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graphien Aehnlichkeit hatten, und das Gericht verurtheilte sie auf| Anzeiger lesen..." Sie efchen doch ein Rebutant, daß nach dem grund solchen unzweifelhaften corpus delicti zum Tode durch an- Tode solche Träumereien nicht mehr recht glaubhaft sind. gestrengtes Denken; zwar behaupteten alle, sie seien 11- Aber Lehmann wollte keineswegs einschen. Er tobte förmlich: schuldig, aber das wollen die Kerle ja immer sein. Für" Was ich geschrieben, ist richtig; wenn ich es sage, stimmt es. das Publikum war die unfehlbare Sicherheit der Justiz natür Basta! Ich fordere eine ergänzende Berichtigung in der nächsten lich höchst beruhigend. Außerdem geschahen die Verbrechen Ausgabe." mit einer statistischen Regelmäßigkeit, die auch den Aengstlichsten darüber aufklärte, um wie viel größer die Wahrscheinlichkeit sei, pikante Unthaten literarisch zu genießen als praktisch zu erleiden; das Ergebniß dieser Wahrscheinlichkeitsrechnung beförderte den Optimismus, den Muth, die Moral und das Vertrauen.
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Sie sind ein Efel," bemerkte Felix Bum, der jetzt auch sein seelisches Gleichgewicht verloren hatte. Lehmann wand sich in Delirien:
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„ Sie... Sie. Sie, das sollen Sie mir büßen. Ich arbeite nichts mehr für Sie... Sie... Sie.. Ich streike. Nicht nur das... Ich verrathe alles."
...
Was
Sie sollen was erleben," brüllte Lehmann, dann war er fort. Felix Bum aber nahm einen Ballen fein parfümirten zartvioletten Schreibpapiers und schrieb, schrieb, schrieb...
( Schluß folgt.)
Während dergestalt Polizei, Gericht und Publifum gerechten Anlaß hatten, dem All- Anzeiger dankbar zu sein, ergaben sich die Der Besizer wurde bei den letzten Worten leichenblaß, obgleich fonfurrirenden Zeitungsbefizer, wie erwähnt, einer beinahe gemein- gerade die Fabrik, der Bum sein Leben verdankte, ihre Erzeugnisse gefährlichen Verzweiflung. Ob sie auch Armeen von Reportern be- als frei von Farbenwechsel" garantirte; aber die Unrecllität, ſicht foldeten, die an Phantasie, Scharfblick und Schnelligkeit aller- man, ist unausrottbar. Bum wußte es: Lehmann war der Mann erster Qualität waren, so schnell erfuhren die anderen Organe dazu, seine Drohung wahr zu machen; er war energisch. In Bum's die Verbrechen nie, wie der All- Anzeiger. Sie mußten Kopf geriethen alle Dertzellen in fieberhafte Thätigkeit. immer nachhinken, fie mochten sich anstrengen wie fie mußte geschehen, um diesen entsetzlichen Streich abzuwehren? Noch wollten. Kein Wunder, daß sie nach und nach die Abonnenten war feine viertel Sekunde vergangen, da stand Bum's Entschluß und Inferenten verloren und vor dem Bankrott standen. Nur ein fest. Ruhig sprach er zu dem Rasenden: Blatt ward durch diesen Kampf ums Dasein nicht berührt. Das war der„, Aztek", der monatlich einmal auf zwei Seiten, in Duodez, erschien, mit politischen Leitartikeln, unruhigen Meinungsaußerungen und beispiellosen Wahrheitsanfällen. Das Blatt verfügte über einen festen Stamm von 17 Abonnenten; das waren die einzigen übrig gebliebenen Parteipolitiker des Landes und die blieben ihrem übrigens nur handschriftlich verbreiteten Organ treu und den Abonnementsbetrag schuldig. Alle anderen Blätter und Leser waren völlig unpolitisch, und während die Ersteren dem unaufhaltsamen Untergang entgegenrasten, konzentrirten sich die letzteren 11111 das unparteiische, mordstrahlende Banner des All- Anzeigers. Vergebens hatten die anderen ZeitungsEin neuer Robinson. Ein Schweizer , Louis de Rougemont verleger einen Ausschuß wissenschaftlicher Autoritäten eingesetzt aus Genf , der dreißig Jahre unter Kannibalen in Australien gelebt und fürstlich honorirt, die das Räthsel lösen sollten, auf hat, ist nach einer Mittheilung der Frankf. 3tg." fürzlich in welche Weise der All- Anzeiger" das Wunder fertig bekäme, über London eingetroffen und erregt allenthalben großes Interesse. Verbrechen Bericht zu erstatten, fast che sie geschehen. Das Ergebnis der langwierigen Untersuchungen war gleich Null. Nur ein Historifer hatte einen Parallelfall entdeckt; es hätten früher, so behauptete er, begabte Korrespondenten eine halbe Minute nach Veröffentlichung einer Thronrede oder einer ähnlichen Kundgebung bereits telegraphisch konstatirt, daß die öffentliche Meinung, wie besonders die politischen Kreise, den Aft, je nachdem, günstig oder ungünstig aufgenommen. Aber die Schnelligkeit der All- Anzeiger" Reporter war doch etwas Anderes, sie stellten kontrollirbare That fachen, nicht Stimmungen fest. Ein undurchdringlicher Schleier blieb über der zauberhaften Rührigkeit des All- Anzeigers" und seines Herausgebers..
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Eines Tages aber sollte er sich lüften!
Es mochte gegen Mittag sein, da hielt vor dem Zentralpalais des All- Anzeiger- Viertels ein eleganter Lust- Aether- Motor- Jagd Tarameter, dem ein hochgewachsener, sorgsam gekleideter Herr mit energischen Zügen entstieg. Es mag erwähnt werden, daß die energischen Züge bereits am Ende des 19. Jahrhunderts auftauchten, jest waren sie alleinherrschend geworden, sie hatten das physiognomische Monopol.
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Der Herr schritt eiligen Fußes die goldeingelegten Marmorstufen aufwärts, die von den Hermen der hundertjährigen Avon nenten des Blattes flankirt waren, und bald stand er in dem Empfangsiaal des Besizers, der nämlich der Saal- halb einem tropischen Palmemurwald, halb einem Maschinenmagazin glich. Felig Bum, so hieß, wie wir bisher zu erwähnen vergaßen, der Herausgeber, lächelte, während er mit einer Bewegung eines grazil geformten Ideen- Druckluftapparats zwei Billionen Mark Roupons abschnitt, eindreiviertel Sefunden lang dem Ankömmling jovial zu; das war die höchste Auszeichnung, die er vergab. " Was bringen Sie Neues, Lehmann?" " Nichts", erwiderte der Lehmann Genannte, und in seinen energischen Zügen zudte es wie ein Gewitter.
" Sie werden träge", meinte Felig Bum, ein wenig ärgerlich. Was soll aus dem Blatt werden, wenn Sie so nachlässig sind. Wenn Sie nicht besser die Interessen meines Geschäfts wahr nehmen
Da brauste Lehmann auf:
" Ich thue überhaupt nichts mehr für Sie, Sie, Sie..." es fehlte ihm ein genügend starles Schimpfwort.
" Worin habe ich mich denn gegen Sie vergangen, lieber Lehmann," fragte Felix Bunt wieder recht freundlich.
Lehmann aber zog mit leidenschaftlicher Geberde ein Zeitungsblatt aus seinem wie angegossen fizenden Aluminium- Gehrock mit säurefefter Stahlkammer und schrie, auf eine blauangestrichene Stelle
deutend:
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" Fünf volle Zeilen haben Sie mir gestrichen aus meinem gestrigen Bericht das lasse ich mir nicht gefallen." Aber bedenken Sie doch, Lehmann, was Sie geschrieben, das fonnten meine Leute unmöglich stehen lassen:„ Ein gewaltiger Hieb mit der Art, und der Unglückliche brach mit einem hervorragend furchtbaren Schrei zusammen. Er war todt." Jezt kommt es: In seinem Geiste zogen die Träume seiner Jugend schattenhaft vorüber, was ihm an Leid und Lust beschieden. Das also war das Ende! Nie würde er das Licht der Sonne erblicken, nie wieder den All
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Kleines Feuilleton:
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8u Anfang Anfang der sechsziger Jahre hatte sich Rougemont mit etwas Geld in der Tasche in Singapore an Bord des holländischen Schuners Vlieland" begeben, dessen Kapitän in der Timor- See mit Hilfe malaiischer Eingeborener nach Perlen fischte. Sie hatten guten Ertrag, und zuletzt fanden sie drei schwarze Perlen von unschätzbarem Werthe in den Muscheln. Der Kapitän hoffte, mehr schwarze Perlen an jener Stelle zu finden, und obgleich die Zeit der alljährlichen Wirbelstürme nahe war, beschloß der Holländer, noch weiter dort zu bleiben und den Perlenfang fortzusetzen. Dann kam der Sturm, und das Schiff strandete au einer jener„ Atoll" genannten freisrunden niedrigen Koralleninseln, die zur Zeit der Flüth vom Meer überspült wird. Der Kapitän und die Besazung des Schiffes famen um und nur der Genfer mit seinem Hunde rettete sich auf die sandige Insel. Bei niedrigem Wasser konnte er jedoch zum Wrack hinüberwaten, und ganz wie Robinson Crusoe versorgte er sich vom Wrack aus mit Geräthschaften und Vorräthen. Die Insel bot ihm Nahrung: Seevögel nisteten auf ihr und ihre Gier nahm er aus den Restern, auch Schildkröten gab es auf der Insel. Trinkwasser verschaffte er sich dadurch, daß er in Fässern vom Brack Regenwasser sammelte, und wenn solches nicht vorhanden war, destillirte er Seewasser in seinent Sessel, indem er mit einem wollenen Tuche den Dampf auffing und dann die kostbare Flüssigkeit aus dem Tuche auspreßte. Aehnlich wie Robinson Crusoe machte er sich auch einen Kalender, und zwar dadurch, daß er Muschelschalen nebeneinander legte. Wahnsinn und Selbstmordgedanken bedrohten jedoch den Einsamen beständig, und daß er es zwei lange Jahre in dieser Einsamkeit aushalten konnte, verdankte er seinem Hunde, dem er Predigten hielt, um sich die Zeit zu vertreiben. Oft watete er in das Wasser hinaus, um seinem Leben ein Ende zu machen, aber er kehrte immer wieder zu seinem Hunde zurück. Dann versuchte er aus den Wracktrümmern ein Boot zu bauen, das ging aber in Stücke, als er es vom Stapel ließ. Endlich kam ein Kanoe mit australischen Eingeborenen in Sicht, das vom Festlande weggetrieben war. Diese vier Schwarzen landeten an dem Atoll, machten sein Boot seetüchtig und damit erreichten sie das australische Festland etwa zwischen dem Cambridge- Golf und dem Queens Channel, an der Grenze zwischen West- Australien und NordAustralien. Nun begann Rougemont's dreißigjähriges Leben zwischen den Kannibalen. Durch Gauklerkünfte, die er verstand, wußte er die Kannibalen in Respekt zu setzen und freundlich zu stimmen. Er erzählt, er habe Saltomortales vor ihnen ausgeführt und im Distrikt des Busches bei Nacht die Nohrflöte geblasen. Er lernte mit Bogen und Pfeil umgehen und Thiere und Menschen damit erlegen, und er lief ebenso unbekleidet umher, wie die Kannibalen. Er nahm auch eine Kannibalin zur Gattin. Sobald als möglich suchte er aber wieder zu Weißen zu gelangen, und da seine Frau ihm sagte, daß im Osten weiße Männer wären, ging er mit ihr auf eine weite Wanderung durch Busch und Steppen ostwärts. Sie erreichten endlich das Meer; Nougemont meinte, es sei das Korallenmeer, aber es war nur der große Golf von Corpentaria. Nun wanderten fie nordwärts an der Küste entlang, um die Ansiedelung der Weißen zu finden, sie fanden aber keine und nach 18 monatlicher Abwesenheit, während welcher sie manche Abenteuer erlebt hatten, sahen sie, daß sie wieder an derselben Stelle angekommen waren, von der sie ausgezogen. Zehn Jahre wanderte Rougemont dann als Wilder umher