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festnimmt und ausliefert, mit dem Tode bestraft werden soll. Außerdem rühmt der Monarch sich, er habe nicht einen Unruhestifter geduldet. Dr. A. Conrady.

Kleines feuilleton.

k. Modernes Touristenleben im Lande der Pharaonen. Das auf den Ruinen des hundertthorigen" Theben   liegende Dorf Luxor  war noch vor fünfzehn Jahren in der Wintersaison fast leer, und in dem damals einzigen Hotel traf man nur einige Gelehrte, die Hiero­glyphen entzifferten, und einige Schwerkranke, die ihr Leben um Stunden verlängern wollten. Die Eisenbahn hielt 300 Kilometer entfernt in Assiut  , und die kleinen schlechten Schiffe landeten zweimal wöchentlich ein halbes Duzend Reisende, die ihre Nilreise machten und mit dem nächsten Schiff wieder abfuhren. Alles das hat sich seitdem geändert, und auf dem Ramses der Große  " wimmelt es von Reisenden, obgleich auch die Eisenbahn bis zum Katarakt geht. Das Schiff ist noch das einzige Mittel, das Thal gut zu sehen, es läuft überall an, wo sich Denkmäler erheben, und der Lurus seiner Einrichtung giebt den Reisenden, die meistens Eng­länder und Amerikaner sind, jene Atmosphäre des Wohllebens, die ihnen besonders lieb ist. Am Tage lebt man draußen, streift durch die Ruinen Thebens  , und erst abends findet man sich im Hotel zu sammen. Das älteste der vielen Hotels, das Luror- Hotel, das früher bescheiden mit Dellampen erleuchtet wurde, hat sich gleichfalls sehr geändert. Heute ist es eine kosmopolitische Karawanserei, in der abends überall das elektrische Licht aufflammt. Sein Garten von Palmen und Mimosen erstreckt sich dort, wo früher die Boskets des großen Ammontempels waren. Den ganzen Tag sieht man keine Spur des Lebens darin. Frühzeitig macht jeder seine Morgen­promenade, und nur am Nilufer sieht man frische ländliche Toiletten, Blumenhüte, leichte Sonnenschirme, Kostüme aus Molton; Bädeker und Kodaks, mit denen jeder Reisende bewaffnet ist, geben einen Anflug von Reisesport. Droschken bringen die einen nach Karnat, andre sind die Böschung des Flusses nach Luror hinabgestiegen. Barken bringen sie auf die andre Seite des Flusses, und dann werden Eselsritte durch die Felder der Ebene, wo sich ehemals das hundert thorige Theben   erhob, gemacht. Auf der linken Seite liegen die Kolosse von Thotmes III.  , weiter die dunkle Masse von Medinet- Abu und der fast unversehrte Tempel Ramses III.   mit seinen riesigen Pylonen. Rechts der Tempel Ramses II.   mit seinen Basreliefs, weiter noch Gurnah und die Basilika Setis I.   am Eingang des Thals der Königsgräber.

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Aus dem Tierleben.

Empfindlichkeit der Ameisen gegen ultras violette Strahlen. Lubbock   hatte schon 1882 beobachtet, daß die Ameisen die dunklen ultravioletten Strahlen fliehen, und er hatte daraus den nicht ohne weiteres amuehmbaren Schluß gezogen, daß ihre Nezhaut andren Eindrücken zugänglich sei, als die menschliche. Es wäre dies ganz wohl möglich, aber die ultra­violetten Strahlen könnten diesen Tieren auch durch andre, nicht in das Bereich der Sichtbarkeit fallende Eigenschaften lästig sein, z. B. durch ihre chemische Wirksamkeit. Henri Dufour   und August Forel   haben neuerdings das Experiment wiederholt und ihr Augen­merk namentlich darauf gerichtet, die ultravioletten Strahlen rein zur Wirkung kommen zu lassen. Sie brachten die Ameisen mit ihren Puppen in ein Kästchen, welches theilweise nur mit einem dünnen, für die ultravioletten Strahlen vollkommener als Glas durchlässigen Gelatineblättchen bedeckt war. Die durch ein Rowlandsches Gitter gesonderten ultravioletten Sonnenstrahlen umfaßten die Wellenlängen von 0,000 397 Millimeter bis 0,000 310 Millimeter und wirkten stark auf die Ameisen. Dieselben reagierten sofort auf die ein­fallenden, für unser Auge dunklen Strahlen und trugen ihre Puppen eiligst in die dunklen Räume, die nicht von den ultravioletten Strahlen erreicht wurden. Lubbocks Experiment wurde also wieder von dem gleichen Erfolge begleitet, aber freilich seine Schlüsse damit nicht erwiesen. Gleichzeitig wurde die Wirkung der Röntgenstrahlen studiert, indem man sie auf die halb mit Bleiplatten bedeckte Ameisenwohnung wirken ließ. Hierbei wurde keine Flucht der Ameisen bemerkt und daraus auf ihre Unempfindlichkeit gegen diese Strahlen geschlossen.- ( Prometheus".)

Humoristisches.

- Ein Gemütsmensch. Ein Landbürgermeister berichtete folgendes an den Bezirksarzt seiner Amtsstadt:

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Unterfertigtes Bürgermeisteramt erlaubt sich Großherzogl. Herrn Bezirksarzt mitzuteilen, daß dahier heute ein wütiger Hund ein­gefangen wurde und frägt hierdurch an, ob man denselben etwa töten oder über die benachbarte württembergische Grenze jagen soll."-

Schlüsselloch gesehen, wie Papa Pakete, die er mit nach Hause ge­Kindermund. Der neunjährige Friß hat durch's bracht, auspackte und die darin befindlichen Geschenke um den Christ­baum gruppierte. Nach der Bescherung befragt, ob er zufrieden sei mit dem, was das Christkindl ihm gebracht, sagte er zum Papa: Meinst, ich bin noch so dumm?' s Christkindl bist Du, und der Nikolaus und der Osterhas' bist Du, und der Storch bist auch." ( Jugend".) Praktische Einteilung. Wie lange waren Sie in Acht Tage."

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England?"

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Aber in der kurzen Zeit kann man sich ja London   kaum richtig ansehen." ,, D, fie genügte schon: Mama besuchte die Museen. ich die Warenhäuser und Papa die Bars.

Notizen.

( ,, Lustige Blätter.")

Der Vesuch der Königsgräber durch diese langen, von Sälen unterbrochenen Korridore bezaubert die neugierigen Schönen be­fonders. Sie gehen mit dem Licht in der Hand, und nichts ist, wie ein französischer Beobachter schreibt, merkwürdiger als der Vorbei­marsch graziöser Silhouetten in diesen Stätten des Todes, vor diesen düsteren Gemälden. In diesem Jahr erregt eine große Entdeckung lebhaft die Phantasie. Die von Mr. Davis geleitete amerikanische Expedition hat das Totengemach von Thotmes IV. von der acht­zehnten Dynastie( 1800 v. Chr.) aufgefunden, das bis jetzt allen Nachforschungen entgangen war. Und das Mobiliar des Grabes", wie die Gelehrten sagen, war. vollständig. Neben der rosa Granit schale des Sarkophages hat man alles, bis zu dem Kriegswagen des Herrschers, gefunden. Der Zugang ist noch nicht allen gestattet; deshalb zeigen sich die Bevorzugten besonders glücklich. Die von Signor Ballerini vom Turiner   Museum geleitete italienische Expe= Marim Gorki hat eins der größten Güter am Wolga­dition arbeitet ganz in der Nähe in einem andren Thal, Biban- el- Ufer für 650 000 M. gekauft.- Harem, der Totenstadt der Königinnen. In dem ersten, vor mehreren Wochen geöffneten Grab fand man eine mit den Attributen von Donnerstag im Stadttheater zu Preßburg   zum Benefiz Heyses Maria von Magdala  " sollte am Habhar geschmückte junge Tote. Um fie lagen noch ihre Sistra und eines Schauspielers gegeben werden. Die Aufführung Stronen. In einem andren Grab fand man neun Mumien von Prin unterblieb. Die klerikale Partei hatte 400 Kronen zessinnen, deren Gesicht unter der goldenen Maske noch lächelte. Und die gespannten Gefichter der Neugierigen beugten sich darüber, eine 3usammengeschossen und damit den Schauspieler ab= Unruhe kam in ihre Augen, ein wenig Empfindung ließ ihre Wangen gefertigt. erblassen, melancholisch verzog sich ihr Mund, und nachdenklich Alfred Rethels Nachlaß ist, soweit er von der Tochter schlugen sie wieder den Weg ein, der am Fuße der Kolosse dahin- des Malers zum Verkauf angeboten war, für 12 000 M. von der führt Stadt Aachen   für das städtische Suermondt- Museum erworben worden.-

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akademie erhielt Bildhauer Otto Petrenz   aus Mittweida  -Bei der Preisverteilung der Dresdener   Kunst­den ersten Preis( 6000 M. für eine zweijährige Studienreiſe) und Bildhauer Friedrich Schwan   aus Bichatau die große goldene Medaille.

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Alle diese Ausflügler finden sich abends in den Salons der Hotels ein, den Geist voll von dem Gesehenen. Aber die frivolen Beschäftigungen lenken die mondäne Gesellschaft bald ab. An einem Abend war im Riefensaal bal paré". Plöglich trat mitten unter ben Odalisten und Aegypterinnen eine schöne Amerikanerin als Obelist gekleidet auf, in Seide von der Farbe des rosa Granite mit Gaze bedeckt, die mit Inschriften bestickt war. Ihr Eintritt erregte Sensation; alles machte ihr Platz und mit unvergleichlicher Meister- t. Zwischen den englischen und französischen   Behörden schaft führte sie den Obeliskentang" aus, wozu sie die Anregung für Post und Telegraphie ist soeben ein neuer Vertrag vereinbart aus den in den Tempeln abgebildeten heiligen Tänzen geschöpft hatte. worden, der den Zweckt hat, die telephonische Verbindung Es war ein sehr reiner Rhytmus, fast wie ein Trauermarsch. Dann zwischen beiden Ländern auszudehnen. Nach dem bisherigen Ab umgaben fie andre als Hathor   und Jsispriesterinnen gefleidete| kommen dienten die im Kanal verlegten Telephonkabel nur dazu, Misses, führten auch langsame Schritte aus, die allmählich schneller, einen Fernsprechverkehr zwischen Paris   und London   zu vermitteln. unordentlicher wurden und in einen Cafe- walk" der Pharaonen Jezt   wird also auch zwischen den andern Großstädten Englands und ausarteten... An andren Tagen finden wieder Rennen statt: Frankreichs   eine telephonische Verbindung zur Durchführung ge Amazonenrennen, Esel- und Kamelrennen für Eingeborene, Handicap| langen. der verschiedensten Tiere, von der Schildkröte und dem Chamäleon bis zur 30 Centimeter langen Wüsteneidechse, Kampf auf dem Seil, Polospiele und Regatten.

Berantwortlicher Redakteur: Carl Leid   in Berlin  .

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Druck und Verlag:

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Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Sonntag, den 22. März.

Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW