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gefühlt, die diefer mit seiner Erzählung wachgerufen hatte, in fo fatten Farben und nirgends mit so tiefer Perspektive. und er gedachte diese Stimmung auszunuken. Soweit die Heimatskunft sich gegen diese durchaus moderne und " Jezt ist es wohl an der Zeit," dachte er bei sich. Ich durchaus notwendige Kunst der Großstadt richtet, ist sie wertlos. muß es nochmals versuchen." Und nun begann Hladik das nur eine instinktive Furcht vor modernen Problemen oder schlechte Eisen zu schmieden, so lange es glühte. Durch Strouhals partikularistische Sentimentalität kann die Großstadt negieren wollen. Die Heimatstunst richtet sich aber im wesentlichen und mit aller Schweigen wollte er sich nicht abschrecken lassen. Er trat an Energie gegen die Dekadence . Hier kann und wird sie Gutes stiften. den Oberheizer heran, blickte ihm zutraulich in die Augen und Gegen die seelischen Krankheiten, von der besonders junge Lente sprach halblaut: Sur als geſunde Landluft. In der Heimatstumſt ſteckt ein kräftiger Abschen gegen die hinfällige Blasiertheit, die sich in gewissen modernen Büchern als das reichste Stadium des Menschentums giebt. Eine Sehnsucht nach Natur und Frische lebt in ihr und in ihrer Sehnsucht wie in ihrem Abschen steckt ihre Straft.
heizer!"
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" Und da habt Ihr sie gewiß noch recht gern, OberStrouhal begann an seinem langen Barte nervös zu ziehen und zu wickeln. Seine schwarzen Finger fuhren fieberhaft durch die Haarwildnis. Doch sein Mund blieb stumm. „ Es wäre nur gut und schön, wenn Ihr sie wieder zu Euch nehmen würdet," sprach immer eindringlicher Hladit, und die Stimme des schlichten Mannes wurde so merkwürdig weich. Wenn sie Euch auch wehe gethan hat, glaubt es mir, daß sie es nicht so gemeint. Wenn Ihr sie jetzt sehen könntet, wie abgehärmt sie ist, und wie ihr die Thränen gleich in die Augen treten, wenn man sie an Euch erinnert... p
fann zu
Das Drama wird von der Bewegung, auch, wenn sie an Stärke und Tiefe wachsen sollte, wenig berührt werden. Es ist an und für sich universeller Natur und verliert diesen Charakter nur, wenn es zugleich die Größe verliert. Der Dramatiker feiner Heimat in keinem anderen Verhältnis stehen, als in jenem allgemeinen, das wir oben erwähnten. Man tann von schlesischen, bayrischen oder östreichischen Erzählungen reden, aber ein schlesisches, bayrisches oder östreichisches Drama wäre ein Unfinn. Was die Heimat dem Drama sein kann, illustriert niemand besser als Hauptmant. Soweit er ein schlesischer Dichter " Ihr habt sie gesehen?" rang es sich mühsam aus ist, ist er ein kleiner Dramatiker und sobald er sich in seiner Kunst Strouhals breiter Brust, während der Zeigefinger feiner zur Größe erhebt, wird das schlesische Lokalkolorit ein nebenrechten Hand immer schneller den Bart auf und abwickelte. fächlicher Umstand. In den„ Webern " hat er fein macht,, Wie ich gestern in Truchlin auf dem Jahrmarkt gewesen vollstes und größtes Werk geschaffen. Niemand wird diese Dichtung, bin, da ging ich auch in die Fabrik, da habe ich sie gesehen; die einen großen historischen Hintergrund entrollt, ein schlesisches fie arbeitet dort im Rübenhause und ist ganz abgehetzt. Drama nennen. Dagegen kann man den Fuhrmann Henschel" allerIch bitte Euch, vier Kinder bei sich zu haben und sie alle dings so bezeichnen. Der„ Fuhrmann Henschel" ist aber auch kein Drama, sondern nur eine dramatisierte Novelle. ernähren, für die fünfzig Kreuzer täglich..." Philipp Langmann hat für seine Gertrud Antleß" den Stoff der Heimat entnommen.
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Strouhal begann heftig an seinem Schnurrbart zu fauen. ,, Laßt Euch erweichen, Oberheizer!" redete immer drängender Hladit. Sie läßt Euch selbst darum bitten.... das Da könnt Ihr sehen, wie sie sich demütigt. Nur ein Wort von Euch will sie hören und kommt dann selbst Euch abbitten.
Strouhal schwieg.
So ist sie eben. Eine andere käme selbst, würde weinen oder keifen, würde drohen... aber die Eure, die... die die wartet, auf ein Wort von Euch... bis Ihr verzeiht.
Hladits Stimme zitterte merklich. und mit 10 ,, Dann soll sie kommen!" stieß Strouhal auf einmal herbor und mit einer ganz beränderten Stimme. Er riß die Hände so heftig aus seinem Barte hervor, daß einige Haare daran hängen blieben, und fuhr sich über die Augen... ( Fortsegung folgt.)
un Indioris anat dann
Gerfvnd Anklek.
Lessing Theater.
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Das Stück spielt in einem deutschen Dorf im südlichen Mähren , in Kultur und Sprache dem niederöstreichischen fast gleich ist". und in der That:" Gertrud Antleß" ist ein niederöstreichisches Stück geworden, womit nach dem Boraufgegangenen sein ästhetisches Urteil bereits gesprochen ist. Es ist kein eigentliches Drama. Nur eine mit poetischem Talent und stellenweise mit ergreifender Wirkung er zählte Dorfgeschichte.
Gertrud Antleß ist die Besitzerin des Antleßhofes. Sie ist eine betagte Frau geworden, die sich mit dem Gedanken an den Tod vertraut macht. In solcher melancholischen Abschiedsstimmung läßt sie fich bewegen, ihren Hof an ihren Sohn abzutreten. Sie hat im Antleßhofe lange genug geherrscht und ist 111111 müde geworden. Sie war im Haus eine strenge Gebieterin, mitunter war fie auch wohl hart, aber immer war fie gerecht. Nun will sie ihre Herrschaft niederlegen und verlangt von ihren Kindern nur noch die beanspruchen können. Sie wird ihr nicht zu teil. In ihrer SchwiegerEhrfurcht, die ihre grauen Haare und ihre frühere Machtstellung tochter besißt sie eine Feindin, die nur auf die Stunde der Macht gewartet hat, um sich an der Alten zu rächen. Die Alte hat immer über sie hinweggesehen, zwang sie unter ihren Willen, ohne daß sie rebellieren durfte. Nun ist der Tag der Nache da. Sie vers schwört sich mit den Kindern und facht in ihrem Mann alle schlechten Instinkte an, um die Alte ganz aus dem Hause zu verdrängen. Ein Paragraph in dem Kontrakte, den sie bei der leberBon vielen Seiten wird heute die Parole Heimatstunst" ausnahme des Hofes unterzeichnen mußte, wird in sophistischer Weise gegeben. Die Bewegung, die anfangs nur schwach war, ist bereits so gedentet, daß die Alte den Anspruch auf ihre Wohnung verliert. fräftig genug geworden, um sich ein eigenes Organ zu gründen. Sie soll aus dem Hause, um der Tochter Blatz zu machen, die Es ist also mindestens nicht ausgeschlossen, daß wir uns bald einer Heiraten will. Da aber lebt in der Antleßbänerin der alte Trot planmäßigen litterarischen Agitation gegenübersehen. Das Wort und die alte Stärke wieder auf. Sie fämpft wie eine Verziveifelte Heimat" hat einen zauberhaften Klang. Jeder Künstler und als ihr fein Auswveg mehr bleibt, setzt sie den Kindern den roten hängt an dem Ländchen, in dem er geboren wurde. Hahn aufs Dach. Die Bewohner des Hofes retten sich mit wildem Seine Natur ist ihm vertrauter als irgend eine andere. Geſchrei. Sie allein bleibt zurück, um mit dem Antleẞhof zu Grunde Die ersten Kinderträume spannten hier ihre bunten zu gehen. Schwingen. Er kennt die Menschen, ihre Sprache, ihre Art, ihr Das ist, wie man sieht, im Grunde cine alte Geschichte. Aber Schicksal. Seinen Dichtungen wird man seine Herkunft anmerken, daraus wäre Langmann kein Vorwurf zu machen, wenn er die alte auch wenn die Stoffe allgemeiner Natur find. Immer wird irgend Geschichte nur in einem neuen großen Zusammenhang behandelt eine Stelle kommen, wo er sozusagen im Dialett feiner Heimat hätte. Das hat er indessen nicht gethan und so beeinträchtigt das empfindet. Irgendwo spricht der Holsteiner immer plattdeutsch. ehrwürdige Alter des Motivs allerdings die Wirkung. In diesem allgemeinen Sinn ist jeder Dichter ein Dichter der kennt die ganze Geschichte, sobald man die ersten Andeutungen verHeimat. In diefem allgemeinen Sinn wäre also eine Agitation für nimmt. Die Gestalten aber sind nicht wuchtig und groß genug, um Heimatskunst eine Bewegung, die sich um Selbstverständliches be- über diesen fatalen Umstand hinwegzuhelfen. Trotz alledem aber mühte und mithin sinnlos wäre. Es muß sich um mehr handeln hat das Lessing- Theater sich durch die Aufführung des Stücks und handelt sich auch um mehr. Die Heimat foll in der Dichtung ein Verdienst erworben. Daß es sich lange auf dem Spielplan nicht nur latent sein; sie soll dort in voller Wirklichkeit leben und halten wird, müssen wir leider bezweifelt. Das Publikum des blühen. Mit andern Worten: der Künstler soll die Stoffe aus seiner Lessing Theaters hat einen etwas überreizten Gaumen. Landbrot Heimat wählen. mundet ihm nicht. Die Darstellung war gut.- Erich Schlaikjer.
In
N
Kleines Feuilleton.
Man
Die ganze Bewegung ist als eine Neaktion zu begreifen. ihrem schwächsten Teil ist sie eine Reaktion gegen die moderne Großstadtkunst. Gegen diese Kunst mag man sagen, was man will man mag an ihr Gefallen finden oder sich von ihr fortsehnen: notwendig ist sie. Die Großstädte sind, typisch für unsere Zeit. Das moderne Leben pulsiert in ihnen, laut, rastlos und start. Alles Große und alles Häßliche der modernen Welt tommt hier zu Wort. kg. Die erste Befteigung des Aconcagua . Der ausführliche au Reichtum und Armut wohnen nebeneinander. In ergreifenden Kon- Bericht über die erste Besteigung des Aconcagua , des höchsten Berges traften sehen wir, was die Zeit an Glanz und was sie an Elend Ameritas, die vor fast drei Jahren großes Aufsehen erregte, wird zu geben hat. Keine moderne Tugend und dein modernes Laster, soeben in London veröffentlicht. Die Heldenthat wurde von Zurdas hier nicht vertreten wäre. Das Bild der Zeit giebt sich nirgends briggen, dem Führer der Expedition E. A. Fig Geralds, vollbracht.