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fuchte. Wenn man jedem der jungen Lente von der voll- Ikanntschaft gemacht, daß fie thin( sehr gegen den Willen zogenen Verlobung des andern Teils Mitteilung machte? des leidenden Pitersen) ihre zugfreie Villa überließ und sich Dann würde ein jedes frei, und vielleicht schon am nächsten mit einer andern begnügte; als vornehme Millionärin Tag würde die kleine Lüge zur Wahrheit. wünschte sie die Beziehungen fortzusehen. Nur zögernd stellte sie die Herren vor.

Graf Trienig verneigte sich höflich, wartete dann jedoch die Entfernung der Fremden wie etwas Selbstverständliches ab. Leontine gab dem Grafen das Recht, sich bei ihr seine Gesellschaft zu wählen; sie verabschiedete die Freunde schnell und herzlich, rief aber dem Verleger noch eindringlich nach: Vergessen Sie nicht, mir Herrn Pinkus zu schicken!"

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Haffner fand den Einfall großartig, feines Freundes ganz würdig. Frau Leontine jedoch wollte von so gefährlichen Fälschungen, von solchen Theaterstreichen nichts hören; sie versagte geradezu ihre Mitwirkung. Nach ihrer Meinung war das Unglück des Mädchens, daß sie nämlich ein Maler modell geworden sei, gar noch nicht genügend zum Guten gewendet worden. Den jungen Maim freilich habe die Entdeckung schon beinahe vollständig geheilt, aber das Mädchen Als sie allein waren, ließ der Graf Kopf und Brust etwas scheine gar nichts von der Schande zu ahnen, in der sie lebe; sinken, schloß müde die Augen, setzte sich mit drei leichten, und doch werde sie ihren flügen und wohlwollenden Veraber deutlich abgemessenen Bewegungen in seinem Lehnstuhle wandten eher gehorchen müssen, wenn öffentlich über ihr Ge- zurecht, streckte die Veine taktmäßig von sich und legte die werbe gesprochen wurde. Wozu habe man denn die Zeitungen Hände in den Schoß. Leontine ließ den franken Mann ge­zur Verfügung, wenn man sich ihrer nicht zu einem so währen; sie durfte die Zeichen seiner Schwäche niemals be­menschenfreundlichen Zwecke bedienen wollte? merken. Endlich hob er wieder die Augenlider und sagte mit seinem unveränderlich gütigen Lächeln: Heißt wirklich jemand Pinkus?" ( Fortsetzung folgt.)

Mettmann   blickte überrascht bald auf Haffner, bald auf Leontine. Sie wußten ja doch beide, daß der Verdacht gegen Johanna unbegründet war. Und langsam sagte er so be­scheiden, als wollte er sich von der Freundin gern belehren Lassen:

Ich halte dieses Mittel für noch gefährlicher. Es ist ja nur die reine Wahrheit, aber ich möchte das arme Kind nicht unnötig fränfen und reizen. Auch dürfte Herr Haffner- von­Herne Bedenken tragen, sich seinen fünftigen Besitz schlecht machen zu lassen."

Haffner nickte so heftig mit dem Kopf, daß sein Haar wirklich wie eine Perrücke sich zu lüften schien, aber Frau Leontine ließ ihn nicht zu Worte kommen. Sie rief:

Bon Herne ist ein Philosoph, der keine Arbeit ver­achtet, besonders wenn er weiß, daß das Mädchen den Malern gar nicht gewerbsmäßig gedient hat. Er achtet eine von Havenow- Trienitz wegen ihrer Arnuut nicht geringer, denn er wurzelt selbst im einfachen Bürgerstande. Nicht, Herne  ?"

Als Haffner wieder nur beistimmen konnte, wandte sie fich mit überlegenem Lächeln an Mettmann   und sagte:

Und auf Richard wird eine solche geschickte Ver­öffentlichung entscheidend wirken. Er sieht seinem Vater nicht ähnlich, er mag das Gerede der Leute nicht. Ich stehe dafür ein, daß er Johanna dann frei giebt und Herne   nicht weiter stören wird."

Mettmann   fing ihren Blick auf und verstand, was dieser sagen wollte: Was geht uns Haffner an, wenn wir nur bei Richard unsren Willen erreichen!

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Der letzte Ihrer Reporter wäre nicht so plump," rief fie. So etwas muß Filigranarbeit sein. Ueberlassen Sie das mir. Schicken Sie nur den kleinen Herrn Pinkus zu mir, der hat mir gefallen. Er wird am besten verstehen, meine guten Absichten auszuführen. Er ist ein so gutmütiger Mensch. Ich bin doch sicher, daß der Herr Chefredacteur den Namen feiner neuen Mitarbeiterin nicht erfährt und aus ihrem Aufsatz nichts herausstreicht?"

Die Pflaume.

( Nachdruck verboten.)

Festgestellt sei zunächst, daß die Nußung des Pflaumenbannes wie die unsrer heimischen Obstbäume überhaupt in das graueste Altertum hinaufgeht. Das Vorkommen von Pflaumenkernen in den Küchenabfällen der Schweizer   Pfahlbauten bildet allerdings keinen maßgeblichen Belag dafür, da diese Bauten mir wenig über den Beginn der christlichen Zeitrechnung zurückreichen, und audrerseits iſt die Angabe, die Kultur des Baumes sei zuerst zur Zeit Alexanders des Großen, also im 4. Jahrhundert v. Chr., aus Syrien   nach Griechenland   verpflanzt worden, faum mehr als eine bloße Mut maßung. Einen unumstößlichen Beiveis für das Alter der Pflaumen bauminigung aber bietet uns der Name der Frucht. Das althoch deutsche   Phrama, aus dem das mittelhochdeutsche Phrùme oder Pflame, das neuhochdeutsche Pflaume und das niederdeutsche Plume hervor gingen, stammt nämlich geradenwegs vom lateinischen Pruna und diefes wieder vom griechischen Proumnon oder Prunon der ältesten Bezeichnung für die Frucht in der Sprache der Hellenen. Diese griechische Bezeichnung aber lehnt sich an die Sanskritwurzel prush oder plus, für" brennen" an, aus der im Sanskrit die Ausdrücke und plusha psushta für verbrannt, prushva die Somme Eine Bestätigung dieser Ab­die Verbrennung gebildet find. die lateinischen Wörter pruna die glühende leitung bieten Kohle( die erloschene heißt carbo) und pruina der Reif, denn der lettere erhielt seinen Namen, weil er gleich dem Fener die Früchte und Sprossen versengt".

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Die Herren sagten zu dem Plan Leontinens nicht aus Welche Beziehung besteht nun aber zwischen dem Pflaumenbaum drücklich Ja, aber sie beratschlagten schon über die Form, in und dem Fener?, mit andren Worten: wie ist der Name des Baumes welcher eine solche Veröffentlichung möglich war. Mettmann   zu deuten? Neber diesen Punkt macht Jidor von Sevilla  ( gest. 636) dachte an ein beschimpfendes Inserat, welches von der zum Worte Coccymela, einer speciell griechischen Bezeichnung für Fanfare" umsonst aufgenommen werden sollte. Haffner den Damascener Pflaumenbaum, die interessante Bemerkung: Der widersetzte sich entschieden der Absicht, seine baldige Braut zu nennen, wird von andern wegen der Menge der Früchte als Fruchtträger Stutulsapfelbaum, den die Lateiner der Farbe wegen Fenerban beleidigen; ein bißchen necken mochte man sie immerhin, aber bezeichnet." Dieser Angabe zufolge ist also der Name von der rot­allzu nahe dürfe ihrer Ehre niemand treten. Frau Leontine braunen Farbe des Pflaumenbaumholzes hergenommen, die be unterbrach die Streitenden mit ihrem unschuldigen, freund fanntlich, im Verein mit der Härte und der Politurfähigkeit, dies lichen Lachen. Holz zu einem gesuchten Artikel für Tischler, Drechsler und andre Holzarbeiter macht. Auf den ersten Blick erscheint diese Erklärung völlig treffend und ausreichend, bei näherer leberlegung jedoch wird man sich der Einsicht nicht verschließen, daß der Vergleich der Farbe des Pflaumenbaumholzes mit dem Feuer oder der Notglut zu gesucht und natürlich ist, als daß er sich dem einfachen Natur­menschen hätte aufdrängen können. Und faßt man daneben ins Auge, daß die Pruusarten, wie namentlich der Schlchdorn, bei ihrer weiten Verbeitung und ihrem massenhaften Vorkommen von jeher ein treffliches Feuerungsmaterial abgegeben haben, sowie daß in dem gälischen Worte poys und dem irischen preas für Gesträuch" dieselbe Sanskritwurzel prush( brennen) wie im griechischen Prounon und im deutschen Pflaume steckt, so wird man sicher der Meinung beipflichten, daß die Bezeichnung Pflaume  " sich nicht auf die Farbe des Holzes, sondern vielmehr auf dessen Verwendbarkeit ats Feneringsmaterial bezieht. Danach war also der Pflaumenbaum der Urzeit einer der vornehmsten Brennholzlieferanten der großen arischen Völkerfamilie und trägt davon noch heute den Namen. Ueber die Verwendung der Frucht und die Aufnahme des Baums unter die gehegten Obstbäimme liegen gleichfalls feine direkten Zeugnisse vor. Aus der Klage des Plinius   über die endlose Menge Pflaumenforten" läßt sich jedoch mit Sicherheit auf ein hohes Alter der Kultur des Baunies schließen, da unter den damaligen Verhältnissen Blinins lebte im 1. Jahrhundert 11. Chr. die Zusammenbringung der verschiedenen Arten und die Er zeugung neuer Sorten ungemein lange Zeiträume in Anspruch nahm. In Italien   wurden damals bereits an 20 Sorten gezogen, darunter In dem vornehmen Nizza   hatte sie dadurch seine Be- namentlich auch schon die Damascene, die nach der Hauptstadt

Mettmann   beruhigte sie mit vergnügtem Lächeln. Bode sikt noch für ein paar Wochen fest in Plößensee und wird hoffentlich so mürbe herauskommen, daß er auch fünftighin ein verträglicher Mensch bleiben wird."

Der geräuschloße Diener trat ein und meldete den Grafen, der mit seinen leichten jugendlichen und doch so langsamen Schritten ihm auf dem Fuß folgte. Haffner und Mettmann  waren erstaunt, den alten Herrn bei Leontinen als einen fo stattlichen, geschmeidigen Kavalier zu erblicken. Nur sein langes blaffes Gesicht fonnte ihn auch im Lampenlichte des Salons leidend erscheinen lassen; aber auch das mochte der spige graue Vollbart verschulden.

Leontine war nicht eben erfreut, daß der Graf, der sie zu dieser Stunde fast täglich besuchte, gerade diese von ihren fonstigen Freunden fennen lernte.

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