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es unter dem Loreleyfelsen. Ich weiß nicht, was soll es bedenten" wurde natürlich intoniert. Um ihren Persönlichkeitsstandpunkt zu
Die Zierde Dichurdschnis der See, der in seiner Mitte wahren, fegte die zweite Stapelle natürlich ein paar Tatte nach der lag, hatte einen häßlichen Namen. Die in der Umgegend ersten ein, und so ergab sich ein gottsjämmerliches Gemisch quietender wohnenden Eingeborenen hatten ihn schon nach der Gründung Köne. Aber jebe Kapelle wahrte energisch ihr Recht. Steine gab des Städtchens Düngermeer" genannt, und dieser Spitzname nach. Das Stück wurde bis zu Ende in mörderischem Tongewühl war an ihm haften geblieben. Er war übrigens richtig gewählt, durchgeführt. Und während das große, schöne Schiff stolz die breiten aber davon konnte man sich nur überzeugen wenn man in der Fluten hinabglitt, quäfte oben auf dem Deck eine gräßliche KazenMähe war und seinen Geruch spürte oder die städtischen Ge- mufit. pflogenheiten kannte. Sonst war der Anblick des Sees sehr hübsch, sein Wasser schien klar zu sein und an hellen Tagen war es fogar spiegelhell. Den Kehricht und den Schmutz verhüllte eine dünne Wasserschicht vor den Augen der Menschen. Die Wolfen, der Himmel, die grünen Ufer, die Spiegelbilder der Häuser hoben sich wie ein schöner Rahmen von seinem schwarzen Schilde ab. Die Frauen wußten, daß sie in diesem Schilde, ohne den Kopf zu heben, sehen konnten, wer über die Straße ging.
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Das stört jedoch den Rheinländer gar nicht. Im Gegenteil- er hat seine Freude daran. Es nahm also auch niemand Anstoß daran, und der Fremde, der zaghaft darauf aufmerksam macht, dass eigentlich eine falsch spielende Bande von Musikern schon hinreichte, einen Menschen zur Verzweiflung zu bringen, tann auf fein Entgegenkommen rechnen. Er begegnet allgemeiner Verständnislosigkeit. Ein andermal beobachtete ich eine Schar sonntäglicher Ausflügler, ebenfalls auf dem Deck eines Dampfers. Offenbar ein Ges fangberein. Sie machten einen solchen Lärm, redeten so laut, daß jedes Wort auf dem Schiff zu vernehmen war. Nachdem sie eine Der Tag war flar. Die Lehrerfrau saß mit einer Hand- Beitlang getrunken hatten, friegten fie Händel miteinander. Schimpfworte flogen hin und her. Als alles aufmerkte, wurden sie nicht etwa arbeit beschäftigt am offenen Fenster und sang mit ihrer feinen ruhig, sondern nun, da sie alle Blicke auf sich gerichtet fühlten, fühlten" Sopranstimme vor sich hin. Plöglich brach sie ab und begann sie sich. Es wurde eine Art Theaterscene aus dem Zank. Jeder führte eifrig zu nähen. Der Lehrer, der mit weit ausholenden seine Rolle stilgerecht durch. Es wurde ein Wettzant; intime Schritten im Zimmer auf- und abging, blieb stehen und sah auf Vereinsangelegenheiten tamen aufs Tapet. Der Rendant der Kaffe die Straße. Das verräterische Düngermeer" berriet ihm als- wurde unbarmherzig vorgenommen. Einige wollten nichts mehr mit bald, daß ein Mann in einer grauen, mit einem silbernen sochen Kumpanen zu thun haben und erklärten, nach Hause gehen zu jafutischen Gürtel umspannten Joppe ganz in der Nähe am wollen, was ihnen, in Anbetracht, daß sie sich auf dem Dampfer beUfer stand. Seine Züge waren in dem undeutlichen Spiegel- fanden, schwer gefallen wäre. So begnügten sie sich damit, zu ver bilde nicht zu erkennen, aber einen Cylinderhut gewahrte er schwinden, um die Kajüte herumzugehen und auf der andern Seite wieder aufzutauchen. Einmal fielen sie sich in die Arme, um dann doch. Da nun Denisoff der einzige Besizer eines solchen wieder einander zu verhöhnen. Sie flopften fich auf die Schulter Hutes in Dschurdschni war, so harrte der Lehrer, dessen Neu- und warfer: fich rücksichtslos Schimpfworte an den Kopf. Schließlich gierde aufs höchste gespannt war, mit geblähten Nüstern der stieß einer- ob mit oder ohne Absicht an die Flaschen, die am Dinge, die da kommen sollten. Die Gestalt rührte sich nicht; Boden standen, die mun zur Freude aller Anwesenden eine RundDer weiße Hals der über der Arbeit gebeugten Frau war auch fahrt auf dem Deck antraten. unbeweglich. Aber ihr Busen wogte so stürmisch, daß die So muß es sein. So will es der Rheinländer haben. darauf ruhenden Wachsperlen raschelten als ließe sie jemand durch die Hand gleiten. Alles dies dauerte jedoch für Dschurdschnjer Verhältnisse zu lange; der Lehrer wurde ungebuldig und neigte sich zum Fenster hinaus, um zu sehen was die Gestalt veranlassen könnte, so unbeweglich an einem Flecke zu bleiben. Die Gestalt gewahrte ihn alsbald und grüßte höflich. ( Fortsetzung folgt.)
1961
( Nachdruck verboten.)
Daß der Rheinländer zu lustigen Gesten aufgelegt ist, ist bekannt. Er ist von Natur lebfroh. Nicht nur der berühmte rheinische Karneval entfesselt die Geister. Wer das Volfsleben beobachten will, der muß sich auch die Kirmeß ansehen.
Um die Zeit des August und September regt sich's überall. Der Geist der Luftbarkeit geht um und spukt in den Gemütern. Schon borher eröffnen Kinderfeste, Konzerte den Reigen der Vergnügungen. Dann aber setzt die Kirmeß ein. Jedes Dorf, in den größeren Städten jeder Stadtteil, hat seine Stirmeß. Sit sie an dem einen Drt beendet, so beginnt sie nicht weit davon, im Nachbarort. So geht es immer abwechselnd die Reihe herum. Die Gelegenheit zu feiern reißt nicht ab. Die beliebten Kirmeßtage sind hier meist Sonntag und Montag.
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Nicht immer liegen alle Buden beisammen. Die Kirche, der Marktplatz bildet wohl den Sammelpunkt, das Centrum. Aber auch jede andre Gelegenheit wird gern benutzt. Wo ein Plätzchen sich bietet, ein Bauplatz z. B. freisteht, füllt der Jahrmarkt diese Lücke aus. So verteilt sich die Kirmeß über eine weite Strecke, durch den Ort hin.
Karussels drehen sich unaufhörlich. Mehrere Etagen hoch aufgebaut. Mit Schiffen, Pferden, Gondeln. Alles dreht sich und dreht sich noch einmal um sich selbst. Oder wiegt und schaufelt sich. Und die Musik schallt durcheinander, auf das Gehör wird keine Rückficht genommen. Es geht alles im Geschwindbetrieb vor sich. Die Glocke ertönt. Alles stürzt, drängt sich herauf, und voll sind die Plätze. Die Musil sekt ein, und schon dreht sich der Koloß. Während der Fahrt wird einkaffiert. Wieder ertönt ein Gloden zeichen. Die Fahrt ist zu Ende. Jungens springen auf die im Sande nachschleifenden Bretter, und so wird das Ungetüm zum Stehen gebracht. Die einen Klettern hinab, die andern drängen schon_hinauf.
Silber- und goldglitzernde Schaufeln schwingen sich hoch in die blaue Luft, in immer fühnerem Bogen. Es ist eine Lust, so zu fliegen. Aufrechtstehend wird um die Wette geschaufelt. Ganz gefährlich sieht es aus. Es fieht aus, als müßte die Schaukel oben herumfliegen, so hoch saust sie hinauf.
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Papierfächer werden ausgeboten, in allen Farben prunkend. Kinematographen zeigen den" combat naval russo- japonais." Es Ilingt gelehrter, und das Fremde lockt an. Pfefferluchenbuden Kirmeß oder Kirchmesse, Kirchweihe der Name schon deutet strozen in bunten Auslagen. Da ist jede Farbe in Bonbons ver auf den Ursprung des Festes. Eine Kirche wurde neuerbaut oder treten. Man kann das Glücksrad drehen und ein Pfefferkuchenherz nachdem sie ihrer Bestimmung entzogen war, ihrem gwed wieder gewinnen oder sogar eine Puppe. Auf dem Herz ist ein Oblatenzurüdgegeben. Schon im neunten Jahrhundert ist dieser Brauch Liebespaar und darunter steht: 8Zum Beichen, daß ich Dein gedacht bekannt, im Anschluß daran Voltsfeste zu veranstalten, die schließlich hab' ich Dir dieses mitgebracht Zucker, Nofin' und Mandel ganz in den Vordergrund traten. Die Veranlassung, die Eintveihung fern, das weiß ich ja, das ißt Du gern. Oder ein Oblaten einer Kirche, verschwindet ganz. Die Volksbeluftigung bleibt. Und Engelköpfchen klebt in der Mitte und darunter steht: Genieße stets nur der Name und die alte Sitte, solch Fest meist auf dem Kirch der Tugend Freuden so weichen von Dir alle Leiden. Bunte plaß zu feiern, rings um die Kirche die Buden aufzubauen, erinnert Kringel von rotem und weißem Zuckerwert schlingen sich rund den Eingeweihten noch daran. herum. Limonadenverkäufer halten am Wege. Rot, gelb, grün stehen die Flaschen aufgereiht. Das Geschäft blüht. Die Flaschen werden an Ort und Stelle auf einem großen Apparat gefüllt.
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Der Rheinländer hat keinen ruhigen, stillen Charakter. Auf feinen Festen muß es laut und luftig und lärmend zugehen. Der Name Kirmeß" weckt zugleich schon die Erinnerung an Holland , an bie Kirmeßmaler Ostade, Steen, Brouwer und all die andern Holländischen Maler, die ihnen folgten. Sie schildern das Leben und Treiben auf diesen Volksfesten. Sie haben ihre helle Freude daran, die vierfchrötigen, ungeschickten Gestalten in den grotesken und gewaltsamen Verzerrungen ungeschminkt wiederzugeben, wie sie der reichliche Genuß des Bieres und Weines, der die Gemüter erhigt, berursacht.
Ich entfinne mich einer Scene, die für den Rheinländer charakteristisch tst. Ich fuhr auf einem Dampfer rheinabwärts. Als die Fahrt los ging, befand sich eine Kapelle an Bord, die eine Gesellschaft begleitete. Sie spielte falsch genug. Unterwegs steigt noch eine Gesellchaft mit noch einer Stapelle ein, Grauenhaft wirbelten diese beiden Kapellen num ihre Dissonanzen durcheinander. Am tollsten wurde
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Andre versuchen ihr Glück in andrer Weise. Sie mühen sich ab, runde Scheiben so geschickt zu werfen, daß alle vier Scheiben einen Kreis bededen. Anderswo stehen Messer aufgespießt. Wer einen Ring darüber wirft, dem gehört das Messer.
Ein Herr in schäbig glänzendem Gehrock und schiefgedrücktem Cylinder tritt liebenswürdig lächelnd an uns heran, reibt sich die Hände und möchte absolut, daß wir uns photographieren ließen. Er berfolgt uns mit seinen Anträgen.
Dann kommen die Schießbuden und die Spielwarenhändler, die all das in ihren Ständen feilbieten, was ein Kind sich wünscht und ersehnt. So viel hängt da, es ist gar nicht aufzuzählen. Eine ganze Welt, Trommeln, Pfeifen, Puppen, Geigen, Baukästen, Bilder bücher, Segelschiffe. Alles baumelt lustig durcheinander oder liegt sorgsam aufgebaut, eins neben dem andren,