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tier an der Kehle fikt, häufig verloren Greift er alfo an, fo Den magnetischen Nordpol der Erde hat James Roß im Jahre fann er das Raubtier gewöhnlich vertreiben, läßt er es ungeschoren, so seht er sich dem aus, daß er hinterrücks überfallen wird. en So möchten wir also bezweifeln, daß es viel Geschöpfe giebt, die aus reiner Freude an der Tapferkeit, obwohl sie im voraus wissen, daß sie von ihrer Handlungsweise nicht den geringsten Vorteil haben, fidh tapfer verhalten. Allerdings stellen wir diese Behauptung mit der Beschränkung auf, daß sie sich nur auf Geschöpfe beziehen soll, die ebenso wenig fruchtbar sind wie der Mensch. Den Hund darf man also als Gegenbeweis nicht anführen. Denn abgesehen davon, daß er Haustier ist, ist auch sein Ehrgefühl sehr starf entwidelt, so daß ihm Lob ein hinlänglicher Lohn dünkt. Zwar soll ein wilder Vetter von ihm, der Stolsum( canis dukhunensis) in Meuten sogar den Tiger angreifen und zerreißen, obwohl das ohne starke Verluste nicht möglich ist. Die Natur ist ja aber überall bei fruchtbaren Tieren verschwenderisch.
Aehnlich liegt die Sache bei Wölfen und andren wilden Hunden, die nur in Rudeln größere Tiere erbeuten können. Gewöhnlich muß bei der Ueberwältigung eines Büffels, eines Zebras, einer wehr haften Antilope der eine oder der andre erst ins Gras beißen, ehe sie ihren Hunger stillen können. Aber auch hier ist der eigentliche spiritus rector der knurrende Magen, nicht die Tapferkeit.
Denn je fruchtbarer ein Tier ist, desto eher trotzt es dem Tode. Heuschrecken lassen sich von Eisenbahnzügen zermalmen, Motten fliegen in das brennende Licht, Heringsschwärme spotten jeder Berfolgung durch ihre Masse usw. Es ist nämlich ein alter Erfahrungsfab: Die Natur thut für das Individuum nichts, für die Gattung alles. Weil die Lüden bei Ameisen, Bienen, Heringen, Heu schrecken usw. mit Leichtigkeit wieder ausgefüllt werden, eine Ausrottung also nicht zu befürchten ist, deshalb können die einzelnen Individuen ruhig untergehen. Umgekehrt ist die Gattung bedroht, wenn die Jungen nicht beschützt werden, deshalb sind fast alle Mütter zur Aufopferung für ihre Jungen bereit. Ob man dieses instinktive Handeln als wirkliche Tapferkeit bezeichnen kann, möchte doch manchem Bedenken unterliegen: Denn auch hier sucht die Mutter die Gefahren nicht auf, meidet sie vielmehr ängstlich. Mertwürdig ist es nun, daß einzelne Tierarten ihre Jungen feige im Stich laffen. So wird das von der Wildkabe erzählt, und auch die wegen ihres Grimmes gefürchtete Bärin soll, wenn die Jungen noch ganz flein sind, das gleiche thun. Als Urbild der Feig heit müßte eigentlich der Reiher gelten, dem so viel Kleinere Bögel wie Krähen und Milane unter seinen Augen die Jungen aus dem Neste rauben, obgleich er die Räuber mit einem Schnabelstoß töten
fönnte.
Aber auch hier ist es vielleicht nur menschliche Beschränktheit, die den tieferen Sinn dieses Verhaltens nicht einsieht. So ist es durch aus nicht unmöglich, daß ein Naturforscher im Rechte ist, der folgende Erklärung giebt. Der Reiher läßt sich nur in den Jahren, wo er viele Jungen hat, einige rauben, weil er sie insgesamt doch nicht großziehen könnte.
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Sei dem nun, wie ihm wolle, jedenfalls ist der Unterschied zwischen tapferen und feigen Tieren, wie er gewöhnlich gemacht wird, an sich nicht begründet. Unter einander kämpfen bei Liebeswerbungen alle Tiere, selbst der Hase nur die Fledermäuse sollen eine Ausnahme machen, zeigen sich also als tapfer. Hier hat die Tapferkeit auch einen Sinn. Umgekehrt denken die nicht übermäßig frucht baren Raubtiere gar nicht daran, etwa wie ein Trapper oder ein passionierter Jäger die Gefahr wegen der Gefahr aufzusuchen. Aus nahmen können diese Regel nur bestätigen.
Zum Schlusse will ich mich noch auf eine Autorität wie Brehm berufen, der folgendes schreibt:" Selbst die größten Raubtierarten, wie Löwe, Tiger, Jaguar usw. scheuen Tiere, von denen sie bedeutenden Widerstand erwarten, und greifen fie bloß dann an, wenn sie durch Erfahrung sich überzeugt haben, daß sie trop der Stärke ihrer Gegner als Sieger aus einem etwaigen Kampfe hervorgehen." Kann man dieses Verhalten wohl Tapferkeit nennen? Dr. Th. Zell.
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( Nachdruck verboten.)
Erdmagnetismus.
1889 im Westen der Halbinsel Boothia Felix, etwa unter 70 Grad nördlicher Breite, entdeckt. Seine damaligen Beobachtungen aber waren flüchtig, und ihre Nachprüfung ist um so mehr eine dringende Aufgabe, als der Bol gegenwärtig sich nicht mehr in derselben Lage befinden dürfte wie vor 72 Jahren. Hoffentlich wird Amundsen in feiner auf 3ivei Jahre berechneten Forschungsreise die erwünschte Klarheit in diese Fragen bringen. Der magnetische Südpol ist vielleicht für den Menschen ganz unzugänglich, jedoch wird man, wenn die Ergebnisse der deutschen und englischen SüdpolarExpedition vorliegen werden, seine Lage mit einiger Genauigkeit bestimmen können, zumal wenn die jetzt verschollene schwedische und die schottische Erpedition noch weiteres Material beibringen würden. Nun sind aber die magnetischen Pole ganz sicher feine feſtliegenden Punkte, sondern wandern vermutlich in einer noch unbekannten Bahn um die geographischen Pole der Erde herum. Als im Jahre 1600 Gilbert zum erstenmale die Ansicht aussprach, daß die Erde ein großer Magnet wäre, hielt er sie für einen stetigen Magneten, und erst 34 Jahre später wurde durch Gellibrand infolge der Entdeckung einer jährlichen Menderung in der Richtung der Magnetnadel bei London nachgewiesen, daß es nicht so sein konnte. Seitdem find die fortdauernden Wechsel im Erdmagnetismus der Gegenstand ständiger Beobachtungen gewesen und die bedeutendsten Naturforscher haben sich mit ihrer Aufklärung beschäftigt. Dennoch ist man heute noch anf bloße Hypothesen angewiesen. Die Anschauungen sind seit langem auf der Meinung begründet gewesen, daß sich die magnetischen Kräfte auf der Erdoberfläche in bestimmtem Sinne und in lang dauernden, sogenannten fätularen Perioden ändern. Jetzt jedoch kommt man mehr und mehr zu der Ansicht ,, daß diese säkularen Aenderungen zum Teil durch die örtlichen Verhältnisse beeinflußt werden, indem Plätze von nicht bedeutendem Abstand Unterschiede in dem magnetischen Verhalten zeigen, die durch die räum liche Entfernung allein nicht zu erklären sind. Die größten Aenderingen in der seitlichen Abweichung der Magnetnadel( Deklination) fallen auf der nördlichen Halbfugel in die Nordsee und das nordtvestliche Alaska , auf der südlichen Halbfugel in die Gegend der brasilianischen Küste und den südlichen Großen Ocean zwischen Neu Seeland und dem Kap Horn . Die größte jährliche Aenderung in der Neigung der Magnetnadel( Inklination) findet im Golf von Guinea und auf der Westseite des Feuerlandes statt, und zwar ist im ersteren Gebiet die Nordspite der Nadel start nach oben, im letzteren nach unten gerichtet. Das Vorhandensein eines Bezirks mit ähnlichent magnetischen Verhalten im nördlichen Sibirien beruht nur auf Vermutung. Wie sehr sich innerhalb kurzer Zeit die magnetischen Kräfte an einem Drt ändern können, dafür haben die Verhältnisse auf der Insel Sansibar und an der benachbarten Osttüste Afrikas einen Beweis geliefert. Bis zum Jahre 1880 waren die jährlichen Alenderungen der magnetischen Deklination gering. Dann bewiesen die deutschen Beobachtungen in Dar- es- Salam und an andren Plätzen der benachbarten Küste, daß sich der Betrag der Aenderung verdreifacht hatte, und jetzt ist er zehn- bis zwölfmal so groß wie vor 1880. Solchen Gesetzwidrigkeiten im zeitlichen Sinne stehen andre im räumlichen zur Seite. Auf der Wasserhalbkugel der Erde ist die räumliche Aenderung in der Stellung der Magnetnadel im wesentlichen eine regelmäßige, auf dem Festlande aber find fast überall Störungen bemerkbar, wenn auch selten so groß wie in dem Bezirk Rapaliwi in Finnland , wo ein russischer Forscher im Jahre 1890 eine Abweichung von rund 180 Grad beobachtete, indem die Nordipige der Magnetnadel seines Kompasses geraden Weges nach unten wies. Man stelle sich vor, daß eine derartige Mißweisung der Magnetnadel unerwartet auf dem Meere eintreten fönnte. Auch auf dem Lande kann sie gelegentlich für einen Forschungsreisenden peinlich genug sein. Auf Neu- Seeland ist ein Fall bekannt geworden, wo innerhalb eines Kreises von noch nicht 20 Metern im Durchmesser Unterschiede in der Richtung der Magnetnadel bis zu 56 Grad eintraten. Uebrigens hat man ähnliche Erfahrungen auch auf Schiffen gemacht, allerdings wohl nur in Häfen; verbürgt sind derartige Thatsachen aus Reikjawit in Jsland und von den BermudaInfeln. Begreiflicherweise sind die gebirgigen Gegenden der Erde mit Rücksicht auf magnetische Gesezlosigkeit besonders verdächtig. Es giebt übrigens auch derartige Störungen unter dem Meeres spiegel, die man als magnetische Untiefen" bezeichnet hat. Auf hoher See werden sie, wie schon aus diesem Namen hervorgeht, wohl nicht zu finden sein, dagegen doch in Gewässern, die selbst für das größte Schiff fahrbar find. Dr. T. rodnojlovio pod out to
Die großen Südpolar- Expeditionen der letzten Jahre, nicht zum mindesten die deutsche, sind sehr wesentlich zu dem Zweck unter nommen worden, die erdmagnetischen Verhältnisse durch Erforschung der noch gänzlich unbekannten Zustände in der Umgebung des Südpols aufzuhellen. Außerdem ist gerade in diesem Jahre unter Leitung des norwegischen Kapitäns Amundsen eine Expedition nach as a bellatio hd bil
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dem nördlichsten Amerita ausgegangen, um dort durch längere grind Kleines feuilleton.
liche Untersuchungen Lage und Eigenschaften des magnetischen Nordpols der Erde endlich mit Sicherheit festzustellen. Die Lehre vom Erdmagnetismus ist eins der schwierigsten Gebiete der irdischen - Der Handel mit Frauenhaar. Dieser Handel, so schreibt die Der Physik, dennoch kann niemand von diesen Dingen sagen, sie Neue Freie Presse", ist über die ganze Welt verbreitet. gingen ihn nichts an, weil die ungeheure Bedeutung der Konsum ist ein massenhafter. Vor allem handelt es sich darum, den erdmagnetischen Forschung für die Schiffahrt und damit Haarbedarf aller jener Frauen zu befriedigen, die mit Summer ihre für den Weltverkehr eine triviale Thatsache ist. Es läßt sich schwer Haarfülle schwinden sehen; sie können sich einen Erfaz dafür die Verfagen, wie viele Schiffe jährlich infolge der noch vorhandenen Lücken verschaffen, der so natürlich aussieht, daß nur in der Kenntnis des Erdmagnetismus zu Grunde gehen; jedoch ist schwiegenheit des Boudoirs das sorgsam gehütete Geheimnis es zweifellos, daß Verluste aus dieser Ursache vorläufig noch immer fennt. Der Handel mit Frauenhaar zerfällt in zwei Teile- vorkommen. Für die Förderung des Wissens vom Erdmagnetismus in den Handel mit natürlichem und fünstlichem Haar. ist ein Nachweis der erdmagnetischen Pole selbstverständlich von Letterer steht unter dem Protektorat der Mode und befindet sich höchster Bedeutung. gerade jezt start in Blüte. Die Amerikanerinnen, die nachgerade