, von der er anzuwerben, um durch sie dem Bauern einen festen friege­den Helm gehoben hatte, denn ihm war heiß. Ihr seid rischen Stamm zu geben. Wie nun Hipler, Mehler, Reyter bekannt als ein feiner und geschickter Mann, Herr Wendel, und andere vom Rathe diese Maßregel vorschlugen, wollten und Ihr habet mir ein Licht angezündet, daß mir schier die die Bauern sie nicht annehmen. Sie befürchteten, durch die Augen weh thun. Aber wie, wenn das Ding schief geht? Lanzknechte in ihrem Antheil an der Beute geschmälert zu Denn auch das muß ich bedenken. Hab' ein Weib und liebe werden. Denn es gab unter ihnen eine sehr große Menge, Kinder, an denen mein Herz hängt. Aber auch ohnedem die zur wahren Bedeutung des Aufstandes noch nicht durch­wäre die Verantwortlichkeit zu groß, nicht nur dem Adel gedrungen waren, sondern nur um der Beute willen mitthaten gegenüber, der mir vertraut hätte. Ich sprach schon vorhin und zu ihren Dörfern zurückkehrten, wann ihre Habgierde oben von meinen Pflichten gegen den Schwäbischen Bund  , befriedigt war. Es war eine lustige Fahrt gewesen, von der dessen Mitglied ich bin. Wie sollte ich mich vor ihm ent- sich noch lange erzählen ließ. ( Fortsetzung folgt.) schuldigen, wenn's schief geht? Ich hätte keinen Grund and all ml dun zugeben und müßte den Kopf auf den Block legen."

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Kontroll- Versammlungen.

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Wieder zeigte sich in dem von Gedanken durcharbeiteten Gesicht des Bauernkanzlers jenes kaum merkliche Lächeln, mit dem er Göz im Rathe zugehört hatte. Er sprach: Aller- Der Verfasser dieser Zeilen ist, wie er ohne sonderlichen Stolz, dings kommt es in der Welt weniger darauf an, Recht zu verhältniß nur ein gewöhnlicher Erſagreservist. Es würde seinem aber auch ohne Menschenfurcht bekennen will, in seinem Militär­haben, als es siegreich zu behaupten und niemand weiß so sittlichen Empfinden und den Anschauungen der Gesellschaftskreise, in gut wie Jhr, daß Kriegsspiel Glücksspiel ist. Verlanget Ihr denen er aufgewachsen ist, wenig entsprechen, über diesen Umstand für Eure Sicherheit Bürgschaft, so wollen wir sie leisten, so mit dem Schicksal zu rechten. Trotzdem will er an dieser Stelle weit als wir dazu im stande sind. Eines aber möget Ihr nicht verschweigen, wie in den Tiefen seiner Seele die Hoffnung lebt, wissen! Wir lassen Euch nicht wieder aus, es sei denn, daß dermaleinst von der ewigen Gerechtigkeit für diesen Ausfall an Ihr unser Hauptmann werdet. Thut Ihr es nicht im guten, irdischen Freuden und Ehren in geziemender Weise belohnt zu so brauchen wir Gewalt." werden. Was ihn heute zwingt, aus seiner bescheidenen, aber wie " Ihr seid gar schrecklich," seufzte Götz ob dieser Drohung. er wohl fagen darf mit ehrenvoller Pünktlichkeit erfüllten militärischen Stellung herauszutreten, um sich mit einigen solda­Sie fehrten zu dem Rath der Siebener zurück. tischen Worten an die Kameraden von Heer und Marine zu wenden, Einen Schirmbrief, den dieser Götz ausstellte, nahm er ist der Umstand, daß selbst in durchaus gesinnungstreuen Streifen der an, und meinte, indem er die Augen ein wenig zusammen- Armee über die alljährlichen Kontrollversammlungen Anschauungen drückte, wenn sie dem Bischof zu Mainz   ein Haus, zwei verbreitet sind, die einer von sittlichem Ernst getragenen Unter­oder drei herumrückten, so würden sie, falls er sich ergäbe, fuchung in feiner Weise stand zu halten vermögen. Die Kontroll= hernach desto stattlicher mit dem zu Würzburg   zu Handen versammlungen der Erfagreserve finden bekanntlich nach den Be­kommen. Aber die Hauptmannschaft bat er, ihm zu erlassen. Stimmungen für die Mannschaften des Beurlaubtenstandes"( Abs. III Seine beschworenen Pflichten gestatteten es nicht, so schwer.§ 12a) in jedem Jahr im Frühling statt. Auf einer solchen wiegend auch die Gründe wären, die Wendel Hipler   geltend Kontrollversammlung nun war es, daß ich einen Vorfall erleben mußte, der allerdings geeignet ist, einen patriotischen Mann gemacht habe. Gern wolle er auf seine Kosten zum mit Besorgniß und Bangen zu erfüllen. Ein Kamerad, der neben Schwäbischen Bunde, zu Fürsten   und Herren reiten und allda mir im Gliede stand, und im übrigen seine Obliegenheiten stramm nach seinem Vermögen zum Frieden und zu aller Billigkeit und energisch erfüllte, ließ sich in einer augenblicklichen Umnebelung für sie handeln. Darauf bemerkte Hans Reyter, der Göß seines Verstandes zu dem Ausruf hinreißen, daß diese Chosen" schon seit vielen Jahren kannte, daß nicht der Rath, sondern doch verflucht langweilig" seien. Es mag ja bis zu einem gewissen der helle Haufen ihn gewählt habe; an diesen müßte er sich Grade wahr sein, daß in den Kontrollversammlungen den Mann­daher wenden, wenn er die Wahl abzulehnen entschlossen sei. fchaften nicht gerade die aufregenden Sensationen geboten werden, " Da kommt es denn gut zu paß, daß Ihr Euch sogleich an den hellen Haufen wenden könnt," äußerte Jörg Megler. ,, Es ist just die Stunde, in der sich die Fähnlein vor der Stadt sammeln sollten, um weiter zu ziehen."

Göz war es zufrieden, sich an die Quelle selbst zu wenden.

nach denen unsere dekadente Zeit lechzt. Aber solche Aeußerungen wie diese entbehren jeder Begründung, wie ich gleich zeigen will. ilm  zu beginnen, will ich zunächst nur ganz allgemein darauf hinweisen, wie angenehm für jeden gemüthlichen Menschen der Gedanke sein muß, daß es Mitmenschen giebt, die um ihn besorgt sind, so besorgt, daß sie seinen Namen, Stand und Geburtsort in dide Bücher ein­