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aus Silberfiligran und eine stattliche Korallentette. Und frommen, aber etwas hinfälligen Mann von den Heiratsgedanken zu dazu ein närrischer Brief über die italienischen Frauen, über furieren. Die verführte Waise ist eine Dirne, behauptet sie, und die Qualen des Alleinseins in Gefängnissen und auf Reisen. wiederholt diese beweislofe Behauptung so lange, bis schließlich doch Dann folgte angeblich eine Studie über antikes Bücherwesen, etwas hängen bleibt. Als nun auch Nikita seine Unschuld durch einen Meincid besiegelt, läßt man das Mädchen fallen. wo Bode seine genauen Fachkenntnisse dazu benüßte, umi harmlos treffende Hiebe gegen bekannte Berliner   Verleger, Gelehrte und Journalisten zu führen. Diese kleinen Bos­heiten ahnte Käthe gar nicht; desto mehr würdigte sie das Gedicht, das auf einem besonderen Blatt beigelegt war.

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mia sposa

Als Du noch meine Brant warst Sahst Du auf Erden gute Feen walten, Sahst meine Stirn und Börje ohne Falten, Gebratne Tauben rings, den Himmel rosa.

Nun kennst Du schon der Wirtschaft dumme Prosa Und haft Dir doch den Kinderfinn erhalten. Ich soll Dir bloß ein Klein Gedicht gestalten; Const willst Du nichts! Sehr stolz, Marquise Bosa!

Zum reinen Gold gehört ein wenig Kupfer, Ein grober Baß zum feinsten Schnadahupfer Gelehrtenfrauen wollen auch mal naschen.

Drum ließ ich Pegasus nicht fester satteln, Und sende, was Du liebst: Orangen, Datteln Wahr für die Heimkehr mir die beiden Flaschen." ( Fortsetzung folgt.)

Die Macht der Finsternis.

( Nächste Aufführung der Freien Volksbühne.)

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Die alte Matrona hat Verständnis für die verbotenen Geniffe der Bäuerin. Tante Matrona, kann ich Dir sagen, mein Schätzchen. sieht eine Elle tief unter der Erde. Alles weiß ich, mein Butchen! Jch weiß, weshalb junge Weiber Schlafpulver brauchen, und ich hab' Dir welche gebracht. Was ich sehen muß, seh' ich, und was ich nicht wissen soll das weiß ich nicht. Ja, ja, so ist's! Auch Tante Matrona war einmal jung. Auch sie hat es ver­standen, mit ihrem Dummkopf fertig zu werden, ohne sich zu grämen. Alle siebenmdfiebzig Zauberkünfte kann ich. Ich sch's, mein Schäßchen: mit Deinem Alten stehts schon sehr, sehr wackelig. Nein, sollst Du da mit ihm leben? Stich ihn mit der Gabel an und es fließt kein Blut mehr. Schaut man ihn an taum bis zum Frühjahr möcht man ihm Zeit geben!" So bereitet Matrona als skrupelloses Kupplerweib und Giftmischerin die Seele Anisjas auf das Verbrechen vor. Es ist ihr ja nicht darum zu thun, daß die Bäuerin ihren Galan behält das ist ihr außerordentlich gleich­gültig. Der Alte muß aus dem Weg geräumt werden, damit ibr Sohn die Beziehungen legalisieren und damit Besitzer des Hofs werden fann. Anisja bebt zunächst zurüd, zurück, sicht aber schließlich kein andres Wiittel, den Nitita für sich zu behalten. Die leberredungskünfte der alten Matrona thun das Ihrige und so wird das Verbrechen beschlossen. Die Macht der Finsternis" fordert ihr erstes Opfer.'

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geworden. Bereits nach neun Monaten hat er die Bäuerein beiseite geworfen wie einen wertlosen Lappen. Die erwachsene Tochter, die Geliebte. Der Stiefvater bricht mit der Stieftochter die Ehe und der vergiftete Bauer aus erster Ehe zurückließ, ist augenblicklich seine mißhandelt die Frau, die beiden heilig sein sollte. Die Reihe der Berbrechen, die von der Macht der Finsternis" gezeugt sind, ist um

Der franke Bauer trinkt von dem kräftigen Thee", den fein Weib ihm reicht, beginnt zu fiechen und ist endlich so rücksichtsvoll, zu sterben. Der dritte Aft sest nenn Monate später ein. Die Bäuerin hat inzwischen ihren Liebhaber geheiratet, ohne indessen das erfehnte Glück gefunden zu haben. Nikita hat den Reichtum nicht vertragen können. Er treibt sich in den Schänken des Dorfs und der Stadt herum und führt auch sonst ein wüstes Die Handlung spielt in einem ruffischen Dorf. Der Bauer. Leben. In Bezug auf die Weiber hat er sich nicht umsonst Peter ist reich, aber zugleich kränklich und unfähig zur Arbeit. Den Tag über muß er auf der Bank in der Stube hocken und die Wirt- Tolstoj sagt, ohne Bild: Die Macht der Wollust, ist in ihm zu stark an Abwechslung gewöhnt. Die Macht der Finsternis", wie schaft der Frau und dem Knecht überlassen. Seine Frau ist zehn Jahre jünger als er und von lockeren Sitten. Der 42jährige Bauer, der immer frächzt und hüftelt, ist ihr zuwider. Der Widerwille, den ihr das stete Zusammenleben bereits beigebracht hatte, wird durch die Krankheit und das schnell hervorbrechende Alter gesteigert. Ihre Sinnlichkeit lehnt sich auf gegen den int Verfall begriffenen Mann, und so kommt es, daß sie sich mit dem Knecht Nilita schadlos hält. Nilita ist jung und ein blanker Bursch, der Die betrogene Bäuerin leidet und siccht dahin, was nicht dazu nicht nur der Bänerin, sondern den Weibern überhaupt gefällt. Von Haus aus ist er eigentlich gutmütig, nur daß er über einen Schuß angethan ist, den verwöhnten Nitita zurückzuführen. Aber auch die neue Liebesherrlichkeit ist nicht von Bestand. Die Stieftochter Leichtsinn verfügt, der von den Weibern noch genährt und gesteigert wird. Da jede ihm nachläuft und ihn zu gewinnen fucht, ohne gebärt ein Kind, das beseitigt werden muß, wenn man das Mädel Rücksicht darauf, ob er einer andern verpflichtet ist oder nicht. In der Bäuerin erwacht eine dämonische Luft, auch ihren Mann nicht ewig auf dem Hals behalten will. Es wird auch beseitigt. gewöhnt er sich den Weibern gegenüber eine Art Herren- in das dunkle Reich des Verbrechens hinüberzuziehen. Sie will einen recht an. Die leichten Siege, die er erringt, bringen ihm Mitschuldigen haben, einen, der auf ihrer Seite steht. Die Macht eine Verachtung bei, die c3 mit Weiberschmerzen und der Finsternis" entfesselt den wilden ruchlosen Haß gegen alles, was Weiberfrenden nicht sonderlich genau nimmt. Dazu wächst natürlich feine Gewiffenlosigkeit, je mehr er sich daran gewöhnt, seinen Be­gierden in jedem einzelnen Fall zu fröhnen. Er fennt es schließlich nicht anders, als daß er ein Recht hat, das zu nehmen, was ihm entgegengetragen wird. So hat er auch keine Bedenken, sich mit der Bänerin einzulassen und den kranken Peter zum Hahnrei zu

machen.

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ein weiteres vermehrt.

noch nicht ganz schlecht ist. Unter dem Beistand der würdigen Matrona bewegt sie teils durch Drohungen, teils durch Ein­schüchterungen ihren Mann, das Kind zu töten. Und er tötet es. Das Verbrechen geht unerbittlich seinen Gang. Nitita ist indeffen ein schwächeres Gefäß" als die beiden ver­brecherischen Weiber. Er ist zwar verkommen, aber kein geborener wie alles ins Reine gekommen, wie das ermordete Kind im Keller Schuft und vermag so nicht mit schuldbeladenem Gewissen zu leben. begraben ist und die Stieftochter gerade Hochzeit feiert, tritt er vor die Versammlung und deckt die Verbrechen auf. Man führt ihn ge­

bunden fort.

Als er zum Liebhaber avanciert, werden die Zustände im Bauern haus natürlich noch unhaltbarer als bisher. Nikita ſelbſt bekommt dem betrogenen Ehemann gegenüber ein Gefühl der Ueberlegenheit; er weiß, daß die Vänerin zu ihm steht und besinnt sich daher zwei­mal, ehe er einen Auftrag des Bauern ausführt. Die Vänerin Das alles ist mehr episch, als eigentlich dramatisch dargestellt. wiederum Anisja heißt sie sieht ihren Mann noch mehr mit feindseligen Augen an als bisher. Sie hat eine Schuld" auf sich russischen Volksleben". Ob und wie weit es indessen mehr Bild als Tolstoj selbst nennt sein Wert ein dramatisches Sittenbild aus dem genommen. Um diese Schuld möglichst unschuldig erscheinen zu lassen, Drama ist, läßt sich am besten nach der Aufführung bestimmen. muß sie die Fehler ihres Mannes ins Ungeheure wachsen laffen. Vorläufig freuen wir uns, daß die Freie Boltsbühne ein Je elender er ist, um so weniger schlecht ist sie, und so sicht sie bald an ihm nur übles, weil sie nur übles an ihm sehen will. Glaub so starkes und ernstes Werk zur Aufführung bringt. Wir freuen uns mir's, fagt sie an einer Stelle, er widert mich schon an, dieser großz- mso mehr, als die Censur in ihrer Weisheit die Aufführung der Dichtung befanntlich verboten hat.- näfige Hund! Ich kann ihn nicht mehr mit den Augen anschen. Aus dem Widerwillen ihrer jungen Natur gegen seinen kranken Leib ist entschlossener Haß geworden.

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Erich Schlaitjer.

Kleines Feuilleton.

Einmal scheint es, als ob der Bänerin und ihrem Galan ein Strich durch die Rechnung gemacht werden soll. Nifita hat eine Waise namens Marina verführt, und sein alter, gottesfürchtiger-War das Platin den Alten bekannt? In der Eröffnungs­Bater besteht darauf, daß er sie heiratet. Nikita hat mum nicht die rede der chemischen Sektion des amerikanischen Naturforschertags mindeste Lust, sich ein gänzlich armes Mädchen aufzuhalsen, aber er( Juni 1900), welche die achte Gruppe des periodischen Systems von scheut sich doch auch zu der Landessitte in offenen Widerspruch zu kommen, Mendalájem zum Gegenstande hatte, streifte der Sektions- Präsident indem er seinem Vater den Gehorsamt verweigert. Die Schwierigkeiten, Jas. Lewis Howe von der Lee- Universität in Washington   die die auf diese Weise drohen, werden indes von seiner Mutter Frage, ob das Platin schon in alten Zeiten bekannt gewesen und beseitigt. Seine Mutter Matrona ist eine unheimliche Verbrecher- ob es vielleicht mit dem Elektrum der Alten identisch gewesen sei. natur. Das Verbrechen nimmt in ihr jene dämonische weibliche Die erste wissenschaftliche Erwähnung und Benennung findet sich in der Gestalt an, die hinterlistig und feige zu Werk geht und dabei von Relacion historica von Don Antonio de Ulloa  , in einem Reisebericht vollkommener Ruhe und Heuchelei ist. Auch von den Männern ist über die französische   Gradmessungs- Erpedition nach der Westküste nicht viel Gutes zu sagen, meint ein alter Soldat im Stück, aber Südamerikas   von 1735, welcher 1748 erschien. Es heißt dort:" Im die Weiber erst wie die wilden Tiere. Nichts ist ihnen heilig. Distrikt von Chocó( Kolumbia), welcher viele Bergwerke enthält, Fügen wir hinzu: zumal wenn es um einen jungen Galan gegen giebt es auch einige, deren Gold mit andern Metallen und Mineralien einen tranten Ehemann geht. Die alte Matrona weiß zunächst ihren gemischt auftritt und zur Extraktion, weil es von denselben eingehüllt

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