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zum letzten Atemzuge fann er diesem Grundproblem Bu dreien gingen sie weiter. Die beiden Herren nahmen ihr des zwanzigsten Jahrhunderts nach und fein letztes Wort war: Gespräch wieder auf. Der Gutsbesiger stöhnte:" Ja, der Schwager Acht Mark Boll!" Mit diesem Seufzer auf den Lippen hatte flug reden, und wenn die Felder auch noch so gut standen, verschied er. ein elendes Ding blieb es doch um die Landwirtschaft. Gerade, daß man zu leben hatte und das noch kaum, und mun können diese elenden Kerts da im Reichstag   noch nicht einmal die Zölle durch bringen. Mögen die sich die Schuld zuschreiben, wenn es mit der Landwirtschaft immer mehr bergab geht, es ist schon jetzt das reine Hungerleben. Er fluchte zwischen den Zähnen.

Hochverehrliche Festversammlung! Unser großer Dichter hat schon gesagt: Nur in der Beschränkung zeigt sich der Meister. Otto Bismard war ein Meister, weil er sich darauf beschränkte, die Befehle seines Fürsten auszuführen. Das ist sein Ruhm, und darum wird ihm die Ewigkeit leicht werden. Im Schatten hat er allezeit gekämpft, im Schatten seines angestammten Fürstenhauses! Möge er uns allen ein Beispiel sein!"

Herr v. Levezzow atmete erleichtert auf. Mit wachsender Be­friedigung las er das Schriftstück noch einmal durch. Und er fand, daß es gut war. Dann ging er lächelnd zu Bett.

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Am nächsten Vormittag schritt er frohgenut, den glücklichen Text in der Tasche, zum Festplatz. Die Gegend glänzte und gleißte von strahlenden Uniformen. Selbst vereinzelte Reichstags- Abgeordnete waren zugelassen. Die Kinder sangen rührend schön. Und nun stellte fich Herr v. Levezzow in Positur: Hochverehrliche Festversamm Tung In diesem Augenblick fiel ein Wind über das Dentmal her, zauste die verhüllende Leinwand, also, daß die rechte Hand der Figur Bismarcks fichtbar hervortrat. Der Redner schaute une willkürlich auf die entblößte Stelle, stuzte, blickte schärfer hin und wurde leichenblaß. Kein Wort entrang fich seiner Kehle. Auch die Festversammlung war inzwischen aufmerksam geworden. Verstörtheit malte sich auf allen Gesichtern und lähmendes Entsetzen fesselte die Glieder. Jeden Augenblick glaubte man eine Katastrophe zu erleben die schwälenden Schwefeldänipfe des Weltuntergangs sengten die Lungen.

Kein Zweifel, der Bildhauer, der das Denkmal geschaffen, mußte in, legter Stunde wahnsinnig geworden sein. Oder war es ein ruch lofer socialdemokratischer Arbeiter gewesen, der seine Beteiligung an der Ausführung des Werks mißbrauchte, um das Verbrechen zu ver üben? Oder hatte die bismarckfeindliche Mehrheit des Neichtags gar heimlich den Auftrag gegeben, um die feierliche Ver­anstaltung durch den fremden und meuchlerischen leberfall zu stören? Auf jeden Fall, teine teuflische Bosheit hat jemals Niederträchtigeres ersinnen können. Denn die rechte Hand Bismarcks hielt ein auf geschlagenes Buch, das Titelblatt dem Beschauer weifend, und auf dem Titelblatt war mit brennendem roten Gold, das weithin loderte, das Folgende eingezeichnet:

GEDANKEN UND ERINNERUNGEN DRITTER BAND!

Und plötzlich kletterte der schreckliche Diederich Hahn   auf die Rednertribüne und schrie:" Jetzt will ich Ihnen aber auch sagen, was in dem Band steht. Ich wähle das vierte Kapitel als Text meiner Festpredigt." Aus dem Hintergrunde ertönte ein scharfes Bravo! Herbert Bismarck   war der Nufer. Da hielt es den Herrn v. Levezow nicht länger, er machte sich los aus seiner Er­starrung, stürzte auf Diederich Hahn, der eben zu lesen begann, und würgte ihn an der Kehle.....

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" Trinken wir heut abend Erdbeerbowle?" fragte Else. Sie ver­stand nichts von Kornzöllen und langweilte sich.

Leckermaul!", lachte der Vater; der Oufel zog sie am Zopfe; Wenn sie was von Hunger hört, kriegt sie welchen. Ja, wir trinken Erdbeerbowle, und Tante hat junge Hühner schlachten lassen, weil ein gewisses Fräulein die so gern ißt."

" Eiiveh!" Else warf den Strauß in die Höhe und fing ihn auf, dann jauchzte sie auf:" Papa, guck mal, hier sieht man das Herrenhaus, ach und gerade mein Fenster, sieh mal das Fenster da rechts, dahinter werd' ich schlafen."

" Bist Du schon oben gewesen?" fragte der Onkel.

" Ja, Tante hat mir's Zimmer gezeigt. Au, Papa, und aus meinem Bett seh' ich gerade in den Rosengarten, und wenn man das Fenster auffäßt, riecht nun alles so nach Jasmin."

" Da wirst Du rote Backen kriegen," sagte der Gutsbesitzer. Ja, Herrschaften, und dann trennen wir uns wohl? Ihr geht durch den Park auf die Terrasse, ich muß noch hier links um nach den Ställen." " Darf ich auch mit nach den Ställen?" fragte Elfe. " Das ist kein Aufenthalt für eine junge Dame."

"

Aber ich möchte doch." Sie legte die Hände auf des Onkels Schulter und hoppste auf und ab:" Onkelchen, ich möchte die Kühe sehen." Aber so laß doch, wenn Onkel zu thun hat!"

Der Gutsbesizer wehrte ab. Nein, nein, zu thun nicht, nur nial nachschauen. Ihr könnt ja beide mitkommen, wenn es Euch Spaß macht."

Sie gingen nach den Ställen, zuerst zu den Pferden und dann zu den Kühen. Else Tief voran, fie stöberte überall umher. In jedem Winkel tauchte plöglich ihr blaues Kleid auf: Sie flatschte die Kühe auf das weiche Fell und zog die Braune am Schwanz, dann lief sie den ganzen Stall entlang bis ans äußerste Ende und spähte in die letzte Bucht hinein, es stand aber keine Kuh darin. Mit glühenden Wangen fuhr sie zurück und lief, wieder auf den Eingang zu, wo der Outel und der Vater standen.

Ach, Onkelchen, hab' ich mich erschrocken. Da hinten im Stall schläft ja was."

Was schläft?" Der Gutsbesitzer fuhr auf, aber dann glitt ein Lachen über sein Gesicht. Ach so, dahinten! Du bist wohl an Jochens Kammer geraten. Der Kuhknecht nämlich" er wandte sich an den Schwager

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,, er hat seine Kammer drüben im Stall.... Ja, dann gehen wir wohl nun endlich ins Haus." " Hunger hätte ich wenigstens," lachte Elfes   Vater. Sie schlugen den Weg nach dem Herrenhause ein, aber diesmal gingen die Männer voran, Else schlich nachdenklich hinterher. Erst als fie die Ställe hinter sich hatten, tam fie plötzlich auf den Ontel Bu und packte ihn am Aermel: Du Onkelchen.."

Excellenz müssen aufstehen" der Diener wedle den Herrn v. Levezow, der sich anfangs nicht recht in das Wachen finden konnte. Excellenz haben geruht, schwer zu träumen?" fragte der Diener lächelnd. Ja, Karl, ein wenig. Aber bringen Sie mir doch ein­mal schnell die Woche". Karl schleppte das Heft herbei. Herr b. Levehow blätterte hastig, bis er die Abbildung des neuen Bismard­Denkmals fand. Die prüfte er lange und andächtig. Selbst eine in Lupe zog er zur Hilfe heran. Mit einer glücklichen befreiten Miene legte er das Blatt aus der Hand, aufatmend: Er hat wirklich das Buch nicht in der Hand!" Joc.

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Kleines Feuilleton.

th. unütze Fragerei. Mit lachenden Augen sprang Else durch das hohe Niedgras, ihr ganzes Gesicht Jubel und Leben. Wie wundervoll wundervoll! Die Aehren gingen im Winde auf und nieder, das ganze Feld ein grünes wogendes Meer; dazu fangen die Lerchen, und der Rain stand voller Blumen, weiße Kamillen, blaue Glocken, rote Nelken blühten mit hundert andern wild durch

einander, leuchtend und duftend im Glanz der Junisonne. Sie bückte sich von neuem und pflückte noch mehr davon, immer mehr. Der Strauß war zwar schon ziemlich groß, das that aber nichts, es war so föstlich, dieses Blumenpflücken, und außerdem hatte Tante gesagt, die Feldblumen wären ihr die allerliebsten.

Aber dann hielt sie plötzlich doch inne, richtete sich auf und fah den beiden Herren nach. Die waren schon ein gutes Stück voran, drüben an der Waldecke standen sie und spähten nach ihr aus. Sie begann zu laufen, daß ihre blonden Zöpfe flogen. Ganz atemlos kam sie am Ende des Wegs an. Der Vater schalt schon von weitem; Nicht so rennen, Dit bekommst ja Stiche."

Thut ja nichts!" Sie schüttelte den Kopf und schob den Arm lachend unter den des Onkels. Der fuhr ihr schmunzelnd durch das trause Stirnhaar:" Na Wildfang? Schön hier, was?"

Ja, Onkelchen, herrlich!"

Und solchen großen Buschen hat das Kind, kriege ich den?" Nee, Tante!"

die

"

Was denn, Kind?"

Schläft der Jochen wirklich da im Stall?"

" Ja, wo denn sonst?" Er lachte belustigt.

Aber Onkelchen, ist denn das nicht gräßlich?"

Sie wurde ordentlich eifrig. Buh, dent mal, im Stall schlafen,

solcher Luft, und die schwarze Kuh fieht ihm gerade ins Bett, und gräßlichen Fliegen und all der Schmutz und

Und sonst noch was?" Der Onkel lachte: Kindchen, da kannst Du Dich beruhigen, das kennt man auf dem Lande mal nicht anders, die Viehknechte schlafen überall in den Ställen. Das Vieh muß doch nachts unter Aufsicht sein."

Aber warnin müssen sie denn da schlafen? Onkelchen, möchtest Du da schlafen? Brr!" Sie schüttelte sich.

Na, ich bin doch auch kein Viehknecht." Er machte ein empörtes Gesicht. nicht wieder los von der Vorstellung. Pfui, da sind doch vatten und Es muß scheußlich sein, im Stall zu schlafen." Else kam gar Mäuse, und frische Luft kann man gar nicht reinlassen; wie läßt denn Du da frische Luft rein, Onkelchen?"

Aber der Gutsbesiger stampfte mit dem Fuß auf, wie jäher Merger malte es sich in seinem Gesicht: Elfe, was soll denn das heißen? Laß doch die unnütze Fragerei! Als ob die Kerls nach frischer Luft fragen für die ist Dreck gerade gut, und wenn Was geht denn Dich das air,

es gar keine frische Luft hat. heh?".

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Japanische Zwergbäume. Die Japaner verstehen es, den Bäumen durch Zucht, Biegen und Schmeiden die sonderbarsten Formen zu geben; das merkwürdigste ist die Kunst, Bäume. im Wachstum zurückzuhalten und zu verfrüppeln. Vor einigen Tagen fand in London   eine Versteigerung solcher Gewächse statt. Da fonnte man eine Farnpflanze sehen, die ganz die Form eines Balles aufwies; eine andre war zu einem Ring gebildet, eine dritte stellte einen Affen dar. Lettere Pflanze fand nicht viel Beifall und ging für vier Schilling ab. Ein verzweigter Wachholderbaum, 85 Jahre alt, 53 Centimeter hoch, erzielte 50 Schilling. Ein Paar Lärchen, deren eine die Gestalt eines Fächers,

VERGLI