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Die
Lompleter Duminkopf geschildert. Und erst erst die übrigen Bersonen! Der Vater ist an seinen Ausschweifungen zu Grunde gegangen. Der Tischler Engstrand ist ein scheinheiliger Schuft und die Regine ist eine Dirne von nicht gewöhnlicher Frechheit. Ist das Poefic? Wir wollen Poesie, die reine Poesie des deutschen Gemüts! Und dann gingen sie zu Blumenthal !
zu
Sinekuve.
Ein Deputierter.
Personen{ Ein blasser Jüngling.
sprechen? Der blasse Jüngling: Habe ich die Ehre, mit Herrn Hige
Der Deputierte: Der bin ich, mein Herr. zeihung, mein Herr; ich komme wegen Der blasse Jüngling: Sehr wohl... ich bitte um Verhabe gehört, Sie brauchen einen Sekretär. oder vielmehr nein; ia Der Deputierte: Das stimmt.
von mir erzählt? Mein Name ist Plume.
Aber nicht nur von diesen Leuten, die sich zunächst jedem Dichter in den Weg stellen, hatten die Gespenster" zu leiden. Auch andre Gegner fanden sich ein. Die Mediziner tadelten das Krankheitsbild, womit sie ja am Ende recht haben mögen. Schildert man eine Krankheit, übernimmt man schließlich auch die Verpflichtung, fie torrelt zu schildern. Damit aber ist auch dieser Kritik die Grenze gezogen. Im übrigen sind die Mediziner, wenn fie Dichtungen Der blasseJüngling: Vielleicht hat Ihnen Herr Bigarneau fritisieren, etwa so gescheidt, wie Stöcker, wenn er von den modernen Naturwissenschaften spricht. Auch der geistreiche Einwand, daß die Vererbung noch gar nicht erwiesen sei", fehlte natürlich nicht. Und allerdings von Ihnen gesprochen... Sie sind Abiturient? Sehr Der Deputierte: Ah, sehr gut!... Bigarneau hat mir mm erst die Aesthetiker! Die älteren Professoren schüttelten die gut! Köpfe und lächelten mitleidig. Der Mensch hat ja teine Ahnung! ich nehme Sie zu mir. Mein Gott, ich weiß ja, das Gehalt ist zum Also, mein verehrter Herr Plume, die Sache ist abgemacht; Nichts weniger, als alles fehlt, Herr Kollege! Und dann freuten Anfang nicht... fie sich über den armen Ibsen und natürlich auch über ihre eigene Der blasse Jüngling: Oh, damit bin ich einverstanden. Klugheit. Die Anekdote erzählt von einem Engländer, der eine Landschaft allerdings wenig, es ist sogar sehr wenig... Aber Sie sind jung, Der Deputierte: Ich zahle 75 Frank monatlich. Es ist mit seinem Bädeker vergleicht und dabei einen im Buch verzeichneten Herr Blume, Sie werden Ihren Weg schön machen, davon bin ich zu dem Resultat:„ Die Landſchaft Ibsens Drama. Berg nicht finden kann. Er sucht und sucht und kommt schließlich überzeugt. Als Gegenleistung für diese bescheidene Summe veriit nicht richtig!" Ganz ähnlange ich von Ihnen faſt gar nich mi teintreten, werden Sie nicht lich standen die Theoretiker Sie wissen, ich bin ein sehr In ihrem einfacher Mann. Wenn Sie bei ästhetischen Bädeker stand manches verzeichnet, was nicht im Drama mein Angestellter sein, sondern mein Freund, mein Kamerad. zu finden war. Wo war die Schuld? Wo waren die fünf ( find es nicht fünf?) bedeutungsvollen Stellen, die nach Freitags Derblasse Jüngling: Oh, mein Herr! Technit" in einem guten Drama fein müssen? Wo war die sitt Kumpan, wie Ihr jungen Leute sagt, mein Kumpan! Der Deputierte: Jawohl, mein Kamerad; sogar mein liche Weltordnung"? Gerade auf die war man besonders expicht, denn es ist ein angenehmes Gefühl, die Welt in Ordnung zu wissen. Man fand das alles aber nicht, und so erklärte man wie jener Engländer: Die Tragödie ist nicht richtig".
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Schließlich fiel einigen, denen es um die bedrohte Sittlichkeit zu thun war, der alttestamentarische Sag ein, nach dem die Sünden der Bäter an den Kindern heimgesucht werden. Da hatte man ja endlich! die Schuld", wenn auch merkwürdigerweise nicht der der Schuldige, sondern vielmehr der Unschuldige die Zeche bezahlen mußte. Viel weiter fam man auf diesem Wege also auch nicht. Die ganze Betrachtungsweise war von vornherein falja ). Stammerherr Alving ist nämlich genau so unschuldig wie Oswald und so gehen schließlich in dem vertrackten Stück awei Unschuldige zu Grunde. Die Sache ist nämlich erschrecken Sie nicht, daß die moderne Tragödie die Schuld gestrichen hat. Von Csivald, dessen Unschuld zu Tage liegt, reden wir nicht. Aber sehen wir uns seinen Vater an. Frau Alving, die keine Schönfärberin genannt werden kann, ist es selbst, die ihn von Schuld befreit. Er hatte keinen Beruf, er hatte mir eine Beschäftigung; er hatte keine Freunde, er hatte nur Bekannte. Gr lebte in einer engen Welt, die seine gesunde Natur verdarb und ihre Kraft in Ausschweifung verkehrte. Fran Alving erklärt seine Lafter aus feinem socialen Milien und löst so seine Schuld in sociale Notwendigkeit auf. Auch in andren Tragödien liegt es flor zu Tage, daß die Schuld gestrichen ist. Warum gehen eigentlich die Weber" zu Grunde? Etwa weil sie einem Ehrenmann wie Herrn Dreißiger einige von den Möbeln zerschlagen, die er ihnen in höchst legaler Weise gestohlen hat? Ach nein! Sie scheitern an der leidigen Thatsache, daß auf seiten der Unternehmer die größeren Bataillone find. Sie haben gelitten und gehungert; sie haben zehntausendmal recht mit ihren Forderungen an die Gesellschaft und trotzdem müssen sie unterliegen, weil feine Klaffe fiegen fann, wenn hinter ihrem Recht nicht auch die Macht steht. Es ist das eine historische Notwendigkeit und vor dieser Notwendigkeit fallen die Weber", obwohl ihr Recht so far ist wie der helle Tag.
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Der blasse Jüngling: Sie sind wirklich zu liebens
würdig.
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Der Deputierte: Sie sind hier Ihr vollständig eigner Herr. Ich existiere nicht; Sie können thun und lassen, was Sie wollen. Ihre Arbeit ist übrigens ganz bedeutend. Sie kommen morgens um 7 Uhr! Sie werfen einen Blick auf mein Kabinet, bringen meine Papiere in Ordnung, und Du lieber Gott, wenn rechts oder links ein bißchen Staub liegt das geht mmm einmal nicht anders so'n bißchen ausgefegt ist ja bald! Um acht ihr gehen Sie hinunter und holen die Post; Sie benigen gleich die Gelegenheit, um mir meine Milch heraufzubringen, die Sie wohl so freundlich find, für mich warmzustellen. Um 9 1hr diftiere ich Ihnen ein Dußend Briefe. Um 10 Uhr kommt mein Artikel für die Agence de Sud- Ouest" an die Reihe. Sie fchreiben ihn mit besonderer Tinte und ziehen dann zwölf bis fünfzehn Kopien auf dem Antokopiſten ab. Wenn das geschehen ift, convertieren Sie die Artikel, bringen die Briefe zur Post und fommen wieder, um mir die Provinzzeitungen vorzulesen. Von 11-12 hr ruhen Sie sich aus und amüsieren sich damit, daß Sie mir Cigaretten für meinen Tagesbedarf drehen. Ich habe einen famosen Apparat... ein kleines Wunder es giebt nichts Hübscheres, als damit zu arbeiten. Sie werden ja sehen. 12 1hr gehen Sie frühstüden.
Derblasse Jüngling: Sehr wohl!
Um
Der Deputierte: Nachmittags lopieren Sie mir bis 3 Uhr einige Kapitel aus meinem letzten Noman. Um 3 Uhr holen Sie mich aus der Kammer ab, um die Brüsseler Korrespondenz fertige zustellen. Ich übergebe Ihnen das erforderliche Material, Sie laufen ans Telephon, und wenn das besorgt ist, erwarten Sie mich im Café Régence , wo ich mit Coquelin Cadet meine DominoPartie spiele. Ich gebe Ihnen die Liste für einige fleine Besorgungen, die noch zu machen sind, und... mein Gott, das ist so ziemlich alles... Meistens sind Sie schon vor 9 Uhr frei. Sie sehen, mein lieber Herr Blume, das ist nicht zum Bäume- Ansreißen. Ist Ihnen das recht?
Die moderne Weltanschauung glaubt nicht, daß der Mensch die Welt, sondern umgekehrt, daß die Welt die Menschen be Der blasse Jüngling: Gewiß, gelviß! mein Herr! Aber stimmt. Wer das Individuum, frei handelnd, in den Mittelpunkt bevor ich mich entscheide, möchte ich noch eine fleine Frage an Sie stellt, muß ihm freilich auch die Verantwortung überlassen und richten? tommt so zur tragischen Schuld. Wer aber den Menschen als be= Der Deputierte: Richten Sie! stimmtes und bedingtes Wesen sieht, der fragt nicht nach der Schuld, Der blasse Jüngling: Sind Sie mit Ihrer Wäscherin sondern nach dem fausalen Zusammenhang. Mit andern Worten: zufrieden? nach der Notwendigkeit. Wir sehen aber täglich und stündlich Der Deputierte: Hahahaha! Weshalb denn? den Menschen im Zusammenhang der ganzen Gesellschaft. Wir werden fortwährend für Dinge verantwortlich gemacht, an denen wir ringsten mit ihr unzufrieden sein sollten, so könnte ich ja recht gut Der blasse Jüngling: Wenn Sie nämlich nur im ges unschuldig sind. Das Leben bläut es jedem ein, daß er nicht auf in meinen Freistunden Ihre Wäsche ausbessern, sticken, reinigen und sich selbst gestellt ist. Wir hängen von der Welt. ab, in der wir plätten! leben. Die Ereignisse in Südafrika berühren auch unser Schicksal, und wenn Lubliner ein Stück schreibt, leiden wir alle. Wir fragen nicht mehr nach der tragischen Schuld, wir fragen nach dem Zu sammenhang alles Geschehens, nach der Notwendigkeit.
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Bor furzem wurde in Berlin der Dedipus" gegeben. In einer Weise ist die moderne Kunst zur Tragik dieses antifen Stücks zurückgekehrt, aber freilich in ihrer Weise. Die Not wendigkeit im Oedipus " ist eine blind und grausam verhängte, die uns mit Entsegen erfüllt. Die Notwendigkeit, die wir suchen, ist die vermmftgemäße, die Notwendigkeit des Denkens. Von der Notwendigkeit des Oedipus " sind wir nicht nur durch eine Welt, sondern durch Welten getrennt. Der Begriff des Tragischen hat sich gewandelt, nicht nur seit den Tagen des Sophokles, sondern auch seit denen Schillers. Alles fließt.
( Frankfurter Beitung.")
Kleines Feuilleton.
- Etivas über Krystallbildung. Ende vergangenen Jahres fanden sich in Regensburg beim Ausheben eines Baugrundes in der Tiefe von 4 Méter Baureste vom römischen Prätorium, unter denen ein Estrich aus dem bekannten römischen Ziegelmörtel wegen seiner außerordentlichen Festigkeit Bewunderung erregte. Diese Mörtelschicht hat auch naturwissenschaftliches Interesse, da, wie die illustrierte Wochenschrift Mutter Erde" berichtet, sie in Spalten und sonstigen kleinen Hohlräumen eine Mineral Neubildung ent hält. Diese Höhlungen find nämlich ausgefüllt von zahl reichen fleinen Krystallen, die, wie die chemische Untersuchung Erich Schlaifjer. gezeigt hat, aus C 03 Ca, tohlensaurem Kalk, bestehen. Die
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