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Theater.

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Nur etwas

der letzten dreißig Jahre gemacht hat: hier ist ihm in Stein ein nicht verbergen, weil die Schwäche eine Litteraturmode geworden ist. bleibendes Denkmal gesetzt. Aber jeder Schüler des Kunstgewerbes Andre Stellen gab er vielleicht ebenfalls in der Furcht vor dem Museums kennt die charakteristischen Merkmale und Schönheiten der Zuviel nicht breit genug. So in der Mordnacht( Macbeth   mordet Stile besser als diese berühmten Künstler", die sich das nötige den Schlaf usw."). Hier und da muß das gedämpfte Piano weichen aus schlechten Sammelwerken zusammengeschmökert haben. Außerdem und der wilde Schrecken in unsre Seelen schagen. Kommen merkt man überall die rohe Fauft des Marmorarbeiters; die Künstler die Worte Shakespeares nicht groß und wuchtig heraus, haben kaum hier und da die schematische Routine des Handwerks wird die Aufführung nie das Buch erreichen. Gründe eines äußer überarbeitet, so daß überall eine gleichmäßige Brutalität der Aus lichen Realismus( etwa die gescheite Anmerkung, daß man durch führung herrscht. Das ist teine Technit, sondern Maschinenarbeit, Organentfaltung die Schläfer der Burg nicht wecken dürfe) spielen nicht Marmor, sondern Zuckerguß. Diese ganze geschichtlich docierende keine Rolle in einem Stück, das Monologe, Herenküchen und Geister­Plastit ist nicht in einer Linie persönlich; kaum eine Form ist recht erscheinungen kennt. Den Seelen zustand Macbeths wollen verstanden, keine Silhouette schön: patriotische, schauderhaft ver- wir erleben. Wenn in ihm das Entseßen jäh aufschreit, stimmte Blechmufit." muß der Schauspieler folgen oder die Stelle ist umgebracht. Wer nicht darüber hinweg kann, daß die Leute in der Burg wach werden fönnten, mag ein guter Nachtwächter sein zum Kritiker Schauspielhaus: Mattowsth als Macbeth.-ist ist er verdorben. Auf den psychologischen Realismus Immer wieder haben wir auf die Bedeutung hingewiesen, die das kommt es an, nicht darauf, daß die Ordnung im Sinne Nachtwächters Schauspielhaus haben könnte, wenn in seiner Leitung Intelligenz eines aufrecht erhalten wird. Matkowsky. und Wille wäre. Daß wir nach langen Wochen grauen sollte mit mehr unerschrockenheit Matkowsky sein, dann wird er Elends auch einmal eine Klassikeraufführung mit Mattowsky zugleich mehr Macbeth   werden. Auch in der Bankettscene kamen sehen, ist lange nicht genug. Alle großen Meister von einzelne Momente( so beispielsweise Sonst, wenn das Hirn heraus Aeschylos   bis Hebbel   müßten im Schauspielhause heimisch war, starb der Mann" ich citiere aus dem Gedächtnis) nicht ganz sein. Bekanntlich sind dort ganz andre Leute heimisch. Die Achtung zu ihrer schreckensvollen Geltung. Ungebrochen auf der Höhe seiner vor den großen Meistern reicht nicht weiter, als daß man sie ge- Kunst war Matkowsky in der Scene auf der Burg, wo er den blutigen, legentlich an ihren Geburtstagen durch standalöse Aufführungen ver- grauenvollen Tyrannen zeigt. Es versteht sich von selbst, daß höhnt. Wer die letzte Vorstellung von Kriemhilds Rache" besucht auch andres prachtvoll war, so der Abschied von Banko, das erste hat, hat's mit Schaudern erlebt. Endlich hat man sich jetzt ent- Schaudern vor dem Mordgedanken und manches mehr. Die ganze schlossen, wieder einmal ein Shakespearesches Stück einzustudieren. Anlage und Auffassung der Rolle war ausgezeichnet. Man hat sich in der letzten Zeit mit modernen Stüden fo mehr Unerschrockenheit und Wucht! Es ist selten, furchtbare Blamagen zugezogen, daß schließlich etwas geschehen Matkowsky das sagen muß. mußte. In solchen Situationen pflegt immer das Gerücht auf zutauchen, daß wir nächstens Mattowsky in cinem bedeutenden Drama sehen würden. In den meisten Fällen bleibt es ein Gerücht. ss. Der erste praktische Erfolg der drahtlosen Es scheint fast, als ob Matkowsky dem Schauspielhaus zur Last wäre. Vielleicht hat er mehr Talent, als gewissen trockenen Neid- Telegraphie. Der Kapitän des von Ostende   nach Dover   ver­tehrenden Postdampfers Princesse Clementine", der mit einem hämmeln lieb ist und wird auf diese Weise unbequemt. dem auch sei! Diesmal wurde glücklicherweise aus dem Gerücht seines Apparat zur drahtlosen Telegraphie ausgerüstet ist, berichtet, daß er bei seiner legten Ueberfahrt von Dover   nach Ostende   von dem Auftretens eine Thatsache. Der Schauspieler empfängt sein Urteil von dem Dichter, den er französischen Leuchtschiff, das 25 Seemeilen vor Dünkirchen   liegt, um spielt. Ein guter Hauptmann- Darsteller kann ein sehr feiner Künstler gefährliche Sandbänke zu bezeichnen, durch Signale angehalten sein. Wer Shakespeare   oder Hebbel spielen kann, ist ihm aber wurde. Er erfuhr mun, daß das Leuchtschiff nicht im stande war, in der folgenden Nacht Licht zu geben, Iventit nicht Hilfe unter allen Umständen überlegen. Nun ist aber Matkowsky von Land käme. Der Postdampfer fandte sofort eine draht­der geborene Shakespeare- und Hebbel   Darsteller, und so lose Depesche nach La Panne an der belgischen Küste, von darf allerdings er bont fich sagen, daß ihm immer dann am wohlsten ist, wenn die dramatische Kunst das höchste von wo aus die Nachricht weiter mit dem Landtelegraph nach Dünkirchen  ihm verlangt. Die Riefengestalten der genannten Dichter sehen wir befördert wurde. Infolge dessen langte in furzer Zeit ein Boot bei dem Leuchtschiff an und nahm an diesem die notwendige Reparatur nie vollendet über die Bühne schreiten, wenn nicht Matkowsky sie spielt. und Ergänzung vor. Wäre dies nicht geschehen, so hätte das Leucht­Ich kenne in Berlin   mur einen, der mit ihm uni den Lorbeer kämpfen schiff in der betreffenden Nacht seinen Dienst nicht versehen können, tann und auch noch kämpfen wird ich meine Albert Basser­ mann  . Beider Naturen find total verschieden, vielleicht so ver- und die Folge davon wäre wahrscheinlich gewesen, daß dieses oder schieden, daß sie sich gar nicht verstehen. Beide haben indes die Kraft ienes Schiff auf die gefährlichen Sandbänke geraten wäre. Zum und den Willen zur Größe gemein; beide fönnen mit Shakespeare   erstenmal hat also die drahtlose Telegraphie vermutlich zur Rettung und Hebbel   wachsen und die monumentale Wucht erreichen, die den von Menschenleben beigetragen. Gestalten großer Dichter eigentümlich ist. Hoffentlich erkennt Brahm, was er an Bassermann besitzt und löst ihm die Arme, damit er fechten kann.

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Wie

Die Aufführung des Macbeth   war, von Matkowsky zunächst abgesehen, fleißig. Vielleicht war sie zu fleißig. Man hätte mehr erreicht, wenn man es bei weniger hätte bewenden lassen. Bei spielsweise spielte man Scenen, die beffer weggeblieben, wären, un die Geschlossenheit des gewaltigen Dramas zu erhöhen. Man ver zettelte den großen Eindruck zu sehr in kleine Momente, dann that man in der äußeren Ausstattung zu viel, so wenn man den Zauber in der Herenküche endlos dehnte, statt ihn nur anzudeuten. Zu der Bankettscene war man am ungeschicktesten. Bantos Geist erschien so verschämt, daß ich ihn erst suchen mußte, um ihn zu finden. Warum erschien er nicht im Mittelgrund? Die Tafelgäste sehen ihn zwar nicht, aber wir müssen ihn sehen, uni Macbeths Grausen empfinden zu können. Für Matkowsky   wurde dieser Regiefehler ver­hängnisvoll.

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Physikalisches  .

Notizen.

daß man

E. S.

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Ludwig Jacobowstis hinterlassenes Drama GI i c" gelangt zusammen mit Dora Dunders Stüd Jm Schatten" am Freitag im Berliner   Theater zur Erstaufführung.

a. Für das Neue Theater unter der Direktion Nuscha Buze- Paul Martin   sind gewonnen: Ferdinand Boun, Georg Engels, Ferdinand Gregoriund Adele Hartwig  . Der Nachfolger von Willy Peters als Oberregisseur wird Woldemar Runge vom Breslauer Stadttheater. Von den bis herigen Kräften bleiben namentlich Grete Carlsen, Jlka Grüning, Das Theater Jenny Tuzar, Friedrich Holthaus  , Claudius Merten. soll unter der neuen Aera   eine vollständige Reform erfahren. Es werden sowohl klassische, wie neuere Stücke gegeben werden. Ge legentlich sollen auch alte gute Volksstücke in Scene gehen.

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Den Macbeth Matkowskys kann ich nicht ganz so unbedingt be­wundern wie etwa seinen Coriolan, seinen Herodes  ( in Herodes   und Ernst Rosmers Drama Mutter Maria" erlebt Marianne") und andres. Vielleicht war es mehr die Schuld der Kritik im April im Deutschen   Theater seine Erstaufführung. als die des Künstlers. Aus Unwissenheit oder Bosheit fälscht man ihn Alwine Wie de scheidet mit dem Ende dieser Saison aus mitunter in einen temperamentvollen Draufgänger um, in einen hand- dem Verband des Schiller Theaters aus. festen Burschen, der zwar Courage und Muskeln, aber nicht allzu viel Das schwäbische Bauerntheater der Schwarz. Hirn besitzt. Wer einmal das Glück hatte, ihu als Tasso zu sehen und wälder" beginnt am 6. April im Belle Alliance Theater dort zu beobachten, wie er den feinsten Stimmungen und Ver- sein Gastspiel. stimmungen der Dichterseele nachgeht, weiß, was er von dem Die erste Aufführung von Saint- Saens Oper lächerlichen Gerede zu halten hat. Matkowsky befigt nicht Samson und Dalila  " findet erst am Donnerstag im Opern nur ein vulkanisches Temperament, sondern auch eine ent- haus statt. sprechende Kraft der Phantasie, und seine Verse sind in der feinsten Weise von Licht und Schatten belebt. Die thörichte oder neidische Behauptung scheint aber doch auf Matkowsky einigen Eindrud gemacht zu haben. Ich wenigstens hatte die Empfindung, als hielte er an fich und verinnerliche mehr als gut, um zu zeigen, daß man ihm diese Dinge nicht absprechen fann, ohne sich lächerlich zu machen. Wo man erivartete, daß seine Leidenschaft wie brandig rote Flammen emporlohen würde, hielt er an sich. Das sollte er nicht thun. Er sollte seine Kraft, die sein Adel und Rang ist, sprechen. Verantwortlicher Redacteur: Heinrich Ströbel   in Berlin  . Druck und Verlag von May Bading in Berlin  .

Ennas neue Oper Lamia" erzielte bei der Erstauf­führung in Kopenhagen   einen schönen Erfolg.

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Der Bildhauer Franz Megner veranstaltet vom 28. März bis zum 6. April eine Atelier Ausstellung( Friedenau  , Wilhelmstraße 16), die Groß und Klein plastik, sowie Kunst­gewerbe umfaffen wird; der Eintritt zu dieser Ausstellung ist frei. Van de Velde   wird am 31. März im Künstlerhause über Die künstlerische Hebung der Frauentracht"

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