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Frik Sühring.. i ( Nachdruck verboten.)

Beobachtung, wie Brehm, das Nildelta   mit seinen Seen, Inseln, der nordischen Heimat nicht sonderlich behagt, und daß sie von Sehn Sümpfen und Teichen als das Winterquartier ungeheurer Scharen sucht nach derselben befeelt sind. Für diese Annahme spricht die Tat von Ufer-, Sumpf- und Wasservögeln kennen. Zu ihnen gesellen sich fache, daß sie es auf ihrem Rüdfluge viel eiliger haben, als auf natürlich zahlreiche Raubvögel, die von der reichen Beute angelockt ihrem Hinfluge nach dem Süden, wobei sie sich Zeit lassen und werden. Die unerbittlichsten Feinde der Enten fast alle in türzere oder längere Ruhepausen nicht verschmähen.- Deutschland   heimischen Arten trifft man dort an sind die Edel­falfen, wie ein Blih aus heiterem Himmel stürzen sie auf die Opfer, die sie sich ausersehen haben, herab. Von einem gemächlichen Gefühl der Sicherheit kann also für unsere Wasservögel im Lande der Phara­onen noch weniger die Rede sein, als in der nordischen Heimat. Dazu kommt, daß Eingeborene und Fremde mit einander wetteifern, sie tot oder lebendig in ihre Hände zu bringen. Auf den Märkten Kairos und Alexandrias   wimmelt es von Enten, die Eingeborenen fangen sie mit Neßen oder mit der bloßen Hand. Der französische  Ornithologe erlegte fast alle in Europa   vorkommenden Arten.

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Hier und dort mag einer unserer gefiederten Sänger sich auf einer Insel der Nilmündung niederlassen, aber es wäre ein großer Irrtum, wenn man glaubte, daß das Niltal überhaupt für sie als Winterquartier in irgendwie nennenswertem Grade in Betracht täme. Quinet behauptet sogar, daß die Ruhe der in Theben   oder Gizeh  schlummernden altägyptischen Könige niemals durch den Gesang einer Nachtigall oder einer Grasmücke gestört werde. Wir haben schon an­gedeutet, daß nicht wenige von unseren Zugvögeln sich in den Alpen­älern, in Italien  , in Südfrankreich   und Spanien   zum Winterauf­enthalt niederlassen. In seinem Buche Tierleben der Alpenwelt" teilt Tschudi mit, daß beim Herbstwanderflug aus dem Norden Wald­rinken, Zeisige, Lein- und gelbschnäbelige Finken, Rot- und Wach­jolderdrosseln, Saat- und Nebelkrähen, Enten, Schwäne, Säger, Steißfüße, Taucher und Möten zur Ueberwinterung in den Alpen­tälern zurückbleiben. An den Wänden der Sierra- Nevada über­wintern nach Brehm Tausende von Notkehlchen, Rotschwänzchen, Goldhähnchen, Wildtauben, Edelfinken, Hänflingen, Drosseln, Amseln und Ringamseln, Rot- und Singdrosseln, Ammern, Gebirgsstelzen, Wiesen- und Wasserpiepern. Unser liebliches Rotfehlchen ist dort so häufig, daß man es buchstäblich in jedem größeren Busche mit Sicherheit vermuten und auffinden kann; in den Waldungen be­gegnet man zahlreichen Finken- und Drosselscharen, an den rauschen­den Wasseradern der Gebirgsstelze und ihrer grauen Verwandten; in den tieferen Tälern treiben sich die Mauersegler und Felsen­chwalben bis tief in den November umher. Am Fuße der Aus­äufer wird die Zahl der nordischen Gäste noch größer: Waldschnepfe ind Kiebiz, Feld- und Heidelerche, Staar und Wachtel treten zu den Benannten, und sicherlich bleiben Plattmönch und Schwarzköpfchen, die man im Dezember noch sieht, auch den ganzen Winter hier." Aber wie groß auch die Individuenzahl sein mag, die, aus den nördlichen Ländern Europas   kommend, in den südlichen überwintert, so bedeutet sie doch unzweifelhaft wenig im Vergleich zu den unge­heuren nach Millionen zählenden Zugvögeln, die im nördlichen, nord­westlichen und inneren Afrika   Zuflucht suchen. Bisher hat sich frei­lich nicht viel Bestimmtes über ihre hauptsächlichsten Standquartiere im dunklen Erdteil feststellen lassen, aber mit fortschreitender Er­forschung und Kultivierung desselben wird unsere Kenntnis in dieser Hinsicht höchstwahrscheinlich ergänzt werden. Besonders soweit es jich um unsere zutraulichsten Sommergäste, die Schwalben, handelt, deren eigentliche Winterherberge uns bisher unbekannt geblieben ist. Sine Erklärung dafür, daß wir noch so wenig zuverlässiges über das Leben und Treiben der gefiederten Afrikareisenden jenseits des Mittelmeeres erfahren haben, liegt nicht allein in der unvollkommenen Erforschung jenes Kontinents, sondern auch in der Tatsache, daß unsere Bugvögel dort viel ruhiger und unauffälliger auftreten". Das lebhafte Liebesspiel, wie wir es hier im Frühling an ihnen ge­wohnt sind, treiben sie dort nicht, sie bauen auch in der Fremde keine Nefter und brüten nicht. Der Gesang ist in ihrer Brust verstummt, und erst dann, wenn die Zeit der Heimkehr herannaht, singen sie

wieder ihre Heimatlichen Lieder.

Da unsere Zugvögel im Frühling immer dieselben Orte im Norden aufsuchen, wo sie geboren sind und gebrütet haben, so liegt die Annahme nahe, daß es sie im Herbste mit gewaltigem Drange nach einer für jedes Individuum und seine Nachkommen bestimmten Stelle im südlichen Europa   oder in Afrika   treibt, sobald sie in unseren Breiten die Brutpflichten des Sommers erfüllt haben. Nach der Meinung des englischen Ornithologen Dixon sind sie mit dieser Stelle auch durch soziale Instinkte aufs innigste verknüpft. Brehm hat jedenfalls recht, wenn er behauptet, jeder Vogel beziehe in der Fremde Wohnpläße, die denen entsprächen, die er in seiner Heimat erwähle, und er betreibe dort sein Gewerbe wie daheim.

Es ist ja auch ganz natürlich, daß die Raubvögel sich wie bei uns in Wäldern an Flüssen und an Seen ansiedeln, daß Pirole, Kuckuce, Mandelfrähen, Fliegenfänger, Würger auch im Süden in Wäldern leben, Lerchen und Brachpieper auf Feldern, die Sänger in Büschen und Wäldern, die Tauben in Wäldern und auf Felsen­wänden, Kraniche und Störche beziehen Flüsse, in deren Nähe sie Steppen finden, Sumpf- und Wasservögel Sümpfe und Seen. Von den Nachstellungen durch Raubvögel abgesehen, führen unsere Zug­vögel im allgemeinen in den Urwäldern und Einöden Afrikas   wohl ein forgenloses Leben; die Ruhe ist ihnen auch nach den anstrengenden Pflichten, die ihnen als Eltern während des Sommers auferlegt waren, und nach den Beschwerlichkeiten und Gefahren der langen Reise zu gönnen. Aber ob sie sich dort besonders wohl fühlen, ist eine andere Frage, die Brehm nach seinen Beobachtungen im Süden ver­neinen zu fönnen glaubt. Aus ihrem ganzen Benehmen in der Fremde hat er die Ueberzeugung gewonnen, daß es ihnen so fern von

Der Oleander.

Als Topf- und Kübelpflanze erfreut sich der Oleander seit langer Zeit einer großen Beliebtheit und darum auch einer sehr bes deutenden Verbreitung. Doch wie sieht dieser so schöne, überaus dankbar blühende Strauch häufig infolge ungenügender Pflege aus! Der irrigen Meinung folgend, daß sich der Oleander in jeder Lage wohl befinde, kümmert man sich nicht viel um seine Pflege und unterläßt das oft so nöfige Verpflanzen in bessere Erde, das regel­mäßige Begießen und entzieht ihm die Sonne, der er auch im Winter bedarf. Oft sieht man die Pflanze am ungünstigsten Plaze; er wird im Winter in eine Ecke gestellt, wohin sich selten ein Sonnen­strahl verirrt, oder gar in den Keller verbannt, und erst im Früh­jahr, wenn er schon zu treiben beginnt, in die belebende Sonnen= wärme gebracht.

Aber wie sieht es bei solchen mißhandelten Exemplaren, selbst wenn sie anscheinend gedeihen, mit der Bildung neuer Knospen aus Man täuscht sich sehr, wenn man bei der scheinbaren Unempfindlich­teit dieser Allerweltspflanze, wie man sie wohl nennen kann, an­nimmt, der Oleander verlangt nichts Besseres und müsse mit allem zufrieden sein.

Um fräftige, mit ansehnlicher dunkelgrüner Belaubung, beson­ders aber mit zahlreichen schönen Blüten versehene Triebe hervor­zubringen, bedarf auch der so genügsame Oleander einer rationellen Pflege zu allen Jahreszeiten; im Sommer viel Wärme, viel Sonnen­licht und hauptsächlich sehr viel Wasser, denn in seiner Heimat und überall dort, wo er ganz im Freien wächst, also im südlichen Europa  , im Orient, überhaupt in allen Gegenden mit einem wärmeren Klima als dem unserigen, findet man ihn, gleich unseren Weiden, an den Ufern der Bäche und Flüsse, an Stellen, wo seinen Wurzeln ein ausgiebige und stetige Befeuchtung zuteil wird. Daß er als Topf­oder Kübelpflanze genügenden Raum für die Ausbreitung seine. Wurzeln, sowie eine gute, kräftige, reichlich mit Nährstoffen ver­sehene Erde haben muß, darf ebenfalls nicht übersehen werden. Jm Winter soll der Oleander ruhen; er darf durch Wärme und Feuchtigkeit zur Unzeit nicht zu verfrühtem Austreiben, zur Er­zeugung schwacher, zum Blühen ungeeigneter Triebe gereizt werden, womit aber nicht gesagt sein soll, daß irgend eine Ede, ein falter, dabei dumpfer und dunkler Plak gerade gut genug für ihn fei. Ein zu warmer, dazu noch sehr trockener Standort zu dieser Jahreszeit begünstigt das Entstehen der Schildlaus, eines sehr verderblichen Insetts, das, wenn es sich einmal in größerer Menge eingenfie hat, nur schwer( am besten durch Abbürsten und Waschen der befallenen Teile mit Seifenwasser) wieder zu entfernen ist. Sie entstellt die Blätter und Zweige des Oleanders auf das ärgerlichste und ge= fährdet seine Gesundheit. Wenn er auch gegen Stälte wenig empfindlich ist, da er einige Grade unter Null ganz gut verträgt, so schadet doch eine längere Einwirkung des Frostes, wenn auch nicht immer der Pflanze und den alten Zweigen, so doch den jungen Trieben und besonders den Blütenknospen, die sich nicht mehr weiter entwideln und schlecht entfalten oder ganz vertrocknen.

soll hier nochmals erwähnt werden, daß, um beim Oleander ein reich Es ist schon oft von Praktikern darauf hingewiesen worden und liches Blühen und schöne, leicht sich entfaltende Blumen zu erzieleft zur Begetationszeit das häufig wiederholte Begießen mit ganz warmem, faßt heißem Wasser von allergrößtem Nußen ist und be= sonders an fühlen Sommern mit vorherrschend trüber Witterung immer angewendet werden sollte.

Bei größeren Kübeleremplaren kommt es, hauptsächlich bei früherer Vernachlässigung in der Pflege, häufig vor, daß solche nur und schließlich unschön aussehen; bei solchen hilf man sich durch noch oben an der Spike treiben, unten endlich ganz kahl werden ein im Frühjahr vorzunehmendes Einstuben der zu lang gevor denen Zweige bis ziemlich tief hinab. Ist auch für einige Zeit die Blüte zerstört, so erzeugen sich doch unten bald neue, kräftige Triebe, aus denen eine buschige Krone entsteht, die später auch wieder, sonstige gute Pflege vorausgesetzt, reich mit Blütenknospen besett fein wird.

Wie es bei der großen Mehrzahl unserer Zierpflanzen der Fall ist, hat auch der Oleander in der langen Zeit seiner Stultur durch Zufall oder durch gärtnerische Einwirkung, zahlreiche einfach balb- und ganzgefülltblühende Varietäten in verschiedenen Farben von weiß an bis zu rosa, hell- und dunkelrot, purpurrot usw., auch gelb hervorgebracht. Die Varietäten Madoni grandiflorum mit großen, reinweißen, halbgefüllten Blumen, Atropurpureum( dunkel rot), Splendens giganteum, sehr großblumig, dunkelrot und gut gefüllt, album grandiflorum( reinipeiß) und luteum grandi­florum mit großen, gelben Blumen sind besonders schön; doch führen die Handelsgärtner noch zahlreiche andere in ihren Verzeichnissen an, unter denen sich noch mehr kulturwürdige befinden.

Wie allgemein bekannt, ist die Vermehrung des Oleanders eine sehr leichte; es gelingt dem Blumenfreunde, der auf Zimmer kultur angewiesen ist und nicht, wie der Gärtner, Vorrichtungen