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Könige durchzugehen und zu untersuchen, welche Namen den Charak- ihren vielen Hunderten bont Silben und Wortzeichen teren der Juschriften sich am leichtesten anschmiegten. Cyrus und machte die Aufgabe freilich sehr schwer und und langwierig. Canibyses fonnten es nicht fein, weil die beiden Namen der In Mit Hilfe von Silbenverzeichnissen, die sich in Ninives schriften feinen gleichen Anfangsbuchstaben hatten, es konnte überhaupt Ruinen vorgefunden haben, und den nahe verwandten, übrigen weder ein Cyrus noch ein Artagerges sein, weil der erste Name im semitischen Sprachen war man schon gegen 1860 soweit gelangt, Verhältnisse zu den Charakteren zu kurz und der zweite zu lang war. sich assyrische Texte ziemlich richtig zu erklären. Heute- 100 Jahre. Es blieben mir also nur noch die Namen des Darius und Kerres nach Grotefends grundlegender That ist die Keilschriftforschung übrig, und sie fügten sich in die Charaktere so leicht, daß ich in die soweit entwickelt, daß es ausführliche Grammatiken und dickleibige richtige Wahl derfelben keinen Zweifel feten tonte. Dazu lam, daß in der Wörterbücher der babylonisch- assyrischen Sprache giebt, daß man Inschrift des Sohnes dem Vater gleichfalls der Königstitel beiges neue babylonisch- afsyrische Texte mit der nämlichen Sicherheit liest, legt war, aber nicht so in der Inschrift des Vaters.. Der Vater wie etwa eine griechische Schrift. Neber den reichen Gewinn, den des Darius , Hystaspes nach griechischer Aussprache, war nämlich nicht die geschichtlichen Wissenschaften schon bis heute aus den Ergebnissen König. der Reilschriftforschung gezogen haben, ist es kaum noch nötig, viele Soweit war Grotefend gelangt auf dem Wege einer Reihe von Worte zu machen. Nicht nur die äußere Geschichte von Vorderasien scharfsinnigen Hypothejen. Diese Hypothesen aber empfingen den ist dadurch in ein ganz neues Licht gerückt worden, das gesamte KulturBeweis ihrer Nichtigkeit, wenn die drei Namen, Xerges, Darius , leben von Assur und Babel wird immer mehr bis in seine geheimsten Hystaspes, die Grotefend in seinen beiden Inschriften entdeckt haben Falten erschlossen. Man kann bereits von einer förmlichen babywollte, sich den Keilschriftzeichen ohne Gewaltsamkeit und Wider- lonischen Litteratur mit epischen, lyrischen Gedichten usw. sprechen. sprüche so anpassen ließen, wie sie in persischem Munde lauten Wieviel Licht schon auf die biblischen Bücher von der Keilschriftforschung mochten. Das war der Fall, und damit erfuhr Grotefends Ent- her gefallen ist, darf jezt als allgemein bekannt gelten. Noch viel zifferungswert seine Bestätigung. Er hatte angenommen, die Sprache mehr aber ist von der Zukunft zu erhoffen: die Sumerologie, d. h. der persischen Keilinschriften sei identisch mit der des Zend- Avesta, der die Erforschung der Sprache, Geschichte und Kultur des Volkes der heiligen Schrift der von Zoroaster begründeten Religion, die ehemals Sumerier, die vor den Semiten in Babylonien gehaust und den im Perserreich geherrscht hat und jetzt als ihre letzten Anhänger legteren die Kulturkeine übermittelt haben, steckt erst in den Andie Parsen zählt. Demgemäß hatte er als persische Form des fängen. Hier darf man noch einer reichen Ernte entgegensehen. Da Namens Hystaspes Goschasp, Gostasp, Histasp oder Wistasp gesetzt, geziemt es sich wohl, mit dankbarer Verehrung an den Mann zu weil er sich so im Bend- Avesla findet. Nun ließ sich mit Hilfe der gedenken, der vor hundert Jahren den ersten Schritt auf dem Gedurch die Entzifferung der Namen Xerges, Darius und Hystaspes biete der Keilschriftforschung gethan hat, an Georg Friedrich gewonnenen Buchstabenwerte das persische Wort für König" lesen: Grotefend.- C. es lautete wie im Zend, und damit war ein weiterer Beweis für die Richtigkeit von Grotefends Entdeckung geliefert.
Seine Forschungen über die Feststellung von etwa einem Dußend Buchstaben hinaus weiterzuführen, war Grotefend nicht vergönnt. Dazu fehlte es ihm teils an genügender Bekanntschaft mit den orientalischen Sprachen, teils an hinreichend umfänglichem In fchriftenmaterial. Diese Kalamität blieb auch noch während der nächsten Jahrzehnte bestehen. Immerhin aber gelang es dem Bonner Orientalisten Lassen Mitte der dreißiger Jahre, in einer Inschrift des Darius ein Verzeichnis der Provinzen des Berjerreichs aufzufinden und mit Hilfe davon das von Grotefend aufgestellte Alphabet teils zu berichtigen, teils zu vervollständigen. Zum Ziele geführt fonnte das von Grotefend so genial begonnene Entzifferungswert erst werden, als das bis dahin äußerst spärliche Material der Forschung eine große Bereicherung erfuhr, als der englische Offizier Henry Rawlinson 1835-37 eine umfangreiche Zuschrift des Darius abschrieb, die sich am Behistan- Berg in Medien findet und ausführlich die Ereignisse während der ersten Jahre der Regierung des Darins berichtet. Rawlinson selber that, indem er auf Grotefends und Lassens Ergebnissen weiter baute, das Beste, um die BehistanInschrift nußbar zu machen, sie zu übersehen, zu erklären und die früheren Resultate durch sie zu berichtigen und zu ergänzen.
Kleines Feuilleton.
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dg. Witwen. Fünf Froschens habe id jeben müssen, Fran Doktorn," sagte die Aufwartefrau und legte das Fleisch auf den Tisch. Haben Se bloß Worte? Fünf Froschens for' n halbes Pfund Rindfleisch!' s wird immer schöner mit de Zeiten!" " Ist es denn gut? Ach, es sind ja Knochen bei und fünf Groschen? Das ist doch kaum möglich. Fran Werter, Sie haben sich geirrt."
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Nee, hab' ick jar nich, ich hab' noch ufgemuckt und' n paar andre ooch.' s is ja aber aflens so deier, und de Meestern sagt, ' s wird noch deirer, und denken Se mal,' s Rückenfett, det tost' jetzt schon acht Froschen, man kann bald drocken Brot essen, nich mal mehr zu Schmalz langt's."
„ Aber fünf Groschen!" Fran Doktor schüttelte den Kopf. Sie hatte das Fleisch ausgewidelt und war dabei, es aufzubringen. Wo das hinaus foll!" Sie feufzte.
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Die Aufwärterin sah von ihrer Arbeit auf:" Ick toche schon lange teens mehr, Fran Doktor, dis können Se mich man glooben. Belkartoffeln und Häring und dazwischen Mehlsuppe, und wenn' s mal wat Besondres sein soll, jeh ich nachjs Fischgeschäft und hol mir Schellfischköppe, die jiebt's für umsonst und mit Bollen ran hat man ne feine Suppe. Aber daß nu ooch schon's Rückenfett deirer wird Ach jeh!"
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Ja es sind wirklich schlimme Zeiten!" nickte die Frau Doktor. Fott und wenn Sie nu auch schon flagen wollen, Frau Doktorn, soll ich'n denn thim? Ich arme Wittfrau!"
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,, Bin ich etwa feine?" Frau Doktor lachte etwas.
„ Aber dett is doch noch was andres, Frau Doktorn; und Se haben Ihre Pension, was habe ich'n? Bloẞ wat ick verdiene."
Sie haben aber auch nich so viel Ausgaben, Fran Werther." Die Frau Doktor fegte sich auf den Küchenstuhl und begann Kartoffeln zu schälen: Ach ja, Frau Werther, Pension,' s hört sich nach was an und ist gar nichts. Die geht fast für die Miete drauf, denken Sie mal fünfhundert Mark Miete, das brauchen Sie nicht zu zahlen!"
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Nu nee, Frau Doktorn, ick wohn aber auf'm Hof 4 Treppen. Die Aufwärterin lachte: und wenn Se so ville nich jeben wollen, is't doch Ihr freier Wille."
Um wenigstens einen Begriff davon zu geben, wie diese wichtigste der persischen Keilinschriften sich ausnimmt, jei ein Stückchen daraus wiedergegeben, das die Niederwerfung eines Aufstandes der Meder unter einem gewissen Fravartisch erzählt und uns den Großtönig Darius als einen ziemlichen Gemütsmenschen bewundern läßt; er berichtet nämlich also darüber:„ Als ich nach Medien kam, da ist wat eine Stadt mit Namen Kudurusch in Medien, dahin war jener Fravartisch, der sich König in Medien nannte, gegen mich mit dem Heere gezogen, um eine Schlacht zu liefern. Darauf lieferten wir eine Schlacht, Airamajda brachte mir Beistand, durch die Gnade Auramajdas schlug ich das Heer des Fravartisch gar sehr.. Dar auf zog jenter Fravartisch mit wenigen Reitern dabin, wo eine Gegend mit Namen Raga in Medien ist. Darauf fandte ich ein Heer gegen diese, Fravartisch wurde ergriffen und zu mir geführt, ich schnitt ihm Nase, Ohren und Zunge ab, ich stach ihm die Augen aus an meinem Hofe wurde er gefesselt gehalten, alles Volt jah ihn. Dann ließ ich ihn in Ekbatana frenzigen..." Die Erforschung der persischen Keilschriften darf seit der Mitte des 19. Jahrhunderts als" So?" meinen Sie? Die Dame winkte ihr ironisch zu:„ Ach, abgeschlossen gelten und wird es bleiben, bis einmal neue Inschriften wenn Sie wüßten! Sie fönnen auf'm Hof wohnen in einer Stube, aufgefunden werden sollten. Der geschichtliche und vor allem der für Ihren Stand gehört sich's ich fann's nicht als Doktorwitwe. Sprachwissenschaftliche Wert der vorhandenen ist ganz gewiß nicht Sie schicken Ihre Kinder in die Gemeindeschule und haben's frei. gering. Aber die Hauptbedeutung der persischen Keilinschriften liegt Jch muß schön zahlen auf'm Gymnasium, und all die Bücher, die doch darin, daß sie der Schlüssel zur Enträtselung der babylonisch mein Junge braucht, und gut angezogen gehen muß er auch." assyrischen Litteraturdenkmäler und Steinurkunden gewesen sind. Seit den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts fanden auf dem Boden von Ninive und Babylon und auf anderen Ruinenstätten des Zweistromlandes Ausgrabungen statt, die außer Tempeln, Baläften, Bildwerken und anderen Atertümern eine unermeßliche Menge von Keilinschriften in der semitischen Sprache der Babylonier und Assyrer aus Tageslicht förderten. Man bemerkte bald, daß die Schriftzüge, womit die Backsteine, Thonprismen, Steintafeln von Affur und Babel bedeckt waren, identisch sind mit denen der dritten Gattung auf den Achämeniden- Inschriften, die man also als babylonisch- afsyrische Uebersetzung der altpersischen Texte in Anspruch nehmen durfte. Das Altpersische aber las und verstand man Das Persische der Inschriften von Behistan und Persepolis leistete also für die Entzifferung der babylonisch- assyrischen Keilschrift die nämlichen Dienste, wie die griechische Uebersegung des Steines Herablaffend auf die Schulter.« Ich rede so mit Ihnen, weil Sie von Rofette für die Erschließung der Hieroglyphen. Der' ne anständige Frau sind, aber das können Sie mir mur glauben, tomplizierte Charakter der babylonisch afsyrischen Schrift mit wir armen Witwen find übel dran."
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" Ja, ja, Frau Doktorn, aber Se fönnen's doch, und haben's doch" Die Aufwartefrau schlug die Arme über die Brust:" Jott, Frau Doktor'n, wenn ich Ihre Pension hätte! Dett wär' ja'n Leben wie'n Herrjott. Ich nehm' mir' ne Wohnung für dreihundert und denn' ne Stube vermiet' und zuverdient, und de Jungens ooch noch ranjebracht mit Zeitungstragen, denn könnten wir ooch mal für fünf Froschen Fleisch kooren, denn würde ich noch sparen."
„ Könnten Sie auch, Frau Werther," nickte die andre. Sie könnten es, ganz gewiß! Aber ich? Zuverdienen? Womit denn? Sticken wär' noch das einzige, was man austandshalber machen kann. Lohnt denn das aber? Und wenn man zurückdenkt, wie man es gewöhnt war" Sie seufzte auf.„ Gesellschaften geben? Das kann man gar nicht, und' ne Vadercise machen? Davon steht nichts drin! Ach Gott ja, Frau Werther" fie stand auf und klopfte der Aufwärterin freundlich
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