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und anderthalb Klafter von dem Baume einen Holzstoß auf- von St. Burkhard nicht mehr hatte blicken lassen. Er hatte schichten. Der Truchseß und seine Ritter trugen Scheite dazu viel Mühe, in den Ausschuß zu gelangen: denn der Kirchen­und scherzten, daß sie den Spielmann fein langsam braten plat war voll Bauern von der Schwarzen Schaar, dem Rothen­wollten. Und die Entmenschten standen dabei und lachten burger Fähnlein und dem Evangelischen Heer, das zu Hoch­und johlten, wie der Unglückliche in dem feurigen Kreis an berg   lagerte. Hipler's Nachrichten hatten alle Lager aufgeregt seiner Kette hin und herlief und sprang und vor Schmerzen und der Zwiespalt im Ausschuß drohte auch des Heeres sich zu brüllte als wie ein wildes Thier. Es währte aber lange, bis bemächtigen. Heftiges Geschrei, aus dem Rufe vernehmbar er zu Boden fiel und verstummte. Einer von den Ge- waren, wie: Helfet den Brüdern!"" Wer nit will, ist ein fangenen, die zusehen mußten, und dem es im Lauf der Verräther!"" Ziehen! Ziehen!" begleiteten den Ritter mit der Nacht zu entflichen gelang, hat es mir erzählt." eisernen Hand. Im Ausschusse selbst standen sich die Parteien drohend gegenüber und nur die gewaltige Stimme Kohl's vermochte die Ruhe so weit herzustellen, daß die Sigung beginnen und Göß das Wort ergreifen konnte. Dieser erklärte, daß die Zeit des Berathens vorüber sei; ob der Ausschuß den Plan Hipler's und Geyer's annähme oder nicht, er würde unverzüglich mit dem Evangelischen Heere aufbrechen. Denn die Brüder am Neckar   seien auf das ärgste bedrängt und flehten kläglich um Hilfe. ( Fortsetzung folgt.)

Es gab wahrlich unter den Zuhörern, zu denen sich die aus der Kirche kommenden Bauern gesellt hatten, starte Herzen genug. Selbst die stärksten überfröstelte jedoch bei folch ausgeflügelter Barbarei ein Grauen. Die schwarze Hof­männin lachte wie eine Wahnsinnige auf.

" Ich fasse es nicht, wie ein Feldherr seine Ehre vor Mit­und Nachwelt durch solche Gräuel schänden kann," äußerte Wendel Hipler  , als er sich vor dem Hirschen, in dem er her­bergte, von Florian Geyer   verabschiedet. Keine Zeit kann solche Schandthaten im Gedächtniß der Menschen je aus­Löschen."

Der Schwäbische Bund   wußte wohl, warum er just ihn zum obersten Feldhauptmann wählte," erwiderte Florian Geyer  . Wenn eine schlechte Sache, wie es die der Herren, noch zu retten ist, dann bedarf es dazu des gewissenlosesten Mannes. Suchen wir den Schrecken, den er absichtlich ver­breitet, uns zum Guten zu wenden!"

Inzwischen hatten sich, seinen Tags zuvor ertheilten Be­fehlen gemäß, bei den Geschützen auf dem Plaze die Mann schaften gesammelt und jetzt trafen auch die Gespanne ein, um mit dem Transport der Stücke auf den Nikolausberg   be­ginnen zu können. Florian Geyer   ließ darüber sein bereits verspätetes Mittagsmahl vollends im Stiche. Ein Imbiß im Hirschen, wohin er sich einige Stunden später begab, um gemeinsam mit Wendel Hipler   den Feldzugsplan zu berathen, mußte ihn schadlos halten. Bis in die Nacht saßen sie bei sammen.

Die atmosphärische Luft.

Vor drei Jahren wurde die wissenschaftliche Welt und bald auch das größere Publikum aufs höchste überrascht durch die sonderbare Kunde, daß es zwei englischen Forschern gelungen sei, in der uns umgebenden Luft einen bisher nicht bekannten Stoff, den sie Argon Es existirt also in ganz nannten, aufzufinden und nachzuweisen. beträchtlichen Mengen rings um uns ein gasförmiger Körper, den wir bei jedem Athemzuge einathmen, den wir stets im Leben in unserer nächsten Nähe haben, ohne daß wir flugen Menschen auch nur die leiseste Ahnung davon hatten. Wie war das nur möglich? Wie konnte unseren Chemikern und Physikern ein solcher Umstand entgehen, während wir für gewöhnlich doch meinen, die Wissenschaft sei beinahe schon auf den höchsten Stand ihrer Vollendung gebracht. Und noch Wunderbareres haben wir in den letzten Wochen vernehmen müssen; nicht genug mit dem einen neuen Gase, dem Argon, so hat sich jetzt gezeigt, daß noch drei weitere Stoffe in der Luft vorhanden sind, die von den Entdeckern als Krypton, Neon   und Metergon bezeichneten Gase, und wir stehen vielleicht durchaus noch nicht am Ende der Entdeckungen.

Eine Stellung, welche den von Hipler angedeuteten Vor­theil gewährte, Ostfranken zu decken und das Vordringen des Truchseß zu verhindern, bot das hoch über dem Jartthale ge­legene Städtchen Krautheim  . Ein festes Lager daselbst be- Die Luft alfo, unsere beständige Umgebung, die wir doch eigent drohte nicht nur die ganze noch unentwaffnete Landschaft bis lich so gut kennen sollten, wie unsere Westentasche, hat sich Stuttgart  , sondern deckte auch die Tauber und den Mittelmain, der näheren Kenntniß bisher so meisterhaft zu entziehen gewußt, daß von wo man sich ungehindert mit den nöthigen Lebensmitteln die Menschen erst jetzt eine Reihe ihrer Bestandtheile auffinden. Wie versehen konnte. Umgangen konnte diese Stellung nicht ist das nur denkbar? Um das zu verstehen, müssen wir uns erst einmal über die werden, auf dem rechten Flügel nicht, weil Adelsheim   und Frage klar werden: Was ist denn die Luft? Wir sehen sie nicht, wir Morbach   sie deckten, und der Umweg über Miltenberg   hätte riechen und schmecken sie nicht, im allgemeinen fühlen und hören wir Stuttgart   preisgegeben. Auf dem linken Flügel war eine Um- fie auch nicht, so daß es fast scheinen könnte, als ob die Luft gar gehung unmöglich, so lange Rothenburg   nicht genommen war. fein Stoff wäre, sondern nur ein anderer Name für den stofflojen Nur Haltenbergstedten, die Burg Zeisolfs von Rosenberg, unter- leeren Raum. Dem ist freilich nicht so; wenn wir das Heulen des brach diese Linie, weshalb die Burg gebrochen werden mußte. Sturmes vernehmen oder wenn er uns gar selbst um die Ohren und mit unwiderstehlicher Macht pact, dann Außerden war die ganze Stirnseite des Lagers, von der Pfeift Festigkeit durch die Natur abgesehen, durch eine Reihe von ein kräftiger Stoff vorhanden ist. Aber doch sind Jahrhunderte und tennen wir deutlich, daß hier kein bloßer Raum, sondern Burgen und Städtlein der Grafen von Hohenlohe verstärkt, Jahrtausende dahingegangen, ehe die Menschen erkannten, daß dieser die mit den Bauern verbündet waren. Sie mußten unverzüg- seltsame unsichtbare Stoff, den wir nicht fassen und greifen können, lich aufgefordert werden, die Städte und Schlösser mit Geschütz, mit den anderen Körpern, die sich auf der Erde rings um uns be­Munition, Fußknechten und Lebensmitteln zu versehen. finden, die Eigenschaft der Schwere gemein hat, und daß diese Als aber Florian Geyer   und Wendel Hipler   am nächsten Eigenschaft es überhaupt ist, die ihn an die Erde fesselt. Und nicht Tage diesen Plan der Versammlung vortrugen, stießen nur die Menschen im allgemeinen, sondern auch hervorragende der bea der sämmtliche Aristoteles

ers

fie auf einen zähen Widerstand. Selbst die klarste Darlegung Naturforscher hielten die Luft für gewichtslos; rühmte Lehrer Alexander des Großen, der Vortheile, welche ein festes Lager bei Krautheim   gewährte, Bissensgebiete seinerzeit ungemein bereichert hat, vermochte die Widersacher nicht zu überzeugen, weil sie nicht( 384 bis 322 b. Chr.), dessen physikalische Anschauungen überzeugt sein wollten. Simon Neuffer behielt nur zu sehr das ganze Mittelalter beherrscht haben, gab sogar einen Beweis recht mit dem, was er gegen Florian Geyer   über den unter dafür an, daß die Luft kein Gewicht habe. Eine stark gefüllte und den Führern herrschenden Geist geäußert hatte. Nicht nur der demgemäß gespannte Schweinsblase zeigte mur dasselbe Gewicht, wie Hauptleute Eitelkeit, Eifersucht und Ehrgeiz und der Pfarrer wenn sie zusammengepreßt und die Luft aus ihr herausgedrückt Streitfucht und Rechthaberei erhoben ihre verwirrenden wurde; die vorher in ihr enthaltene Luft hatte ihr Gewicht also nicht Stimmen. Man gefiel sich auch zu gut in dem reichen Würz- vermehrt. Wäre Aristoteles   im stande gewesen, aus einer Glasflasche burg  , um es ohne Noth, wie ihnen dünkte, zu verlassen, und die Luft zu entfernen, wie wir es heute mittels der Luftpumpe thun, und hätte er dann eine solche Flasche luftleer und mit Luft gefüllt was kümmerten sie die Württemberger, die Schwaben? Nicht gewogen, so würde er einen Unterschied wohl bemerkt haben, voraus­einmal die Aufmahnungen an die verbündeten Gemeinden gesetzt, daß seine Wage so fleine Gewichtsdifferenzen angezeigt hätte. waren ergangen. Welche Unterstützung Florian Geyer   und Heute gehört dieser Versuch zu den allereinfachsten und wird in jeder Wendel Hipler   auch an dem langen Lienhart, den beiden Schule bei den Vorträgen über die Luft angestellt; man hat durch Vettern Megler, Hans Kolbenschlag, Gregor von Burg- ihn ermittelt, daß 1 Liter Luft etwas mehr als 1/4 Gramm wiegt, bernheim und Jörg Spelt fanden, die kostbare Zeit berrann ergebnißlos. Der Kanzler war der Verzweiflung nahe. Wohl, wohl," rief er bitter, legen wir die Hände in den Schooß und warten wir, bis uns der Truchseß absticht oder brät; das ist unser Heldenthum."

Am folgenden Morgen tam Gög von Berlichingen in den. Ausschuß, in welchem er sich seit der Zerstörung der Kirche

eine geringe Größe zwar verglichen mit dem Gewicht des Wassers, von dem 1 Liter 1 Kilogramm wiegt. Denkt man jedoch an die gesammte Luft, welche die Erde mit einer Dunsthülle von 10 bis 12 Meilen Höhe umgiebt, so erkennt man bald, daß sich hierfür ganz gewaltige Zahlen ergeben, unsere gesammte Atmosphäre wiegt nämlich nicht weniger als 5 Trillionen Kilogramm.

Nachdem man die wichtigsten Eigenschaften der Luft erkannt hatte, ihre Schwere, ihre Ausdehnungsfähigkeit und ihre Zusammen­