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Zur Ausführung der Bauarbeiten machte sich die Herstellung| Baue dieses Bauwerkes und seiner Ergänzungsanlagen thätig geeiner etwa 12 Kilometer langen Arbeitsbahn mit einem Kosten- wesenen Arbeiter betrug etiva 500. aufwande von Million Mark erforderlich. Diese schmalspurige Für die in Aussicht genommene Gewinnung der elektrischen Anlage führt vom Bahnhof Gemünd am Berghang bis zur Arbeitsstelle und ruht vielfach auf hohen Viadukten, die aus Holz errichtet wurden.
Zwischen den beiden Thalwänden ruht die Staumauer auf dem Untergrund aus Grauwacke, der von Devonschiefer durchsetzt ist. Der Thalboden, dessen Trockenlegung die Herstellung eines Fangdammes und eines 140 Meter langen Stollens zur Ableitung des Waffers erforderlich machte, konnte meist schon nach Wegräumung der obersten, vier Meter starken Schicht als guter Gründungsboden erreicht werden. Der so bloßgelegte Felsen wurde dann mit flüssigem Cement so lange behandelt, bis alle Risse gedichtet waren.
Die Sperrmauer erhält eine Kronenbreite von 5,50 Meter, während das Bauwerk auf der Sohle mit einer Breite von 50,50 Meter beginnt und eine Höhe von 58 Meter erreicht. Die größte Stauhöhe beträgt 50,50 Meter. Um dem Druck des Wassers möglichst großen Widerstand zu leisten und um die Ausdehnungen des Materials bei Temperaturänderungen möglichst unschädlich zu machen, ist die Mauer nicht gerade, sondern mit einem Krümmungsabmesser von 200 Meter zur Ausführung gekommen. In Kronenhöhe beträgt die Länge der Mauer 226 Meter.
Zur Ausführung des Mauerwerks wird für den Kern der in der Nähe gebrochene Thonschiefer benußt. Die dem späteren Wasserbecken zugekehrte Stirn der Mauer ist auf einen Meter tief mit Grauwade verkleidet, und die Abdeckplatten und Brüstungen werden aus Niedermendiger Basaltlava gebildet.
Damit das Mauerwerk recht große Elasticität und Dichtigkeit besitzt, wird Kalftraßmörtel verwendet, der gegen Portland- Cement noch den Vorzug größerer Billigkeit besitzt. Der zur Herstellung des Mörtelgemisches erforderliche Sand wird von den Halden der Bleipochwerke von Mechernich geholt. Bei der Benußung fleiner Bruchsteine zum Kernmauerwerk mußte man natürlich mit einem großen Mörtelverbrauch rechnen. Doch es gelang, den Verbrauch an Mörtel durch die größere Vervollkommnung in der Arbeit im Lauf der Zeit von 42 auf 33 Prozent herabzusetzen.
Die für ein solches Bauwerk so ungemein wichtige Wasserdichtheit wird durch einen Cement- Traßputz auf der Innenseite der Grauwacken- Verkleidung und durch einen Schutzanstrich zu erreichen gesucht. Um das trotzdem in das Mauerwerk noch eindringende Wasser aufzufangen und gefahrlos für den Bestand des Mauerwerkes abzuführen, find in Abständen von ca. 2 Meter je ein Baar Drain- Thonröhren eingebettet, welche die Feuchtigkeit in zwei größere Röhrenleitungen, welche die Staumauer der Länge nach durchlaufen, abführen; von hier gelangt das Sickertwasser dann in den für die Bedienung der Anlage vorgesehenen Stollen. Durch diese Röhrenanlage zur Drainage wird nicht nur verhindert, daß später das durchfickernde Wasser an der äußeren Seite der Mauer Herunterläuft, sondern man erreicht dadurch auch noch eine schnellere Austrocknung des gewaltigen Mauerwerks.
Zum Schuße der Sperrmauer weist die Beckenfeite eine unter 45 Grad ausgeführte Schüttung aus Erde mit Abpflasterung auf, die sich bis zu einer Höhe von 34 Meter über der Fundamentsohle erstreckt. Innerhalb dieser Schüttung sind zwei durch die Sperrmauer geführte Durchlässe gewölbt ausgeführt. In den so erhaltenen Entlastungsstollen liegen Rohrleitungen, die Regulierschieber haben, welche von lotrecht hochgeführten Schächten aus bedient werden können. Diese Bedienungsschächte werden in der Höhe der Mauerkrone mit dem eigentlichen Staubautverk durch Brücken verbunden.
Der zur Ableitung des Wassers von der Baustelle erbaute Stollen bleibt auch nach Fertigstellung des gesamten Bauwerkes erhalten, da er später ebenfalls zur Entlastung dienen kann und außerdem zur Trockenlegung des Thales bei etwa notwendig werdenden Ausbefferungen der Sperrmauer eine der wichtigsten Aufgaben zu erfüllen hat.
Damit nicht ein höherer Aufftau des Wassers als bis zu 1,5 Meter unter der Mauerkrone eintreten fann, ist am Thalhange nördlich der Sperrmauer ein Abfluß vorgesehen. Zu diesem Zweck ist hier in einer Länge von 90 Meter ein Hochwasserüberfall in Kaskadenausführung angeordnet. Die Stufen der Kaskade find 1,5 Meter hoch und im Felsen des Berghanges hergestellt; zum Schutze gegen das Eindringen des Wassers in das Gestein und zur Verhütung der Verwitterung ist hier der Felfen mit einer 50 Centimeter starten Betonschicht versehen.
Für den Materialtransport hat man neben der erwähnten Arbeitsbahn noch maschinelle Hilfsvorrichtungen herangezogen. So werden die zur Herstellung der Mauer benötigten Baumaterialien mit Hilfe von drei Hebetürmen gefördert. Auf der Krone der Mauer find Geleise, die natürlich mit dem Fortschreiten der Arbeiten entsprechend höher gelegt werden, vorgesehen, auf welchen die benötigten Arbeitsmaterialien und Werkzeuge transportiert und so schnell und zweckmäßig verteilt werden. Der erforderliche Mörtel wird in elektrisch betriebenen Trommeln gemischt und mit Hilfe eines Bremsberges vom nördlichen Thalabhang auf die jeweilig erreichte Mauerkrone heruntergelaffen.
Die am Bau der Urft- Thalsperre beschäftigten Arbeiter und Beamten wohnen zum Teil in Gemünd und werden mit der Arbeitsbahn zur Baustelle befördert. Der größte Teil der Arbeiter wohnt dicht an der Arbeitsstelle in Baraden. Die größte Zahl der beim
Energie wird ein 2800 Meter langer Stollen von 6,14 Quadrats meter lichtem Querschnitt hergestellt. Dieser Teil der Arbeiten hat größere Schwierigkeiten gezeitigt, als man angenommen hatte. Daher dürften auch seine Kosten den veranschlagten Preis von 1 Million Mark übersteigen.
Die Kosten der Urft- Thalsperre, die in ihrer gesamten Anlage zu Ende dieses Jahres fertig gestellt werden soll, sind mit 5 Millionen Mark veranschlagt; von dieser Summe entfallen vier Fünftel auf die Herstellung der Sperrmauer.
Diese interessante Anlage tann schon heute als ein glücklicher Beweis für die Billigkeit des durch den Thalsperrenbau zu erzielenden Effektes betrachtet werden, da der Preis für ein Kubikmeter aufgestauten Wassers nur etwa 9 Pf. beträgt, während z. B. bei der nur 3,5 Millionen Kubikmeter Waffer faffenden Bever- Thalsperre die Kosten pro Kubikmeter noch 27 Pf. ausmachen. Es wäre daher sehr zu wünschen, wenn die vorbildliche Anlage der großen Sperrmauer für das Urft- Thal zu ähnlichen Kulturbauten in allen in Betracht kommenden Gegenden führen würde. P. M. Grempe.
Kleines feuilleton.
Nach der Flut. Einem Feuilleton der Breslauer Morgen- 3eitung" entnehmen wir das Folgende: Nun sind die traurigen Tage des Hochwassers vorüber; die trüben Fluten find in ihr Bett zurückgekehrt. Nur hier und da steht noch die faulende Masse im Straßengraben, in einem Wasserloche oder auf einem tiefgelegenen Acker. Ja, das Wasser ist weg, aber Schmutz und Ver wüstung sind geblieben. Und jetzt, nachdem sich die Flut verlaufen, tann man erst den Schaden übersehen, den sie uns bereitet hat. Schon vom Fenster des Eisenbahnwagens aus sieht man, wie berändert die Gegend erscheint. Vor wenigen Wochen prangte alles im herrlichsten Grün; jetzt ist die Grundfarbe schwarz oder schmutziggrau. Verläßt man den Zug und schlägt den Weg ins Ueber schwemmungsgebiet ein, so empfängt einen der efle Geruch des zurück gebliebenen Wassers, das man treffend mit dem Ausdruck" Jauche" bezeichnet, des Schlammes und der verfaulten Pflanzen und verwesten Tiere. Wo ist die vielgepriesene gute, reine Landluft hin? Wie fehen die Felder aus, die heuer so viel des Segens versprachen? Wo das Wasser stromlos blieb, steht das Getreide noch ziemlich aufrecht und wird, soweit es Roggen ist, noch irgendwie zu verwerten sein, wenn auch vielleicht nur geschroten, als Viehfutter. Wo aber das Wasser strömend zog, liegt das Getreide wie gewalzt am Boden. Hier herrscht die Fäulnis, hier ist nichts mehr zu holen. Weizen und Hafer hatten, als das Unglück hereinbrach, noch keine ausgebildeten Körner; diese beiden Getreidearten liefern, ebenso wie die Gerste, feinen Ertrag. Gänzlich verfault sind Kartoffeln, Gemüse jeder Art, Rüben, Klee, kurz, alle die Gewächse, die mehrere Tage völlig unter Wasser standen; hier ist alles schwarz. Wiesen, die kurz vor der Ueberschwemmung gemäht worden waren und nicht versandet worden sind, werden vielleicht einen üppigen zweiten Graswuchs bringen. Verschlämmte Wiesen und Aecker aber liefern nicht nur dieses Jahr keinen Ertrag mehr, sondern auch die Herbstbestellung wird eine sehr verspätete und ungenügende sein. Ueberhaupt wird es fleißiger Arbeit vieler Jahre bedürfen, ehe die vielen Tausende von Hektaren versandeter Aecker und Wiesen Schlesiens wieder so kulturfähig sein werden, wie sie vor dem bösen Juli 1903 waren. Was hier am Nationalvermögen verloren gegangen, ist ganz enorm. Je mehr wir uns dem Dorfe nähern, desto ärger wird die Mückenplage; in ganzen Schwärmen begleiten uns diese Blutsauger. Hier hilft nur Nauch und immer wieder Rauch. Früher habe ich immer die Nichtraucher ob ihrer Standhaftigkeit gegenüber dem Teufelskraut", wie man den Tabat in geharnischten Verboten gegen das Tabakrauchen nannte, beneidet. Jezt freue ich mich, daß ich rauchen kann, denn hier muß ich rauchen. Also, wie gesagt, hier läuft alles mit Cigarre und Pfeife herum, und da der Tabat, soweit man von solchem reden kann, über die Maßen schlecht ist, so können ihn die Mücken thatsächlich nicht vertragen.
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Nun sind wir im Dorfe, sehen wir, wie das Wasser allenthalben seinen Haß gegen das Gebild von Menschenhand bewiesen hat. Ich möchte das Wasser geradezu den besten Baurevisor nennen; mit einer Gründlichkeit, wie sie kein menschlicher Bausachverständiger besikt, hat es Gebäude, Zäune, Brücken, Wege auf ihren Bauzustand untersucht, und keine einzige schadhafte Stelle ist ihm entgangen. Jetzt giebt es zu erneuern! In meinem Dorfe, das ungefähr 60 bewohnte Häuser zählt, find bis jetzt 7, die mehr oder weniger eingefallen sind, gesperrt. Hier ist ein Giebel eingefallen, dort klafft eine Wand auseinander, Fenster und Thüren hängen schief. Außen und innen sieht man die scharfe Linie, die den höchsten Wasserstand an jedem Gebäude anzeigt. Wir treten in ein Haus; uns empfängt ein geradezu scheußlicher Gestank von Wasser, Schlamm, Fäulnis und Karbol. Alle Wände, innen und außen, sind nämlich zwecks Desinfektion mit 5prozent. Starbolseifenwasser abgerieben worden. Jetzt wird alles mit heißem Sodawasser gescheuert; dann wird die Arbeit des Maurers folgen, der Wände und Decken frisch falfen wird. Noch nach Monaten wird der üble Geruch in den Stuben zu finden sein, trob des eifrigsten Lüftens. Und wie sehen die Möbel aus! Die Fourniere find losgesprungen und ringeln sich spiralförmig zus
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