namentlich billigere Sorten, aber die Transportschwierigkeiten sindnoch zu groß. Lohnen würde sich das Unternehmen, wenn es gelänge.das Holz in Flößen über den Ocean durch Dampfer zu schleppen.Man hat das vielfach versucht, aber der Transport gelang nur aufkürzeren Äüstenstrecken, z. B. an der Westküste der Union. Sonstwurden die Flöße durch die Gewalt der Meereswogen auseinander-gesprengt, das Holz ging verloren, und obendrein Lkldeten die freiumhertreibendcn Balken eine Gefahr für die Schiffahrt.Unsre Hauptlieferanten bleiben darum die nahen Nachbarn,Rußland, Oestreich-Nngarn, Slandinavien. Zumeist werden dieWasserstraßen benutzt, da im allgemeinen das Holz den Eisenbahn-transport nicht verwägt. Bemerkenswert ist es, daß schon Brettervom Schwarzen Meer nach dem Mittelrhein gebracht wurden; derTransport lohnt aber nur dann, wenn der Preis für 1 KubikmeterBretter auf 4l) M. sinkt.In Deutschland ist der Holzmangel noch nicht so sehr fühlbar;schlimmer ist England daran, das bei seiner Waldarmut verschwindendwenig Holz erzeugt, und vorwiegend auf Zufuhren von auswärts an-gewiesen ist. Fremdes Holz brauchen auch Belgien, Holland, dieSchweiz, Dänemark. Frankreich besitzt L.ö Millkmen Hektar Wald,aber seine Forstwirtschaft war lange Zeit auf Erzeugung vonBrennholz und Holzkohle gerichtet. Erst in der neueren Zeit hat sichder Uebergang von der Brennholz- zur Nutzholzwirtschaft vollzogen;doch bedarf es noch langer Zeit und vieler Geduld, sowie Verzicht-leistuiig auf augenblicklichen Gewinn, um Althölzer heranzuziehenund heruntergekommene Ausschlagcwälder in Fichten- und Tannen-bestände zu vertvandeln. Frankreichs Mehreinfuhr an Nutzholz be-zisfcrt sich auf 3 Mllionen Kubikmeter, annähernd die Hälfte seinereignen Erzeugung. Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, dieTürkei, Bulgarien und Serbien befinden sich in gleicher Lage. Soist in Europa ein Gebiet mit 215 Millionen Einwohnern auf Bezugvon Nutzholz vom Auslande angewiesen.Werfen wir jetzt einen Blick auf die holzreichen LänderlOestreich-Ungarn ist in der glücklichen Lage, Holz ausführen zukönnen, und in den letzten fünfzehn Jahren hat sich seine Ausfuhrbedeutend gehoben. Es exportiert etwa 7 Millionen Kubikmeter,die es vorzugsweise nach Deutschland absetzt. Es könnte also alleinden Bedarf TeutjAslands nicht decken, und seine Wälder können auchdarum als wichtige Holzvorräte für die Zukunft nicht anerkanntwerden, weil es mit der Zeit für seine eigne aufstrebende Industrieund I vachsende Bevölkerung mehr Holz brauchen wird.Reich an Wäldern sind Norwegen und Schweden, aber ihreForsten erneuern sich langsamer und mehr als gegenwärtig werdensie auch künftig hin nicht liefern können. Anders Rußland. Es istdas reichste Waldland der alten Welt. Die Ausdehnung seinerForsten wird auf 500 Mllionen Hektar geschätzt. Es ist auch in derLage nordisches»lud mitteleuropäisches Holz zu liefern und könnteallein den Bedarf des übrigen Europa decken. Es ist aber nicht zuvergessen, daß in weiten Gebieten Rußlands die Forstwirtschaft nochviel zu wünschen übrig läßt. Ziehen wir schließlich die Berichte überdie Entwaldung einzelner Strecken Sibiriens durch russische Ansiedlerin Betracht, so werden Ivir Besorgnisse über den Bestmid dieses groß-artigen Holzspeichers der Welt nicht unterdrücken können.Großartige, genauer nicht geschätzte Waldbestände finden wirendlich in den Vereinigten Staaten und in Kanada. Seit drei-hundert Jahren wird in ihnen Raubbau getrieben, die Folgen warenbisher nicht fühlbar. Jetzt aber, wo Amerika als Industrieland sogewaltig aufgeblüht ist, und sein Holzhandel nach allen Richtungensich ausbreitet, wird die Lage bedenklicher. Oester und öfter hörtman dort Klagen über Mangel an geeigneten Althölzern. Auch dieseHolzspeicher sind gefährdet.Andre finden wir aber in der Welt nicht. Asien, das alteKulturland, ist forstlich längst-ausgebeutet. Indien, China undJapan können mit dem Ertrag ihrer Waldungen gerade den eignenBedarf an Nutzholz beftiedigeu. Die Hölzer, welche die tropischenWälder liefern, sind zumeist für den Hauptbedarf unsrer Industrieungeeignet. Afrika ist überhaupt ein waldarmes Land, und Mexikoin Central- und Argentinien in Südamerika müssen schon seit längererZeit Nutzholz von auswärts einführen. Das trockene Australienwird niemals ein Waldland werden und sein Busch ist schon jetzt durchBeschädigungen seitens der Schafherden dem Ruin preisgegeben.Geht alles im alten Geleise weiter, so wird einmal der Zeitpunkteintreten müssen, wo der Holzmangel, den wir jetzt empfinden, sichzu einer Holznot steigert. Und dieser Zeitpimkt kann früher eintretenals die vielbesprochene Erschöpfung der Kohlenlager, vielleicht schon inwenigen Jahrzehnten. Natürlich giebt es auch in dieser Hinsichtpessimistische und optimistische Beurteiler, aber die drohende Gefahrkann nicht weggeleugnet werden.—__ C. Falken hör st.Klclned feiulleton.y. Ein Dichter von Gottes Gnaden. Vielseitige Monarchenhaben seit alten Zeiten des öfteren nach dem Ruhme gegeizt, wieauf allen andern Gebieten, so auch auf dem der Kunst tonangebendzu wirken— der Kunst den Weg zu weisen, nicht allein durch Be-gönnern von hohen Orts beliebten Kunstrichtungen, sondern auchdurch eigne Leistungen von bahnbrechender Mustergültigkeit. Aller-dings haben auch schon in alten Zeiten solche königlichen Künstler dieunangenehme Erfahrung machen müssen, daß auf künstlerischem Gebietekein Ansehen der Person vor kritischen Nörglern schützt. Schon imdritten Jahrhundert». Ehr. hat einem musikalischen König vonAegypten ein griechischer Kunstrichter die wortspielende Censur aus-gestellt:„Ein andres ist das Skeptron, ein andres das Plektron".womit aber gewiß nicht hat gesagt sein sollen, daß der zither-liebende Potentat im Handhaben des Plektron, des Zitherschlegels,erheblich weniger geleistet habe, als im Schwingen des Scepters.Und bereits»m vierten Jahrhundert v. Chr. gab ein griechischerDichter einem poetischen Könige von Sicilien auf dessen Frage,wie das neueste fürstliche Trauerspiel wirke, die doppelsinnigeAntwort:„Mtleiderweckend"; ob mitleiderweckend mit dem unglück-lichen Geschick der tragischen Gestalten oder mit dem unglücklichenHereinfall deS tragischen Dichters, blieb der königlichen Selbst-erkenntnis zur Entscheidung überlassen. Dieser wertvolle Artikel istbekanntlich auf den Thronen nicht allzu häufig, und so haben immerwieder Monarchen den Pegasus bestiegen— durchweg, um ihn alseinen bockbeinigen Renner zu erfinden, der ungeschickte Reiter selbstallerblauesten Blutes eine tragikomische Rolle spielen läßt.Das gilt auch von den meisten deutschen Poeten fürst-lichen Geblütes und nicht zum wenigsten von dem ftucht-barsten unter ihnen, von dem Wittelsbacher König Ludwig I.von Bayern. Wenn die Menge es thäte, würde dieser Dichter vonGottes Gnaden fteilich hochangesehen sein; denn er hat von 1839bis 1847 vier dicke Walzer voll lyrischer Ergüsse in Druck gegeben.Aber die Mitwelt hat ihn erbarmungslos als den„Participien-dichter" zur Zielscheibe schlechter Witze gemacht, und um als Nach-weit einen auf vorsichtige Parteilosigkeit bedachten Gewährsnmnnzu eitleren, so thut das Konversationslexikon die Dichtungendes wittelsbachschen Sängers mit der dunklen, aber nichteben schmeichelhaften Andeutung ab, daß ihre Form barocksei. Indes so undankbar und unehrerbietig sind nichtalle Vertreter der Nachwelt. Vielmehr hat sich neuerdings sogarein königstreues Gemüt gefunden, dem die Poesien Ludwigs I.würdig scheinen,«auf Flügeln des Gesanges wiederum Gemeingutdes ganzen großen deutschen Volkes zu werden, in den Liederbüchernzu stehen". Zu diesem Zwecke hat der brave Mann ausgewählteDichtungen des Bayernkönigs neu veröffentlicht in einer Sammlung,die für ein paar Groschen erhältlich ist.Die vorausgeschickte Einleitung ist eine„Rettung", nicht nur desDichters, sondern auch des Königs. Hatte man bisher geglaubt,daß Ludwig«in Phantast gewesen sei, so werden wir nun be-lehrt, daß er ein„großer Herrscher" war. Die politischeGenialität des Wittelsbachers wird entschieden offenbar aus einem Satzder Abdankungsurkunde, die Ludwig am 29. März 1848 verfaßte, alsdie Bayern sein Willkürregiment satt bekommen hatten. Der„Retter"findet dies Manifest„von geradezu antiker Größe" und„rührend injedem einzelnen Satze". Also gewiß auch in diesem:„Als wenn icheines Freistaats Beamter gewesen, ging ich mit dem Staatsgut, mitden Staatsgeldern um." Darüberhaben sich die Republikaner gewißmehr gefreut, als die Monarchisten. Im Schlußsatz aber kommt derParticipicndichter zum Vorschein:„Auch vom Throne herabgestiegen,schlägt glühend mein Herz für Bayern, für Deutschland I"In ähnlich origineller Weise, wie hier von dem„herabgestiegen",macht Ludwig nämlich auch in seinen Gedichten von dem ParticipiumGebrauch. Um sich davon zu überzeugen, braucht man bloß daspoetische Manifest Ludwigs vom 29. März 1848 s. Besonders dieMünchener betreffend") zu vergleichen. Da stürmt der abgedankteKönig gleich zu Anfang also in die Saiten seiner Laute:„Verlassen und traurig wandelnd,Zieh' ich in die Welt hinein,Denn frei und groß nur handelnd,Mocht' ich Euer König sein..."Ein paar Verse weiter heißt es:„Die Höflinge, glatt und schmeichelnd,Die Geistlichen, Liebe heuchelnd,Entrissen mir die Krön'.Ein Herz im Busen habendFür Schönes, was Menschen ziert,Mein Volk mit Künsten begabend,So Hab' ich stets regiert."Dies Erzeugnis von Ludwigs Muse sucht man fteilich in de»neuen Volksausgabe vergeblich.So hat deren Herausgeber denn überhaupt die hanebüchenstenSachen den Lesern wohlweislich vorenthalten. Von den schönenVersen z. B., die der S9jährige Ludwig geschmiedet hat, als er durchseine Liebe zu Lola Montez bewies, daß dürr' Holz am bestenbrennt, ist da fast nichts zu finden.„Tropfen der Seligkeit und Meer von bitteren LeidenDie Italienern gab— Seligkeit, Seligkeit nurLässest Du mich entzückend begeisternd beständig empfinden,In der Spanierin fand wahre Liebe und Leben ich nur."Alle diese Perlen werden unS vorenthalten. Ader der Participien-dichter kommt trotzdem zu seinem Rechte; seine bezeichnende Eigen-tümlichkeit ist nicht wegzuschneiden. Also finden sich Participien inschwerer Menge, und noch im Jahre 1859 dichtet der greise Ludwigdas deutsche Volk an:„Nicht im Reich der Träume lebend,Hoch hebt sich deS Deutschen Brust,Die-Selbständigkeit erstrebend,Seiner Stärke sich bewußt."