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In der folgenden Nacht konnte keine der beiden armen Kranten ein Auge schließen. Sie hatten ja einen so schönen ereignisreichen Tag verlebt. Sie lagen nun da und lauschten, wie es vom Dach tropfte, tid tad, tic tac.

Bulegt flüsterte Hanne in fieberhaftem Eifer: " Ich glaube, wir können nicht zusammen reisen. Mir ist so fchlecht, daß ich noch warten muß.

Familie dabei, und die alte Grete füßte dieses Bild, die dicken| Eigentümlichkeit besteht aber darin, daß der fragliche Hautfleck, der Bangen des fleinen Andres füßte fte zweimal und seinen Vater das Haarbüschel trägt, verdickt ist. Wenn die Verhornung der Haut noch öfter. noch weiter fortschreitet, so läßt sich denken, daß die Haare an dieser Stelle überhaupt verschwinden, und es würde eben das entstehen, was wohl schon jedem, auch wenn er nicht eingehender mit dem Körper eines Pferdes vertraut worden ist, an deffen Vorder­beinen aufgefallen ist. Beddard hat nun aber außerdem noch eine andre Uebergangsform bei einem Halbaffen gefunden, der wirklich am Handgelenk eine Hautschwiele besigt, neben der ein Haarbüschel vorhanden ist. Wird das letztere ganz fortgedacht, so bleibt me das Mutterband des Pferdes übrig. Diese Erklärung der körper­lichen Eigentümlichkeit des Pferdes, über die schon viel geschrieben und gesprochen worden ist, hat eine große Wahrscheinlichkeit für sich, zumal die Mutterbänder oder Kastanien genau an derselben Stelle des Pferdefußes zu finden sind, wie jene Haarbüschel bei den andren Säugetieren. Musik.

" Du sollst sehen, das wird schon beffer, liebes Hannchen," tröstete Grete freundlich. Ich kann jetzt auch nicht den Kopf aufrecht halten, aber warte nur: Morgen geht es sicher, wenn ich erst wieder meine Kinder und das Billet ansehen kann." Der Morgen graute, und Grete lieferte der Pflegerin mit feierlichem Ernste ihr Spargeld ab. Wollen Sie so freundlich sein und dafür sorgen, daß ich ein recht schönes Kleid für das Geld bekomme," sagte sie eindringlich. Was will Sie denn damit?" fragte die Schwester gleichgültig. " Ich will es haben, wenn ich zu Mister Andres nach Amerika  reise; hier ist das Billet!"

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Die Pflegerin lachte und murmelte etwas, das die Kranke nicht hören konnte; und das war gut, denn so ein Wort kann töten.

Es war qualmig und ungesund in dem Kleinen Krankenzimmer. Der Doktor fah es mit jedem Tage klarer, daß bald für andre Batienten Platz werden würde. Doch bei den beiden, die verurteilt waren, die Welt zu verlassen, blühte noch die Hoffnung. Mit freudigem Mut entwarfen fie Pläne für die Reise, die lange Reise über den Ocean, und lebten in ihren Illusionen reicher und glücklicher, als sie es in der Wirklichkeit je gewesen waren.

Jetzt stand es fest, sie wollten auf einander warten und zusammen reisen, doch die alte Grete hielt nicht Wort. Sie reifte zuerst, zwar nicht nach dem großen Land im Westen, sondern in das stumme, rätselhafte Land des Todes. Sie reiste eines Abends in dem Augen­blick, da die Somne unterging und sie den großen Andres und den fleinen Andres zur Guten Nacht" gefüßt hatte.

Hanne verlor mun mit einem Mal den hellen Glanz in den Augen, der sie so verschönt hatte, doch statt dessen schlummerte jegt in ihnen eine stumme, geduldige Bitte.

Zwei Tage später war auch sie zu der großen Reise bereit. Zwei armselige, schmucklose Särge wurden an demselben Tage in zwei schnell vergessene Gräber auf dem sogenannten Armen- Kirch hofe herabgelaffen. Und die Böglein fangen vom Frühling und nenen Leben, und die Bäume grünten und das Gras wuchs immer dichter.

Andre Lente zogen in das Krankenzimmer. Das Leben ging feinen Gang mit demselben Streben, derselben Sehnsucht, derselben Unruhe wie immer, doch niemand dachte mehr an die alte Grete und die kleine Hanne, die zusammen in das große, unbekannte Land gereist waren.

Kleines Feuilleton.

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scher zu sputen an. In den sogenannten " Draußen im Walde" bei Kroll fängt es mm immer gespenstis Strauß" Non­zerten des Berliner   Tonkünstler- Orchesters", der eigentlichen Pflegestätte der gegenwärtigen Musikproduktion, gab es am letzten Montag so eine Art Hexensabbat von allem erdenk lichen modernen Zauberzeug, bei dem die Dissonanzen und Mißtöne und Bizarrerien einander nur so jagten. Mag man über, das Einzelne noch so ungünstig urteilen: ein Verdienst ist es immer, uns einmal die Thatsachen jener Produktion vorzuführen.

Es hat Interesse, über die einzelnen Werke in der Reihenfolge ihrer Borführung zu berichten. Als erster fam der Jüngste der Ausgewählten daran, Leo Blech  , geb. 1871 in Aachen  , derzeit in Prag   lebend. Bisher wußte man von ihm in weiteren Streifen wohl nur durch Auf­führungen seiner sinfonischen Dichtung Die Noune" in Frank­ furt   a. M. sowie in Dresden   und seines Chorwertes" Sommernacht" in Würzburg  . Diesmal kam eine die Formgattung eines Schiffer­liedes" oder Bartengesanges" einhaltende oder auch überschreitende

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Barcarole   Trost in der Natur" zur Aufführung. In der Haupt­lodien der Streicher und üppiger Figuren der Bläser, die etwa sache handelt es sich um eine Nebeneinanderstellung freudiger Me­Naturscenen wie sprudelnde Wasserfälle oder dergleichen zu charal­terisieren haben. Das fast völlige Ausbleiben eines Beifalls war doch wohl eine Mißhandlung dieses zwar nicht bedeutenden, aber jedenfalls hörenswerten Stückes. Etwas mehr Erfolg hatte ein Bruchstück von dem in Berlin   wirkenden Komponisten und Musikkritiker Paul Ertel  ( geb. 1865 zu Bofen), dessen sich bereits einigemal unire Philharmoniker angenommen haben. Einer Sinfonie, Harald" war die II. Abteilung( Liebesscene)" entnommen worden. Mit solchen Herausreißungen ist nun einmal nichts Rechtes anzufangen, am enigsten dann, wenn eine Situation, wie hier die einer Liebes­ſcene", in einer Weise vertont ist, daß man fortwährend fragen muß, wieso das gerade eine Liebesscene" sei. Das eine fonnte man allerdings ersehen, daß der Komponist die Kunst des vielstimmigen Sazes geschickt beherrscht und mit der Klangschönen Fülle seiner instrumentierten Stimmen einen sozusagen berauschenden Eindruck erreicht. Von einigen thematischen Erinnerungen an Bekanntes ist das Werk nicht freizusprechen; sie kommen insbesondere aus der Gegend her, in welcher das Gebiet Mendelssohns in das Wagners übergeht.

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t. Ein rätselhafter Körperteil des Pferdes ist von dem Zoologen Beddard auf seine Entstehung genauer untersucht worden. Es sind die eigentümlichen rauhen Schwielen an den Wohl nur der Solistenleistung halber fand das nächste Stück einen Borderbeinen ein wenig oberhalb des Fesselgelenks, die in deutscher größeren und zwar steigenden Beifall, dem sich jedoch beim zweiten Sprache gewöhnlich als Mutterbänder, in der englischen als Kastanien Hervortreten des Komponisten ein schlußgebietendes Bischen gesellte. Das bezeichnet werden. Die Naturforschung hat es sich abgewöhnt, bei Werk wirkt denn auch gar zu herausfordernd. Dr. Otto Neigel, derartigen Bildungen nach dem Zweck zu fragen, aber sie will ihre geb. 1852 zu Faltenburg in Pommern  , als Pianist, Dirigent und Entwicklung fennen lernen. Beddard macht nun darauf aufmerksam, Konservatoriumslehrer viel herum- und als Opernkomponist nicht daß sich bei vielen Säugetieren, die ihre vorderen Glieder zu Greif- durchgekommen, derzeit Musikreferent der Kölnischen", hat mit oder Kletterorganen oder überhaupt noch zu andren Zwecken, als seinem Klavierkonzert op. 26 wohl das Bizarrste und zum Teil denen ter Fortbewegung benußen, ein Büschel Büschel langer Mißtönendste gegeben, was uns bisher untergekommen. Den eigene Haare auf dem Handgelenk findet. Der Zoologe hat eine große artigen Theoriekopf, der daraus spricht, wird am ehesten der aus Zahl von Säugetieren daraufhin untersucht und diese sonderbaren erkennen fönnen, der es einmal unternehmen wird, ein ausführliches Haarbüschel bei vielen Gattungen aus den Ordnungen der Beutel- Lehrbuch der Rhythmik und Metrik zu schreiben, und der dazu nicht tiere, Nagetiere, Fleischfresser und Halbaffen gefunden; bei manchen bald wo passendere Beispiele finden wird, als in jenem Stüd. Der Zieren waren sie schon durch frühere Beobachter bemerkt worden. Komponist spielte selber; seine fühle Ruhe dort, die sich vor Ver­Sie fehlen bei den Huftieren mit Ausnahme des Klippdachses, einer zweiflung oder Spott hin und her frümmenden Kritiker hier das Tierform, die zugestandenermaßen einen besonders altertümlichen war jedenfalls ein intereffanter Anblick. Nachher kam eine Typus dieser Gruppe darstellt. Gewöhnlich, aber nicht immer, endet gelungene Parodie auf das Neißelsche Stüd. Doch nein: ein dicker furzer Zweig des Radialnerven an der Hautstelle, die jene so hatte es unser Singakademie- Direktor Georg Sch it Haarbüschel trägt. Diese sind ähnlich denen, die am Kopf derselben mann( geboren 1866 zu Königstein   in Sachsen  ) nicht gemeint, als Säugetiere zu finden sind, z. B. den Schnurrbarthaaren der Kazze. er seine Variationen und Doppelfuge über ein lustiges Thema" Beddard hat sich mun gefragt, warum diese so weit verbreitete Eigen schrieb und dirigierte und von sehr lebhaftem Beifall begrüßt fand. tümlichkeit bei den Huftieren mit Ausnahme jener einen altertümlichen Das Thema ist von dem It- Charakter, den auch unsre Klassiker zu Gattung gänzlich fehlen sollte, und glaubt eben festgestellt weilen für ihre Variationen liebten, das Ganze ein Stück Humor, zu haben, daß die sogenannten Mutterbänder oder Kastanien des wie er uns innerhalb der gegenwärtigen oft recht griesgrämigen Pferdes nichts andres find als ein umgewandeltes Ueberbleibsel Mufit recht sehr wohlthut. Die Veränderungen im ganzen un jenes Störpermerkmals. Auf den ersten Blid mag wenig Aehnlichkeit gefähr zehn wissen jedoch aus ihrem Urbild sehr Mannigfaltiges zwischen der harten Schwiele an den Vorderbeinen der Pferde und herauszuschlagen: so die sechste( nach meiner flüchtigen Zählung) eine Esel und jenen Haarbüscheln bei den andren Säugetieren bestehen, Art Trauermufit, die siebente ein ganz besonders übermütiges Toll­aber die Art der Ausbildung, die Beddard bei einem Gürteltier, dem werk, die achte einen idyllischen Gegensatz dazu. behaarten Sturzfuß( Dasypus villosus), gefunden hat, erleichtert den Vers gleich. Bei diesem Tier ist das Haarbüschel am Handgelenk vorhanden, aber es besteht nicht mehr aus etwa sechs dicht zusammenstehenden Haaren wie gewöhnlich bei den andren Tieren, sondern die Haare find nicht viel größer als auf der übrigen Hautfläche, fie find auch zahlreicher und über einen größeren Fled verbreitet. Die wichtigste

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Die sozusagen prometheisch angelegte finfonische Dichtung Prometheus" von Liszt   nahm sich nach all dem beinahe zahm aus. Und wenn sich jemand tags darauf bei den Philharmonikern von all dem durch das Anhören von Beethoven   und Schubert erholte, so wird man's ihm nicht gut verdenken können. Herr Konzertmeister Anton Witek   freilich, der das erste Violinkonzert spielte, ist ein