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Fünf Kopelen das Paar."

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Seitdem er aus der Schule gekommen ist nichts in den Mund Mit Möhren mag ich nicht. Gieb eine mit Fleisch und eine genommen." mit Pfefferlingen!" Das ist auch nicht gut, aber vielleicht, junger Mann, haben Sie Als er beide Pasteten verzehrt hat, möchte Mischa trinken. Für doch etwas gegessen? Sagen Sie mal ganz ehrlich. die ihm noch gebliebenen zwei Kopelen trinkt er zwei Maß eines Ja... Ich Basteten mit Pfefferlingen. Ich verkaufte blaßroja Kwas  . Das zweite Maß bekommt er kaum herunter- Asien  , Afrika   und so widerlich füß schmeckt es; aber etwas übrig lassen, wäre doch Was soll das heißen?" fragte flüsternd, im höchsten Grade bes zu schade. unruhigt, Papa. Er war Hals über Kopf aus dem Klub geholt worden, wo er sogar eine Partie Wint" unbeendigt gelassen hatte.

" Uff!" pustet er, als er schließlich den letzten Schluck Kwas  herunter hat.

Das stößt in die Nase, nicht wahr?" fragt prahlerisch der Kwasverkäufer und ruft laut in singendem Zon:" Stwas! Guter, fräftiger, fühler Kwas!  "

Zu Hause findet Mischa auf seinem Tisch einen Teller mit faltem Fleisch, etwas Brot, ein Glas Milch und drei Waffeln. Das einzige, was ihn reizt, sind die Waffeln, sein Lieblingsgericht; aber die Eigenliebe erlaubt ihm nicht, sich darüber herzumachen. Ja, wenn die Feinde" sich nicht erinnern würden, wieviel Waffeln sie ihm ins Zimmer gestellt haben: ob zwei oder drei dann würde

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er wohl eine essen. Schließlich hält er es doch nicht länger aus: er reißt von jeder Waffel vorsichtig einen schmalen Streifen am Rande ab und verspeist ihn.

Der blaßrosa kräftige" was stößt ihm noch fortwährend in die Naje", und die persischen Nüsse mit Mohn und die Basteten mit den Pfefferlingen und dem nicht ganz frischen Fleisch beunruhigen seinen Magen.

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die Erde.

Pfui Teufel!" sagt er böse und spukt von Zeit zu Zeit auf " Wo hast Du denn so lange gesteckt?" fragt Nina, die Thür öffnend. Das geht Dich gar nichts an. Ich frage Dich ja auch nicht, wo Du herumspazierst!"

Nina blickt flüchtig auf den Tisch und sieht, daß das Essen noch unberührt ist.

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Mama läßt Dir sagen, Du sollst ein Stück Fleisch essen! Und wenn ich nicht will? Ich bin ein Schafskopf und ein Schuster. Ihr seid Rechtsanwalts, aber ich bin ein Schafskopf. und ein Schuster!"

Wenn Du nicht essen willst, dann lass' es!"

Ra also! Geh mit Deinem Pjätuschlow spazieren und lass' mich in Ruh'!" Schafskopf!" wirft Nina gereizt hin und verläßt das Zimmer. Mischa fühlt sich start genug, die Belagerung der Feinde" aus zuhalten und all ihre Angriffe durch eine absolute Gleichgültigkeit gegen Speise und Trank zu parieren. Die Pasteten mit den Pfefferlingen und dem Fleisch, die persischen Nüsse mit Mohn sie find für ihn Verbündete".

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Die Sache hätte sich möglicherweise noch lange hinziehen können, wenn nicht ein unvorhergesehener Zwischenfall eingetreten wäre, der den gespannten Beziehungen ein Ende gemacht hätte.

Gott  , was für eine Strafe!" winselte er von Zeit zu Zeit und zog die Beine in die Höhe.

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Eine Stunde später war alles still im Hause. Mischa lag mit einer Kompresse auf dem Leib im Bett; neben ihm saßen Mama und Nina. Beide warteten und pflegten ihn, sich geduldig allen seinen launenhaften Wünschen und Forderungen fügend.

Bald ließen die Leibschmerzen nach und Mischa begann volle Befriedigung zu empfinden: Die Feinde" waren besiegt!

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Kleines feuilleton.

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Der Schlußsah". Die in Marienburg erscheinende Nogat­Beitung" berichtet über ein heiteres Vorkommnis: Als kürzlich in X. die Stadtverordneten- Sigung zu Ende war, erhob sich ein älterer jovialer Herr und sprach:" Ich hätte wohl den Wunsch, daß die Presse, die uns immer in dankenswerter Weise ihre liebenswürdige Aufmerksamkeit schenkt, künftig den Schlußfazz wegläßt." Der Vor­sitzende verstand diesen Antrag nicht sogleich, und nun erklärte der Interpellant seinen Wunsch dahin:" Ich meine das nämlich so: unsre Versammlung ist zum Beispiel um 9 Uhr zu Ende. Und da das verhältnismäßig zu früh ist, geht man noch ein Glas Bier trinken. Es werden auch manchmal zwei Glas; ein paar Herren spielen Stat und man tiebist ein Viertelstündchen, und so kommt man sachte gegen 1 Uhr nach Hause. Am andern Tage fikt man, nichts Böses ahnend, da und liest die Zeitung, und da hält einem dann die teure Gattin den Bersammlungsbericht vor die Nase, wo in der lebten Zeile steht: Schluß der Sizung 9 Uhr."" Und Du bist crst um 1 Uhr aus der Versammlung heimgetonimen?" Natürlich giebt es dann eine unangenehme Auseinandersetzung. Was liegt der Presse daran, Schluß 9 Uhr" zu schreiben." Der Antrag fand die allgemeinſte Unterstüßung, und der Vorsitzende übermittelte ihn unter vieler Heiterkeit den anwesenden Vertretern der Presse.-

gc. Der Bienenbaum. In seinem soeben erschienenen Werfe Pflanzer- und Jägerleben auf Sumatra  "( Berlin  , Wilhelm Güsse rot), schildert Edward Otta in anschaulicher Weise, wie sich der Malaye zum Verfüßen seines Daseins den Honig von himmelhoch­anstrebenden, säulenartigen, glatten Bäumen, den Tualangs, herunterholt. Der Tualang oder Bienenbaum ist einer der häufigsten und gigantischten Vertreter der Flora Sumatras  , ein Baum mit Mischa bekam Leibschmerzen, die langsam an Stärke zunahmen. mächtigen, sich über die Erde erhebenden Wurzelseitenstreben, die, Die Schmerzen zwangen ihn, fich aufs Bett zu legen und leise zu Bretterwänden vergleichbar, den Stamm sternartig umgeben und ftöhnen. Von dem heißen Verlangen beherrscht, sich nicht in seiner gewissermaßen als breiter Fuß gegen das Ilmfallen schützen; aus Wehrlosigkeit den Feinden" auszuliefern, blieb er lange fest und er- diesem heraus hebt sich der hellgraue Stamm von 50-60 Meter stickte sein Stöhnen im Kissen. Aber die Basteten mit den Pfeffer Höhe, fchlant, glatt und säulenartig ohne jede Astbildung, einem lingen und dem Fleisch, der kräftige, fühle" was thaten das ihrige- mächtigen Fabritschornstein vergleichbar, während sich oben erst in bald begann er lauter zu stöhnen und mit den Fäusten ins Kissen zu schwindelnder Höhe die verhältnismäßig fleine Krone des Baumes schlagen. bildet. Nach Landesgesetz darf der Bienenbaum, als geweiht, ebenso wenig wie alle Fruchtbäume, der Art oder dem Feuer zum Opfer fallen, denn an ihn hängen die Honigbienen ihre facartigen großen Waben, und zwar stets an den unteren, größten, von der Erde etwa 45 Meter entfernten Aesten auf. Sind die Waben mit Honig ge­füllt und hat der Malaye sich nun nicht mehr vor den Angriffen der Bienen zu fürchten, so beginnt er den Säulenstamm zu beste: gen. Hierzu schneidet er sich aus Nibung- Palmholz" Nägel von knapp Fußlänge, treibt diese, die er bündelartig oder im Sarong auf dem Rüden trägt, in kurzen Abständen, den Sprossen einer Leiter ähn= lich, in den Stamm und steigt so langsam höher seinem Ziele ent­gegen, was oft Tage in Anspruch nimmt. Es ist dies für den Fremden, den Europäer ein höchst unbehaglicher, wenn auch äußerst interessanter Anblick, denn der plötzliche Bruch einer Sprosse würde den unfehlbaren Tod durch Absturz zur Folge haben, jedoch kommt dies fast nie vor, denn der Malaye versteht es, jein Störpergewicht genau auf alle Sprossen, die er ergreift oder betritt, staunenswert ficher zu verteilen, wohingegen der Europäer diese Leistung nie und nimmer fertigbringen wird.

In der Nacht konnte Mischa sich nicht länger beherrschen: er begann laut zu schreien. Bald drängten sich alle Feinde" um fein Bett, mit Ausnahme von Papa, der wie gewöhnlich im Klub war. Mama brachte den Thermometer, Schwester Nina machte ihm einen Senfteig, das Stubenmädchen lief nach dem Doktor. Sogar " Falstaff" kam den Kranken besuchen, drängte sich zwischen die be­sorgten Feinde" und blickte Mischa mit seinen lugen Augen traurig und teilnehmend ins Gesicht.

Was hast Du denn nur gemacht?" fragte unruhig Mama, in der Tiefe ihrer Seele bei dem Gedanken zitternd, Mischa tönnte Gift genommen haben, womit er bei ähnlichen Anlässen schon oft gedroht hatte. Hast Du irgend etwas eingenommen? Ja, Mischa? Sprich, mein Täubchen! Schnell!"

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" Ich, Mama. Ach! Au! Au! Au!... Ich, Mamachen ich habe Asien  , Afrika   und Amerika   verkauft Ach! Au! Au! Au!... Und dafür Pasteten mit Pfefferlingen und Um Gotteswillen! Mischa! Er phantasiert ja! Herrgott, wo bleibt nur der Doktor? Schnell! Lauft und holt Papa. Ach Gott  ..."

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Mama beugte sich über Mischa, legte ihre Hand auf seine Stirn und füßte ihn auf die Wange. Laut weinend lief Nina ans Fenster und blickte unruhig auf die Straße, die Ankunft des Arztes er­

wartend.

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Ueber das Aussterben der Biber in Amerika   schreibt " Stangens Verkehrs- Zeitung": Es ist bezeichnend, daß der Wild­tommiffär des Staates Colorado   sich veranlaßt gesehen hat, be= fondere Maßnahmen zu treffen, um das Töten der letzten Biber, die es in diesem Staate noch giebt, möglichst zu verhindern. Nicht, als ob Colorado   ein wichtiger Biberstaat wäre oder es jemals in be­sonderem Maße gewesen wäre. Heute sind vollends nur noch ganz wenige dieser in Geschichte und Sage so berühmten Tiere hier zu finden; aber gerade der Versuch, diese wenigen noch zu erhalten, kann daran erinnern, wie troftlos es mit dem Biberbestande in den Ver­ einigten Staaten   heute steht, fast noch trostloser als mit dem Büffel­bestande! Ob künstliche Biberzüchtungen, wie sie da und dort in neuerer Zeit unternommen wurden, daran viel ändern werden, muß Ach, Herr Doktor, er hat heute absolut nichts gegessen! noch dahingestellt bleiben. Die meisten Biber, welche der Staat

Endlich kam der Doktor.

" Na, junger Mann, wo thut's denn weh? Laffen Sie mal fehen!"

Mischa drehte sich gehorsam nach dem Licht, der Doktor unter fuchte ihn genau,

Was haben Sie denn heute gegessen?"