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Vors: Und wie ist's mit dem Betrunken- Nachhausekommen?" Gatte: Das geb' ich ohne weiteres zu... aber wer ist schuld? Sie mit ihren Kagen!"

Gattin: s alles nit wahr! Ms Hausmeistern hab' ich zwei, drei Kazen.. Sie werden aber von den Parteien gefüttert, mich kosten f' feinen Suzer!"

Gatte: Hoher Gerichtshof! Sie hat achtzig Kagen! Achtzig Katzen! Ich hab's gezählt, ich beeid's!"

Gattin: Und ich beeid', daß nur zwei, drei find!" Gatte:" Ich hab' Zeugen für achtzig... ich könnt' auch die achtzig Stazen herbringen

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Bors: Nein, nein! Wir werden nicht über die Katzen als Chefcheidungsgrund verhandeln!"

Ser Geburt bedürfen die Seehunde kaum eines Milchgebiffes. Die, und gebe für die Wirtschaft seit langem tein Geld. Das Paar ist Milchzähne erscheinen, denn auch bei den jungen Tieren in sehr ver- seit zwanzig Jahren verheiratet. fümmertem Zustande. Auch bei dem untersuchten Eremplar hat Borsigender: Was sagen Sie dazu, Herr Biena?" Nehring, der in der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" darüber Gatte: Ich geb' ihr kein Geld, weil sie alles für ihre Kazen berichtet, nur zwei sehr reducierte Milcheckzähne und zwei ebensolche braucht." schwache Milchbackenzähne feststellen können. Die definitiven Zähne waren entweder bereits durchgebrochen, oder sie waren nahe daran, durchzubrechen. dunt, Tas Jnteressanteste an diesem Seehundsjungen waren aber zwei Merkmale, die auf Beziehungen zu andern Tiergruppen hinwiesen. Das Tier hatte nämlich eine fleine, aber doch deutlich hervortretende Ohrmuschel, und dann waren feine Krallenspißen sehr start, fast haken­förmig gekrümmt, und zwar sowohl an den Vorder- wie an den Hinterflossen. Aus diesen beiden Merkmalen, die ohne Zweifel Ueber­bleibsel aus der Ahnengeschichte der Sechunde darstellen, läßt sich ein Schluß auf die Abstimmung dieser Tiergruppe ziehen. Die Flossen­fäugetiere bilden drei Familien, die Walrosse, Ohrenrobben und See­Hunde. In ihrer Gestalt schließer sich alle Flossensäugetiere so sehr an Landtiere an, daß sie ohne Zweifel früher einmal auf dem Lande gelebt haben. Zwar sind ihre Gliedmaßen in Flossen übergegangen, aber an diesen ist doch noch einigermaßen die Form von Beinen mit Zehen und Krallen zu unterscheiden. Die Ohrenrobben haben die ur­sprüngliche Form wohl noch am meisten bewahrt, sie benüber ihre Gliedmaßen noch zum Gehen, wennschon ihr Gang nicht gerade ge­wandt ist. Sie besitzen auch noch Ohrmuscheln. Da nun der junge, von Nehring untersuchte Seehund ebenfalls Ohrmuscheln   besaß, so rücken dadurch die Seehunde den Ohrenrobben näher. Ohne Zweifel haben auch die Walrosse einst diese Ohrlappen beseffen. Alle Flossen­fäugetiere halten sich an den Küsten auf und pflanzen sich auf dem Lande fort. Sie tragen ein Haarkleid. Alles das beweist ihre Ab­stammung von Landtieren. Nach dem Bau des Skeletts, z. B. dem Mangel eines Schlüsselbeins, ferner nach der Erbeutung lebender Tiere hat man die Flofsensäugetiere in vertvandtschaftliche Be­ziehungen zu den Raubtieren gebracht. Die gekrümmte Kralle des jungen Sechundes deutet nun erst recht auf eine Abstammung von jener Säugerordnung hin. Solche hakenförmig gekrümmten Strallen befißen die Saben. Eine nähere Verwandtschaft mit diesen wäre also nicht unmöglich. Es ist aber sehr wohl denkbar, daß die ver­schiedenen Gruppen der Flossensäuger von verschiedenen Raubtieren abstammten, um so mehr, als diese im ganzen ziemlich überein­stimmende Formen haben.

Durch sehr eigenartige Entdeckungen sind ivir neuerdings auch über das nähere verwandtschaftliche Verhältnis des Mammut unter­richtet worden. In der höhlenreichen französischen   Landschaft Perigord  find in verschiedenen Höhlen zahlreiche bildliche Darstellungen von Tieren der älteren Steinzeit neu entdeckt worden. Der Académie des sciences   wurden Skizzen davon bereits im Dezember vergangenen Jahres vorgelegt. Es handelt sich hierbei nicht nur um Einribungen in Elfenbein und Knochen, sondern um Darstellungen im Gestein, an den Wänden der Höhle. Renniier, Wildpferd. Steinbock, Mammut, die damals Zeitgenossen des Menschen waren, find von dem Künstler ziemlich gut wiedergegeben worden. Ja, wir finden hier sogar die Anfänge der Malerei. Denn einzelne Linien find mit farbigen Sub­stanzen gezogen. Das eröffnet schon den Einblick in eine gewisse Stultur. Es gehört eine gewisse Fertigkeit dazu, diese Tierbilder zu zeichnen. Und da die Höhlen finster waren, so bedurfte es des künst­lichen Lichtes,-man hat auch Lampen gefunden um die Zeich nungen auszuführen und zu betrachten. Haustiere gab es damals noch nicht, aber auf mehreren Zeichnungen fragen die Pferde Zäume. Vielleicht war es doch schon gelungen, wenigstens das Pferd einiger­maßen zu zähmen. Uebrigens erinnert eins dieser gezähmten Pferde, worauf G. Halide in der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" jest aufmerksam macht, an das unserm Haustier am nächsten stehende Wildpferd, das Przewalski- Pferd. Dadurch wird es um so wahr scheinlicher, daß dieses der direkte Ahne unsres Rosses ist. Aber noch auf eine andre verwandtschaftliche Beziehung lassen uns die Zeich nungen einen Schluß ziehen. Auf ihnen ist nämlich das Mammut mit einem Rüssel dargestellt, der am Ende nicht einen fingerförmigen, sondern zwei lippenförmige Fortsäke besitzt. Man kannte bisher dieses Organ des Mammuts noch nicht so genau, stellte es aber auf schematischen Abbildungen mit einem Finger dar. Einen solchen Rüffel trägt nämlich der indische Elefant, bei dem allerdings die Schmelzfalten der Backenzähne ähnlich gebildet find wie beim Mammut. Allein da dieses einen Rüssel besaß, der zwei breite Tippenförmige Greiforgane trägt, wie sie dem afrikanischen Elefanten eigen sind, da der lettere auch in der starken Ausbildung der Stoß­zähne dem ausgestorbenen Dickbäuter gleicht, so ist es sicher, daß nicht der indische, sondern der afrikanische Elefant ein direkterer Nach­tomme des Mammuts ist. So ist denn hier zum erstenmal der Fall eingetreten, daß uns Kunstprodukte einer vergangenen Erd­periode Aufschlüsse über die Verwandtschaft von Tieren geben, die in jener Zeit gelebt haben.

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Kleines feuilleton.

Achtzig Katzen. Ueber eine originelle Scheidungsflage be­richtet das Wiener Extrablatt" aus Wien   vom 3. d. M.: Jn Ver­handlung beim Landesgerichte in Civilsachen stand die Scheidungs­flage der hiesigen Hausmeisterin Aloifia Piena gegen ihren Mann Joseph, damit begründet, dieser komme täglich betrunken nach Hause

Gatte: Ich hab' ihr aber oft zehn Gulden in der Woche geben... die Katzen hat's damit g'füttert. ich hab' nig zu essen friegt!" Gattin: ,, So? Wie er zu mir kommen is, hat er nig g'habi, als wie drei zerfetzte Hemden und eine Butten. und jetzt hat er a Geld in der Sparkasse!"

Borf. Wollen Sie fich nicht ausgleichen?" Gattin: Durchaus nicht!"

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Gatte: Jch auch nicht!"

Vorf.: Vielleicht scheiden Sie sich einverständlich?" Gattin: 3 bin dabei, recht gern'!"

Gatte: Aber ich möcht' erst das viele Geld zurück haben, mit dem fie die ganzen zwanzig Jahr d' Kayzen g'füttert hat! Muß der Mann für Kagen sorgen?"

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Vors.: Das wäre ein ganz neuartiger Rechtsstandpunkt 1" Gatte: Also will ich was von den Sachen!"

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Vors. Sagen Sie genau, was Sie eigentlich wollen!" Gatte: A Bett, an Tisch, zwa Seffel, a Nachtlastel und an Schreibtisch dann kann's meinetweg'n achthundert Kazen halten!"

Borf.: Und Sie, Frau Piena?" Gattin:

nur er soll geh'n.

verlang' gar nig! I verzicht auf alles... Bori. Er fann also die Sachen bei Ihnen abholen?" Gattin: Gleich nach der Verhandlung!"

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Vori: Das gegenseitige Begehren auf Scheidung aus dem Verschulden des andren Teils wird also fallengelaffen?" Beide Gatten:" Jawohl!"

Vors. Und Sie einigen sich auf einverständliche Scheidung?" Gattin: Recht gern, von ganzem Herzen!"

Gatte: Ich auch vom Herzen!"

Der Borsigende verkündet nun die Ehescheidung auf Grund cins verständlichen Begehrens.

CC.

Das Brot einst und jeht. Es ist eine anerkannte That­sache, daß unser heutiges Brot bedeutend an Nährwert gegen früher verloren hat, und zwar ist es durch die Entfernung der Bellhaut eiweiß- und falzärmer geworden. In der Kleie bekommt das Bich das Beste von der Getreidefrucht. In neuerer Zeit hat man zwar auf verschiedene Weise versucht, dem Korn und Weizen die Zellhaut zu erhalten, indem man das Getreide in Waffer weichen läßt und dann auf mechanischem Wege die groben Hülsen von den Körnern entfernt. Aber durch der Weichungsprozeß gehen auf osmotischem Wege Mineralsalze aus der Zellhaut des Stornes in das Wasser über, in welchem man es quellen läßt. Also ist auch auf diese Weise nicht eine wirkliche Behebung des Uebelstandes herbeizuführen. Ein weiteres Moment, das das Brot verschlechtert, ist die Schnellbäckerei. Früher mußte ein Brot 2-2%. Stunden im Ofen fißen, heute ist der Backprozeß schon in einer Stunde beendigt. Meist bekommt man auch nur halbgebackenes Brot zu kaufen und die Bäcker find auch schon daran gewöhnt, uns altbackenes" Brot zu verabreichen, wenn man gut gebackenes verlangt. Doch auch die Polizeiverordnung, daß der Laib Brot ein gewisses, genaues Gewicht haben muß, hat verderb= lich gewirkt. Früher tagierte man das Brot nach Größe und Qualität. Heute richten die Bäcker den Teich so ein, daß, wenn er halbwegs zu Brot verbacken ist, das Brot noch seine Pfunde wiegt. je länger das Brot im Ofen fißt, um so mehr verliert es am Ge­wicht. Das Publikum, so meint unser Gewährsmann, A. S. Scholta, in der Zeitschrift Gesundheit  ", unterstützt noch diese Tendenz der Läcker, wenn es mit Vorliebe das auf diese Weise neugebadene" Brot fauft, wobei es ein gut Teil Wasser mitkauft. Und doch giebt es auf die Dauer taum etwas ungefünderes, als schlechtgebackenes Brot. Gut durchgebackenes Brot ist bereits vorverdaut, schlecht durchgebackenes dagegen nicht. Beim Badprozeß seßt sich ein Teil des Stärkemehls in Dextrose um, die Brotrinde enthält am meisten Dextrose( Traubenzuder). Im gut durchgebackenen Brot ist die Sauerhefe abgetötet, im schlecht durchgebackenen nicht. Die lebenden Sauer und sonstigen Hefezellen sind für unsren Organismus schäd­lich. Sie erzeugen Stoffwechselprodukte durch chemische Spaltung der Stärkemehl- und Eiweißsubstanzen der genossenen Nahrung. Magen- und Darmgärung ist oft die Folge der Hefezellwirkung. Gut durchgebadenes Brot erfordert viele Kau- Alte, schlecht durch gebadenes nicht. Gut durchgebackenes Brot wird vom Darm gut ausgenüßt. Daher das Sättigkeitsgefühl bei gutem Brot und der