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Wer soll denn det jeben?" Die Frauen machten entrüstete
Warten Se man de nächste Woche ab", sagte der Schlächter ,, dann köm'n Se elf Froschen jeben für's Pfund."
noch nie bemerkt. Irgend ein ausreichendes und zugleich mögliches Motiv scheint mir das Drama aber nicht zu bringen und so Gefichter. ftehe ich vor etwas Unverständlichem. Nur liebe ich nicht, mit einem Dichter allzu bitter über die äußeren Voraussetzungen feines Dramas zu rechten, am allerwenigsten, wenn der Dichter Björnson heißt. Ich will von der Unwahrscheinlichkeit, vor der ich stehe, auch gar kein weiteres Wesen machen; ich will sie nur anmerten, weil sie mir für die Natur der Arbeit charakteristisch zu sein scheint. Björnson hatte zuerst seine These und erfand dann die Handlung, die fie beweisen sollte, während ihm sonst sicherlich zuerst der Konflikt in seiner ganzen ursprünglichen Kraft aufgeht.
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Die Schweine sind ja jetzt so knapp", ftimmte seine Frau ihm bei, auf' n vorichten Markttag waren schon jar feine mehr zu haben, und in de Fleischerzeitung steht's: nächste Woche werd'n se noch knapper sein, denn jiebt's womöglich jar feine." " Ja natürlich keine Schweine" die Portierfrau lachte von
neuem.
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Na, wo soll'n Se denn herkommen? Lesen Se keine Zeitung? Die Pianistin mun entfacht nach einiger Zeit die Leidenschaft des Bei die hohen Zölle kommt ja keen Vich über de Frenze, da muß Mannes. Wie sie ihren Erfolg bemerkt, dreht sie den Spieß um und tötet man ja zahlen, was die auf die jroßen Jüter haben wollen, und die die Kranke durch ihre Mufit, durch ihre Blicke, durch ihr ganzes Be- laffen't schon nich billig" Der Schlächter fuhr sich mit der Hand tragen. Dann heiratet sie den Mann, der ihr endlich den ersehnten durch's Haar:" Ja, so teuer wie jest war's Schweinefleisch noch gesellschaftlichen Glanz verleihen soll und auch verleiht. Leider ist es nie." Seine Frau stimmte ihm zu." Sehn Se sich doch mal überall ihrer Natur nicht gegeben, tren zu fein, was für den Ehemann ja um: Neun Groschen kost de Karbinade, überall, und fieben Froschen ohne Zweifel ein fatales Faktum ist. Nach einer Weile betrügt fie's Rückenfett und denn noch mit Schwarte. Nu sagen Se, haben ihn frisch, fröhlich und herzhaft mit einem jungen Kom- Sie schon jemals sieben Froschen für Rückenfett mit Schivarte ponisten, den sie durch ihr Spiel inspiriert hat. Dieser junge Komponist erfährt aber schließlich, daß sie die unglückliche Frau" Ja, man kann bald gar nichts mehr kochen", feufzte die kleine Wisby musikalisch umgebracht hat und glaubt nun nicht mit Frau Wedel. ihr leben zu können, da sie die Gesetze der moralischen Welt verlegt habe. Nur in reiner Luft kann er arbeiten. Arbeiten aber will er. So bricht er mit ihr. Laboremus!
gegeben?"
Nee, kann man auch nicht; is auch beinah' unmöglich." Die andern stimmten ihr bei.
' n halb Pfund Rindfleisch is noch' s höchste, was unsereiner sich leisten kann." " Ja, ich toche auch nur noch Rindfleisch." Alle fochen se Rindfleisch," sagte die Schlächterfrau. So viet Nachfrage nach Rindfleisch wie jetzt war noch nie." " Ja, und wat hat man denn an Rindfleisch?" Die Lange,
Soll die These mur besagen, daß ein Mann unter allen Umständen die Arbeit seines Lebens über fein Liebesleben setzen soll, dann unterschreibe ich sofort und ohne Bedenken. Das Stück hinterläßt indessen viele Fragen. Es ist ja sehr wohl möglich, daß ein junger Komponist eine glänzende Pianistin liebt, die feine Arbeit in ungeahnter die vorhin von der Markthalle gesprochen, fah die andern herausWeise beflügelt darf er auch dann die Arbeit über alles fezzen fordernd an: ,, So' n Stück Rindfleisch, det fchnurrt ja zusammen und ein legitimes Verhältnis brechen, um mit ihr in die wie nischt und von so'n ausgekochtet Suppenfleisch soll' n Mann denn weite Welt zu gehen? Oder geht der Trauschein über die neue Kräfte kriejen?' n Mann, der derbe arbeeten muß? Dct. jeht Arbeit? Sind Legitimität und moralische Welt identische Be- doch nich."
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Se holen aber doch alle Rindfleisch," wiederholte die Schlächterfrau. Schweinefleisch fauft schon jar feener mehr, laffen' Se man aber de Bauern, det erst merken, denn schlagen die ihre Ochsen auch noch auf." „ Ja, dett wer'n se schon machen, die können nie jenng friejen!" Frau Wedel nickte vor sich hin.
griffe? Dann müßte ich ergebenst protestieren. Nach meiner ,, Nee, det jeht nich!" ummaßgeblichen Meinung giebt es auf dem Gebiet der sexuellen Händel überhaupt keine Thesen. Jeder Fall ist ein Einzelfall, der für sich beurteilt sein will, und so giebt es auch nur Ent scheidungen von Fall zu Fall. Etwas fann notwendig sein, wenn Hebbel es thut, brutal in einem andern Fall, dumm in einem dritten, verworfen in einem vierten usw. Wo sollte man für diese wechseln den Fälle den allgemeinen Maßstab hernehmen?
Die Darstellung bemühte sich nach Kräften, die mehr lyrische, als eigentlich dramatische- Dichtung zu tragen. Frau Prasch Greven berg, Wehrlin, Connard, Toni von Seyffertig und Walden waren an ihr beteiligt.
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Erich Schlaikjer.
Kleines Feuilleton.
er. Teure Zeit. Fünfundfunfzig Pfennige macht's," fagte der Schlächtermeister. Erwartungsvoll hielt er der kleinen Frau Wedel die Hand mit dem Fünfgroschenstück hin.
Sie sah ihn an, ganz erstaunt und verwirrt:" Fünfundfunfzig Pfennige? Ach nee!"
Fünfundfunfzig Pfennige!"
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" Aber aber nee, dis stimmt doch nicht. Nechnen Se doch mal nach:' n Froschen der ausjelassene Talg und' n halbes Pfund
Karbinade."
„ Macht fünfundvierzig und zehne, macht fünfund funfzig Pfennige."
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„ Kost' denn de Karbinade „ Fünfundvierzig Pfennige' s halbe Pfund, neun Froschen' s gauze. Er sagte es sehr bestimmt.
na ich sage!" Aber dabei suchte sie doch schon in ihrem abgegriffenen Die fleine Frau Wedel feufzte etwas:„ Fünfundvierzig Pfennig, Portemonnai and framte auch glücklich aus Nickelstücken und Konsummarken einen Sechser heraus:„ Na, da haben Se'n, aber fünfundfufzig Pfennige!" fie schüttelte den Kopf.
Die Milch woll'n se uus ja nu auch noch verteuern" fing eine Zweite an.
" Jawoll und lassen Se man erst die neuen Zölle durch sein," fagte der Schlächter, denn können wir erst recht noch wat erleben! Dann kann überhaupt keener mehr wat essen."
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Denn knabbern wir uns gegenseitig an."
" Und dabei so wenig Arbeit und der Winter vor de Thüre." Die fleine Frau Wedel seufzte wieder.
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Aber wie se selber leben uf ihre Jüler det muß man mal fehen" die Lange reckte sich: Ich habs mit durchjemacht. Tisch? Jiebt's ja jar nich! Immer Wein und von de teuersten Ich habe gedient bei'n Jntsbefizer oben in Mecklenburg . Bier bei Sorten, und Wildbraten und Fische alle Tage, und' s Suppenfleisch kriegten höchstens de Knechte."
" Ja, die leben! Die verstehen's schon!" Der Schlächter lachte auf.„ Ja, das is wahr! Das thun se!" Die Portierfrau nickte eifrig:" Wissen Se, bei uns ins Haus wohnt doch' n Kellner aus' n Kaiserkeller, der sagt auch, so ville haben se nie zu thun, als wenn de Landwirte bei Buschen sind. Wenn die kommen, Die effen nich, die dann jeht es: hafte was tannste was. fressen!" Aber kein ausgefochtes Suppenfleisch!" „ Nee, da werden se sich ja fein bedanken, Austern und Rebhühner groflte Frau Wedel. und Fasanen und allerhand teures franzö'sches Zeug".
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An's Suppenfleisch tönn'n wir uns de Zähne ausbeißen",
Wenn wir überhaupt noch was faufen können!"
" Na wat brauchen wir' n Fleisch? Wir sind ja bloß Arbeeter!" Die Lange schlug mit der Faust auf den Ladentisch:„ Kinder,
"' s Schweinefleisch ist jetzt überhaupt so teuer," sagte ihre Nach- eijentlich ist ja richtig, einer muß zahlen, wenn unsre großen Bauern
barin.
Ja, alle Woche kost's' n Sechser mehr." Die Frauen fingen an, ins Gespräch zu kommen.
„ Die Schlächter woll'n zu reich werden," spottete die Portiersfrau aus Nummer siebzehn.
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" Jawoll, reich werden" der Meister fuhr herum„ werd'n Sie man reich bei die Zeiten. Denken Se, wir verdienen an's Schweinefleisch hent noch was? Kaum' n Sechser."
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Na man nich zu knapp." Die Portierfran lachte.
„ Nee,' s is wirklich wahr." Die Schlächterfran fing auch an mitzureden. Sie sah von einer Kundin zur andren: Was denken Sie denn eigentlich? Denken Se, wir machen de Schweine so tener? Siebzig Pfennige fostet' s Pfund im Einkauf, nu rechnen Se mal aus, was man dran verdient, reine janischt."
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Aber in de Halle is't billiger," meinte die Portierfrau. " Nee, da is't jrade so teuer," widersprach die große Lange, die zulegt gekommen war.
" In de Halle kost' Karbonade auch neun Froschen' s Pfund und bei manche sogar' ne Mart."
Na ja,' ne Mark!"
präpeln wollen, aber warum müssen denn wir det sein, warum denn jrade wir?"
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ce. Ernst Häckel zu Hause. Ju„ Mac Clures Magazine" berichtet Herr Ray S. Baker über einen Besuch, den er dem Professor Ernst Häckel in Jena gemacht hat. Er schildert den Gelehrten als einen großen, aufrechten, kräftigen Mann, mit einem dichten weißen Bart, hellblauen Augen, die gern lächeln, einer starken und zum Herzen gehenden Stimme, einem energischen Händedruck. Sein Arbeitszimmer" nimmt ein ganzes Stockwerk des zoologischen Instituts in Jena ein. Es ist zugleich ein zoologisches Museum mit zahlreichen ausgestopften Tieren und einer Darwinschen Bibliothek. Man findet dort alles, was jemals über die Abstammung des Menschen und über die Entstehung der Arten in deutscher, englischer, französischer, italienischer und russischer Sprache geschrieben worden ist, denn Häckel beherrscht diese verschiedenen Sprachen vollständig. Ein großer Fachschrank ist augefüllt mit Häckels eignen Werken und ihren Uebersetzungen. Man muß sich erinnern, daß der Meister Hunderte von Artikeln in Zeitschriften, zahlreiche Broschüren und etwa vierzig größere Werke ver