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aus Berlin  , fie lautet wörtlich: Bitte herzlich, tomme fofort| Kleine im Jahre 757 vom griechischen Kaiser Constantin Copro­zurück. Käthe."

Bode sank erbleichend auf den nächsten Stuhl nieder, der Beamte blickte ihn fragend an.

Es muß ein Unglück geschehen sein," stammelte Bode; ich bitte, Herr Juspektor, ist es möglich, daß ich das Ge­fängnis auf einige Stunden verlasse?"

" Ich will Sie gleich zum Herrn Direktor führen," er­widerte der Beamte schnell.

Auf dem Wege durch die langen dunklen Gänge teilte Bode dem wohlwollenden Manne seine Befürchtungen mit; feine Frau habe er in gefegneten Umständen verlassen, die Entscheidungsstunde sei aber erst für das Frühjahr erwartet

worden.

In dem großen und behaglichen, wenn auch recht ein­fachen Wohnzimmer des Direktors, welches dem Gefangenen nach so langer Haft als eine Stätte des Lurus erschien, über­nahm der Inspektor die Meldung; im Ton seiner Stimme lag eine warme Empfehlung des Häftlings, der einen Urlaub nachsuchte, um nach seiner franken Frau sehen zu können. Der Direktor las das Telegramm aufmerksam durch und blickte den Gefangenen scharf an.

Was sind das für Geschichten? fragte er. Wer ist denn der Mann, der die Depesche schickt, und wo lebt Ihre Frau? Und woher wissen Sie, daß sie frank ist?"

Als Bode zögerte, erklärte der Inspektor den Zusammen­hang: daß die Frau in Berlin   lebe, daß Bode ihr aus Rück ficht auf ihren Zustand seine Verurteilung verschwiegen habe. Der Direktor stand auf und ging einigemale hin und her, endlich fragte er kurz:

Wie war die bisherige Führung des Gefangenen?" " Tadellos!" rief der Inspektor.

,, So geben Sie ihm zwei Tage Urlaub."

"

Wie im Traume kehrte Bode in seine Zelle zurück, nahm Hut und Ueberrod und folgte dem Schließer; Bücher und Papiere ließ er in seiner Belle, er kehrte ja wieder zurück. Beim Inspeftor wurde der Entlassungsschein schnell aus gefertigt, dann wurde Bode beim ersten Posten vorbei über den breiten Hof geführt, der Schließer zeigte den Schein der Wache am Hauptthore, und Doktor Bode stand plötzlich auf der Straße, auf der eine dünne Schneeschicht in der Sonne glänzte; es hatte die Nacht über ein wenig ge­froren.

Bode wünschte Flügel zu haben, um in fürzester Frist nach der Großgörschenstraße gelangen zu können, aber nicht einmal eine Droschke hatte er zu seiner Verfügung; so weit er blicken konnte, kein Wagen, kaum ein vereinzeltes Haus oder ein eiliger Mensch. Wie in weiter Ferne ballte sich im lichten Morgennebel die dunkle Dunstmasse, die über der Stadt lagerte; nur ein Goldblitz leuchtete hervor: es mochte die Victoria   auf der Siegessäule sein.

( Fortsetzung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

Orgelbanken einft und jetzt. Mozart   nannte einmal die Orgel die Königin unter allen Jn strumenten. Daß sie in der That das mächtigste und volltönendste aller Instrumente ist und sogar einem vielstimmigen Orchester das Gleichgewicht zu halten vermag, das beweist am besten der wahr haft überwältigende Eindruck jenter berühmten Stelle aus Haydus Schöpfung", wo die volle Orgel zu den Worten: Und es ward Licht!" zugleich mit dem Chore, den rufenden Trompeten und der dröhnenden Baute einsetzt. Da die moderne Orgel als eine funft volle Vereinigung der verschiedenartigsten Instrumente anzusehen ist, so hat man sie in zutreffender Weise mit einem Orchester ver­glichen, zumial in ihr sowohl der streichende Ton der Violine, als auch der sanfte Flötenton und der schmetternde Trompeten ton zu beinahe täuschender Wiedergabe gelangen. So großartig und kompliziert der heutige Orchesterapparat in die Erscheinung tritt, so hat sich auch die Orgel der Neuzeit zu einem Kunstwert ersten Rangs emporgeschwingen, das auf mehr als zweitausendjährige Entwicklung zurückblicken kann.

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nymus zum Geschenk; ebenso wurde Karl dem Großen vom griechis ichen Kaiser Michael eine Orgel verehrt ein Umstand, der ebenso sehr auf die Seltenheit als auf den hohen Wert dieses Instruments zur damaligen Zeit hindeutet.

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Die germanische Orgel des frühen Mittelalters war, obwohl auch in romanischen Ländern berühmt, vielleicht größer, aber auch härter, unschöner und barbarischer" als die antike Orgel; fie hatte weder Register noch irgend eine Vorrichtung zur Regulierung des Windbruds. Die erste Windorgel in Deutschland   ließ Ludwig der Fromme   im Dom zu Aachen   aufstellen. Von dieser Zeit fie eine verhältnismäßig fand an schnelle Verbreitung. wurden beim Gesang Unterricht Die Instrumentchen wendet, ihr Slaviatur bestand in aufrecht stehenden Holzplättchen, auf denen Tomumfang war ein sehr beschränkter. die Buchstabennamen der Töne A B C D E F G verzeichnet waren. Der Spieler öffnete dem Winde den Zugang durch Zurüdflappen diefer Tasten, worauf die Pfeife so lange tönte, bis das Plättchen wieder emporgedrückt wurde. Die Hauptkirche zu München   soll die größte und kostbarste Orgel besessen haben, deren Pfeifen von Buchs baum und Metall waren.

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Von England herüber verbreitete sich fast um die nämliche Zeit diftiner Abtei zu Winchester hatte bauen lassen. Diese Orgel hatte der Ruhm eines großen Werks, das Bischof Elfeg 962 für die Benes 400 Pfeifen, die sich auf zwei Klaviere mit je 20 Tasten verteilter, und 26 Bälge, die von 70 Männern im Schiveiße ihres Angesichts" niedergedrückt wurden. Die Tasten waren eine Elle lang und 3-78oll breit. Sie hatten einen sehr tiefen Fall, weshalb mit jeder Hand immer nur ein Ton angegeben werden konnte. Das Riefenwerk" wurde von zwei Organisten gespielt, und die Wirkung dieses Spiels wird mit dem Donner verglichen. Im Jahre 1350 baute ein Mönch Briester Nicolaus Faber die große Orgel für die Domkirche zu zu Thorn eine Orgel mit 22 Tasten und elf Jahre später der Halberstadt  , die 3 Klaviere und 30 Faltenbälge besaß, wozu jedoch nur 10 Bälgetreter notwendig waren. Neben diesen großen Orgeln waren auch kleinere( Portative) im Gebrauch, die man mit einer Hand spielte, während die andre den Blasbalg regierte. Die älteste Abbildung einer Orgel zeigt, daß dieses Instrument in der mittelalterlichen Zeit weniger in der Kirche, als vielmehr den fürstlichen Höfen, der Minnesänger trug fie am Bande zur Ballettmusik gebraucht wurde. Man spielte die Orgel an vor der Brust, im bürgerlichen Hause" stand sie auf dem Tische und wurde vom Hausherrn gespielt, während seine Ehehälfte die Bälge bediente. Auch beim Bankett und beim höfischen Konzert durfte sie nicht fehlen. Es darf uns daher nicht wundernehmen, wenn die Geschichte berichtet, daß 1649 beim Friedensmahl zu Nürn berg eine Orgel gespielt wurde.

Die Pfeifen fertigte man aus Kupfer, Blei, ginn, Silber, Glas, Elfenbein, Papier   und Holz, fand jedoch bald heraus, daß sich Zinn und Holz am besten dazu eignen. Die Orgeln des 4. bis 11. Jahr hunderts hatten eine ziemlich leichte Spielart; dagegen wurde nach größerung des Instruments bedingte, die Handhabung der Orgel int Einführung einer komplizierten Mechanik, die die gewaltige Ver­13. und 14. Jahrhundert so schwer, daß die Tasten mit den Fäusten geschlagen oder mit den Ellbogen heruntergestemmt werden mußten. Die Organisten bekamen daher den daher den Namen Orgelschläger". Bei der Breite der Orgeltasten reichten, als sich der musikalische Geschmack und die Mehrstimmigkeit in der Komposition weiter ent wickelte, die Finger nicht mehr aus, und so kann man zur An­wendung des Pedals, dessen Erfindung einem Organisten der Markuskirche in Venedig  , Bernhard dem Deutschen( 1470), zugeschrieben wird. Doch fand man beim Abbruch einer alten Orgel zu Beeskow  bei Frankfurt   a. O. zwei Pedalpfeifen, auf denen die Jahres­zahl 1438 eingrabiert war, weshalb man sich anzunehmen bes rechtigt glaubt, das Pedal sei in Deutschland   bereits am Anfang des 15. Jahrhundert bekannt gewesen. Es war aufänglich von einfachster Struktur. An die breiten Orgeltasten wurden Seil­schlingen befestigt, die man mit den Füßen anzog; erst später bekam das Pedal eigne Tasten. Da die Orgel durch das letztere eine be sondere Gravität erhielt, so verfah man fortan alle größeren Werke mit Pedal. Im übrigen trägt die Kunst des Orgelbaues im 15. und 16. Jahrhunderts kein besonders hervorstechendes Gepräge. Man beschränkte sich darauf, das Instrument nach allen Richtungen hin weiter auszugestalten.

Der Orgelbau des 17. Jahrhunderts steht unter dem Einflusse des Geschmacks jener Zeit, die sich ebenso auf dem Gebiet der Boesie und der Nede wie auch der Tracht und des Benehmens ge­fiel. Man suchte das Aeußere der Orgel, den Prospett, reich aus­zuschmücken, verfiel aber dabei auf sonderbare Spielereien. Da gab es Engelsfiguren, die mit beweglichen Armten Trompeten an den Ohne Zweifel ging die Orgel aus einer Verbindung der Pans Mund setzten, Pauken schlugen und den Zimbelstern zum Tönen flöte( Papagenoflöte) und dem Dudelsack hervor. In der römischen brachten. Ferner gab es wandelnde Sonnen und Monde, Glocken Kaiserzeit war als Lieblingsinstrument der Wohlhabenden eine spiele, Löwen, Bären, Füchse, Adler, Kudud, Hummel und Nachtigall. Basserorgel bekannt, die später von der Windorgel verdrängt wurde. Die Adler schlugen mittels eines Uhrwerts mit den Flügeln oder Die früheste Heimat der Orgelwerke, wie sie in den ersten christlichen flogen zur Sonne. Die Register Vogelgesang, Nachtigall und Kuckuck Jahrhunderten existierten, scheint der Orient gewesen zu sein, wurden in der Christnacht gebraucht; eine Berühmtheit letzterer wo sie indessen nicht zu firchlichem Gebrauche, sondern dem Art waren die Vogelstimmen der großen Orgel in der Beter­Tanz, Konzerten und öffentlichen Belustigungen Belustigungen dienten. Paullirche zu Görlig. Noch abgeschmackter war die Schwebung oder Größere Pfeifenwerke, die als Vorläufer unsrer Orgel an- der Tremulant, durch den das Weinen und Schluchzen nachgeahmt gesehen werden können, besaßen auch die Chinesen und Hindus. werden sollte, und der in der Karwoche und bei Begräbnissen Die erfte Orgel im Abendland erhielt der Majordomus Pipin   der zur Anwendung tam. In Frankreich   besaß man bis in die