-
348
-
Die Kleine lachte. Die Dicke schien die Spiße aber nicht zu sind. Mit der Zange wird der Inhalt in ein geeignetes Kochgefäß empfinden; sie hörte nur das Lob und lächelte geschmeichelt. gebracht. Ist der Kochprozeß beendet, dann entleert man die Spargel" Ja wir halten ooch was auf uns, aber sehen Se, det können stangen durch einen gelinden Druck auf die sich im Scharnier de Leute nich verdragen. Nu is man'n bißten wat Besfres und drehenden Handhaben und vermag den Inhalt so schnell und in macht sich nich per Du mit jeden Böbel, nu wird gleich geredt. Hat bequemster Weise ohne jede Nachhilfe auf den Teller zu legen. Ihnen de Bergemann nich jeklatscht, det wir Sonntags ins Strandschloß jehen? Herrejeses!"
" Da verkehrt auch nur das beste Publikum," meinte die Hagere etwas von oben[ runter.
Da kann verkehren, wer zahlen kann," erwiderte die Geschäftsfrau paßig. Sie hatte den" Ton" jezt doch verstanden; sie reckte sich:" Denken Se, id wer in de Brauerei jehn, wo de Bergemann hinjeht und der janze Böbel, und wo Sonntags de Fabrikmächens danzen? Da jeh ick nich hin mit meine Dochter; und überhaupt det beste Publikum.. Jn't Strandschloß sißen se und thun sich dicke und bein Kaufmann steht die Rechnung acht Wochen .. wie die von de Richtern aus't rote Haus."
an
•
"
Hat die so viel Schulden bei Ihnen?" fragte die Hagere Hochinteressiert. Sie hatte ihren Hochmut auf einmal vergessen. Die hat an allen Ecken Schulden," warf die Kleine ein. „ Man derf ja nich drüber reden, meinte die Geschäftsfrau, ,, aber wenn ick reden wollte, na. Sie zog die Brauen hoch. Aber ins Strandschloß siyen und sich groß thun mit'n warm' Abendbrot.
"
Gie efsen ja bloß immer Häringssalat," sagte die Kleine,„ Häringssalat kostet nur drei Groschen. Alles was nicht viel ausgeben tann, ißt Häringssalat, damit es heißt, man hat gegessen." Aus ihren verschmigten Aeuglein flog ein ironischer Blid zu der hageren Frau Inspektor.
Die reckte sich:„ Erlauben Sie mal, den ißt man, weil er da schön ist. Häringssalat ist doch Specialität vom Strandschloß." " Na ja for die, wo's zu mehr nich langt", sagte die Geschäftsfrau,„ ich esse lieber Braten".
„ Da sind wir."
" Bahnhof Alexanderplag," schrie eine Stimme draußen. „ Aussteigen!"
" Da wären wir," sagte die Frau Inspektor mit einem Seufzer. „ Ich wollte, ich brauchte überhaupt nicht mehr zurück! Ach ja, ich muß es noch einmal sagen: solche schändlichen Lästermäuler, wie bei uns, giebt's in der Welt nicht mehr."
-
Mag Reinhardts tünstlerisches Bekenntnis. Das Ensemble des„ Kleinen Theaters" ist auf seiner Gastspielreise in Wien angekommen. Gegenüber einem Ausfrager des Tageblatts„ Die Zeit" hat sich mum Direktor Reinhardt über seine künstlerischen Ziele folgendermaßen ausgesprochen:,... Ich ziele auf einen veredelten, auf eine Art pittoresken Realismus und das ist auch keine geringe tünstlerische Forderung: ich trachte vor allem für die kleinste Rolle den geeignetsten und womöglich vollendetsten Schauspieler zu ge winnen. Doch vernehmen Sie als wirksamste Kunstbeichte mein Programm für die nächste Saison in meinen beiden Berliner Theatern: Zunächst beabsichtige ich eine Reihe Klassischer Vorstellungen: Sophokles ', König Dedipus", einen ShakespeareCyklus und darauf die Fortsetzung des des von mir bereits begonnenen Anzengruber- Cyklus. An einem solchen Klassiker- Abend beabsichtige ich auch„ Il ne faut jurer de rien" von Alfred Musset zu geben. Folgen die Satiriker- Abende, darunter ein und das andre Stück von Nestroy . Von modernen Dichtern sollten zunächst zu Worte kommen: Sven Lange mit„ Die stillen Stuben", Heijermans mit seinem„ Ghetto ", Hoffmannsthals" Gestern" und„ Hochzeit der Sobeide", Frank Wedekinds„ So ist das Leben!" Der jezt vielgenannte Däne Johann Bojer mit seiner Tragödie„ Theodora", Maeterlinc mit Schwester Beatrir", vielleicht auch Joyselle" und wahrscheinlich Gorkij mit seinem angekündigten neuen Werk Der Jude", schließlich, um das internationale Programm zu vervollständigen:" Candide" von Bernhard Shaw und je ein Stück von Oskar Wilde sowie von Porto- Riche .
"
,, Und die Berliner Dichter?" warf ich unwillkürlich ein. Haben wir Berliner Dichter?" fragte Herr Reinhardt zurück. ,, Nun, ich meine. begann ich schüchtern.
22
"
" Haben wir denn Berliner Dichter?" wendete sich nun der Direktor nochmals an seinen Dramaturgen, Dr. Kahanne, der die frühere Frage offenbar überhört hatte.
"
Wir haben Stücke von Johannes Schlaf , Richard Wendriner und Bürgermeister Georg Reides„ Märtyrer" zur Aufführung an genommen," gab Dr. Kahanne Bescheid..."
Aus dem Pflanzenleben.
-
Warmes Wasser und die Zimmerpflanzen. Bei der Zimmerpflanzenkultur, überhaupt bei der Kultur der Pflanzen in geschlossenen Räumen, mache man sich mit zwei Fundamentalfäßen vertraut; der eine lautet: durch Kälte wird die Thätigkeit der Wurzeln unterbrochen, unter Umständen aufgehoben, geschädigt wird also auch indirekt das oberirdische Pflanzenleben; durch Wärme wird die Wurzelthätigkeit erhöht und damit indirekt die oberirdische Thätigkeit der Pflanze gefördert. Aus dem Gesagten fann sich der Pflanzenzüchter das Richtige nun selbst auswählen, und warmem Wasser kann man sogar ganz wunderbare Erfolge erzielen. Das weiß mancher Pflanzenzüchter; es liegt aber nicht immer in seinem Interesse, andren davon Mitteilung zu machen. Aber nicht bloß Blätter, Blütenund Fruchtbildung können durch warmes Wasser gefördert werden, es dient selbiges auch zur Gesundung verdorbener Zustände bei der Topffultur.
mit
Wenn die Topferde schwarz, schimmlig wird, wenn sie sauer oder moderig riecht, so giebt uns dieses gewöhnlich die Pflanze an ihrem Aeußeren zu erkennen, sie beginnt zu kränkeln. Da hilft nun wiederum warmes Wasser, und zwar darf dasselbe 30-35 Grad Réaumur Wärme befißen. Die Topferde wird gelockert bis auf die Wurzeln hin, und mun läßt man die Luft einige Stunden einwirken, damit die überschüssige Feuchtigs feit verdunsten kann. Ist schlechter Wasserabzug vorhanden, so sorge man für besseren. Möglichste Schonung der Wurzeln vers steht sich von selbst. Ist die Erde ziemlich trocken geworden, so wird dieselbe so lange mit Wasser von obiger Wärme begossen, bis sich der Topf unten so warm anfühlt wie oben. Die Prozedur kann einigemal wiederholt werden, aber immer nur dann, wenn die Topferde sich ziemlich trocken anfühlt. Die Wurzeln vertragen diese Temperatur ausgezeichnet, schädliche Insekten, wie die kleinen, weißen Würmchen, werden getötet oder vertrieben wie die Regenwürmer. Die Pflanze wird sich bald erholen, und nun wird man ihr in der Folge nur überschlagenes Gießwasser zuführen, im Winter wärmeres, in den übrigen Monaten weniger warmes, niemals aber faltes Brunnenwasser.
( F. C. Binz im„ Schweizerischen Gartenbau".) Humoristisches.
Der Asiat. Ist es wahr, Herr Attaché, daß bei Ihnen in Japan die Ehefrauen gekauft werden?"
Allerdings, meine Gnädige; nur wird bei uns nicht so lange gefeilscht wie in Europa ."
- Verhör. Amtsrichter:" Wie heißen Sie?" Zeuge: Wer? ich?"
Richter: Ja, Sie!"
Zeuge:„ Salomon Kattunfaden." Richter: Wo sind Sie geboren?" Beuge:„ Wer? ich?"
Richter:" Ja, natürlich Sie! Ich rede doch hier bloß mit Ihnen!"
Beuge: In Neutomischt."
"
Richter: Wie alt sind Sie?"
Zeuge: Wer? ich?"
"
Richter( wütend):„ Nein, ich!"
O
Beuge: Sie werden so ungefähr 43 Jahr alt sein!"- Der Kunst Banause.„ Das ist wohl wahnsinniges Sauerkraut, was Sie da malen, Herr v. Bazky?" Bitte, das ist eine allegorische Darstellung der Telegraphie ohne Draht!" ( Lustige Blätter.")
Notizen.
"
Klara Viebigs Roman Der Müller- Hannes" liegt bereits in sechster Auflage vor. Von Gustav Wustmanns Allerhand Sprachdummheiten" ist soeben bei Fr. Wilh. Grunow in Leipzig die dritte vermehrte und verbesserte Auflage erschienen. Pr. geb. 2,50 Mark.-
- Der amerikanische Orchesterdirigent Sousa giebt am 9. Mai in der Philharmonie sein erstes Konzert.
-
r. Praktischer Halter zum Kochen von Spargel. Um Stangen spargel bequem kochen und anrichten zu können, ohne daß die Hausfrau gezwungen ist, das mühsame Umwickeln der Spargelbündel mit Bindfaden 2c. vornehmen zu müssen, wird neuerdings ein recht prak- c. Ueber die Juden in London macht der Rev. Isidore tischer Halter verwendet. Ein solcher Spargelhalter besteht aus zwei Harris in der Zeitschrift„ Worlds Work" interessante Mitteilungen. Hälften, die sich um ein Scharnier drehen und durch eine Feder ge- Die israelitische Bevölkerung der englischen Hauptstadt zählt insschlossen gehalten werden. Will man in eine solche Spargelzange, gesamt 105 000 Individuen, von denen 70 000 der armen Klasse andie aus verzinntem Blech hergestellt ist, den rohen Spargel bringen, gehören und von denen 10 000 von der Wohlthätigkeit der Gemeinden so öffnet man sie durch einen leichten Druck auf die federnden Hand- leben. Die Synagogen- Vereinigung bringt jährlich eine Summe haben. Hat man die Spargelstangen in das Innere des perforierten von 2 400 000. auf, um bedürftige Glaubensgenossen zu unters Halters gebracht, dann läßt man einfach die federnden Handhaben stüßen. Jeder arme Jfraelit erhält jährlich durchschnittlich 40 Mart. los, wodurch sich die Bange schließt. Der Spargel selbst liegt nun- Außerdem wacht die englisch - jüdische Vereinigung über die Interessen mehr loſe in der Höhlung der Zange und wird zusammengehalten, der Juden, die verfolgt werden, und unterhält überall, wo die Erohne daß Beschädigungen, wie Abbrechen der Köpfe 2c., zu befürchten ziehung der jüdischen Kinder vernachlässigt wird, Schulen. Berantwortlicher Redakteur: Carl Zeid in Berlin . Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW