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mußte sich dann aber Tegen. Ein starkes Fieber schüttelte ihn und warf ihn aufs Bett. Die Bäuerin versuchte alle Hausmittel, nichts half. Sie wollte die Koal in die Stadt zum Arzt schicken, da raffte sich der Kranke auf zu kräftigem Widerspruch. Wenn's schon ge­storben sein mußte, konnte man den teuren Arzt sparen. But, daß man schon den Sarg hatte! Dieser Gedanke gewährte dem Kranken einige Erleichterung. Aber sonderbar, daß er, der fünf Jahre jünger wie die Bäuerin war, zuerst sterben mußte. Dagegen empörte er sich und mit zäher Gewalt flammerte er sich an das Leben. Er wollte nicht sterben, die Reihe war nicht an ihm. Die Bäuerin aber Stieg am zweiten Tage der Krankheit hinauf zum Boden und nahm den Meerrettig aus dem Sarg. Man brauchte ihn jetzt und sie ließ den Deckel am Boden, damit der Sarg auslüfte. Ihre Mühe war aber umsonst. Dank oder trotz der mannig­fachen Hausmittel starb Bitzker nicht, seine starke Natur half ihm, nach acht Tagen stand er auf. Als er auf dem Boden den leeren Garg fah, lächelte er höhnisch und packte den Meerrettig wieder hinein: er lebte noch und wollte noch lange leben. Er erholte sich schnell und konnte wie alljährlich seine Reise nach Kottbus   machen. Die Pulver, die er heimbrachte, halfen noch weniger der Bäuerin als sonst. Man konnte ihren Husten schon hören, wenn man vor der Tür war, die Atemnot nahm zu, und sie glaubte oft, erstiden zu müssen. Jetzt bereute sie es, daß sie, als die Wasser die Wiesen zu überschwemmen begannen, durch das feuchte Grün gestapft war und sich nicht in acht genommen hatte. Die Reue tam aber zu spät. Eine Lungen­entzündung raffte sie in wenigen Tagen dahin.

Die Koal kam und wusch die Bäuerin, fleidete fie an und wollte fie in den Sarg legen. Das ging aber nicht an. Die Bäuerin war etwas zu breit. Die Soal meldete es Bizfer. Der fuhr sie zornig an: Baßt nicht, paßt nicht! Ich hab' das Geld doch nicht ge­stohlen, dumme Gans!"

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Er kam selbst, rührte und rückte die Bäuerin. Verzeih'!" brummte er, aber es muß sein," und nun drückte er sie mit fanfter Gewalt hinein. Es ging nicht gut, aber es ging doch. Er faltete ihr die Hände über der Brust und legte ihr den Kopf zurecht.

Am zweiten Tage sette sich der Leichenzug in Bewegung, das Halbe Dorf nahm teil an ihm. Im ersten Kahn lag der Sarg, und langfam fuhr er dahin, Fließ   auf, Fließ   ab zum Kirchhof nach der Stadt; im zweiten saß die Koal, der alte Bikker ruderte, er war im Feiertagsstaat. Aufrecht stand er, nur wenn er das Ruder ins Waffer stieß, neigte er sich ein wenig vor. Seine grauen Augen blickten ernst, aber um seine schmalen, zusammengepreßten Lippen Schien ein leises Lächeln zu zucken wie es für ihn selbstverständlich gewesen war und wie es nach gesundem Menschenverstand hätte ge­schehen müssen: er war Sieger geblieben.-

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Kleines feuilleton.

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de. Pomadig. Wenn so wat in meine Familie vorkommen tät, wäre id gleich Feier und Flamme," sagte Kohlenhändler Schwarz im Laufe einer Unterhaltung. Det kommt davon, dat Du mit Kohlen und frischen Kien handelst, Willem. Idk laß mir davon nicht ufregen, dazu bin id ville zu pomadig," erwiderte Schuster Pech. " Det wird schonst alles wieder ins Lot kommen."

Was Schuster Pech meint, weiß jeder. Er will sagen, daß viel dazu gehört, ihn aus seiner Ruhe und Gemütlichkeit herauszubringen, daß er den Vorkommnissen, derentwegen andere in Aufruhr geraten, gleichgültig gegenübersteht. Alles ganz schön und gut. Was hat das aber mit der Masse zu tun, womit der Verschönerungsrat die widrigsten Borsten in eine herzbezwingende Brachttolle verwandeln fann? Kommt es vielleicht daher, daß die meisten Pomadenhengste im Grunde ihrer Seele wahre Jammerlappen sind und jedem dreisten energischen Widerstande feige aus dem Wege gehen? Reineswegs. Pomade bleibt Pomade, stammt ursprünglich vom italienischen pomata, und heißt so, weil einer ihrer Hauptbestandteile von dem Apisapfel( pomo) genommen ward.

Die

irdener Töpfe. Die Sitte, in den Kirchen solche Schallgefäße an zubringen, war ja außerhalb Dänemarks   allgemein verbreitet. In Dänemark   hat Dr. Mackeprang, der über diesen Gegenstand sorg­fältige Untersuchungen angestellt hat, nur in neun alten Kirchen solche Gefäße gefunden. Dieselben sind zwar auf verschiedene Weise, jedoch immer im Chore, entweder in der Mauer oder der Wölbung desselben angebracht und wenden immer die Mündung gegen die Kirche. Gewöhnlich sind sie offen, nur einzelne Stellen mit einem hölzernen Deckel, mit oder ohne Löcher, versehen. In der Regel sind sie leer, nur in einem der in der Strandby- Kirche gefundenen Gefäße entdeckte man ein Stück eines Schafschädels, der wahrscheinlich von einem Vogel dort hingeschleppt worden war. In mehreren der Gefäße in der Frauenkirche in Svendborg   auf Fünen  wurde Asche gefunden. Am besten find die Töpfe in der Odumkirche zwischen Aarhus   und Randers   in Jütland   bewahrt. Sie sind dort, wie überall, nur im Chore angebracht und gleichzeitig mit der Aufführung der Mauer eingesetzt. Dieser Punkt ist von Wichtigkeit. Die neun Kirchen, in welchen man die Schall gefäße findet, rühren nämlich alle bon der romanischen Zeit her, woraus hervorgeht, daß die Sitte schon sehr früh in den südlichen Ländern, aus welchen man in Dänemark  die Kirchenbaukunst erhielt, verbreitet war. Bisher hat man in Deutschland   nur wenige solcher Fälle gekannt( Burgfelden   in Württemberg   und eine kleine Kirche in Bayern  ), und man hat daher gemeint, daß die Sitte erst anläßlich der durch die Gotik hervor gerufenen Bauveränderungen eingeführt worden sei. Uebrigens findet man Schallgefäße auch in vielen anderen Ländern Europas  , doch sind sie auf andere Weise als in Dänemark   angebracht. Mit den ältesten Stirchen( besonders derjenigen von Burgfelden  ) ist die Aehnlich­keit am größten.

Betreffend den Zweck dieser Gefäße hat man verschiedene Er flärungen gegeben. Der Umstand, daß sie nur im Chore an­gebracht sind, scheint die Möglichkeit, daß sie der Drna mentit der Kirchen gedient haben oder, wie viele annehmen, die Feuchtigkeit von den Gemälden ableiten sollten, völlig auszu­schließen. Um Reliquien darin zu verwahren, sind sie auch nicht geeignet, und die wahrscheinlichste Erklärung dürfte daher sein, daß diese Gefäße dazu bestimmt waren, den Gesang zu verbessern und den Laut zu verstärken. Natürlich ist eine solche Annahme ganz irrtümlich, indem nur einzelne Töne dadurch gestärkt werden, wo­durch der Gesang im Gegenteil nur verschlechtert wird. Daß man jedoch mit den Schallgefäßen eine solche Meinung verbunden hat, ist eine historische Tatsache und geht aus einem vom Direktor eines Klosters in Metz   im Jahre 1432 ausgestellten Befehl hervor, in welchem ausdrücklich angeordnet wird, irdene Töpfe für den ge­nannten Zwed in die Mauer einzulassen. Die Klosterchronik fügte jedoch später hinzu, diese Veranstaltung habe ihren Zweck nicht erfüllt und nur Gelächter hervorgerufen. ( Globus.")

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Medizinisches.

hr. Wasserbehandlung bei Bleichsucht. Waffer­anwendungen sind bei Bleichsucht schon lange im Gebrauch, vor allem die Stahlbäder, bei welchen aber neben dem Eisen der Kohlen­säuregehalt wirksam ist. Bäder sind überhaupt bei der Bleichsucht von Nuzen, feien es nun einfache Bäder oder Salzbäder. Auch systematische Kaltwasserkuren find vielfach mit Erfolg bei Blutarmut  gebraucht worden. Neuerdings werden Dampfbäder mit nachfolgenden falten Abwaschungen vielfach angewendet. Die Wirkung der Wasser­anwendungen bei Bleichsucht ist so zu erklären, daß die An regung der Haut auf die Blutbildung von Einfluß ist. Im Sanatorium Beelitz   hat jüngst vergleichende Versuche angestellt, welche Heilwirkungen fräftiger sind, diejenigen der Wasser­prozedur oder die alte Methode der Eisenbehandlung der Bleichsucht, indem man eine Anzahl Patienten mit Dampfbädern, eine andere mit Eisen behandelte und hierauf die Blutbeschaffenheit untersuchte. Es ergab sich, daß beide Methoden zum Ziele führen. Die Bäder vermehrten die Zahl der roten Blutkörperchen rascher, dagegen hebt das Eisen mehr das Körpergewicht. Die Kopfschmerzen, die Schwäche und das Herzklopfen verloren sich rascher unter der Bäder­behandlung.- Humoristisches.

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Da wir also an dem romanischen pommade feinen Anhalt finden, müssen wir uns schon bequemen, uns zu unseren östlichen Nachbarn, den Slaven, auf den Weg zu machen. Und in der Tat finden wir hier die richtige Auskunft. Im Russischen bedeutet malui flein, gering, die fächliche Form von diesem Wort heißt malo, wenig. Scheinbarer Widerspruch. Ich sag' Dir, Emma, Rebensart malo- po- malo, die im Bolnischen und Czechischen ähnlich so eine Vernunftheirat ist immer das Bestefolg' mir, lautet, bedeutet so viel wie das französische   peu à peu, das platt sei gescheit!" deutsche litt bi lütt, das hochdeutsche nach und nach. Im Bairisch- Dnein, Mutter- so dumm bin ich nicht!" Desterreichischen trifft man auch die richtigeren Formen pomale, pomali an, aus denen sich dann die Form pomalig entwickelte und Selbsttäuschung. Du glaubst nicht, Mama, wie un­weiterhin, weil das Vorstellungsvermögen hieran bald keinen Anhalt musikalisch unsere heutigen Gäste find! Ich hab' eben etwas gespielt mehr fand, pomadig gemacht wurde. aus dem Lohengrin  " und niemand hat's erkannt! Wohin übrigens das Volk in seinem Streben nach Anlehnung Unterschied. Drogist( dem Lehrling die Vorräte an bekannte Wörte geraten kann, sieht man daran, daß bei dem zeigend): Wir haben hier also vier Sorten Honig: im ersten Glase Worte pomale nicht nur die Pomade hat herhalten müssen, sondern ist feinster Bienenhonig, im zweiten reiner Bienenhonig, im dritten daß der Sachse dabei sogar an Bohmöl( Baumöl) gedacht hat, indem Bienenhonig und im vierten Honig!"- bei ihm mancher bohmölig zu Werke geht.

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Bevorzugung. Bauer: Sie, fönnt'n S' mir net an'n Advokat'n verrat'n?" Dienstmann  : D ja hier sind zwölf!... Was wollen Sie denn für einen?" Bauer: No, den gröber'n halt 1"-

-Ueber Schallgefäße in dänischen Kirchen hielt Dr. phil  . Madeprang in der archäologischen Gesellschaft in Kopenhagen  bor   kurzem einen Vortrag. In der Strandby- Kirche bei Lögstör   in Jütland   fand man vorigen Sommer während der am Dache vor­genommenen Arbeiten eine Reihe großer, in der Mauer angebrachter Berantwortl. Redakteur: Paul Büttner  , Berlin  . Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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( Fliegende Blätter  ".)