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Lauf von etwa zwei Monaten. Wenn die Pflanzen ihr fünftes Blatt getrieben haben, werden sie herausgenommen und auf andere Beete gebracht. Beim Herannahen des nächsten Winters pflückt man die Blätter ab und bedeckt sie mit feinem Sand, um im März vertümmerte weiße Triebe zu erhalten. Dies Gemüse hat den Vorzug, zu einer Zeit auf den Markt zu kommen, wo frische Gemüse noch fehlen. Die Blätter des Ovidius werden wie Endiviensalat zubereitet, besitzen aber nicht dessen Bitterkeit.--
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Kulturgeschichtliches.
Ind
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Wenn von der Trinkluft und dem Saufgeist der Fürsten , Bürger und Studenten gesprochen wird, so wäre es höchst unbillig, der Mönche nicht zu gedenken. Gerade die Klöster waren nicht selten Schauplähe tumultarischer Orgien. Im 10. Jahrhundert trank jeder von den Mönchen in St. Gallen täglich 5 Maß Bier und dazwischen reichlich Wein und Obstwein. Eigene Verordnungen bestimmten das Strafmaß für die verschiedenen Grade der pfäffischen Trunkenheit. Völkerkunde.
af. Vom Saufen. Die Trinkfestigkeit der Deutschen ist nicht nur sprichwörtlich bekannt, sondern auch durch geschichtliche Tatsachen begründet. Niemand trank von Alters her mehr als die Deutschen , und heute noch steht Deutschland im Verbrauch alfoholischer Getränke an hervorragender Stelle. In seiner Geschichte des Weins und der Trinkgelage"( Berlin 1867) gibt Dr. Rudolf Schulze ein anschauliches Bild von den Trinksitten der Deutschen früherer Jahrhunderte: Während der Grieche niemals vor der Hauptmahlzeit Wein trant und in Rom nur Schlemmer zur Zeit der größten Sittenverderbuis schon morgens trunken waren, durfte der Deutsche fast zu allen Tagesstunden trinken, ohne gerade seinem Ruf zu schaden. Er hatte seinen Frühtrunk so gut als seinen Vespertrunt, er verzehrte sein Frühmahl so wenig troden als sein Spät mahl, er schob zwischen beide Hauptmahlzeiten einen Unter- oder Zwischentrunt ein und nahm ganz abgesondert vom Spätmahl noch einen Schlaftrunk( zum Abgewöhnen") beim Zubettgehen. Zuweiteres aus dem Sessel gezogen und der Schirm wird zerrissen. Ende des 15. Jahrhunderts wurden in manchen süddeutschen Städten jeden Morgen Betrunkene schlafend auf den Straßen gefunden, so daß der Magistrat einen eigenen kleinen Wagen hielt, worin die Seligen nach Haus transportiert wurden. Vom Herbst 1540 tamen in Württemberg, nachdem ein vorzüglicher Wein gewachsen war, bis zum nächsten Fasten über 400 Personen beim Zechen ums Leben. ( Volz, Württemberg. Jahrb. 1852, pag. 179.)
Jahrhunderte hindurch galt es in den meisten Kreisten der sogen. guten Gesellschaft für einen Ehrenpunkt, niemandem im Trinken das Feld zu räumen und einem jeden auf sein Vortrinken Bescheid zu tun, und für einen besonderen Beweis der Artigkeit und Hochachtung, jemandem so lange zuzutrinken, bis er besinnungslos unter den Tisch fiel. Die Gastmähler der Vornehmen endigten mit einer allgemeinen Trunkenheit; denn wenn das Saufen eine Ehrenfache war, konnte unmöglich das Besoffensein für schimpflich gelten. Wenn Trinken eine Ehre ist, dann ist Speien teine Schande Botschafter, der früher im Namen eines in den Senat von Bremen gewählten Mannes den wählenden Senatoren den Dank auszusprechen hatte, mußte sehr viel trinken und wurde daher offiziell das Schwein" genannt. Trotzdem riß man sich um die Ehre„ das Schwein zu machen".
Der
Ein paar tüchtige Trinker gehörten zu den unentbehrlichsten Requisiten jedes wohlgeordneten Hofstaates. Den ersten Rang im Saufen behaupteten natürlich die geistlichen Höfe. Als ein englischer Reisender, Lord Chestfield, sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts an den Höfen von Mainz und Trier aufhielt, glaubte er sich nach feiner Erklärung an die Hofftatt eines gothischen oder vandalischen Königs bersetzt. Baron von Böllwik, der etwa 20 Jahre früher die meisten deutschen Höfe bereifte, berichtet in feinen Memoiren vom bischöflichen Hofe in Fulda , daß dort ungeheuerlich gesoffen wurde, mehr noch als in Würzburg , wo der edle Herr während seines mehr als achttägigen Aufenthaltes am Hofe fast keine Stunde nüchtern wurde und die bischöfliche Tafel niemals anders als im Zustand bölliger Bewußtlosigkeit verließ. Pöllwiß erzählt ferner von seinem Aufenthalte am Hofe des Kurfürsten von der Pfalz : Bei einem Gelage konnte er nicht mehr trinken, und da er immer von neuem animiert wurde, versteckte er sich schließlich unter das Faß. Ein Page entdeckte den Unglücklichen jedoch und er wurde sofort vor den Kurfürsten geführt. Dieser ernannte seine Tochter und deren Kammerjungfern zu Richterinnen, um dem Ausreißer den Prozeß zu machen. Trotz seiner Verteidigung wurde er einstimmig berurteilt, so lange zu trinken, bis der Tod erfolge. Der Kurfürst erklärte als Landesherr das Urteil dahin mildern zu wollen, daß Böllwig stehenden Fußes vier große Gläser, jedes von einem halben Maß, leeren sollte. Er verlor dadurch zwar nicht das Leben, aber Sprache und Besinnung.-
Nächst den geistlichen Höfen zeichnete sich auch der sächsische durch seine Trunksucht aus. Beim Kurfürsten Christian II . wurde 7 Stunden lang aus ungeheuren Humpen um die Wette gesoffen und der Fürst selber trug den Sieg davon. Als Christian 1610 den Kaiser Rudolf II . in Prag besuchte, dankte er beint Abschied seinem Wirte mit den Worten: Kaiserliche Majestät haben mich gar trefflich gehalten, also, daß ich keine Stunde nüchtern gewesen bin." Ein Jahr darauf starb der Säufer infolge eines Rausches. Natürlich blieben die Universitäten im Saufen nicht zurück. Das Willtommentrinken, Brüderschaftmachen, die Rundgefänge, Sauf- und Liebchenkomments, das Lebenlassen seines Fürsten, seiner Geliebten oder eines Freundes, das Zutrinken auf das Ganze oder die Hälfte, das Wett- und Straftrinken usw. gaben vollauf Gelegenheit, unmäßig zu trinken. Die Professoren gingen vielfach mit bösem Beispiele voran. In Tübingen wurde im 16. Jahrhundert derjenige Student mit Sarzer bestraft, der sich über beibe Ohren vollgesoffen" hatte. Wann nun dieser Grad der Trunkenheit eingetreten war, läßt sich nicht genau angeben.
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- Regenprozessionen in China . Aus Schanghai , Anfang September, wird der Frankfurter Zeitung " geschrieben: Die chinesischen Provinzen am mittleren und unteren Yangtzekiang sind die Kornkammer des Reiches, aber sie leiden zuweilen unter schlimmen Dürren. In solchen Zeiten pflegen die Mandarinen die Götter um Regen anzuflehen. In Itschang ist es Sitte, daß bei besorgniserregender Trockenheit jedes der umliegenden Dörfer eine Abordnung an den zuständigen Mandarinen in die Stadt schickt, die ihn ersucht, die Deputation zu dem Tempel ihres Dorfes zu begleiten, damit er dort bete. Jedes Mitglied der Abordnung hat einen Kranz von Blättern auf dem Kopf und eine Flagge mit dem Namen ihres Dorfes in der Hand. Das unvermeidliche Getöse mit allerhand Inftrumenten und der ebenso unvermeidliche Weihrauch dürfen natürlich nicht fehlen. Die Leute kommen in der heißesten Tageszeit ohne irgend eine Kopfbedeckung. Falls ihnen jemand begegnet, der in einem Tragsessel sitzt oder einen Sonnenschirm trägt, so wird er ohne Der Beweggrund hierfür ist sehr einfach: man glaubt, die Götter würden cher Mitleid empfinden und Regenwolfen schicken, wenn sie alle Menschen der sengenden Glut der Sonne ausgesetzt sehen. Unlängst begab es sich, daß der Mandarin sich weigerte, eine solche Deputation zu begleiten, weil er kurz vorher einen Trauerfall in feiner Familie gehabt hatte, der sonst bei den Chinesen fast alles Aber die erbitterten Vertreter des Dorfes zerentschuldigt. trümmerten das Tor seiner Amtswohnung, und das hatte die beabfichtigte Wirkung. Die fremden Konsuln lassen bei solchen Gelegen heiten gewöhnlich eine Warnung an ihre Staatsangehörigen ergehen, worin sie ersuchen, sich möglichst selten auf die Straßen zu begeben, solange derartige Prozessionen den Weg passieren. Das ist eine durchaus gerechtfertigte Maßregel, denn die in der Sonne glühenden Chinesen sind nicht gerade gut gelaunt.
Humoristisches.
-Bubenstreich. Der Friseur Struppig hatte eine Hühneraugentinktur erfunden und brachte deshalb ein Schild an seinem Laden an, mit der Aufschrift:
Hühneraugenwaffer!
Schon nach dreimaligem Gebrauche fein Hühnerauge mehr!
Tags darauf hatte ein Spaßvogel durch Ueberstreichen eines Buchstabens eine kleine Veränderung vorgenommen und nun hieß es: Hühneraugenwasser!
Schon nach dreimaligem Gebrauche ein Hühnerauge mehr!
-Druckfehler.( Aus einem Nekrolog.)... In den Reichs tag gewählt, zählte der Verstorbene bald zu den ungesehensten Mitgliedern..
Ein echter Gauertopf. Schön guten Tag, Herr Registrator! Wie bekommt Ihnen denn Ihr Urlaub?" " Ach lassen S' mich aus! Ich muß immer an den Tag denken, wo der Dienst wieder beginnt- und das gift' mich in einem fort!" 1slitus es(" Fliegende Blätter .")
Notizen.
Eine neue Wochenschrift. Am 3. November erscheint im Verlage von Karl Konegen in Wien die erste Nummer der Oesterreichischen Rundschau". Herausgeber sind Dr. Alfred Freiherr v. Berger und Dr. Karl Glossy . Jedes Heft wird Artikel auf dem Gebiete des öffentlichen Lebens, der. Wissenschaft, Literatur und Kunst und Novellen enthalten.
Der vom Goethebund beschlossene Volks- Schiller. preis( 3000 M.) foll am 9. Mai 1905, am hundertsten Todestag Schillers, zum erstenmal einem Dramatiker erteilt werden. Sol. Denn zuerst muß noch tüchtig gesammelt werden.-
Hartlebens Studentenstück Im grünen Baum zur Nachtigall" hat am Wiener Burgtheater einen halben Erfolg errungen; in Frankfurta . M. ist es durchgefallen.
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Die Elbequelle ist noch immer völlig ver= siegt. In dem gemauerten Brunnen ist zwar etwas Wasser, aber das rührt von Niederschlägen her. Die eigentliche Quelle scheint sich einen anderen Ausweg gesucht zu haben.- Die größte gebogene Scheibe der Welt wurde, nach der„ Glaser- 3tg.", unlängst in Aachen für ein Warenhaus in Duisburg hergestellt. Die Größe ist 445X354 Zentimeter.. Kinder. Ein dänischer Ingenieur hat sich jahrelang mit einem Modell der Arche Noahs beschäftigt. Dieser Tage hat er nach vielem Grübeln das Wunderwerf fertig gebracht. Das Ding wurde bei Kopenhagen ins Meer gesezt und schwamm wirklich. Und mehrere Professoren sahen zu und freuten sich.
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