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Wer es mit der Auslegung des Kamelgleichnisses ehrlich meint, kann dabei natürlich nicht anders zu Werke gehen, als daß er unters sucht, ob und wie es sich in den Zusammenhang der sonstigen Lehre Chrifti einfügt. Und da stellt sich denn heraus, daß es sich als eine prägnante, anschauliche Zusammenfaffung alles dessen darstellt, was Christus bei andren Gelegenheiten über die Aussichten der Reichen für das Jenseits verkündigt hat. Wiederholt spricht er als sein Pro­gramm aus: Den Armen wird das Evangelium verkündigt", er lädt die Mühseligen und Beladenen zu sich ein, weil ihnen das Himmelreich bestimmt ist. Dagegen erklärt er, weil niemand zugleich Gott und dem Mammon dienen kann: Wehe euch Reichen! denn ihr habt euren Trost dahin. Wehe euch, die ihr voll seid, denn euch wird hungern". Die einzige Möglichkeit für Reiche, felig zu werden, ist die, daß sie ihr Gut verkaufen und den Armen geben; wie er das von jenem reichen Jüngling verlangt, so befiehlt er es noch ein­mal ganz allgemein: ,, Verkaufet enter Vermögen und gebt Almosen". Nach diesem Gebot verfuhr denn auch der Apostel­geschichte zufolge die erste im Kommunismus lebende Christengemeinde mit solcher Strenge, daß Ananias   und Sapphira, weil sie beim Ver­tauf ihrer Güter etwas auf die Seite gebracht hatten, des Todes sterben mußten. Später tamen dann freilich die Zeiten, wo die Gemeinschaft der Mühseligen und Beladenen, der Reiche nicht hatten angehören fönnen, sich mehr und mehr in eine Schuytruppe der be­stehenden Gewalten, der besitzenden Klaffen verwandelte. Und da fonnte es denn schließlich dahin gedeihen, daß pfäffischer Trug sich erfrechte, das Gleichnis Christi, in dem er den Reichen am schärfften abgesagt hat, in fein direktes Gegenteil umzuligen; natürlich rein wissenschaftlich. So sind denn die Geschicke des Bibel­spruchs vom Kamel und vom Nadelöhr ein kleines Abbild der Wandlungen, die mit dem Christentum während neunzehn Jahr hunderten vor sich gegangen find: quantum mutatus ab illo! Wie ist es gegen seinen Ursprung verändert!-

Atmosphäre die nützliche Kunst des Rechnungtragens, und so begreift daß er eine Hilfe, night cin hindernis ist bei jener man allenfalls, wie seinem Hirn die wie unfreiwillige Komik wirkende Befreiung vom Uebel, die in dem Wort Er­Erklärung zu dem Kamel- Gleichnis entspringen fonnte: Stamel löst ng" enthalten ist." Bei diesem kühnen Saltomortale nennt aber der Herr an dieser Stelle nicht das Lebewesen, sondern der Aus- und Unterlegungskunst ergreift einen folch' unfagbare Be­das dicke Seil, woran die Schiffer ihre Anker binden." Die komische wunderung, daß die Worte im Halse stecken bleiben und man nur Wirkung dieses Säßchens wird freilich auch hervorgerufen durch die noch mit Haby   ausrufen kann: Es ist erreicht!" Mitgeteilt sei mur loddrige Ausdrucksweise des Origenes  . Er meint jedenfalls das noch der denkwürdige Name des geistlichen Taufendkünstlers: es ist nämliche, wie andref Bibelerklärer nach ihm: daß, Kamelos"( Kamel) der hochwürdige Ch. J. Ellicott, Doktor der Gottesgelahrtheit, In­an dieser Stelle eine verderbte Lesart sei, wofür Kamilos" einzu haber der fetten Pfründe eines Lord- Bischofs von Gloucester   und setzen wäre, mit der Bedeutung Schiffstau". Das verbessert die Bristol  . Sache aber herzlich wenig. Denn erstens egiſtiert gar fein Wort Kamilos, Schiffstau, im Griechischen, sondern ist bloß zur Verbesserung unsres Gleichnisses angenommien worden. Zweitens aber: felbft wenn ein folches Wort wirklich existierte, so könnte es doch zur Weißwaschung des Mohren nichts nügen. Die Kamel- Lesart findet sich nämlich in allen drei Evangelien sowie in sämtlichen Handschriften des neuen Testaments, woraus fich ergiebt, daß die drei Evangelisten das Kamel schon in den Reden des Herrn von Watthäus angetroffen haben müssen. Diese gemeinsame Vorlage unsrer griechischen Evangelien aber war in aramäischer Sprache abgefaßt, die unglücklicherweise keine dem Wort für Kamel( gamál) auch nur im entferntesten ähnlich sehende Bezeichnung für Schiffstau kennt. Wäre aber auch die Ausmerzung des Kamels, als einer falschen Lesart, zu Gunsten des Schiffstaus möglich, so bliebe es immer noch ein schwieriges Stück, die Ein­fädelung in das Nadelöhr zu vollziehen, wollte man auch gleich an die größtösige Packnadel denken: man müßte also schon notgedrungen ein lilliputanisches Schiffstan von der Stärke eines Vindfadens oder ein Nadelöhr à la Brobdingnag von dem Kaliber einer Ankerklüse zu Nutz und Frommen der um ihr Seelenheil besorgten Neichen annehmen. Ohne allen Spaß indes, sicher ist, daß, nachdem man sich hatte bescheiden müssen, das betrübende Kamel betrübt vor dem Nadelöhr stehen zu laffen, wohlgemut der Versuch unternommen wurde, dies Nadelöhr hinwegzudenten, es in etwas Durchlässigeres umzuwandeln. Flugs wurde aus dem Nadelöhr eine Stallthüre: da sollte bei den mo­dernen syrischen Bauern die niedere, untere Hälfte der doppel­teiligen Stallthir, bestimmt, nur den kleineren Arten des schwer Hinwandelnden Viches, als da sind Wollträger und Borstentiere, den Eingang zu verstatten, unter dem Namen Nadelöhr landläufig be­zeichnet werden, eine herrliche Sache, sintemal durch ein solches Nadelöhr ein klüglich sich selbst erniedrigendes, ganz kleines Kamel mit Nackenbengen und Unterschlagen der Beine sich wohl hindurch. schlängeln könnte. Andre wieder machten die erfreuliche Entdeckung, daß in modernen syrischen Städten der zur Seite des größeren Stadtthors für Wagen, Kamele und andres Lastvieh sich findende schmale Thorweg für Fußgänger nach Berichten bon Reisenden Nadelöhr genannt wird, was ja noch zweddienlicher wäre als die Stallthüre. Höchst unangenehm ist freilich, daß sich auch nicht der Schatten eines Beweises dafür beibringen läßt, daß schon zur Reit Chrifti, bei ganz audren Bevölkerungs-, Sprach­und Kulturverhältnissen, das Wort Nadelöhr auf, sei es Stallthüre, sei es Thorweg, angewandt worden ist, wie ja auch klar ist, daß Christus in diesem Fall einen jede Zweideutigkeit ausschließenden Ausdruck gewählt haben würde. Zudem kommt auch im Koran   der

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Kleines Feuilleton.

a, c.

Der Einzug des Kaffees in Paris  . London   ist Paris  vorangegangen in der Bevorzugung von Getränken, die Nerven­und Hirnthätigkeit anspornen, ohne schließlich den Kopf schwer zu machen. A. Theinert schreibt hierüber in der Tägl. Rundschau": In den legten Monaten der Cromwellschen Regierung brachte der Public Advertiser" vom 19. Mai 1657 eine Anzeige, die, ins Deutsche übertragen, etwa folgenden Wortlaut hatte:" In der Bartholomäusgaffe, inter   nachmittags das Kaffee genannte alten Börse, wird sowohl des Morgens, wie auch um 3

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Mohamedaner das Kamel- Gleichnis in genau der nämlichen Fassung vor, und ebenso findet es sich im jüdischen Talmud  , nur daß hier für das Kamel ein Elefant figuriert. Wenn es denn also dabei Getränk verkauft. Selbiges Getränk ist ein sehr angenehmes bleiben mußte, daß nach Christi Ausspruch mit größerer Leichtigkeit und auch gut als Medizin, insofern es ausgezeichnete Wirkungen ein wirkliches Kamel durch ein wirkliches Nadelöhr spazieren fönnte, hat. Es schließt die Oeffnungen des Magens und hält die Wärme als daß ein Reicher ins Himmelreich fäme, so verzweifelten darum fest; es hilft der Verdanung und beschleunigt die Gedanken; es doch die theologischen Fürsprecher der Reichen nicht an einer glüd- macht das Herz leicht, heilt entzündete Augen, Husten, Schnupfen, lichen Lösung ihrer erhebenden Aufgabe, ihre Schüßlinge aus aller Kopfweh, Rheumatismus  , Auszehrung, Waffersucht und viele andre Fährlichkeit herauszureden. War es nichts damit, auf dem Wege llebel." einer philologischen Konjektur das verwünschte Kamel zu beseitigen, Alle ihm zugeschriebenen vorzüglichen Eigenschaften konnten ging es auch nicht an, durch Unterlegung eines andren Sinnes das indes den Kaffee nicht davor bewahren, in England in deit Hinter­Nadelöhr zu eskamotieren, so konnte man es doch noch damit versuchen, grund gedrängt zu werden durch das von dem Chinesen Tscha und hier­bermittelst einer geschickten Interpretierung, einer verschmißten Aus- zulande Thee benamste Getränk". In Paris   hat es der Thee nie legung der ganzen Geschichte ihrer Nuganvendung im Gleichnis die zur Popularität gebracht, sobald aber dort auch der Mann aus dem Spize abzubrechen. Dazul dienten als Handhabe die Schlußworte Wolfe fich's leisten konnte, die billig zum Ausschant kommende Christi: Bei den Menschen ist dies unmöglich, bei Gott   aber ist Stonstantinopeler Neuheit zu kosten, wurde der Kaffee das, als was alles möglich". Dieser Satz bezieht sich zwar für jeden Menschen er, ungeachtet des seit etwa zwei Defaden sich reißend steigernden von nicht theologisch geschärfter Fassungskraft mir auf die voraus: Bierverbranchs, hente immer noch bezeichnet werden darf: das Lieb­gehende Frage der Jünger: Wer kann denn gerettet werden?", lingsgetränk der Gallier. sollte für sie, die bei solcher Strenge im Gedanken an ihre eigenen Mängel Besorgnisse hegten wegen ihres Seelenheils, und für Arme ihres Gleichen als Beruhigung dienen. Verdrehende Nabulistit aber konnte sie verfuüpfen mit dem Kamel- Gleichnis, um das Selig­werden der Reichen doch als möglich erscheinen zu lassen. In ganz unübertrefflicher Weise vollbringt dies schwierige Kunststück ein englischer Kommentar zum neuen Testament aus der Mitte der achtziger Jahre, wo es nach Bezugnahme auf den Spruch vom Mög­lichen und Unmöglichen heißt: Wenn die Worte in ihrer Form all gemein find, so können wir doch nicht umhin zu fühlen, daß sie den Fingern ihr eiliges Urteil zurückzuweisen geschienen haben müssen, nicht nur in Bezug auf die Bedingungen der Erlösung im all gemeinen, sondern auch in Bezug auf den individuellen Fall vor ihnen. Er, der Lehrer, wollte noch hoffen, gegen alle Hoffnung, für einen, in dem Er so viel zu lieben und bewundern gesehen hatte. Inmitten dieses bunten Jahrmarkttreibens, zu dem aus allen Ihre weitere Lehre ist natürlich, daß Reichtum, Provingen Frankreiche und auch vom Auslande her Tausende aller obwohl er viele Versuchungen mit sich bringt, Stände und Nangklaffen zusammenströmten, erschien zum erstenmal durch Gottes Gnade so gebraucht werden tann, im Jahre 1672 der Armenier Pastal mit seinem bis dahin dem

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Weit und breit berühmt war im 16. und 17. Jahrhundert, auch noch zu Anfang des 18., die Messevon St. Germain, die all­während jährlich der beiden ersten Frühlings Monate abgehalten wurde. Der dem Kloster St. Germain des Prés ge hörende Meßplatz lag innerhalb der Stadtmauer und bildete ein großes Quadrat, auf allen vier Seiten umschloffen, von zweistödigen Baulichkeiten mit Arkaden vor den Zimmenfronten. In diesen Arkaden waren die Händler mit Hunden und fremdländischen Bögeln, mit Töpferwaren und Porzellan, mit feinen Leinen- und Wollstoffen, und durch die Mitte des freien Blazes liefen vier Budenreihen, in denen alle möglichen in- und ausländischen Produkte feilgeboten wurden. An Wirtschaften war kein Mangel, und selbst­verständlich fehlte es auch nicht an Seiltänzern, Kasperletheatern, Menagerien, Karussels, Musikanten, Gauklern usw.