Gegen den Schlag, der ihn eben getroffen, half das Mittelnicht.Vor dem Kalmuck seinem Fried hatte der Hannpeter ihnbereits gewarnt. Selbigmal leugnete die Mariann alles ab.Er in seiner Arglosigkeit hatte sich beschwichtigen lassen. Nunwar's so weit gekommen, datz der Knecht sich erdreistete, das,Mädchen zu verdächtigen.Er stampfte mit den Füßen auf. KotzmordsackermenttWar sie schlecht oder war sie's nicht? Auf der Stelle wollte erfich Gewißheit verschaffen.Sie sollte im Zug heute als„Festiungfer" gehen, derLehrer hatte sie obendrein ausersehen, dem Bannerträgerdes Kriegervereins die neu gestiftete Fahne zu überreichen.Vor einer halben Stunde hatten die Kameradinnen sie ab-geholt. Wo mochte sie sein? Im Schulhaus vielleicht? Oderauf dem Kirchenplatz? Irgendwo in jedem Fall. Er würdesie schon zu finden wissen.„Ruhig Blut. Berz!" bezwang er sich. Das ganze Dorfwar auf den Beinen, es wimmelte von Fremden, und allerleiVolk trieb sich herum. Warum dann öffentlich„AuWoß"machen? Warum die Schande auf die Gasse tragen? Warer all die Zeit hintergangen worden, mocht's noch einen Taglänger dauern.Den Goliath hatte er Knall und Fall entlassen. Erhatte getan, was er tun mußte. Hätte der Knecht auch zehn-mal die Wahrheit gesprochen, er als der Dienstherr wußte,was er den«„Anstand" schuldig war.Er fühlte sich freier aus der Brust. Gottlob! So hin-fällig war er nicht, daß es ihn völlig niederwarf. Gewalt-sam reckte er sich empor.„Kopf hoch, Berz!"Beinah hätte er das dringlichste vergessen. Das Viehdurfte unter dem Vorfall nicht leiden. Gleich mußte jem.andherbei, der für den Henner einspringen konnte.(Fortsetzung folgt.xVie clentlcbe Jakrkunclert-Ausstellung.i.DaZ erste Geschoß birgt in einer Reihe von EinzelkabinettcnWerke der Maler aus der zweiten Hälfte des lg. Jahrhunderts.Es sind das Künstler, die uns zeitlich am nächsten stehen. ZumTeil leben sie noch. Einmal Persönlichkeiten, die so für sich stehen,daß wir sie für sich betrachten müssen, wie Fenerbach, Böcklin,MarveS, Thoma. Andere wiederum lassen sich nicht eingliedern,weil wir ihnen noch zu nahe stehen, wir übersehen noch nicht dasAllgemeine, in daS sie sich einreihen: Trübner, Leibi, Schuch, Lenbach,Liebermann und andere. Weshalb Menzel hier unten fehlt, istunerfindlich. Von den erstgenannten, den Böcklin, Thoma speziell,ist auffallend die Frühzeit berücksichtigt: bei Triibner, Leibi usw.ist das erklärlich, weil die Zeitgrenze(1875) wenigstens äußerlichdiesen Abschluß rechtfertigte.Gehen wir vom Bekannten zum Unbekannten. Diese Malergnd uns mehr oder weniger vollkommen vertraut. Die eigentlicheneberraschungen beginnen erst in der weiter zurückliegenden Zeit.Aber es ist interessant, diese nahe liegende Periode noch einmal ansich vorüber ziehen zu lassen, zumal die einzelnen Kollektionen invielem Gelegenheit geben, die bisherige Auffassung zu ergänzen, zukorrigieren.Der erste, der uns beim Betreten der unteren Säle in dieAugen fällt, ist F e u e r b a ch(1820— 1880) und speziell für ihn gilt,was oben gesagt ist: Wir müssen unsere Anschauung über diesenKünstler ergänzen, korrigieren. Selten allerdings hat man so vielBilder dieses einsam seine Wege gehenden Künstlers zusammen-gebracht. Sein Werk präsentiert"sich hier in einer Vollständigkeit,die eine genaue Kenntnis seiner Entwickelung gestattet. Mit diesemvollen Akkord setzt der moderne Abschnitt in der Malerei des 19. Jahr-Hunderts ein. Feuerbach ist der erste, der vom rein malerischenStandpunkt die Außenivelt wertet.Es gibt drei Stile bei Feuerbach, drei Anschauungsumsetzungen.Der ältere Stil setzt an Makart, ja an Piloth an. AuchEornelius erscheint in Nachwirkung. Gemeinsamer Stammvater:Rubens. Siehe hierzu die Kinderbilder, die Putten im Grünen,das Urteil des Paris, Tante usw. Für Cornelius die Giganten,eine Komposition übereinanderstürzender Akte, eine herabrieselndeFlut von Körpern. Dieser ältere Stil sendet einen Seitenzweig bisin das Rokoko hinein. Einzelne in der Farbengebung kokette Bild-nisse legen davon Zeugnis ab: auch die intimen Waldftimmungenmit badenden Frauen, die an Watteau erinnern. Als Uebcrleitnng«rscheint der zweite Stil. Es sind die Porträts, die Landschaften;die ersteren tiestonig, braun oder schwärzlich, die zweiten schon merk-würdijj modern, sonnig leuchtend, von wunderbarer Plastik und Ein-fachhelt der Farbe. Meist Studien aus dem italienischen Gebirge.Hier meldet sich schon die große Anschauung, die im dritten Stil biszur endgültigen Vollendung durchgeführt wird. Herausarbeitung desmalerischen Willens ist hier das Ziel. Weder hi st arische An-l e h n u n g, noch Hingabe an den Eindruck, sondern B e-Wertung. Damit Schaffen des Reuen.Dieser letzte Stil zeigt uns jene in statuarischer Ruhe, dannwieder in lebendigster Wechselwirkung befindlichen Einzelfignren undGruppen. Ivo die Farbe ans ihr Minimum dezent zurückgeführt wirdund dennoch in allem Reichtum lebt, wo die Linie langsam undmajestätisch ansteigt und sich immer auf der Höhe hält, die kon-zentriertes Sein andeutet. Von wunderbarster Wirkung stnd hier dieSkizzen, jene flächig groß angelegten Mafien, die meist von Grünein graues Kleid, einen roten Mantel sich abheben lassen. Alles miteiner Sicherheit im Ganzen verwandt, die ihr entsprechendes Gewichtin der zarten und feinen Handhabung des Einzelnen, des Details,der Eingliederung erhält.Neben Fenerbach steht Böcklin(1827—1901). Die Auswahlist nicht gut. Es find offensichtlich dem Programm zu liebe diegroßen Entwürfe aus der späteren Zeit zurückgedrängt. Dennoch gibtauch diese Auswahl einen guten Ueberblick über die kästige Tendenzdieses Malers. Die Frühzeit ist bevorzugt. Aber diese kleinenBilder sind nicht so charakteristisch. Sie haben noch etwas Un-entwickeltes, den Jugendreiz, steilich haben sie dafür wieder eineeigene Schönheit, die den späten Bildern abgeht, jenes leise, sachteFlinnuern der Farbe.Im Verhältnis zu Fenerbach, dem sensitiven Kulturkünstler, wirktBöcklin wie ein Naturbursche. Er ist Schweizer. Er ist höchst trotzigund eigenwillig. So durchläuft er notwendigerweise erst Stadiender Entwickelung, die für Feuerbach nicht existieren. Böcklin zeigtdarum Verschiedenheiten im Wert seiner Bilder. Er schwankt.Prachtvoll ist es, anzusehen, wie dieses Naturkind sich resolut alleszu eigen macht, wie es dennoch auf sich bestehen bleibt. SeineFarbenwelt ist nicht willkürlich gewählt. Organisch bringt sie dieFarbenwelt der Schweiz, jenes Helle, Satte, Tiefe der Natur-beleuchtung im Gebirge zur Erscheinung. In diesem Simr ganzanders wie Feuerbach. Und dem Wesen nach doch gleich. Dennauch Feuerbachs mattgetönte Farbenskala ist bedingt durch dieempfindlicheren Sinne des kultivierten Europäer?.Einsam für fich steht auch HanS von M a r v e s(1837—81),der dritte Stilsncher unter den deutschen Malern, ein Gcnoffe derFeuerbach und Böcklin. Eine eigentümliche Schwermut offenbarenseine dunklen, trübflüsfigen Farben, zugleich eine Zähigkeit im Fest-halten des Zieles, das Marees unbeirrt verfolgte. Er suchte einenmonumentalen, feierlichen Stil. Oft denkt man an die Wirkung vonFreslengemälden. Auch in den Motiven geht Maroes auf die ein-sachsten Andeutungen zurück. Er kennt nur Mann, Weib, Kind; Akte,die er nebeneinander stellt, in freier Natur.Damit ist aber sein Streben nicht erschöpft. Man sieht hieraußerordentlich feste und kräftige Porträts, die groß und breit an-gelegt sind, die an Leibi denken lafien. Wie zart ist das Doppel-bildnis von 71, in Braun und Schwarz fein angelegt. Wie lebhaftsind die Skizzen! Sie zeigen nichts von der Schwere und Trübheitder ausgeführten Bilder. Da sieht man, wie energisch Maröes dieMomenterscheinung der Natur, die Bewegungen von Personen studierte,deren Gehalt er ins Monumentale steigert und so zum Bildwerterhöhte. Er unterstreicht die entscheidenden Werte. Charakteristischdafür sind die beiden römischen Landschaften von 70— 71, wo mandeutlich die Beziehung zwischen Wirklichkeit und Kunstwerk wahr-nimmt, wo man sieht, wie der Künstler hier die Weltansieht. Das Düstere, Große erscheint schon vorgebildet.Und in schweren, satten Farben heben sich die Personenheraus, deren farbige Gewänder aufs kräftigste betont sind.Auch von Thoma(1839 geb.) sehen wir hauptsächlichstühe Werke. Das Markige, Feste des Künstlers, der mit dereigentümlichen Anlehnung an die alte deutsche Malerei so moderneEmpfindung verbindet, kommt hier besonders zum Altsdruck, z. B.die„raufenden Knaben" von 1872 find ein prachtvolles Beispiel derrobusten und doch so malerischen Art des Frankfurters. Es ist treunach der Natur gemalt, die stumpfen Farben Schwarz, Weiß, Braunsind malerisch zu einander abgestimmt. Ebenfalls die„Hühner" von1870 könnten in ihrer absoluten Naturtrcue, die dennoch dasMalerische berücksichtigt, von Liebermann z. B. gemalt sein. Derschwärzliche Gesamtton hebt sich breit ab von dem flockiggemalten grauen Hintergrund. Wie fein ist das Interieur— einganz anderes Gebiet wieder, ganz andere Malerei— von 1876:„Sonntagsfrieden I" Welche Fülle liebevollster Beobachtung. Erliest, sie strickt. Zwischen ihnen das Fenster, an dem Blumen stehen.Volles Licht strömt gleichmäßig herein. Dagegen erscheint ihreGestalt wie in dunklem Umriß. So leicht und dennoch entschiedenist alles gehandhabt. Wie fein ist die dünne Gardine als Ganzesgemalt.,.Daß Thoma absolut nicht nur der einseitige Entpsindungskunstlerist, als den ihn Meier-Gräfe und die herrschende Modetheorie hin-stellen möchten, zeigt er auch besonders mit dem großzügigenBild von 1876:„Des Künstlers Frau in der � Hängematte".Das Grün der Umgebung ist voll saftigster Tiefe. Die inGrau gekleidete Gestalt der liegenden Frau ist äußerst derb und mrHinblick auf die große Wirkung gemalt. Fein wirkt zu dem Grau