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Schwimmblase eingeschlossene Luft beim Heraufziehen allmählich und links vom Kopf gelegenen Riemen besorgt. Erft bei der Unta eine Druckverminderung um 6,5 Atmosphären erleiden und sich in wandlung der Larve zum fertigen Frosch und bei der Bertauschung gleichem Verhältnisse ausdehnen. Da aber einer solchen Aus- des Wasser- mit dem Landleben werden die Kiemen wieder zurüda dehnung die dünnen Wände der Schwimmblase, sowie die nach- gebildet, und die Lunge beginnt ihre Arbeit. Bon großem Interesse giebigeren Bauchwandungen nicht widerstehen können, muß der ist auch die tiefgreifende Umwandlung, welche der gesamte Blut­Bauch des Fisches eine unförmliche Gestalt annehmen, wodurch zu- kreislauf bei dieser Veränderung der Lebensweise erleidet, doch sind gleich eine so starke Zerrung und Verschiebung der Baucheingeweide die Verhältnisse dabei so verwickelt, daß ihre Mlarlegung mich hier beranlaßt, und ein so heftiger Drud auf die Blutgefäße ausgeübt viel zu weit führen würde. Vielleicht findet sich später Gelegenheit, wird, daß der baldige Tod eines solchen trommelfüchtig gewordenen darüber zu plaudern. Fisches unausbleiblich erfolgen muß.

Wenn wir uns die auf dem Lande lebenden Wirbeltiere im Vergleich mit den Fischen betrachten, so finden wir in der Art ihrer Atmung einen tiefgreifenden Unterschied. Während nämlich bei den Fischen die Aufnahme frischen Sauerstoffes durch die Kiemen erfolgt, wird bei den Landbewohnern die Aufnahme der Atemluft durch zwei große, in ihrer einfachsten Form facartige Gebilde, die Lungen, besorgt. Da uns nun die gesamten Ergebnisse der natur­wissenschaftlichen Forschung unweigerlich zur Anerkenntnis der Ab­ftammungslehre gedrängt haben, weiterhin uns die verschiedensten Tatsachen dazu treiben, die landbewohnenden und luftatmenden Wirbeltiere ftammesgeschichtlich aus den Fischen hervorgegangen zu denken, so drängt sich ganz unwillkürlich die Frage auf, ob sich bei den Fischen denn gar fein Organ nachweisen läßt, welches morpho­Logisch den Lungen entspricht, und aus dem sich die Lungen der höheren Tiere entwickelt haben könnten.

Es wird gut sein, wenn wir uns auch bei dieser Frage wieder an die Entwickelungsgeschichte wenden, um von ihr eine Auskunft zu erhalten. Wir werden dann finden, daß sich die Lungen als paarige Ausstülpungen an der vorderen Seite des Schlunddarmes anlegen. Wenn wir jetzt wieder die Fischentwickelung zum Ver­gleich heranziehen, dann zeigt es sich, daß hier fast an der gleichen Stelle ebenfalls als Ausftülpung des vorderen Darmabschnittes die Schwimmblase entsteht. Ein erheblicher Unterschied ist im allge­meinen freilich zwischen den beiden Organen vorhanden, da die Lungenanlagen paarig sind und an der Bauchseite liegen, während die Schwimmblase ein unpaares Gebilde ist und vom Rücken her in den Darm mündet. Nun lernten wir aber bereits in dem afrikanischen Flösselhecht einen Fisch kennen, der ebenfalls eine paarige Schwimmblase befißt und dessen Schwimmblasengang in die Bauchwand des Schlunddarmes mündet. Es kann hiernach gar nicht die Wahrscheinlichkeit von der Hand Jewiesen werden, daß in der Tat Schwimmblase der Fische und Lunge der höheren Wirbel­tiere stammesgeschichtlich gleichartige Bildungen find, die nur je nach den Lebensgewohnheiten der Tiere zu so verschiedenartigem Gebrauch herangezogen find.

Diese Vermutung wird nun aber zur Gewißheit, wenn wir noch eine andere Gruppe von Fischen, die sogenannten Dipnoër oder Lungenfische, in unsere Betrachtung einbeziehen. Die Dipnoër bilden nämlich eine ausgezeichnete Uebergangsklasse von den Fischen zu den niederften, Iungenatmenden Wirbeltieren, den Amphibien, und wurden sogar anfangs bei ihrer Entdeckung im Jahre 1835 als fischähnliche Reptilien bezeichnet. Johannes Müller, der die Tiere später eingehend untersuchte, wies dann aber nach, daß die Dipnoër echte Fische sind, welche freilich gleichzeitig ver­schiedene Merkmale eines Amphibiums an sich tragen. Infolgedeffen wurde ihnen eine Mittelstellung zwischen den beiden Reichen an­gewiesen.

Die Lungenfische, von denen man im ganzen nur drei ver­schiedene Gattungen fennt, finden sich in Afrifa, wie auch in Amerika  und Australien  . Ihre ganze Gestalt ist entschieden die eines Fisches. Der breite flache Kopf befigt kleine seitliche Augen und einen weit gespaltenen Rachen. Der ganze Körper ist mit einem dichten Schuppenkleide bedeckt. Unmittelbar hinter dem Kopfe finden sich die zwei Brustflossen, während die beiden hinteren Extremitäten rechts und links vom After gelegen find. Aber nicht nur in der äußeren Gestalt, sondern auch durch den Besitz von Riemen erweisen fich die Dipnoër als echte Fische. Für gewöhnlich atmen die Tiere auch ausschließlich mit Hülfe ihrer Kiemen. Es ist nun äußerst merkwürdig, daß die Lurchfische trotz ihrer Kiemenatmung sich lange Zeit auf dem trockenen Lande aufhalten können. Wie Unter­fuchungen ergaben, wird ihnen dieses dadurch ermöglicht, daß dann ihre Schwimmblase in den Dienst der Atmung tritt oder, mit anderen Worten, die Funktion einer Lunge übernimmt. Zu diesem Zweck ist die Schwimmblase bereits besonders vorbereitet, wodurch. natürlich die Atemfläche erheblich vergrößert ist. Bei Eintritt der trodenen Jahreszeit, wenn die Wafferläufe einzutrocknen beginnen, graben sich die Zungenfische tief in das feuchte Erdreich ein und umgeben sich mit einer aus erhärtetem Schlamm bestehenden festen Hülle. So vermögen die Tiere in einer Art Trockenstarre mehrere Monate zu verbringen, bis Regengüsse sie wieder aus ihrem Schlaf­zustande erweden. In den letzten Jahren werden solche Schlamm­tapfeln mit den eingeschlossenen Fischen nicht selten nach Deutsch­ land   herübergebracht; die Tiere lassen sich leicht an die Gefangen­fchaft gewöhnen.

Auf einem ganz ähnlichen Stadium wie diese Dipnoër befinden fich auch die Larven vieler Amphibien, z. B. unserer Frösche, die sogenannten Raulquappen. Der erwachsene Frosch besitzt bekanntlich feine Spur von Riemenbüscheln, sondern ist ein ausgesprochener Lungenatmer. Anders seine Larve, deren ganze Organisation dem ausschließlichen Aufenthalt im Wasser angepakt ist. Wohl besitzt auch die Kaulquappe schon eine Lungenanlage, doch ist dieselbe noch völlig außer Tätigkeit, und die ganze Atmung wird durch die rechts

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Kleines feuilleton.

es. Silhouetten. Als man noch nicht zu photographieren vers stand, schnitt man von Freunden, Bekannten und sonstigen Persön lichkeiten, die einem wichtig vorkamen, die Silhouetten. Diese Stunft, geschidt geübt, war wirklich mehr als schablonenhaftes Handwerk, war wirklich Kunft. Es galt, die Eigentümlichkeit scharf zu erfaffen und getren nachzubilden. Sie verführte jedenfalls nicht zu den un fünstlerischen Aussehen, das viele Photographien zeigen, jene schema­tifche Auffaffung und Durchführung, die uns ein photographisches Bild oft so starr und unnatürlich erscheinen lassen. Es ist unerheblich, wann diese Kunst erfunden wurde. Schwer wird es festzustellen sein. Für das besondere Gebiet der Porträtfilhouette" wird Etienne de Silhouette  ( 1709-1767) als Erfinder genannt. Die Tendenz dieser Kunft­fertigkeit, nach dem Schatten ein Bild in Papier au   schneiden, ift Beruhen doch die schwarzen Figuren auf jedenfalls schon sehr alt.

Flächig heben ben alten griechischen Basen auf demselben Prinzip. fich die Figuren ab, nur wenig im Detail ausgeführt, in der Haupt­Es lag so nahe, die Natur selbst direkt als iache nur angedeutet. Vorbild fungieren zu laffen und danach zu arbeiten, die unmittel bare Kontrolle war so selbstverständlich gegeben, daß es nicht Wunder nehmen konnte, daß man frühzeitig darauf verfiel, diesen Fingerzeig zu benutzen.

In unferer Zeit ist naturgemäß das Intereffe für diese Kunft immer beschränkter geworden. Dennoch haben wir auch in der modernen Zeit Silhouettenschneider von ztveifellos künstlerischer Bedeutung.

Die Ausstellung von Silhouetten der Vergangenheit und Gegenwart, die der Kunstsalon Werdmeister in der Leipzigerstraße( bei freiem Eintritt) bietet, führt uns mitten hinein in diese liebenswürdige Kunstübung, die biel Grazie und Zaune  bietet, dabei des Charakters nicht entbehrt. Die Zeit Goethes ersteht deutlich vor unseren Augen. Eine ganze Reihe von Originalen zeigt uns die Hofgesellschaft von Weimar  ; Goethe sammelte sie für Marianne von Willemer   und versah die einzelnen Blätter mit eigen­händigen Notizen. Zu Goethes Zeit blühte diese Kunst. Goethe verband damit physiognomische Studien selbst übte fie aus, nach den Verhältnissen des Kopfes und der Gestalt, wie er es von Lavater   gelernt hatte, an deffen Physiognomit" er mit­arbeitete. So erscheinen uns nun Schiller, Goethe, Frau von Stein, Friß Stein, Karl Auguft und alle jene Berühmtheiten des Weimaraner Kreises in zugleich getreuer und fünstlerischer Nach­bildung. Goethe in steifer Hoftracht, Goethe in Tiefurt als eleganter Herr mit zierlich gebundenem Zopf, Schiller   in Hoftracht mit Degen. Als Seltenheit find hervorzuheben zwei Silhouetten, die bisher noch nicht veröffentlicht waren, die Goethe im Mannesalter zu Pferde mit Schirmmüße, mit dem Aussehen eines bäuerifchen Gutsbesizers fowie Karl Augusts dide Gestalt, ebenfalls zu Pferde, umspringen von zwei Spizen, zeigen. An diese Zeit denken wir hauptsächlich, wenn wir von Silhouetten reden, an die Biedermeierzeit. Diese ist uns um ihrer schlichten Grazie und Sachlichkeit willen jezt fünstlerisch wieder nahe gerückt, und mit ihr geivinnen wir wieder Interesse an dem Schattenriß.

Auf ein anderes Gebiet führen uns die Silhouetten des Wild­hauers Friz Schulze. Er hat uns das deutsche Rom   der 60er und 70er Jahre aufbewahrt, den Künstlerkreis, dem Justi, Preller, Ramentlich Merées, Overbeck, Floerke, Feuerbach   angehörten. Feuerbach   ist vorzüglich lebendig festgehalten. Er sitzt am Staffee­tische, raucht eine Zigarette, der Künstlerkopf mit den wirren Haaren hebt sich scharf ab.

Dann müssen wir bei Dr. D. Böhlers Musikerfilhouetten vers weilen, der mit Humor und Laune Strauß, Wagner, Brahms  , Bruckner, Mascagni  , Mahler festhält. Ganz momentan, oft mit faritaturistischer Nebenabsicht. Er begnügt sich nicht mit Einzel­figuren, er stellt ganze Bilder zusammen, auf denen fich die Ber­fonen in lebhaftester Bewegung zeigen. Hubermann, das Wunder's find" und Heut spielt der Strauß" oder Strauß im Himmel" find von eigentümlicher Phantastik erfüllt, die oft an moderne Zeich nungen in ihrer schlagenden Wirkung erinnert.

Paul Konewa( 1840-1871) gilt als Meister der Schwarze funft. Sein Gebiet ist unbeschränkt. Er schneidet genau beobachtete Szenen aus er dem Leben, gibt charakteristische Porträts und zugleich phantastische Entwürfe sowie Illustrationen zu Faust, zum Sommernachtstraum, zum Falstaff. Für weitere reise arbeitete er in seinen Deutschen Bilderbogen". Vom Vater zum Bildhauer bestimmt, wollte er sich der Delmalerei zuivenden und ließ schließlich beides, um sich ausschließlich der Schwarzfimst zuzuwenden, in der er es zu einer Meisterschaft brachte, die einem Menzel Bewunderung abnötigte.

Um der Merkwürdigkeit willen find noch die Silhouetten des