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Er wollte mir helfen, daß die Leute glauben, ich bin ein Ge­wohnheitsraucher.

Aber es war mir nicht recht, daß er gelogen hat.

Ich war auf einmal ein braver Sohn und hatte einen Abschen

gegen die Lüge.

Ich versprach dem lieben Gott, daß ich keine Sünde nicht mehr tun wollte, wenn er mich wieder gesund werden läßt. Die Frau neben mir hat nicht gewußt, daß ich mich bessern will, und sie hat immer geschrien, wie lange sie den Gestank noch aushalten muß.

Da hat der Frik den Hut aus meiner Hand genommen und hat ihn zum Fenster hinausgehalten und hat ihn ausgeleert. Es ist aber viel auf das Trittbrett gefallen, daß es geplatscht hat, und wie der Zug in der Station gehalten hat, ist der Expeditor hergelaufen und hat geschrieen: Wer ist die Sau gewesen? Hergottsakrament, Kondukteur, was ist das für ein Saustall?"

Alle Leute sind an die Fenster gestürzt und haben hinaus­geschaut, wo das schmutzige Trittbrett gewesen ist. Und der Kon­dufteur ist gekommen und hat es angeschaut und hat gebrüllt: " Wer war die Sau?"

Der große Herr sagte zu ihm:" Es ist der nämliche, der mit den Bierflaschen schmeißt, und Sie haben es ihm erlaubt."

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Was ist das mit den Bierflaschen?" fragte der Expeditor. " Sie sind ein gemeiner Mensch," sagte der Kondukteur, wenn Sie sagen, daß ich es erlaubt habe, daß er mit die Bierflaschen schmeißt.

Was bin ich?" fragte der große Herr. " Sie sind ein gemeiner Lügner," sagte der Kondukteur, habe es nicht erlaubt."

" Tun Sie nicht so schimpfen," sagte der Expeditor, müssen es mit Ruhe abmachen."

ich

wir

Alle Leute im Wagen haben durcheinander geschrien, daß wir solche Lausbuben sind, und daß man uns arretieren muß. Am lautesten hat der Lehrer gebrüllt, und er hat immer gesagt, er ist selbst ein Schulmann. Ich habe nichts sagen fönnen, weil mir so schlecht war, aber der Frik hat für mich geredet, und er hat den Expeditor gefragt, ob man arretiert werden muß, wenn man auf einem Bahnhof eine giftige Wurst kriegt. Zuleht hat der Expeditor gesagt, daß ich nicht arretiert werde, aber, daß das Trittbrett gereinigt wird, und ich muß es bezahlen. Es kostet eine Mart. Dann ist der Zug wieder gefahren, und ich habe immer der Kopf zum Fenster hinausgehalten, daß es mir besser wird.

In Endorf ist der Fritz ausgestiegen, und dann ist meine Station gekommen.

Meine Mutter und Aennchen waren auf dem Bahnhof und haben mich erwartet. Es ist mir noch immer ein bißchen schlecht gewesen und ich habe fo Kopfieh gehabt.

Da war ich froh, daß es schon Nacht war, weil man nicht gesehen hat, wie ich blaß bin. Meine Mutter hat mir einen Auß gegeben und hat gleich gefragt:" Nach was riechst Du, Ludwig?" Und Alennchen fragte: Wo hast Du Deinen Hut, Ludwig?" Da habe ich gedacht, wie traurig fie sein möchten, wenn ich ihnen die Wahrheit sage, und ich habe gesagt, daß ich in Mühldorf   eine giftige Wurst gegessen habe, und daß ich froh bin, wenn ich einen Kamillen­

tee friege.

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Kleines feuilleton.

hält das Wiener Extrablatt" die nachfolgende Schilderung der Ums Wie Gorki verhaftet wurde. Von einem Leser in Riga   er Minuten später, nachdem der Dichter abgeführt worden, zu Fräulein stände, unter denen Maxim Gorki   verhaftet wurde: Ich kam wenig Andrejewa, der Freundin Gorkis  , in deren Wohnung die Festnahme erfolgte. Bor zwei Jahren hatte sich zwischen der russischen Tragödin und Gorki   ein intimes Freundschaftsverhältnis entſponnen, wie es d'Annunzio   durch viele Jahre mit Eleonora Duse   verknüpfte. Gorki  trennte sich in aller Güte von seiner Frau, für die er reichlich sorgt. Bor furzem erkrankte Fräulein Andrejewa in Riga  , wo sie eben eine Gastspieltournee absolvierte, und sie telegraphierte an Gorki  , er möchte sie besuchen. Gorti folgte dem Rufe und fuhr hierher. Indes suchte ihn die Polizei in Petersburg  . Magim Gorki ist schon feit langem den Herren in Petersburg   ein Dorn im Auge. Ob eine bestimmte Anklage gegen ihn vorliegt, ist mir unbekannt, doch sicher ist es, daß man mit einem gemeinen Verbrecher nicht so brutal berfährt, wie es der russischen Bolizei beliebte, mit dem Dichter unt zugehen. Fräulein Andrejewa hatte, als Gorki   seine bevorstehende Ankunft meldete, das Bett verlassen and saß, von ihrer Mutter gepflegt, im Lehnstuhl. Da hörte man auf der Treppe Waffengeflire und ein Offizier trat in die Krankenstube, indes ein Gendarm die Tür beschte. Der Offizier pacte Gorki beim Arme und sagte: Du bist mein Gefangener!" Gorli war gefaßt und sagte: Was will man von mir? Will man die Zahl der unschuldigen Opfer noch ver­mehren?" Der Offizier erwiderte, daß er nur seine Pflicht erfülle. Gorki   mußte fofort seinen Belz nehmen und wurde auf die Haupts wache gebracht, wo er bis zur Abfahrt des Abendeilzuges nach Beters burg blieb. Fräulein Andrejeva ist infolge des Schreckens aufs neue erkrankt."

r. Borfrühling in den Pyrenäen  . Man schreibt uns von da unten: An den milden Küsten des Mittelmeeres ist der Winter mit Schnee oder gar mit Eis eine sehr feltene Erscheinung. Gewöhnlich endet der Herbst am Schluß des Jahres, und im Januar beginnt der Frühling. Ende Januar herrschte in den tiefster Tälern der Pyrenäen  , in der Nähe der spanischen   Grenzstadt Port- Bou   die Stimmung des Vorfrühlings. An den braunen waldlosen steinigen Hängen der Berge, die steil und fühn hinein ins Mittelmeer   ragen, zeigte sich ein lichtes junges Grün. Es waren allerdings nur eins zelne grüne Stellen, denn an diesen trockenen steinigen Bergen ist der Pflanzenwuchs nur gering. Die Sonne brennt mit großer Heftigkeit auf die steilen Berge, und von den schneebedeckten Gipfeln des Hoch­gebirges wie von dem smaragdgrünen Meere her wehen lebhafte Winde, die sich oft zu wütendem Sturme verstärken. Die fürzen Täler, von hohen Bergen eingefaßt, öffnen sich nach dem Meere, aber zu ihren beiden Seiten ziehen sich die Berge weit ins Meer hinaus, Man sollte meinen, die Seeluft würde hier regen Pflanzenwuchs und dieses greift also in fjordartigem Bufen ins Gebirge hinein. erzeugen, allein der elvig blaue Himmel. der Felsboden und der stete wind lassen nur eine dürre Vegetation aufkommen. Es sind im fleinen oder lederfesten Blättern. Alles nimmt dort einen strauch­allgemeinen niedere immergrüne holzartige Stauden mit harten artigen Charakter an, was bei uns ein saftiges Kraut ist, Wolfs= grünen Sträuchlein ist nicht groß. Noch geringer ist die Artenzahb milch, Korbblütler, Lippenblütler usn. Die Anzahl dieser immer Cytisus und ein weit fleinerer Ginster auffällt, der zu Ende Januar der wirklichen Sträucher, vor denen besonders ein mannshoher eben seine gelben Schmetterlingsblüten entfaltete. Fast alle diese Sträucher haben Blätter von graugrüner oder gar weißlicher Fär Meine Mutter jagte, daß ich etwas unrechtes gegessen habe, bung, fie machen im ganzen einen sehr starren steifen Eindend, wie und sie soll mir schnell einen Zee machen. Da ist die Theres die unteren Hänge der Berge bedecken, tragen mit ihren filber­fünstliche Blumen. Auch die Olivenbäume, die in großen Plantagen geschwind in die Küche, und ich habe mich auf das Kanapee gesetzt. glänzenden Weidenblättern wenig dazu bei, die Stimmung des Unser Bürschel ist immer an mich hinaufgesprungen und hat mich abschlecken gewollt. Und alle haben sich gefreut, daß ich da Frühlings zu erweden. Aber lettert man an den Bergen empor, Es ist mir ganz weich geworden, und wie mich meine liebeo, findet man überall in den Nischen der Felsen junges hervor Mutter gefragt hat, ob ich brab gewesen bin, habe ich gejagt, ja, arnträuter. Eine Crucifere hat fleine weiße Blüten, eine Komposite feimendes Grün, zarte Pflänzlein aller Art, Gras und selbst lleine der Berge ficht man aber einen ganz aparten Frühlingsschmud. öffnet soeben ihre gelben Habichtskrautblüten. An einigen Stellen Dort stehen die Mandelbäume in voller Blüte. Im Januar! Mit ihren zarten Obstblüten erinnern sie an den deutschen Mai, wenigstens Olivenhaine und das smaragdgrüne Meer, das draußen weithin in enn wir sie allein betrachten. Aber die braunen Bergwände, die weißen Schaumbüscheln erstrahlt, die kalkiveißen Häuser der Ort­schaften, die gelbblühende Mimose und die Zwergpalmen im Garten eines spanischen   Gebirgsbewohners da drüben erzählen uns doch von einem andersartigen fremden Lande.-

Wir sind heimgegangen, und die Lampe   hat im Wohnzimmer gebrannt, und der Tisch war aufgedeckt.

Unsere alte Köchin Theres ist hergelaufen, und wie sie mich gesehen hat, da hat sie gerufen:" Jesus Maria, wie schauf unser Bub aus? Das tommt davon, weil Sie ihn so viel studieren lassen, Frau Oberförster."

bin.

aber ich will noch viel braver werden.

Ich sagte, wie ich die giftige Wurst drunten hatte, ist mir ein­gefallen, daß ich vielleicht sterben muß, und daß die Leute meinen, es ist nicht schade darum. Da habe ich mir vorgenommen, daß ich jekt anders werde und alles tue, was meiner Mutter Freude macht und viel lerne und nie teine Strafe mehr heimbringe, daß sie alle auf mich stolz find.

Aennchen schaute mich an und sagte: Du hast gewiß ein furchtbar schlechtes Zeugnis Heimgebracht, Ludwig?"

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Aber meine Mutter hat es ihr verboten, daß sie mich aus spottet, und sie sagte:" Du sollit nicht so reden, Aennchen, wenn er doch frank war und sich vorgenommen hat, ein neues Leben zu Ueber den Taktierstod plaudert einer in der Köln  . 3tg.": beginnen. Er wird es schon halten und mir viele Freude machen." Bis ins 17. Jahrhundert gaben die Musik und Gefangdirigenten Da habe ich weinen müffen, und die alte Theres hat es auch gehört, den Tatt durch Stampfen mit dem Fuße oder durch Handaufschlagen daß ich vor meinem Tod solche Vorsätze genommen habe. Sie hat an, während besondere Veränderungen des Tempos und der Ton furchtbar laut geweint, und hat geschrien: Es kommt von dem vielen stärke durch Zuruf angekündigt wurden. Als der erste, der von Studieren, und sie machen unsern Buben noch kaput." Meine diesem Brauche abivich, wird der 1633 zu Florenz   geborene und Mutter hat sie getröstet, weil sie gar nicht mehr aufgehört hat. 1687 zu Paris   verstorbene Geiger und Opernkomponist Qully be­Da bin ich ins Bett gegangen, und es war so schön, wie ich zeichnet, der sich beim Dirigieren feines Streichorchesters eines faſt darin gelegen bin. Meine Mutter hat noch bei der Türe herein- 2 Meter langen mächtigen Stabes bediente. Leider sollte die Ich bin Neuerung für ihren Urheber verhängnisvoll werden. Bei einem geleuchtet und hat gesagt: Erhole Dich recht gut, Sind. noch lange aufgewesen und habe gedacht, wie ich jetzt brab sein allzu heftigen Taftschlag traf er eines Tages mit dem Stock seinen werde. Fuß, und die geringfügige Verlegung hatte bei der damaligen Uns

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