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Gefühlstöne und Affette an die Borgänge in der Hirnrinde ge- Boll vom Boden entfernt ist. Ihre getvaltige Stärke fieht man auch, bunden, die gegenteilige Annahme nannte er eine schöne, der Eigen- wenn der Straußenzähmer rittlings auf seinem Lieblingstier reitet liebe schmeichelnde Hypothese, die aber durch die entscheidendsten und dieses in einer Bidzadlinie mit halsbrecherischer Geschwindigkeit Thatsachen widerlegt sei. losstürzt. Besonders auf der Straußenfarm von Mr. Latoston am Noch weniger ging Prof. Schwalbe aus Straßburg  , der am Ufer des Arroyo Suo zwischen Los Angeles   und Pasadena   kann man Mittwoch über Die Vorgeschichte des Menschen" sprach, auf irgend die Straußenzucht in allen ihren Biveigen studieren. Hier stehen unter welche Konsequenzen in Bezug auf die Weltanschauung ein. Er den Eichbäumen die Brutapparate zum Ausbrüten der Eier. Wenn wolle nicht in andren Wissenschaften dilettieren, sondern lediglich als die Jungen aus den drei Pfund schweren Eiern ausgekrochen find. Anatom sprechen", sagte er, wie mir schien, mit Beziehung auf den haben sie die Größe ausgewachsener Enten und sehen auch wie junge zwei Tage zuvor gehaltenen Vortrag von Ladenburg  . Aber Enten aus. Sie wachsen dann sehr schnell; nach einem Monat find gerade als Anatom trug er sorgfältig zusammen, was sie einen Fuß gewachsen, nach sechs Wochen haben sie ihre endgültige wir an vorgeschichtlichen menschlichen Knochen besigen, die Straußengestalt. Nach sechs Monaten sind sie sechs Fuß groß, und uns deutlich einen Menschen zeigen, der so sehr von nach einem Jahre haben sie fast ihre volle Größe erreicht. uns verschieden ist, daß die größten Rassenunterschiede der jetzt lebenden Menschen dagegen verschwinden, und der doch weit über den menschenähnlichen Affen steht. Weiter wurden Knochen aus noch früherer Zeit gefunden, welche die Ent­wicklung noch weiter zu verfolgen gestatten. Trotz des naturgemäß sehr lückenhaften Materials läßt sich die große Bedeutung der er haltenen Reihe für die Entwicklung des Menschengeschlechts in teiner Weise mehr zurüdweisen. Ist es wirklich dilettantenhaft, hieraus Schlüffe auf die biblische Weltanschauung zu ziehen, zumal fie unsern Kindern heute noch in den Schulen als Lautere Wahrheit gelehrt wird?

Ein ganz andres Thema schlug der Sanitätsrat Isberg aus Kassel   an, der über Erbliche Entartung infolge socialer Einflüsse" sprach. In der That eine sehr ernste Frage. Die Geburtenziffer geht ständig zurüd, wir nähern uns französischen Zuständen, die nach Alsberg   nicht etwa dem Zweifindersystem zu danken find, sondern den socialen Verhältnissen, die die Eheschließung bei den besser Situierten in spätere Zeit verlegen und dadurch die Unfrucht­barkeit mehren, die den Alkoholismus bei den weniger gut Situierten fördern, und dadurch zerstörend auf die Lebens­fraft der Nachkommen wirken. Der Redner pries uncivili­fiertere Zustände, in denen die natürliche und die geschlecht liche Zuchtwahl rasseveredelnd wirkt, starke Momente, die bei unsrer Kultur in Fortfall kommen, da wir auch den Schwächlichsten zu erhalten suchen, und da bei der Gattenwahl Besitz und Lebensstellung den Ausschlag geben.

Als Abhilfemittel schlug er vor, alle Bhtisiker( Schwindsüchtige), Geschlechtskranke und sonstige Schwächlinge an der Eheschließung zu verhindern. Es soll eine amtliche ärztliche Kontrolle über alle heiratsfähigen Personen eingeführt werden, und diese Stelle foll Interessenten, die heiraten wollen, bereitwillig Auskunft erteilen. Vielleicht kann auf diesem Wege einiges geschehen, vielleicht könnte besonders manch gesundes Mädchen vor unheilvoller Be­rührung mit einem kranken Manne bewahrt werden. Etwas Wesent liches ließe sich schwerlich erreichen. Die ehelose und die außer eheliche Kindererzeugung streifte der Vortragende überhaupt mit keinem Wort; natürlich, sie hätte sein Konzept gründlich verdorben. Die ganze überaus wichtige Frage berührt so viele Seiten des Lebens, daß ihre Lösung mit der Durchführung irgend eines mehr oder weniger durchdachten Vorschlages nicht abgethan ist. Ein gesund entwickeltes und frei entfaltetes Geschlechtsleben ist nur in einer ge­sunden und freien Gesellschaft möglich, also sicherlich nicht in einer niedergehenden Periode der Menschheit, wie der Kapitalismus fie heute bereits darstellt.

Erwähnen wollen wir noch, daß zum Schluß( Mittwoch) Prof. Eonwen über Erhaltung von Naturdenkmälern" sprach. Er wünschte ein Reichsgesetz zu diesem Zwecke und beantragte eine diesbezügliche Resolution, der die Versammlung widerspruchslos zustimmte. Ich glaubte bisher, es fäme mur in Voltsversammlungen bor  , daß man sich mit dem Redner ohne weiteres in allen Teilen einverstanden erklärt; nun sehe ich, die Naturforscher thun unter Umständen dasselbe, obgleich manche Ausführungen des Vortragenden sehr weitgehend waren und sicher sorglicher Prüfung bedürfen. Allerdings war es bereits 12 Uhr geworden, also Essenszeit; aber eine Entschuldigung ist das nicht. Durch derartig zu stande ge­tommene Resolutionen nimmt man seinen Beschlüssen ja selbst alle Bedeutung.­

Kleines feuilleton.

Bt.

k. Amerikanische   Straußenfarmen. Der Strauß ist jetzt im Südwesten der Vereinigten Staaten   fast ebenso zu Hause wie in Afrika  . Das Klima eines beträchtlichen Gebietes in diesem Lande ift fast dasselbe wie das südafrikanische. Vor sechzehn Jahren wurden die ersten lebenden Strauße nach Süd- Pasadena eingeführt, und diese Herde bildete den Anfang der ersten Straußenfarm in Amerita. Sie bestand aus 50 Bögeln, die unter beträchtlichen Kosten und mit großen Schwierigkeiten herbeigeschafft wurden. Diese erste Generation der aus ihrer Heimat verpflanzten Vögel ist gestorben, obgleich die Strauße ein Alter von siebzig Jahren erreichen sollen; aber ihre Jungen sind in dem neuen Heim bei geeigneter Behandlung gut ge­diehen. Das sonnige Klima Südkaliforniens zusammen mit der sorg fältigen Behandlung hat die Folge gehabt, daß man die größten Strauße erzeugte, die es je in der Gefangenschaft gab. Einige Pasadenastrauße sind bis sieben Fuß hoch und wiegen 300 Pfund. Diese Riesenvögel tönnen ihre Hälse verlängern und sich so aus ftreden, daß sie eine Orange erreichen können, die zehn Fuß sechs

Die

Vögel, besonders die männlichen, machen jetzt die zierlichsten Be= wegungen und Tänze und gewähren mit ihren sanften Augen, den langen Hälsen mit Flaumfedern und den muskulösen Beinen einen hübschen Anblick. Wenn die Strauße vier Jahre alt find, werden sie gepaart; der weibliche Vogel legt, fich selbst überlassen, einen Monat lang täglich ein Ei in einem Nejt, das im Sand ausgehöhlt ist. Die Henne sitzt am Tage auf den Eiern, der männliche Strauß bei Nacht. Sogleich nach dem Ausbrüten werden die Jungen in" Brutanstalten" zusammengebracht, so daß sie am Tage den hellen Sonnenschein haben und nachts gegen die Kälte geschützt sind. Die ersten drei oder vier Tage bekommen sie kein Futter, schließlich aber rebellieren sie und beginnen Steine zu fressen. Sie ziehen solche mit scharfen Ober­flächen vor und entwickeln einen ausgesprochenen Hang für Nägel, Bohrer, Pfeifen und alles Glänzende, das sie sehen. Dann bekommen sie im beschränkten Maße Grünfutter, z. B. Luzerne. Die wenigsten Strauße machen jemals Flugversuche, da sie sich bei drohender Gefahr durch Fortlaufen oder Stoßen verteidigen. Wenn die Federn aus­gerupft werden, so muß das mit der nötigen Vorsicht geschehen; ein Stoß mit ihren mächtigen Gliedern kann schwere Verlegungen und sogar den Tod zur Folge haben. Zum Rupfen wird der Strauß in eine Hürde gebracht, und es wird ihm ein Sack über den Kopf ge­zogen, denn wenn er nicht sehen kann, fühlt er sich ganz hilflos und gebraucht seine Beine nicht. Die Federn werden so abgeschnitten, daß etwa noch ein Zoll der Pose bleibt, die später leicht herausgezogen wird, da der Lebenssaft vertrocknet oder absorbiert wird. Verfahren soll schmerzlos fein. Einige Federn werden wirklich aus­gerupft, aber zu einer Zeit, in der sie natürlich ausfallen würden. Die Federn wachsen ständig und müssen zweimal jährlich abgeschnitten werden. Dabei hält ein Mann den Vogel, während ein andrer die langen weißen, schwarzen oder grauen Federn abschneidet. Sie werden dann sortiert und an die Käufer versandt. Die afrikanischen Straußenfedern müssen für ihre lange Seereise nach England, dem Mittelpunkt des Handels in Straußenfedern, besonders verpackt werden. Die kalifornischen Federn übertreffen sie an Haltbarkeit, Aussehen und Güte, weil der Kalifornische Strauß gut genährt wird, der afrikanische dagegen halb verhungert und ganz ungepflegt ist. Dieser Mangel wird dadurch ausgeglichen, daß man den Federn durch eine besondere Behandlung Glanz giebt und eine Anzahl gleich langer und breiter Federn so zusammennäht, daß ein ungeübtes Auge es nicht entdecken kann. Die schönsten Federn liefert der männliche Strauß. Ihre Struktur ist hart, die Kräuselung dauernd; sie haben eine schöne Farbe und einen leuchtenden Glanz. Bei Feuchtigkeit verlieren die Federn natürlich die Sträufelung, aber fie fönnen leicht wieder gekräufelt werden. Ein Strauß hat gleich nach dem Aus­brüten einen Wert von 100 M.; wenn er seine Reife erlangt hat, ist er dagegen 1000 M. wert. Im Alter von acht Monaten giebt er die erste und dann jede neun Monate eine weitere Federnernte.

u. Schädelgröße und Sprechvermögen. Der Breslauer Kinder­flinifer Eugen Schlesinger hat eine merkwürdige Beziehung zwischen der Schädelgröße und dem Sprechvermögen der Kinder festgestellt. Normalerweise soll bei Kindern von 11 Jahren der Brustumfang größer sein als der Schädelumfang; in allen Fällen, in denen das Gegenteil stattfand, war auch die Sprechentwidlung verzögert, und Kinder, die im Alter von zwei Jahren noch nicht sprechen konnten, besaßen auch in diesem Alter noch einen größeren Schädel- als Brust­umfang. Ja, dies geht sogar so weit, daß, wenn die zu Ungunsten des Bruftumfanges bestehende Differenz sehr bedeutend war, auch für die weitere Entwicklung des Sprechvermögens eine ungünstige Prognose zu stellen war, während geringere Differenzen mit der Zeit fich zum normalen Verhältnis und damit auch zu einem normalen Sprechvermögen entwickelten. Nahe liegt nun die Annahme, daß nicht etwa der Schädel zu sehr entwickelt war, sondern vielmehr die Brust zu wenig, so daß die unentwickelte Lunge nicht die zum Sprechen und zum Atmen nötige Arbeit leisten konnte, und da naturgemäß das Atmen nicht beeinträchtigt werden darf, das Sprech­bermögen litt.-

Geschichtliches.

cn. Ein russisches Sittenbild aus der Zeit der heiligen Allianz. Die Zeit der heiligen Allianz wird für die innere Geschichte Rußlands   bis zum Tode des Stifters jenes christlichen Fürstenbundes, des Zaren Alexander I  ., mit dem Namen Arattschejetschtschina" bezeichnet. So heißt das reaktionäre Regiment der rechtgläubigen Dunkelmänner nach seinem Haupt, nach Alexanders Günstling Araktschejew. Was für eine Sorte Mensch dieser christliche Staatsmann war, davon giebt ein erbauliches Bild eine Episode seines Lebens, die sich auf seinem Landgute Grufino im legten Regierungsjahr