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war auch der Schriftführer angewiesen, an alle Mitglieder bei| zurechtgelegt. Er hob seiner Frau das Kinn:„ Sieh mal, Guftchen, die folchen Gelegenheiten besondere Einladungen zu senden, in denen Sache liegt so-" durch auffallende Unterstreichungen die Notwendigkeit des Erscheinens fämtlicher Mitglieder hervorgehoben wurde, damit die Ehegattinnen es nicht überfahen.
Heute blieb diese Einladung aus. Gerade heute, wo es die wichtigste Tagesordnung des ganzen Jahres zu erledigen galt. Einziger Punkt:„ Verwendung des angesammelten Vereinsvermögens". Drei Mart tamen in die Armentasse; das übrige in die Beutel verschiedener Kneipwirte. Kneisel hielt es einfach für seine moralische Pflicht, an der Erledigung dieser außerordentlich wichtigen Tages ordnung mitzuarbeiten und wenn's bis zum andern Morgen dauerte. Und nun hatte dieser verdammte Schriftführer die Eine ladung vergessen. Oder die Poft hatte sie verbummelt. Gleichviel Kneisel saß in Nöten. Mutter Kneisel merkte den Braten natürlich schon lange. Es war so eine nervöse Unruhe in ihrem Gatten. Und dann druckste er wieder so unbeweglich hinter seinem Zeitungsblatt. Sie wappnete fich also und verlor alle Augenblicke eine Masche von der Stridnadel, weil sie den Moment nicht erwarten konnte, bis es zum Zusammenstoß tam.
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Es dauerte noch ein Weilchen. Kneisel nahm eben zum dritten Male die vierte Seite mit dem Warenhausinserat vor und meinte, die Sache recht schlau anzufangen, indem er sagte: Wie billig man jetzt schon Waffergläfer zu laufen friegt!"
Gläser! Natürlich: Gläser!" sagte Frau Kneifel.
Er ärgerte sich, daß fie ihn gleich durchschaut hatte. Deshalb ging er zum Angriff über:„ Wir können ja auch von Kaffeekannen
reden."
„ Der Kaffee," Frau Kneisel zitterte, der Kaffee hat noch keinen umgebracht."
" Doch. Kaffee ist Gift fürs Herz."
Gift fürs Herz! Für mein Herz find Aufregungen Gift! Darauf brauchst Du natürlich keine Rüdsicht zu nehmen. Wenn Du Dich man amüsierst."
Merkwürdig. Herr Kneisel seufzte. Er hatte doch noch gar nichts gesagt. Aber die Frauen waren wohl geborene Gedankenleserinnen. Er begab sich also vorläufig wieder aus dem Warenhaufe in die hohe Politif, während seine Gattin die Lampe anzündete: Manche Leute können im Stockduntǝln lesen."
" Bum Donnerwetter!" Herr Kneisel wollte auffahren, weil fich's in der Wut leichter redet, aber da flingelte es. Vielleicht der Briefträger, dachte er und schwieg.
Nein. Fräulein Berta, seine Nichte, kam. Zum Verzweifeln.
Ra," sagte Fräulein Berta mit strahlendem Gesicht, während fie das Jackett ablegte:" Nun ist es so weit. In vier Wochen Heiraten wir."
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Entschuldige, sagte Auguste", ich muß hinaus." Sie ging. „ Siehst Du, liebe Berta, so ist sie: Läuft hinaus, wo ich ihr die Sache flar machen will. Merk Dir's: Die Hauptsache ist: fich immer friedlich und gütig zu verständigen. Nicht so furz angebunden." " Ja. Aber eigentlich bist Du doch auch hinausgegangen?" " Das," sagte Onkel Kneisel, das Anderes. Jm Grunde ist es auch das einfachste. Worte führen doch - das ist ganz etivas zu nichts." Eigentlich ja." Berta dachte nach.
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Sieh mal," belehrte sie Dntel Kneisel mit weiser Miene weiter, auf die Art sagt man sich feine harten, tränkenden Worte." " Ja, nicht wahr?" Seine Nichte war ganz begeistert und lief der eben wieder eintretenden zum Kampfe gerüsteten Tante entgegen. Nur feine harten, tränkenden Worte! Ach, Tante, jezt verstehe ich's. Ihr führt doch eigentlich eine recht ideale Ghe." Das tun wir." Kneisel stand schon an der Tür.
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Und Auguste, die sich eben noch unter den Armen der Nichte wand, erwiderte ihre Zärtlichkeit: Werdet so glücklich, Kinder, wie wirl Gib mir einen Abschiedsschmat. Kneifel." Er tat's bereitwillig und hörte ein leises, drohendes: Morgen!" Berta hörte nichts, ihr standen Tränen der Rührung in den
Augen.
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en. Das Palmöl ist eins der wichtigsten Erzeugnisse tropischer Länder und bildet namentlich in gewiffen Gebieten Afritas das einzig nennenswerte Produkt. Das Del der Balme Elais guinensis, die an der Westküste Afrikas bis in die Gegend der großen Seen überreichlich wächst, veranlaßt einen Handel, der auf rund 50 Millionen Mark jährlich veranschlagt wird. Der Baum ist recht genügsam und kommt auch auf sehr trockenem Boden fort, obgleich er einen großen Ertrag an Del doch nur an den Flußläufen und in feuchten Tälern liefert. Der Baum wächst sehr rasch und eignet sich deshalb und wegen seiner herrlichen Blätter auch zur Zucht im Warmhaus ganz besonders. Der kerzengerade Stamm wird etwa 15 Meter hoch. Diese Palme schenkt den Eingeborenen Afrikas auch den berühmten Palmivein. Zudem bes nußen sie ihr Holz zum Bau, die Blätter zur Bedeckung der Hütten. Das aus den Früchten gewonnene Fett und Del bringt aber doch den meisten Nuzen und wird von den Eingeborenen auf erhebliche Entfernung nach der Küste geschafft. Die Schwarzen an der Goldtüste wollen den Wert einer Delpalme auf etwa 20 Mark schätzen. Der Baum blüht mehrere Male im Jahre und trägt Früchte von der Größe einer Pflaume, die lebhaft rot oder orange gefärbt find. Sie fizen in der Achsel der Blätter, wo sie durch Dornen ges das Del und umschließt einen harten Kern mit einer weißlichen schützt sind. Das faserige gelbliche Fleisch der Früchte liefert Nuß, woraus in Europa durch besondere industrielle Verfahren ein Fettstoff herausgezogen wird. Das Del dagegen ist fast ausschließlich ein Fabrifat der Neger, die sich dazu ganz eigentümlicher alter Mittel bedienen, die ein Aufsatz des Mouvement Geographique" schildert. hinein. Ein Schwarzer lettert an der schlanken Balme hinauf und Das Einsammeln der Früchte erfolgt vom Januar bis in den Juni schlägt mit einem furzen Schwert die Früchte ab, die dann in ein Loch geworfen und mit Blättern bedeckt werden. Dann kommen sie in große Töpfe, die über einem Ofen mit schwachem Feuer erbizt werden. Der Inhalt der Töpfe wird mit etwas Wasser versett bis die Früchte weich geworden sind. Weiterhin bringt man sie in und sieben bis acht Stunden lang wieder und wieder umgerührt, hohle Baumstämme oder auch in daraus verfertigte Kähne, wo fie von Frauen drei bis vier Tage lang unter eintönigen Ges nein: sängen zerstampft werden. So wird das Fleisch von dem Kern getrennt, letterer beiseite geworfen und ersteres von neuem gefocht. Es Allmählich seyt sich dann das Del ab und sammelt sich an der Oberfläche. Dann wird es in Kalebassen gefüllt, weiter in irdene Gefäße, wo es sich beim Erkalten zu einer wachsähnlichen Masse verdickt. Das ausgefochte Fleisch der Palmfrüchte wird schließlich noch ausgepreßt, um möglichst alles Del daraus zu erhalten. Die wichtigsten Handelsplätze für Palmöl find Hamburg , Liverpool und Marseille . Die Schwarzen haben sich übrigens schon recht auf die Verfälschung Die Tonne wird den Händlern mit etwas über 150 m. verkauft. dieses wertvollsten Erzeugnisses ihres Gebietes eingeübt, so daß mitunter unglaubliche Dinge im sogenannten Palmöl entdeckt
Frau Kneifel vergaß für den Augenblick die eigenen Sorgen: Glück zu, liebes Kind! Hoffentlich wirst Du glücklich und Dein Mann ist solide."
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" D, May- Berta schlug nur die Augen auf. Kneisel sah nach der Uhr. Es war die höchste Zeit. Er faßte einen tollfühnen Entschluß, streckte Berta gratulierend die Hände entgegen, legte fein Gesicht in mißmutige Falten und sagte: Laff' Mag nie einem Klub beitreten. Es vernichtet das Familienleben. Wir haben heute schon wieder so eine dumme Sigung." Gott sei Dant, es war draußen.
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Frau Kneifel sagte nur: Was? 111" Mit drei Ausrufungszeichen.
erst
Er hörte es nicht. Also in vier Wochen, Berta?" " Ja", fie sah ihn strahlend an, in vier Wochen schon, Sie errötete.
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Er streichelte ihr die Wangen : Bift'n liebes Kind, Berta." war ganz gut, einen Verbündeten zu haben.
Frau Kneisel segte irgend etwas knallend auf den Tisch: bin natürlich' n Drache. Jch."
,, Nein." Kneisel lächelte verzerrt.
"
Hab' ich das gefagt?"
Das hat Onfel wirklich nicht gesagt, Tante." " Jeßt nicht."
" Ich
Liebe Berta", ermahnte Kneisel seine Nichte, erschwere Deinem Mann nie die so wie so schon unangenehmen Pflichten."
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Du hast ja gar keine Einladung gefriegt!" fchrie faum bezähmt, Frau Kneifel.
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" Ja," sagte er. Ich traf gestern den Schriftführer."
Du!" Sie drohte. Mach' teine Fisematenten." " Entschuldige, Augufte." Kneisel blieb männlich. Ich hab' Eile, muß mich anziehen." Er ging hinaus.
Frau Kneifel erstarrte. Das war noch nicht vorgekommen. Reg' Dich doch nicht auf," bat Berta.
Ihre Tante nahm das Taschentuch und fuhr sich über die Augen: Wenn er sich wenigstens mit mir verständigen wollte. Aber nein. Immer tyrannisch. Die Frau, liebe Berta, hat zu schweigen. Du wirft's ja auch bald erfahren." Sie schluchzte.
D," sagte Berta, May und ich
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Auguste winkte mit dem Taschentuch:" Borher, ja."-- ,, Weine doch nicht, Tantchen."
Bin ich denn eine Xantippe?
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Bin ich denn? Hab' ich ihm ein einziges hartes Wort gejagt?" Jest nicht." Sneifel trat, fertig am Ausgange, herein. Er war sehr lustig, sehr jovial. Und hatte sich einen jeinen Grund
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werden.
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Theater.
Lustspielhaus. Die heilige Sache. Komödie in drei Aften von Lothar Schmidt. Es ist billige Komödienarbeit, die Lothar Schmidt geliefert hat; keine der Personen zeigt eine psychologische Vertiefung, durch die sie stärker interessieren fönnte, die Handlung, soweit von einer folchen überhaupt gesprochen werden darf, hätte in einem einzigen Atte reichlich Raum gefunden, und die Satire bewegt fich vielfach in ausgetretenen Bahnen. Immerhin war das Ganze doch so weit mit Theatergeschick arrangiert und Surch amüsante Sticheleien be lebt, daß eine gute Aufführung wie die des Lustspielhauses vorwiegend unterhaltsam wirfte, jedenfalls nicht das Gefühl der Langenweile aufkommen ließ. Marie Reisenhofer entschied den Erfolg. Die bei aller Eleganz so phlegmatisch fühle Tonart, die ihr eigen, paẞte vorzüglich zur Figur der ehemaligen Operfängerin, munmehrigen Gräfin und gelegent