-
752
-
Unten auf dem Hof läuft der traurige Springbrimnen platsch!| niedrigem Spann. Dies Verhältnis giebt ihm trotz seiner Länge platsch! Der Bronze- Engel vergießt Thränen, und man hört leichte und Festigkeit einen Anschein von Schwäche. Der diplomatische" Tritte auf dem Kies mit dem im Sonnenschein blinkenden Muscheln. Fuß ist auch eigentümlich. Er ist sehr stark und ungewöhnlich breit, Es sind die Kameraden, die gehen, und bald kommen die feinen mit gut entwickelten und symmetrischen Zehen. Der abergläubische" Damen, um die Dankbarkeit in den Augen des armen Studenten Fuß ist durch seine ungewöhnliche Länge und Schmalheit kenntlich. in der billigsten Abteilung leuchten zu sehen. Die feinen Linien, welche die Fußsohle überall bedecken, geben die genauesten Hinweise auf den Charakter. Sie entsprechen ganz den Linien der Handfläche, welche die Chiromanten so genau prüfen.-
-
Kleines Feuilleton.
bt. 73. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zn Hamburg . Der Montagnachmittag und der ganze Dienstag wurde mit Vorträgen in den einzelnen Abteilungen ausgefüllt.
In der Abteilung für Physik erregte großes Intereffe die sprechende Bogenlampe des Professor Simon aus Göttingen , welche ihre Anwesenheit fast der ganzen Stadt kundgab; sie sprach nämlich nicht im engen Hörsaal, sondern sandte die Worte, die man ihr zurief, ohne Hilfe des leitenden Drahtes, lediglich durch ihr weithin sichtbares Licht, mehrere hundert Meter weit fort, wo sie wieder in vernehmbare Laute zurückverwandelt wurden. Es wurde also ihre Anwendung zum drahtlosen Telephonieren gezeigt.
Theater.
n. Buntes Brettl.( Direttion Bausewein). Im Alexanderplatz - Ueberbrettl wartete man am Dienstag mit einem neuen Programm auf. Gefungene und deklamierte Richtigkeiten, geistlose Wigeleien und wißlose Obscönitäten bildeten Anfang, Mitte und Ende der vorgetragenen Ueberkunst. Doch das wäre weiter nichts Neues! Das Neue brachte Emanuel Reicher , der Liliencronsche Gedichte recitierte. Reicher führte mit diesen Recitationen wenigstens auf einige Minuten die Kunst auf's Brettl. Mit dramatischer Wucht baute sich die Ballade von„ Pidder Lüng" mit dem Schlußrefrain„ Lewwer duad üs Slaav" auf; neckisch und launig wurden die Worte des Vortragenden, als er das Gedicht vorlas von den sieben Friesenmädels, die von der Wiese kamen, ,, wo die roten Kühe grasen", und wieder andere Töne wußte er in dem Gedicht„ Die neue Eisenbahn" anzuschlagen. Derartige Borträge, in denen Schauspieler von Beruf und Bedeutung uns mit den Schöpfungen moderner Dichter bekannt machen, sollten in der Hauptsache die Brettlprogramms füllen; dann würde das Neberbrettl in Wirklichkeit das sein, als was es sich gerne aufspielen möchte: eine Pflegstätte lyrischer Kunst.
Dieses Zauberkunststück oder vielmehr dieses Wunder, das alle Wunder des Altertums und auch alle Wunder der modernen Spirits und Geister weit hinter sich läßt, tam in folgender Weise zu stande: Auf dem Dache des Johannis- Gymnasiums avar eine elektrische Bogenlampe aufgestellt, die ihr Licht nach allen Seiten sandte; durch einen großen Scheinwerfer wurde es aber vornehmlich nach dem Dache des Physikalischen Staatslaboratoriums Dr. Arthur Pserhofer trug selbstverfaßte Glossen, Verse geworfen, wo Professor Simon, umgeben von zahlreichen Mit- und satirische Epigramme vor; auch eine Duoscene von ihm," Dichtergliedern der Versammlung, neben einem großen Hohlspiegel stand; schmerzen", wurde aufgeführt. Die Verse und Epigramme Pierhofers Dieser Hohlspiegel fing das Licht der Lampe auf und warf es waren noch allenfalls zu ertragen, obwohl Vortragsweise und Organ Konzentriert auf eine feine Selenzelle, in deren Stromkreis ein des Autors sehr zu wünschen übrig ließen. Die" Dichterschmerzen" Telephon eingeschaltet war. Wurde nun auf dem Johannis- aber, die von einem Autor, seinem Theaterstück und ihren ErlebGymnasium zur Lampe gesprochen, zeigte sie aller- nissen bei der Theaterdirektion, der Tragödin und der Censur erdings in einer uns nicht sichtbaren Weise, daß sie alles zählen, wirften fade und langiveilig. recht gut verstand. was unser Auge nicht wahr Benno Jacobson's Pantomimchen So was nehmen konnte, machte sich bei der Selenzelle geltend; diese ist em- passieren", ein Abenteuer eines alten Herrn, der sich amüsieren will, pfindlich für jede fleinste Lichtschwankung und änderte ihren elek- war in feiner ausgesuchten Gemeinheit geradezu widerlich. trischen Widerstand genau im Rhythmus der stärkeren und schwächeren Belichtung, also genau im Rhythmus der Worte und Töne, die in einer Entfernung von mehreren 100 Metern in der Nähe der Lampe ertönten. In diesem Rhythmus wurde also auch der Strom, der zum Telephon führte, geändert, und dieses gab daher die Worte deutlich zurück. Noch steckt diese Telephonie ohne Draht in den Kinderschuhen; wie weit sie sich einmal auswachsen wird, vermag heute natürlich noch niemand zu sagen.
11
Aber
so
Tann
Im Uebrigen erschienen die Herren auf der Bühne mit den unerläßlichen Sezessionsübergamaschen, mit flatternden Künstlerkravatten und brannen Sammetjacketts; die Damen sprachen und sangen mit mehr oder weniger heiserer Stimme; Marcell Salzer schließ lich, deffen artistische Leitung inid dessen respektables schauspielerisches Können anerkannt werden muß, erntete als zweiter Schreiber in Hans Brennerts Hafenpfote", die zum Hundertstenmale an diesem Abend in Scene ging, wohlverdienten Beifall.-
Humoristisches.
Doch erkannt. Sonntagsjäger: Hier fasse meinen selbsterlegten Hasen einmal an, er ist noch warm. Bekannter:" Das wundert mich; die Wildpretläden pflegen doch nicht so stark geheizt zu werden."
-
-
Nie verlegen. Nicht wahr, Männchen, wenn Du Deinen Prozeß gewinnst, dann kaufst Du mir das schöne, blaue eleid, welches ich mir so lange gewünscht habe?"
„ Meinetwegen!
Wenn ich ihn nun aber verliere?" " Dann natürlich ein schwarzes!"
Notizen.
k. Der Fuß und der Charakter. Die neueste Schrulle der englischen Gesellschaft, die sich schnell überall verbreitet, ist die Pedologie", das Erkennen des Charakters aus den Linien der Füße. Der Klient betritt das Zimmer des dieser Wissenschaft Kundigen, und läßt beim Fortgehen Fußabdrücke zurück, aus denen dann sein Charakter gelesen wird. Ein bisher als Chiromant befaunter Professor" Osman will der wahre Entdecker der neuen Wissenschaft sein. Er hat mehrere Jahre lang die Füße auf ihre für den Charakter bezeichnenden Eigenschaften hin studiert. Er hat eine Sammlung, die eine große Menge Fußabdrücke von Männern und Frauen in den verschiedensten Lebenslagen umschließt. Der Professor ist überzeugt, daß die Pedologie eine viel zuverlässigere Wissenschaft ist als Phrenologie, Physiognomik oder Chiromantie. Professor Osman spricht sehr beredt von dem„ Ausdruck der Füße", die, wie er behauptet, ein besonders wahres Bild des Charakters geben müssen, weil der Fuß vom Bewußtsein nicht kontrolliert werden kann. Ein Mensch kann seinen Gesichtsausdruck durch Zusammenziehung gewisser Muskeln beeinflussen, und sogar auf die Linien der Hand wirkt der e. Leo Tolstoj arbeitet an einer Erzählung, die er „ Die Geist unbewußt. Aber auch die größte Anspannung der Gedanken Alten" betitelt hat. kann die Linien der Füße nicht ändern. Professor Osman wendet den Knöcheln besondere Aufmerksamkeit zu. Der runde muskulöse des Rathauses) spricht am Freitag, abends 8 1hr, Wilhelm -Im Verein zur Förderung der Kunst( Bürgerfaal Knöchel, der von häßlichen Ecken frei ist, deutet, wie er sagt, pohr über„ Multatuli , der Mensch und Künstler". auf eine erregbare Natur. Die Knöchel dieser Art find natürlich unter Frauen viel allgemeiner als unter Männern. Ein Im Anschluß an den Vortrag werden Stellen aus den Dichtungen Sreiter Knöchel ist das Zeichen eines fräftigen Willens, und deutet in der Regel auf ein starkes Gemüt. Doch bedeutet ein May Halbe arbeitet an einer Komödie, die voraussichtlich sehr schmaler Knöchel nicht immer einen schwachen Willen. Ein hoher den Titel, Walpurgisnacht" führen wird. Spann weist gewöhnlich auf einen sehr unpraktischen Geist. Ein sehr hoher Spann gehört in der Mehrheit der Fälle einem Träumer an. Eine der deutlichsten Typen ist der Fuß der Dame der Gesellschaft. Er wird von Professor Osman als runder oder gemischter" Fuß klassifiziert. Er ist klein und symmetrisch, hat aber eine in die Augen fallende Sonkavlinie zu beiden Seiten am Ballen. Der genane Gegensatz ist der sogenannte viereckige Fuß des Mann tveibes". Aerztinnen haben einen eigentümlichen Fuß, den man leicht erkennen kann. Felig Weingartu er hat seine Orestes- Trilogie Er hat weniger Biegungen als der Gesellschaftsfuß und nähert sich mehr der viereckigen Form. Der( Agamemnon "," Totenopfer"," die Erinnyen") beendet. Die Oper gewöhnlichste Typus unter Männern ist der praktische oder kauf- wird noch in diesem Jahr im Leipziger Stadt- Theater männische Fuß. Er hat von einem Ende zum andern ziemlich diedie Erstaufführung erleben. selbe Breite. Der" mürrische" Thpns ist dagegen groß und flach,- Die Bayreuther Festspiele finden im nächsten mit ungewöhnlicher Breite über dem Ballen und verhältnismäßig Jahr wieder statt. Haus Richter siedelt nach Bayreuth über. Verantwortlicher Redacteur: Carl Leid in Berlin . Drud und Verlag von May Bading in Berlin .
"
Multatulis recitiert werden.
-
-
-
- Das schwarze Schäflein", ein neues Schauspiel von Richard Skowronnet geht am Donnerstag im Ham burger Thalia theater zum erstenmal in Scene. Marschners Hans Heiling " wird im Oktober neu einstudiert, unter Mucks Leitung, im Opernhause in Scene gehen; Baptist Hoffmann wird die Titelrolle fingen.
-
-