-
- 27
--
-
wiffen kann, vorgeredet, die Bewegungen unseres Mondes weichen Klavier- Abend von Moritz Maher- Mahr, am 4. b. M. Der von seinem berechneten Gange deutlich ab, und diese Abweichungen Saal reicht über die Mittelgröße eines Konzertsaales hinaus, er würden durch die neue Entdeckung erklärt. In der That aber weist sich jedoch als gut akustisch und wird dies wohl bei höherem schließen sich die wirklich beobachteten Bewegungen des Mondes so Alter noch mehr werden. Seine geräumigen Siße und die zahlreichen genau an feine berechnete Bahn an, daß gerade die leberein- Eingangsthüren an jeder Längsseite, die freilich den Uebelstand eines verdienen noch besondere stimmung der Erfahrung mit der überaus komplizirten Theorie fühlen Zuges mit sich bringen, auf die Bewegung des Mondes wirken die Sonne, die Erde und Anerkennung; die künstlerische Ausstattung blieb allerdings in sämmtliche größeren Planeten ein- den Astronomen die unumstößliche manchem Ünechten befangen. In jenem Konzert hörten wir( bei Gewißheit gewährt, daß eine unberücksichtigte Masse, ein zweiter Erd- Mitwirkung von A. Witet und H. Grünfeld) das ziemlich neue mond etwa, nicht vorhanden ist. Natürlich ist damit nicht gesagt, Cis- moll- Trio von Ph. Scharwenta, ein gut gemachtes und im daß nicht irgend ein größeres Meteor, dessen Einwirkung zu schwach legten Satz auch eigenkräftig anmuthendes Wert, und dann aus ist, um wahrgenommen zu werden, an die Erde gefesselt ist und sie Schumann's" Kreisleriana" die zweite Nummer, die unseres Er umkreist; so etwas ist sicherlich möglich, doch ist es bisher durch achtens denn doch beträchtlich anders vorgetragen werden müßte. Vorübergänge an der Sonne oder dem Mond nicht bewiesen. Ist es die Berliner Atmosphäre, die selbst tüchtige Spieler da vers Immerhin wäre es wünschenswerth, wenn auch die Laien( Nicht- fagen läßt, wo etwas wie eine andere, mystische" Welt beginnt? fachleute) auf astronomischem Gebiete alle merkwürdigen Er- Tags darauf war dort der erste, der Beethoven - Abend des„ Böhmis fcheinungen, die ihnen begegnen, möglichst nüchtern beobachten und fchen Streichquartetts"; nach dem, was über diese Vers darüber an Sternwarten oder astronomische Vereinigungen berichten. einigung längst bekannt ist, und was unser Vertreter von jenem Abend Die Kenntniß vieler meteorischer und atmosphärischer Vorgänge, die berichtete, können die noch folgenden Abende jedenfalls dem Besuch emgegenwärtig noch recht gering ist, könnte dadurch nur gefördert pfohlen werden. Gleiches gilt von dem„ Klavierhumoristen" O. La m werden. B. Borchardt. borg, der am 2. d. M. im Bechstein 'schen Saale auftrat und am nächsten Sonntag seine Kunst und seine Künste noch einmal wirken lassen wird. Mit besonderer Anerkennung spricht unser Vertreter von Tilly Koenen , die am 3. d. M. im selben Saal ein inter effantes und gut verzeichnetes Programm sang; sie sei weitaus eine der tüchtigsten der in letzter Zeit aufgetretenen Sängerinnen.
-
-FO
Kleines Feuilleton.
Der Vogelmord in Italien . Zu diesem Thema erhält die Frankfurter Zeitung " eine weitere Zuschrift aus Rom , aus der wir das Folgende entnehmen: Die römische Küste betrieb( auch bevor die„ roccoli" hier eingeführt wurden) den Massenfang ebenso gut, wie die Provinz der Marken. Außer dem Wachtelfang an der Rüfte giebt es auch den" Fang am Brunnen". Wasser ist be kanntlich in der Stampagna selten. Um die wenigen Brummen versammelt sich daher Abends viel gefiedertes Volk. Plötzlich schlägt über dem Brunnen ein Schlagnet zusammen.
Von diesem, einem der kleinsten unserer Konzertfäle wenden wir uns zu dem wohl kleinsten, dem im Römischen Hof. Dort hörten wir am 8. d. M. die Vorträge auf zwei Klavieren von Louis und Susanne Rée. Beide spielten gut und mit der in dieser Spielgattung naheliegenden, vielleicht zu großen Zurückhaltung; so gut wie neu war wohl eine„ Suite champêtre" von Louis Née, in gefälliger, vorwiegend älterer Kompofitionsweise, aber echt„ zweiflavierig" angelegt. Auch ein Rezitator, von der Ropp, machte Was feine Sache gut.
"
diese Mörder übrig lassen, fällt den Jägern zum Opfer. Bom fleinsten in den größten Saal, in die eigentliche Phil Die Jagd in der Kampagna ist frei; wer die Jagdsteuer harmonie"! Der richtige Raum für moderne Orchestermusik. Im zahlt, fann Alles schießen, was freucht und fleucht. Vom Kreuchenden 6. Philharmonischen Konzert vom 9. d. M., dessen Probe existiert aber nichts mehr, und so geht es auf die Vögel los. Darum am 8. wir hörten, kam von dem durch den Verein zur Förderung ist auch die Kampagna so still, lautlos still. Was an Sonntagen der Kunst" wiederentdeckten und aus dem freiwillig aufgesuchten auch nicht Alles zur Jagd hinauszieht! Proteste nußen nichts; denn Arbeiterstand zurückgeholten jungen Komponisten Karl Gleit auch die gebildeten Römer spotten über die Sentimentalität der feine noch ungedruckte Fata Morgana", eine" symphonische Dichtung", Nordländer und behaupten, Singvögel am Spieß gebraten seien die eine Programmmufit," aber in der geläufigen Symphonienform und höchsten Leckerbissen einer römischen Tafel. Der unsinnigen Raub- ohne die Absicht der Einzelmalerei. Das Wert ist jedenfalls eine jagd haben wir es auch zu verdanken, daß Obst in Rom ein Lurus- werthvolle und ursprüngliche Leistung, auch mit viel Wohltlang; die reichliche Füllung der Holzbläfer trägt dazu noch besonders bei. Der Erfolg war damals beträchtlich, allerdings mit Bischen gemischt; doch schienen es die Zischer mehr auf uit als auf eine aus tiefer Ueberzeugung kommende Behütung der Kunst abzusehen. Daß d'Albert's Klavierkunst, zunächst mit seinem einfäßigen E- dur- Konzert, wieder großartig wirkte, braucht wohl nur erwähnt werden.
artifel ist.-
Der Ursprung des Namen8,, John Bull " für die eng lische Nation ist eine Frage, für die trotz vieler Versuche eine endgiltige Lösung noch nicht gefunden ist. In dem soeben erschienenen " Archiv für das Studium der neueren Sprachen" wird nun eine neue Hypothese darüber aufgestellt, die viel für sich hat. Der Name John Bull " taucht zum ersten Male auf in der bekannten politischen Satire von Arbuthnot :" Die Geschichte von John Bull " aus dem Anfang des achtzehnten Jahrhunderts. Da eine frühere Quelle für den Namen nicht aufzufinden ist, so wird wahrscheinlich Arbuthnot selbst die Erfindung zuzuschreiben sein. Wie er dazu tam, läßt fich aber folgendermaßen erklären: Eine Hauptfigur der Satire ist Ric. Frog", der Frosch, der den Holländer darstellt. Daß Holland als eine Art von Sumpf mit vereinzelten trodenen Stellen und die Bewohner als amphibienartige Geschöpfte aufgefaßt werden, war namentlich in der franzöfifchen Literatur damals ganz gewöhnlich. Arbuthnot war mit dieser gut bekannt, hat also auch wahrscheinlich die Fabeln von Lafontaine gefannt, da sie auch im Ausland einen großen Erfolg hatten. Die dritte Fabel des ersten Buches handelt mun von dem Frosch, der sich ebenso groß machen will wie der Ochse. Arbuthnot, der ja den Spiznamen„ Frosch" auf die Holländer anwandte, fann durch diese Fabel sehr wohl auf den Gedanken ge= bracht sein, den Namen„ Ochse", Bull, auf sein eigenes Bolt anzuwenden, um das Größenverhältniß zwischen Holland und England zu charakterisiren. Bei der politischen Tendenz seiner Satire wäre diese Deutung wohl möglich.-
Mufik.
Recht ungeeignet ist hingegen dieser weite Saal für Kammer musik und lyrischen Gesang. Der Ton verliert sich wie hinter einen Schleier, selbst wenn ein Gura singt. Aber doch erhöhte sein Liederund Balladen- Abend vom 6. d. M. wieder die Freude, mit der wir für März seinen drei populären Abenden entgegensehen. Nur möge das Publikum, auf das anscheinend ein solcher Saal ebenfalls vers gröbernd wirkt, nicht wieder das Nachspiel des am Klavier Mitwirkenden, des würdigen zweiten Ich von Gura, des Professors Heinrich Schwarz, niederklatschen. Pfui! Auch das letzte populäre Konzert der Kammermusik- Vereinigung Barth u. f. w. am 5. litt unter der Raumweite; selbst Schubert's Oftet, von ersten Künstlern und in getreuer Vollständigkeit gespielt( der 2. Satz wohl zu langsam), erreichte unseres Erachtens nicht den so unfagbar zarten und seligen Eindruck, auf den es eingerichtet ist.
"
-
-
Unser best- akustischer, seit Menschenaltern eingespielter" Saal, die Singakademie", brachte uns diesmal einen bewährten Cellisten und eine neue Geigerin. Jener, Heinrich Kiefer, mußte wegen Verhinderung eines Mitwirkenden eine Hauptnummer ausfallen lassen; aber schon in dem Konzert von Dvorát bewährte er sich als ein Künstler, der ins Instrument eine Persönlichkeit hineinzulegen vermag, und auf dessen Wiederkommen wir uns ebenfalls Aus der Woche. Die Räumlichkeiten, in denen wir unsere freuen. Seine Gesangspartnerin, einer der nicht gerade häufigen echten Kunſteindrücke empfangen sollen, tragen weit mehr, als es zunächst und richtig gebildeten hohen Soprane, Luise B. Boigt, fcheint, zur Vollkommenheit dieser bei. Am schlimmsten ist es, wenn sang leider nur Opern- Arien. Daß doch dieser Import in unseren fie zu groß sind; die Grenze, an der sie anfangen zu klein zu sein, Konzertfälen endlich aufhören wollte! Anna Hegner , die wir schwankt hinwieder nach dem Bedürfniß. Für eine genügende Zahl am 5. hörten, ist eine gute und sympathische Violinvirtuofin; mit und für eine richtige Größenvertheilung der Konzertfäle zu sorgen der Zeit werden wohl auch ihr Ton und ihr Vortrag größer werden. ist, zumal in einer Stadt des musikalischen Ueberflusses wie Auch sie kehrt zu unserer Freude bald wieder. Berlin , eine dringende und dankbare Aufgabe. Von diesen Er- In dem gemüthlich engen 3entral Theater gab es am wägungen aus wurde die Neu- Ausstattung unseres umfangreichsten, 7. Januar einen weiten Ausblid auf einen Fortschritt in der leider noch immer etwas winfligen" Konzertgebäudes, der Gattung der Operette. Die Puppe" von Audran enthält Philharmonie, gekrönt durch die Herstellung des neuen Beethoven zwar noch manche Leiernummern, überraschte uns aber durch eine Saales in ihr. Am 2. und 3. d. M. fand unter Aufbietung alles bramatisch und insbesondere dialogisch so charakteristische Musit, daß „ gesellschaftlichen" Glanzes seine„ Einweihung" statt, eine von vorn wir zu ihrem großen äußeren Erfolg auch noch den inneren eines herein außerhalb der Kritik stehende Angelegenheit. Vom nächsten musikgeschichtlichen Verdienstes feststellen können. Und Mia Tag an begann dort die Reihe der Alltagskonzerte ebenso gedrängt er ber als Puppe bedarf nicht erst unseres Lobes, nur unseres wie in den übrigen Sälen bereits ein Beweis des Bedürfnisses Wunsches, diese anstrengende Rolle möge sie nicht zu Grunde nach einer solchen Ergänzung. Das erste dieser Konzerte war der richten!-
-
"
SZ