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obachtete, tauchte plöblich im Sehfelde feines Fernrohrs eine Schar von Zugvögeln auf, die nach seiner Schäßung in der Entfernung von etwa einer Meile über der Erdoberfläche die Sonne verdunkelten. So hoch fliegen jedoch auch die besten Flieger nur bei flarer Witterung; ist das Wetter trübe oder nebelig, so ftreicht der vor­fichtige Vogel nahe der Erde. Regnet es vollends oder wehen widrige Winde, so wird meist der Zug unterbrochen und Raft gemacht.

Die Ordnung, die beim Fliegen innegehalten wird, ist eine ( je nach der Vogelart) recht verschiedene. Regenpfeifer und Kibite zum Beispiel ziehen in einer Formierung, ähnlich der schiefen Schlachtlinie des Epaminondas  ; Wildgänse, Kraniche u. a. in der bekannten Keilform. Die erfahrensten und stärksten Tiere bilden die Spitze des Neils und lösen einander in dieser Führung von Zeit zu Zeit ab. Solche abdachige, keilförmige Figur, wie fie eine Schar größerer Bögel beim Ziehen zu bilden pflegt, durchschneidet schon an und für sich besser die Luft und zugleich unterstüt die ganze An­ordnung den Flug des Gesamtzuges aufs wirtfamfte; die Vogel­schar stellt eben in ihrer Gesamtheit durch die schiefe Schlachtreihe" im wesentlichen nichts andres dar, als den spizen Keil eines Seglers. Und wie ein segelndes Schiff lassen sich Kraniche u. f. f. auch mit dem Winde" treiben. Der Keil zeigt regelmäßig eine längere und eine fürzere Seite. Lehtere, in der Waidmannssprache   Haten" ge­heißen, liegt unter Wind"; die längere Seite, die Hauptlinie, wird so formiert, daß die Windströmung sie halb von der Seite, halb von Hinten trifft.

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Die Mehrzahl der Vögel fliegt, wie es scheint, mit dem Winde der ehedem gemachte Einwurf, daß ihnen der Wind dann ja in die Federn blasen müßte, trifft nicht zu, weil sie meist schneller fliegen als der Wind. Einige wenige Vogelarten, wie beispielshalber Saatträhen und Dohlen ,, fliegen in eigenartiger Weise gegen den Wind. Sie steigen zunächst, die Luft durchrudernd, ferzengerade zu ziemlicher Höhe auf und lassen sich dann, die Flügel wie ein Fall­schirm breitend, in schiefer Ebene einfach herabfallen, wobei sie( nach Stowronnet) ein gut Stück vorwärts fommen. Einer nach dem andern aus dem Schwarm ahmt das Beispiel nach; dann zieht man in der Tiefe eine Strede geraden Weges, und von neuem wiederholt sich das merkwürdige Schauspiel.

Wie aber reisen fleinere Vögel, die zum Zuge nicht so geschickt find wie die Könige des freien Fluges"? Sie benuten unterwegs jedes Transportmittel, wenn man so sagen darf. Flatternd, laufend, schwimmend gelangen sie nach zahlreichen Rasttagen zunächst an den Fuß der Alpen, so ermattet, daß sie sich mit den Händen greifen laffen. Und die dennoch ans Gestade des Oceans glücklich gelangen, wie stellen sie es an, über die Wasserwüste hinüberzukommen? Es erwacht in ihnen plöblich ein Instinkt, der sie mit einem Male zu ge­schickten Piloten werden läßt. Zu Taufenden und Abertausenden harren sie am Strande, bis eine günstige Brise aufspringt, die sie auf ihren Schwingen in den dunklen Erdteil trägt.

Mancherlei Gefahren drohen den Vögeln auf diesen mühseligen Reifen. Vor allem ist es der größte Räuber dieser Erde  ", wie Webers Demokrit" den Menschen nennt, der ihnen mit seiner tausendfachen Quälerei und List entgegentritt. Brehm schildert diesen wenig gastlichen Empfang am Mittelmeer   recht drastisch:" Ganz Italien   wird zu einer Mördergrube; was nur getötet werden kann, wird gemordet. Der Bürger verläßt sein Gewerbe und zieht hinaus, den Singvögeln aufzulauern. Kaum besser ist es in Spanien  , und wenn der Grieche nicht auch an dem allgemeinen Morden teilnimmt, ist daran wahrlich nur seine Faulheit schuld." Ein Glück nur, daß die Wilden auch hierin bessere Menschen sind als ihre von Europas  übertünchter Höflichkeit" verdorbenen weißen Brüder. In Afrika  haben es die Bögel gut; fie erscheinen zu einer Zeit, da( unmittelbar nach der Regenperiode) alles Fülle, alles Leben" ist. Und hiec harren fie des Frühlings, unfres Frühlings.

Kaum erwachen die linden Lüfte, so duldet's feinen mehr in der gaftlichen Fremde. Gerade der Frühlingszug macht sich, mit der Herbstreise verglichen, als viel stürmischere Bethätigung des Wandertriebes geltend. Mischt sich doch in die Sehnsucht nach der Heimat nun die Liebe! Nur bei uns nämlich brüten alle diese Bögel, nur bei uns fühlen sie sich wahrhaft heimisch.

Wie stark dieses Heimatsgefühl ist, zeigt sich beispielshalber darin, daß eine Reihe fleiner, in Jeland heimischer Vogelarten sich bei der Rückkehr aus dem Süden durch die geeigneteren Nistpläge und die reichlichere Nahrung nicht verführen läßt, in Deutschland   zu bleiben, sondern die gefahrvolle, weite Reise über das Meer in ihr nordisches Baterland fortseßt.

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Kleines feuilleton.

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k. Die Tricks der chinesischen Kaufleute. Es hat den Anschein, als sollte Europa   nähere Bekanntschaft mit den chinesischen Kauf­leuten machen. Die Ankunft der ersten Händler in Mostau wurde in den letzten Tagen berichtet. Die Bewohner des himmlischen Reiches find listige Gesellen, von deren kaufmännischen Gewohn heiten ein englischer Reisender manchen eigenartigen Bug erzählt. Der Chinese befigt in hohem Grade einen natürlichen faufmännischen Instinkt. Er studiert nicht nur wie europäische oder amerikanische  Kaufleute die Kosten seiner Ware, ihre Eigenschaften, die Bes dingungen des Marktes usw., sondern er studiert auch jeden Kunden individuell. Erst wenn er seine Leichtgläubigkeit genau abgeschäzt hat, nennt er den Preis seiner Ware, und deshalb hängen in China  die Preise der Artikel von der Person des Käufers ab. Jeder Fremde bezahlt in Peking   mehr für Fleisch als die Chinesen, und wenn zwei denselben Preis geben, so bekommen sie sicherlich nicht dasselbe Gewicht. Der Barbier in Peking   verlangt von einem Gesandten 2 M., von dem Legationssekretär 1 M. und vom gewöhn lichen Fremden 50 Pf. Ebenso stufen die Wafferträger ihre Monats­rechnung ab. Wie unbedeutend der Gegenstand auch ist, ein Kauf in China   ist wirklich ein intellektuelles Duell. Jeder sucht den andern zu betrügen; häufig bezahlt der Käufer weniger als er sollte, und der Verkäufer betrügt ihn dafür beim Maß oder Gewicht. Meine erste Erfahrung in dieser Art Beredsamkeit," erzählt der Engländer, machte ich beim Kauf von zwei Borzellanvasen, für die der Verkäufer 260 M. Nettopreis verlangte und wofür ich nach zwei Stunden 25 M. bezahlte. Ich fuhr beim Kaufen solcher Sachen in folgender Art am besten: Ein Naritätenhändler, der irgend etwas zum Kauf anbot, hielt eine kleine Rede über die Seltenheit, und Farbe des fchöne Form schloß Gegenstandes und es toftet nur 20 Mart. Dann sagte ich: gewöhnlich, Sch till 50 Pfennige geben!"" Sehen Sie nur, wie schön es ist!" sagte der Kaufmann. Ich habe zu thun, ich brauche es nicht."" Run", meint der Händler, ich möchte es gern Ihnen ver­,, Nein, gehen Sie mur." Schön, faufen. Geben Sie 15 Mart." Sie sollen es für 50 Pf. haben." Man könnte ein Buch über die Tricks und den greifbaren Be trug des chinesischen Händlers schreiben. Mit einem Gänsekiel bläst er das älteste Hammelfleisch so auf, daß es fett und verlockend aus­sieht. Er thut Steine in den Kohl, den er pfundweise verkauft. Er verkauft Zwergorange Bäume, mit Früchten beladen, von denen Oder wenn ein Porzellangegenstand ein Loch hat, schleift er das Loch neun Zehntel an die Zweige gebunden sind und sich nie entwickeln. geschickt aus, leimt etwas ein und reproduziert so genau auf der Außenseite alle Einzelheiten und Farbenschattierungen, daß nur durch Anwendung von Säure der Betrug entdeckt würde. Wie klein der Nußen auch ist, er betrügt um des Betrügens willen. Ein britischer Gesandter in China  , der ein feiner Kenner der Sprache ist, machte mit einem Silberschmied in Peking   einen Kontrakt, daß dieser ein Paar Kandelaber aus gelieferten merikanischen Dollars anfertigen und 3 Proz. des Silbers für seine Arbeit erhalten sollte. Die Kandelaber wurden zur größten Zufriedenheit ausgeführt und geliefert. Als er nach einigen Jahren nach England zurückkehren wollte, beschloß er die Kandelaber zu verkaufen. Ein andrer Silber­schmied bot aber nur 10 M. dafür, und nun erst erfuhr der Gesandte, daß nicht eine Unze Silber in den Kandelabern war, für die er breihundert meritanische Dollar geliefert hatte. In größter Wut fandte er nach dem ersten Silberschmied, worauf sich folgendes Gespräch entspann. Vorausgefchickt sei, daß es als Zeichen der Hoch­achtung angesehen wird, wenn ein Untergeordneter die Worte wieder holt, die ein höherer an ihn richtet. Der Gesandte begann: Du höllischer Schurke! Habe ich nicht vor drei Jahren einen Handel mit Dir gemacht, mir ein paar massive Silberfandelaber zu machen, und habe ich Dir nicht 300 Dollar dazu geliefert?" Der Silber schmied erwiderte: Du höllischer Schurke! habe ich nicht vor drei Jahren einen Handel mit Dir abgeschlossen, mir ein Baar massive Silberkandelaber zu machen, und habe ich Dir nicht 300 Dollar Und ist dazu geliefert? Ja, Ew. Excellenz." Der Gesandte: das nicht Deine Arbeit, und da ist nicht eine Unze Silber Der Silberschmied:" Und ist das nicht meine Arbeit, darin?" und da ist nicht eine Unze Silber darin? Sehr wahr, Ew. Excellenz." Der Gesandte: Du schamloser Dieb! Wenn Du mir nicht vor Sonnenuntergang jeden Dollar, den ich Dir gab, bringst, schicke ich Dich ins Gefängnis. Geh' mir aus den Augen!" Der Silberschmied:" Du schamloser Dieb. Wenn ich vor Sonnen­untergang Eiv. Excellenz nicht jeden Dollar bringe, den Ew. Excellenz mir gab, werden Sie mich ins Gefängnis fchiden. Ganz recht, Et. Excellenz!" Der Silberschmied verbeugte fich und ging. Nach einer halben Stunde fehrte er mit dem Gelde zurück, händigte es dem Gesandten ein und verließ ihn mit vielen Versicherungen seiner ausgezeichneten Hochachtung und den besten Wünsc, en für.ine an­genehme Heimreise.

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Und in feltenem Instinkt findet der Bogel   die alte, licbe Seim stätte stets wieder. Bahlreiche, unanfechtbare Beobachtungen be­ftätigen uns, daß Jahre hintereinander Bögel, die durch Stimme, Gesang oder förperliche Abzeichen kenntlich waren man dente nur an unsre Störche zu ihren Freunden und ins alte Neft zurüc­tehrten. Zieht man die lange Abwesenheit, die mit der Reife ver­bundenen Gefahren und Schwierigkeiten in Betracht, so scheint es unglaublich, daß irgend ein nichtmenschliches Wesen fähig sein könne, nach einem achtmonatlichen Aufenthalt in Centralafrika   im Frühling auf einen nordischen Bauernhof zurückzukehren, und noch wunder­Das Gewölle des Schwarzspechtes wird im barer ist es, daß( wie ein englischer Zoologe berichtet) mehrere Freien nur selten, im Höhlemmeste niemals gefunden. Daraus erklärt Mauerfchwalben, die deutlich gekennzeichnet waren, nicht nur drei Jahre lang nach einander zurückkehrten, sondern daß sogar eine felbft nach fieben Jahren am nämlichen Orte gefangen wurde. Dr. Adolf Heilborn  .

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Aus dem Tierleben.

es sich wohl auch, daß es selbst unfren gewiegteften Ornithologen bis in unsre Tage, wie die jetzt noch im Erscheinen begriffene neue Ausgabe von Johann Friedrich Naumanns großer Klaffischer Natur­geschichte der Bögel Mittel- Europas" beweist, entgangen ist, feft