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smilezile
er die Erlaubnis erhielt, zu Fräulein Reymond zu gehen. Ilaffene Frau den Untersuchungsrichter und so haben wir ein Wenn die Frauen auf ihn geachtet hätten, so hätten sie zu Schlußbild, das eine Illustration aus einem Sensationsblatt( etwa ihrem Erstaunen gesehen, wie er sich sogar mit Lenchens Hilfe aus dem„ Reporter") zum Verwechseln ähnlich sieht. etwas säuberte, die Haare ordnete und die Nase puzte, bevor er hinausging. Lenchen selbst kauerte sich dann mit ihrer Schokolade neben den Ofen, dorthin, wo das Plüschsofa ein mal hinkommen sollte, nahm ein Buch vor und schien auf merksam, von Zeit zu Zeit naschend, zu lesen; ab und zu schielte sie nach den Frauen hinüber.
Ach," machte Hilde, als sei sie in ihrem schlechten Noman auf ein spannendes Kapitel gestoßen. Ja, ja, das hört man immer von Buchhaltern. Die begehen gern Selbstmorde. Man hört das so. Erleben thut ja unsereins nichts."
( Fortsetzung folgt.)
Die rofe Robe.
( Freie Voltsbühne.).
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benutzt, um den franzöfifchen Richterstand in wilder und ungezügelter Die mitgeteilte Handlung wird von Herrn Eugen Brieng Weise zu beschimpfen. Ich kenne die französischen Verhältnisse nicht genug, um seine maßlosen Beschuldigungen prüfen zu können, und ich bin wiederum nicht Patriot genug, um sie unbesehen hinzunehmen. Ich überlasse mithin Herrn Brieur feinem Gewissen und seiner Nation. Aesthetisch freilich kann ich ihn nicht so glimpflich fahren Frau Bohrmann wollte noch mehr von dem Buchhalter laffen. Der Himmel weiß, daß es befangene Richter giebt und die wissen. Jede Einzelheit. Leise gab Frau Mascha noch etwas französischen werden davon keine Ausnahme machen, wenn ich auch zum besten. Die Buchhaltersfrau habe sich für die Vernach- sächsische Richter wünschen möchte. Die Art der Befangenheit aber, den Arbeitern in ihren Klaffenkämpfen lieber französische als etwa lässigung zu rächen gedroht und da habe der Buchhalter einen die Herr Brieur uns nach der Art blutrünstiger Leierkastenbilder Selbstmordverfuch gemacht. vorpinselt, giebt es allerdings nicht. Der Vorgang, in dem Carriere, Klaffenlage, nationaler lleberschwang usw. einen Richter beeinflussen, ist sehr viel feiner und komplizierter, als er anzunehmen scheint. Die genannten Motive wirken im allgemeinen unbewußt, das Interesse beeinflußt die Intelligenz, die Absicht die Einsicht, und so kann sich der Richter sehr wohl für einen rechtlichen Mann halten und doch einen schauderhaften Justizmord begehen. Selbst aber wenn er ein schlechter Mensch ist, nicht nur ein abhängiger( das sind wir alle!), wird er wenigstens Rechtlichkeit heucheln und seine Infamie unter einer pruntenden Toga verbergen. Bei Herrn Brieur führen die französischen Richter ihre Korruption so offen spazieren, daß man sie nicht nur für Schurken, fondern nebenher auch für komplette Narren halten muß. Grade Schurken Ein Mord ist geschehen. Die Gerichtswelt der franzöfifchen aber pflegen wenigstens über eine gewiffe Verbrecherintelligenz zu ver Stadt, in der die Geschichte spielt, ist in fieberhafter Aufregung. fügen und somit können wir die thatsächlichen Behauptungen des Herrn Man fürchtet, daß der Mörder entwischen könnte, nur fürchtet man Brieur allerdings feinem Gewissen und seiner Nation überlassen nicht um der allgemeinen Sicherheit willen, sondern weil man sich die ästhetische Einkleidung müssen wir in möglichst freundlicher Weise in der Karriere bedroht fühlt. Es find so wie so in der legten Zeit als eine Fälschung der Kunst und des Lebens bezeichnen. Wir haben mehrere Freisprechungen vorgekommen, was immer ein schlechtes gar nichts gegen Tendenz in der Poesie. Jeder Dichter sieht die Licht auf die Schmeidigkeit" der Justiz wirft. Entwischt der Mörder, Welt mit seinen Augen und die besondere Farbe feiner Dichtungen Etwas ganz audres als Tendenz in der ist es mit den verschiedenen Beförderungen Essig und man kann ist zugleich ihre Tendenz. wieder ein Jahr oder Jahre in dem langweiligen Reſt vertrauern, sondern die Tendenz die Hauptsache, das herrschende Princip, dem Poesie ist Tendenzpoesie. Hier ist nicht mehr die Poesie, in dem man nun einmal sizt. Auch die beteiligte Damen Auch solche Arbeiten können ihren welt ist erregt im Salon plappern die Mäuler recht fich alles andre imterordnet. wenn es auch nie ein künstlerischer oder nach der Kunst, und giftige Rivalität verbirgt sich hinter liebens- Bert haben, würdigem Lächeln. Der Untersuchungsrichter jagte auf der Fährte wenigstens tein rein künstlerischer sein wird. Nur muß allers eines Landftreichers, da die Fußspuren am Thatort auf defektes dings auch die Tendenzpoesie immer noch einige Rüdsicht auf die Schuhzeug deuten indes ohne Erfolg. indes ohne Erfolg. Er legt schließlich unter Poesie nehmen, wenn wir uns nicht mit Schandern abwenden sollen. irgend einem Vorwand die Untersuchung nieder, die nun einem Bei Herrn Brieux aber tritt die Tendenz eine Schreckensherrschaft jungen abgebrühten Streber übertragen wird. Natürlich muß an, wird ein blutdürftiger Tyrann, der mur leben kann, wenn alles dieser hoffnungsvolle Menschenfreund eine neue Fährte suchen, weil andre niedergetreten wird. Das ist nicht mehr Kunst, das find er sich sonst im Erfolg mit seinem Vorgänger teilen müßten, was ästhetische Hunnengrenel, mit denen wir auch nicht einen Gedanken aus Gründen der Starriere natürlich nicht geht. Es gelingt ihm auch gemeinsam haben wollen. Ueberflüssig zu sagen, daß durch solche ein Opfer zu finden, einen jungen Kleinbauern, der an dem Tod Ueberspannung auch das nicht erreicht wird, was Herr Brieur Das Stück fand des Ermordeten wie ich hier ans ein weil Interesse hatte, ihm eine erreichen möchte. er drücklich feststelle lebhaften Beifall ein Beifall, in dem Leibrente zahlen mußte. Es gelingt ihm sogar, noch eine Reihe von andren Verdachtsmomenten" aufzuftöbern. Der verhaftete Bauer sich begreiflicher und gerechter Groll über unbegreifliche und unges Gerade darum fällt unser ist mehreremal wegen Gewaltthätigkeit vorbestraft und auch seine rechte gerichtliche Erkenntniffe entlud. Frau hat in ihrer Vergangenheit einen dunklen Punkt- wenigstens Protest schärfer aus, als er sonst nach dem erfolgreichen letzten im Sinn des Gesetzes und der Philister. Nun beginnt die Unter- Winter der Freien Wolfsbühne" ausfallen würde. Wir protestieren fuchung. Der einzige Entlastungszeuge, der sich gemeldet hat, wird dagegen, daß man eine wirkungsvolle Tendenz bennyt, um den Ars durch barsches Wesen eingeschüchtert und dann kunstgerecht in seinen beitern ein unmögliches Theaterstück genießbar zu machen. Man Aussagen unsicher gemacht. Der mutmaßliche Mörder wird einem Handelt damit wie jene schlechte Frau in Schneewittchen", die einem Verhör unterworfen, das man wohl am besten als eine Folter be- Apfel rote Backen anschminkte, mur daß leider die Farben giftig zeichnet, wenn man den Untersuchungsrichter auch taum einen Folter- waren. fnecht nennen kann In der Darstellung traten Herr Reusch, Rosa Bertens selbst ein Folterknecht braucht nicht die abgrundtiefe Gemeinheit der Gesinnung zu besigen, die er befigt. und die Souffleuse hervor. Herr Reusch ist ein feiner, intimer, Das Verhör( sonst die beste Scene des Studs) verliert leider sehr moderner Künstler, den wir gern ofter sähen, wenn nur die litterarischen durch den Umstand, daß der Angeklagte sich wirklich wie ein Esel Premièren zuließen, daß wir auch Schauspielerpremièren besuchten. Man sollte es nicht für möglich benimmt und seinem Beiniger allzu leichtes Spiel verschafft. Der Und nun erst Rosa Bertens ! Berfaffer ist eben vollkommen unfähig, fich von Uebertreibungen fern halten, daß diese Schauspielerin in Berlin fein Feld findet. Wenn zuhalten und macht so eine relativ gelungene Scene zur Farce. Sommerstorff und die Geßner gehen mun, der Himmel segne ihren Die Frau des Angeklagten wird ebenfalls verhört". Anfangs Ausgang und ihren Einzug in Wien ! Wenn Nissen geht tritt fie sehr sicher auf; ihr Widerstand wird aber gebrochen, ist ein tüchtiger Schauspieler, aber es bleiben tüchtige zurück. Wenn als fie an jenen dunklen Puntt" erinnert wird, von dem aber Rosa Bertens geht, verlieren wir eine heiße und starke Natur Könnte nicht wenigstens Lindau ein ihr Mann nichts weiß. Auch sie wird nun durch Vorspiegelung und das macht uns ärmer. falscher Thatsachen funstgerecht so weit gebracht, daß sie in ihrer Einsehen haben? Er braucht für seine aufstrebende Bühne doch wahrErich Schlaifjer. Angst unwahre Angaben macht und ihren Mann belastet. Dann haftig Kräfte. tommt der Tag der entscheidenden Verhandlung. Der unschuldig Angeklagte gilt allgemein als verloren; fein Mensch giebt für seinen
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Kopf auch nur einen Dreier. Er würde dem Henter verfallen sein,
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Kleines Feuilleton.
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wenn nicht in letter Minute der Staatsanwalt von einer GewissensEin gefährliches Gewerbe. Der Köln . Volksztg." wird regung heimgesucht worden wäre. Er ist von der Unschuld des An- aus London geschrieben: Wildzerklüftete Felsen von schwindelnder geklagten überzeugt und betont mun selbst die entlastenden Höhe bilden die Oftlüfte Englands in der Grafschaft York . Stolz Momente, die der Pariser Verteidiger- wunderlich genug ragt der steile Flamborough Head in die Lüfte; unter ihm wogt hat fallen lassen. Darauf bin erfolgt Freisprechung, und es und braust die stürmische Nordsee . In den Rizzen des kahlen, nur folgt dann noch etivas, das selbst in diesem schlechten Stück durch hin und wieder dürftig mit Moos bewachsenen Felsgesteins, vor feine Schlechtigkeit auffällt. Durch die Verhandlung hat nämlich der dem Auge des Menschen versteckt und dem Fuße des Mann von dem dunklen Punkt" im Leben seiner Frau erfahren und gewandtesten Bergsteigers unzugänglich, werden alljährlich unwird num- mmittelbar nach einer erschütternden Verhandlung gezählte Mengen von delikaten und nahrhaften Vogeleiern angehäuft. zum selbstgerechten Pharisäer. Er verstößt sein tapferes und trenes Der Bewohner unternimmt nun mit einer Berwegenheit und Weib, nennt sie Dirne", entzieht ihr die Kinder, turz handelt Gewandtheit das Wagnis, diese Eier zu suchen und zu sammeln, das wie ein gefühlloser Bandit, und verdient so den moralischen im höchsten Grade erstaunlich ist und nicht viel hinter dem des Era Tod, nachdem er eben dem förperlichen glüdlich ent- flimmens der gefährlichsten Alpengipfel zurüdsteht. Die Leute, die den ronnen ist. Damit der ganze Kolportageroman nun Seevögeln und besonders deren Eiern nachstellen, betreiben ihr Handauch ver- werk nach alten überlieferten Methoden, und das Gewerbe selbst
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wie eine Schauergeschichte ende, ersticht die
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