-

203

gaben an. Wo sich guter Töpferthon im Stammgebiet findet, zeigen| Der Pilz macht sich dagegen bisweilen in Bäckereien unangenehm feine Bewohner eine hervorragende Geschicklichkeit in der Töpferei; bemerkbar, indem er das Brot mit dunkelroten Stellen überzieht und wo Eisenerz zu Tage liegt, blüht die Schmiedekunst, an andren ungenießbar macht. Nach Profeffor Migula ist es wahrscheinlich Orten der Kahnbau, die Bereitung von Salz, Palmwein, Leder auch dieser Pilz, der gelegentlich von Schwindlern benutzt wurde, oder Fellkleidern, Matten, Körben, Geweben u. 1. f. So wird von um die Wunden Christi an ihrem Körper hervorzubringen. Wenigstens der Loangoküste über eine ganze Anzahl solcher Produktionsgebiete ist Professor Migula in den Besitz eines Leinwandlappens gekommen, berichtet. Loango   selbst zeichnet sich durch seine Matten und Ein- mit dem eine derartige Wunde abgewischt worden war, und er konnte faktörbe aus, und die Elefantenzähne werden besonders in Chilungo an den roten, schon etwas verblaßten Stellen fast eine Reinfultur geschnitzt. Die sogenannten Mafukamüßen mit erhabenen Mustern eines Bakteriums erkennen, das mit dem Hoftienpilz große Aehnlich­fommen vorzugsweise aus dem Grenzlande Kakongo und Mayumbes. feit hat. Das Blutschwitzen ist nach demselben Forscher auch auf die In Bakunja werden geschäßte Töpferwaren verfertigt, in Basange Thätigkeit der Mikroorganismen zurückzuführen, doch ist hier wahr­treffliche Schwerter, in Basundi besonders schön die verzierten scheinlich ein andres Batterium thätig, das sich besonders gern in Stupferringe, geschickte Holz- und Tafelschnitzereien am Zaire  , ver- den Achselhöhlen ansiedelt.- zierte Zeuge und vielmusterige Matten in Loango  , feine Matten­fleider in Mayumbe, gewirkte Müßen in Sakongo, wo man auch Thonkrüge brennt, Graszeuge bei den Bayaka und Mantetje.

Die gewerbliche Technik ist also stamm- oder auch dorfweise verteilt, und so kommt es, daß einzelne Diſtrikte förmlichen Industrie­bezirken gleichen mögen. Die einzelnen Dörfer leben, wie ein belgischer Beobachter sich ausläßt, auf Gegenseitigkeit und ergänzen einander. Dies lettere geschieht durch den Tauschverkehr. In ganz Seniralafrika zieht sich 3. B. von den portugiesischen Befizungen im Westen bis zu den deutschen im Osten eine förmliche Kette von Marktorten, deren einer vom andern stets je 4-6 Tage entfernt ist. Sier treffen sich die Eingeborenen der umwohnenden Stämme, und schon früh muß sich selbst für diese rohen Völler der Markifrieden ausgebildet haben. Denn der Markt ist durchaus neutrales Gebiet, wo alle Feindschaft ruhen muß. Geld im modernen Sinne giebt es hier natürlich nicht. Geld ist vielmehr für jeden Stamm diejenige Ware, die er nicht selbst erzeugt, wohl aber regelmäßig von anderen Stämmen eintauscht. Die Geldform heftet sich hier, um mit Mary zu reden, an die wichtigsten Eintauschartikel aus der Fremde, die naturwüchsige Erscheinungsformen des Tauschwertes der des Tauschwertes der ein heimischen Produtte sind. Das erklärt, warum in jenen Gegenden die örtliche Geldform von Stamm zu Stamm, ja häufig sogar von Dorf zu Dorf wechselt, so daß eine Sorte Zeug oder Muscheln, für die man heute alles erstehen kann, morgen jede Kauftraft verloren hat. So berichtet der Reisende Cecchi über Ostafrika  :" Je nach dem größeren oder geringeren Werte der Salztafel auf den Märkten dieses Teiles von Ostafrika   tönnte man ungefähr die Entfernung von dem Orte berechnen, woher dieses Geld kommt, sowie auch die größere oder geringere Gangbarkeit der Wege beurteilen, auf welchen sie von den Karawanen transportiert wird. So erhält man an dem Orte ihres Ursprungs bei den Taltal nach den Angaben einiger Reisenden für einen Thaler mehrere Hundert Salztafeln. In orailu, dem nördlichen Markte Schoas, der von dem Lande der Taltal etwa 200 Meilen entfernt liegt, schwankt ihr Wert zwischen 15 und 20 für den Thaler. In Autober, 80 Meilen von Uorailu, geht der Wert zurück auf 9 und 9/2, und in Gera  , 230 Meilen über Autober hinaus, erhält man nach den Umständen nur 6, 5, 4 oder 3 Salz­tafeln auf den Thaler." Desgleichen findet hierin die bekannte Er­scheinung ihre Erklärung, daß vor allem Erzeugnisse der europäischen Fabrikation wie Flinten, Pulver, Meffer u. a., die für den Menschen im Zustande der Barbarei die höchsten Gebrauchswerte befizen, viel fach an Stelle von Geld genommen werden und häufig Umlaufs­gebiete von erstaunlicher Ausdehnung besitzen. Zu einer einheitlichen Geldart bringen es freilich diese Völker selbst unter dem Einfluß des europäischen Handels nicht. In den meisten Fällen bleiben mehrere Sorten Geld neben einander bestehen, die nach einem fest geregelten Zahlenverhältnis gegen einander verrechnet zu werden pflegen.

Die dörfliche Fabrikation, wie sie uns typisch in Centralafrika  entgegen tritt, ist in gleicher Weise bei Stämmen auf den Inseln des Stillen Oceans   beobachtet worden und auch bei den Völkerschaften des tropischen Südamerika   anzutreffen, ein Beweis, wie die wirt schaftlichen Gefeße allenthalben in derselben Weise wirken, und unter sonst gleichen Bedingungen zu gleichen Erscheinungen führen. H. Laufenberg.

Kleines feuilleton.

Der Hoftienpilz. Zu den religiösen Wundern des Mittel­alters gehörten die blutenden Hostien. Die Forschungen von Ehrenberg aber haben bereits erwiesen, daß es sich hierbei gar nicht um Blut oder Wunder handelt, sondern um Bakterien, die sich über­aus rasch vermehren und einen stark roten Farbstoff ausscheiden. Diese Batterie führt den wissenschaftlichen Namen Bacillus prodigiosus und gedeiht vorzugsweise auf gefochten Rüben, Kar­toffeln, Mehlspeisen usw. Professor Migula bemerkt in feinem eben erschienenen allgemein verständlich gehaltenen Buche Die Batterien" ( Leipzig  , Verlag von J. J. Weber), daß der Hostienpilz auf organischen Substanzen gedeiht und in kurzer Zeit große, blut rote Flecken von schleimiger Beschaffenheit und höchst widerlichem Geruch erzeugt. Nach dem Absterben des Pilzes trodnen natürlich die Flecken ein, aber die Farbe bleibt. Auf den Hoftien, sagt Profeffor Migula, die in feuchten, dumpfen Kirchen die besten Bedingungen für sein Gedeihen boten, zeigte sich der Pilz zuteilen, und man glaubte dann natürlich, daß es das Blut Chrifti fei, welches sich dort zeigte, um irgend ein Verbrechen anzuzeigen oder eine Warnung zu geben. Wer heute mit einer neuen blutenden Hostie heraustäme, würde sich verdientermaßen dem allgemeinen Gelächter aussehen.

( Kölnische Zeitung  ".)

- Die Jusel Sein, deren Bewohner sich während der letzten Eilande der bretonischen Küste. Sie liegt 10 Kilometer westlich von Stürme in bedrängter Lage befanden, ist eines der merkwürdigsten dem Point du Naz und hieß ehemals Sena. Dort befand sich, wie 50 n. Chr.) ein berühmtes Drakel, in dessen Dienst neun Priesterinnen man der Straßburger Bost" schreibt, nach Pomponius Mela  ( um ( Garrigenae) der feltischen Göttin Koridwen standen. Wie die Vestalinnen einer ewigen Jungfrauschaft geweiht, unterhielten sie gleich diesen das heilige Feuer. Die vorüberfahrenden Schiffer konnten sie sehen, wie sie mit einer Tegelartigen Müge aus weißer Seide behelmt, von der ein langer violetter Schleier herabwehte, in ein schleppendes schwarzes Gewand gekleidet, das ein von glattem Erz durchwirkter Gürtel umschloß, die nackten Arme aus flatternden Aermeln hervorragend, mit dem Eisenkraut, der Pflanze der Inspiration und der Weissagung bekränzt, auf der Felsenspite bei blutigem Schein der Fackeln ihre zauberhaften, furchtbaren Riten feierten und nach den vier Himmelsgegenden ihre geheimnisvollen Drakel verkündeten. In der bretonischen Sage wurde aus der teltischen Göttin die Fee Korrigan. Später wurde die Jusel das Asyl gallischer Philosophen und dann ein Rest von Strandräubern, welche wegen ihrer Wildheit die démons de la mer ge­nannt wurden. Vor der Revolution zündeten die Bewohner in der Nacht Feuer an, um die Seefahrer zu täuschen und nach den Klippen zu Locken. Manchmal steckte man eine Laterne an die Stirn eines Stiers; ein Strick, der um die Hörner geschlungen war, wurde um eines der Vorderbeine befestigt, so daß bei jedem Schritt des Tieres das Haupt sich fenkte und wieder hob; die Laterne wurde infolge dieser Bewegung von weitem für das Leuchtfeuer eines von der Flut betwegten Fahrzeugs angesehen und lenkte die über die Richtung ungewissen Schiffer nach den verderb­lichen Slippen. Die Civilisation hat dieser barbarischen Sitte zwar ein Ende gemacht, aber ohne bei den Strandbewohnern den Gedanken auszurotten, daß das Strandgut ihr rechtmäßiges Eigentum sei. Der Bauer von Cornuailles sagt in seiner bilderreichen Sprache: Das Meer ist wie eine Kuh, die für uns falbt; was es am Ufer niederlegt, gehört uns. Nur mit dem Säbel und der Muskete kann man die Plünderung verhindern." Diese Schilderung, die Soubestre in feinen Derniers Bretons" 1836 entwarf, trifft jetzt nicht mehr zu. In einer Reisebeschreibung der Bretagne   vom Jahre 1892 heißt es ausdrücklich: Heutigen Tages zeichnen sich die Bewohner dieser Insel durch fühne Rettungen von Schiffbrüchigen aus; die Zahl hrer Bergungen ist ungemein groß. Die Insel trägt weder Bäume noch bebautes Land; nur einige Gruppen von Häusern, eine Kirche und ein hoher Leuchtturm stehen dort." Mehrere Meilen weit ins Meer erstreckt sich eine Reihe niedriger Klippen, um welche die Strömungen wirbeln. Am Ende diefer Gratlinie, die durch so manchen Unglücksfall berüchtigt ist, steigt der Leuchtturm" Ar- men" aus dem Nebel empor; zu seiner Errichtung inmitten der Gezeite und Stürme brauchte man vier­zehn Jahre.-

-

"

Musik.

-

-

Was wir neulich von der Vorherrschaft der Einzelfigur und hiermit des Solisten in der Oper gesagt, das gilt in noch höherem Maße natürlich mit entsprechend verändertem Sinn für unser Konzertleben. Anderswo ist es beinahe zum Sport geworden, an der Bedeutung des Persönlichen und Individuellen zu zweifeln und in den Massen, im Milieu, in socialen Gesetzen usw. das Eins und Alles des menschlichen Lebens zu sehen. In der Musik, gerade den socialsten Kunst, spielt und geigt und singt am liebsten der Einzelne für sich darauf los, und das Publikum fragt nach dem Einzelnen, und der Konzertsaal ist für den Einzelnen da auch der Konzert­faal der neuen tgl. Hochschule für Musik   in der Hardenberg­straße. Als dem lahmsten aller Konservatorien, die es weit und breit giebt, ein Extrabau gebaut wurde, da hätte man fürwahr den rastlofen Bemühungen Paul Marsops, des Verfechters einer Reform der Stonzertfäle, entgegenkommen können. Nun ist es wieder ein Saal wie andre geworden. Daß er gut akustisch wird, das glauben vir feiner Gestalt und feinen mäßg rauhen Wänden gern; daß der Architekt seine Sache anständig und in den rückwärtigen Balfon­nischen sogar originell gemacht hat, sieht man leicht. Im übrigen die entschliche talte Eleganz, unten rotbräunlich und oben weiß; und da borne das Podium mit Orgel wie anderswvo. Brr! spielt aber hat an dem Abend, den wir zum Besuch eines dortigen Konzertes auswählten, Xaver Scharwenka  , unter Mit­wirkung zweier tüchtiger Kräfte vom Gesang und vom Cello. Längst ist Herr Scharwventa, nicht nur als Namensheld zweier Ston­fervatorien( in Berlin   und in New York  ), sondern auch als