ausbezahlt, und zwar je nach dem NachbarschaftZvermögcn 40 Pf.bis 2 M. Sämtliche Familien bleiben in fröhlichster Stimmungbeisammen; manchmal werden Reden gehalten, Lieder gesungenusw. So vergehen die Stunden und meist dauert der Nachbar-schaftstrunk bis Mitternacht und darüber. Gegenwärtig bestehennoch 15 Nachbarschaften mit einem Gcsamtvermögen von 10 000 M.t. Reinigung der Luft beim Gewitter. Ein Bakteriologe undein Chemiker, Foulerton und Kellas, haben sich zusammengetan,um den Vorgang der Luftreinigung insbesondere von Bakterien zustudieren, so weit sie durch Entladung elektrischer Ströme bedingtist. Zu diesem Zweck wurde der von einer gewöhnlichen elektrischenLichtleitung gelieferte Strom zunächst in einen sehr hoch gespanntenWechselstrom verwandelt. Die Entladungen erfolgten blitzschnellaufeinander durch Benutzung eines Kondensors und eines Funken-gcbers. Der Wirkung dieser Entladungen wurden nun der-schiedcne Bakterien ausgesetzt, die in Glasröhren mit destilliertemWasser in der Nähe angebracht wurden. Die Einrichtung war sogetroffen, daß die Bakterien einmal von der elektrischen Entladungund serner von der Wirkung des elektrischen Stromes, der hinter-her durch die Flüssigkeit auf dem Wege zur Erde hindurchfließenmußte, in Mitleidenschaft gezogen wurde. Es stellte sich heraus,daß nichtsporenbildende Bakterien, umgeben von gewöhnlicher Luft,in einer Zeit zwischen IM und 15 Minuten vernichtet wurden,während sporenbildendc Bakterien eine größere Widerstandskraftzeigten, in der Regel aber auch innerhalb einer Viertelstunde er-lagen. Der Nährboden, in dem sich die Bakterien befanden, waram Abschluß des Experiments stets sauer geworden, und zwardurch Aufnahme gewisser Mengen von salpetriger Salpetersäure.Der so nachgewiesene Vorgang der Keimtötung kann aus vsr-schiedene Weise erklärt werden. Erstens konnte er durch von demelektrischen Funken ausgehende Lichtstrahlen bewirkt werden,zweitens durch die dabei entstehenden Wärmestrahlen, drittensdurch besondere im Anschluß an die Entladung in der Lust gebildeteStoffe und endlich durch unmittelbaren Einfluß der elektrischenKraft auf die Bakterien selbst, ohne Mitwirkung irgend eineschemischen oder sonstigen Vorganges. Nunmehr wurde nach-gewiesen, daß die Licht- oder Wärmestrahlcn dabei nicht in Be-tracht kommen konnten, daß dagegen der elektrischen Entladungaußer den erwähnten Stickstoffsäuren noch Ozon und Wasserstoff-superoxyd gebildet wurden. Die beiden letzteren chemischen Stoffewerden jedoch durch die Gegenwart der crsteren rasch wieder zer-setzt. Dagegen ist aus weiteren gründlichen Versuchen der Schlußgezogen worden, daß gerade die Einwirkung der Stickstoffsäurcnzur Vernichtung der Bakterien führt, während auch die vierteMöglichkeit, wonach die elektrische Kraft selbst unmittelbar bak-terientötend einwirken könnte, keine Bestätigung gefunden hat. Daßjene Verbindungen von Stickstoff und Sauerstoff gerade im An-schluß an eine elektrische Entladung besonders wirksam werden,erklärt sich daraus, daß sie durch letztere erst erzeugt werden, undes ist eine vielfach beobachtete Tatsache, daß chemische Vorgängebesonders kräftig eintreten, wenn die betreffenden chemischen Stoffegerade im Augenblick der Entstehung miteinander in Berührungkommen. Bei einem Gewitter kommen neben dem Blitz allerdingsauch noch andere Umstände in Betracht, vor allem der gewöhnlichdamit verbundene starke Regenfall, der den Staub jeder Art ausder Luft gewissermaßen sortwäscht. Außerdem bringt der RegenLuft aus den oberen Schichten in die Gegend der Erdoberflächeherunter, und daraus erklärt sich auch die auf ein Gewitter folgendeAbkühlung, indem die höheren Luftschichten kälter sind. JohnAitken, dem die gründlichsten Forschungen über den Staubgehaltder Luft zu verdanken sind, beschreibt in der„Nature" eine Be-iobachtung, die er bei starkem Regen auf der Spitze des Eiffelturmesgemacht hat. Staubzählungen, die vor dem Eintritt des Regensvorgenommen waren, hatten gezeigt, daß die unreine Stadtluftnoch bis in die bedeutende Höhe von 33 Meter gelangte. Nach demRegen aber war die Luft so staubfrei, wie Aitken sie nur je aufeiner Bergspitze der Hochalpen gefunden hatte. Diese Tatsache wardurch das Waschen der Lust durch den Regen allein nicht zu er-klären, sondern es muß eben angenommen werden, daß der RegenAuch gleichzeitig reinere Lust aus größeren Höhen herunterbringt.Kunst.e. s. Ein Jahrhundert deutscher Kunst. DaSgroße Werk über die Jahrhundertausstellung ist jetzt erschienen(Verlag Bruckmann, München). Der starke Band, der auf ungefähr300 Seiten an 400 Abbildungen der bedeutendsten Bilder bringt,bildet für die Zukunft ein unschätzbares Material zur Erforschungder deutschen Malerei im neunzehnten Jahrhundert.Chodowiecki steht am Anfang dieser Epoche. Er schildertin seinen besten Werken unbefangen das einfache Leben seinerGegenwart und wird damit vorbildlich für die nachfolgendeGeneration. Danach kam Rom als Ziel der deutschen Künstler auf.An der Spitze steht Cornelius. Diese Künstler heißen dieNazarener. Ihre Vorbilder sind die Italiener der Renaissance, vor-nehmlich Rafael. Das Beste findet man bei ihnen in Bildnissen undLandschaften.— In der Folgezeit tritt Hamburg entscheidendin den Vordergrund. Die Künstler haben sich hier eine Selbständig-Zeit gewahrt, die imponiert. Runge, Oldach, Wasmann,das sind die Namen, die man sich merken muß, alles Landschaftervon beinahe moderner Naturauffassung.— Hamburg tritt Wieftgegenüber. Hier schwelgt man mehr in den Farben und gibt sichtemperamentvoll der Welt der Erscheinungen hin. Als vielseitigstesTalent von ausgesprochen malerischer Begabung erscheint hierW a l d m ü I l e r, der die Luft so fein zu malen verstand, daß wirerst jetzt seine Werke zu schätzen anfangen.— In Berlin wirkt nachChodowiecki Krüger, bei dessen Bildern die ganze Welt des da-maligen Berlin leibhaftig vor uns ersteht. Aber nicht kultur-historisch allein sind seine Werke interessant, er fesselt auch alsKünstler, der scharf beobachtet, sicher zeichnet und der Farbe ihrRecht läßt. Menzel schließt direkt an Krüger an; wie dieserein genauer Beobachter der Natur, ein gewissenhafter, unermüdlicherKünstler. Als Landschafter ist Blechen bemerkenswert, dermärkische Landschaften ganz modern und mit tiefer Empfindungmalt. Gärtner malt Straßen und Plätze von Berlin mit allemmalerischen Reiz.— Düsseldorf hatte in Knaus, Vautier,vor allem in dem großzügig angelegten Rethel Künstler von eigenemCharakter, von denen die beiden ersten vor allem einen Blick fürdie einfache Schönheit des alltäglichen Lebens besaßen. Sie. legtenden Grund zu der späterhin grassierenden Genremalerei, bei derder Stoff die Hauptsache wurde.— Nach Dresden führen Dahlund Friedrich, beides Landschafter, die es fertig bringen, dasatmosphärische Spiel von Licht und Luft in ihre Bilder zu bannen.Namentlich Friedrich verband in ganz eigener Weise Phantastik mitrealistisch genauer Beobachtung.— München trat dann entscheidendals Mittelpunkt in den Vordergrund. Den akademischen Malerntritt K o b e l l gegenüber, dem Berliner Krüger vergleichbar. UndSpitzweg, der in Frankreich malen gelernt hat, bringt den Reizder neuen, intimen Naturbeobachtung nach München. Neben ihmkam dann aber entscheidend jene Richtung hoch, die späterhinso verheerenden Einfluß ausübte, jene Schule, an deren SpitzeP i l o t y stand, die in Farben schwelgte und in Kostümmalerei aus-artete. Dann Makart, der einen Farbcnrausch auf seine Bilderzaubert. Ferner sind MaxDefregger(mit dem eine besondereRichtung anhebt, die Bauernmalerei), L e n b a ch zu nennen. Dergrößeste unter ihnen ist L e i b l, der genaue Arbeit mit malerischerAnschauung verbindet. Entscheidenden Einfluß übt seine einzig da-stehende, weiche Art, zu malen, aus T r ü b n e r aus. Neben diesenist Thoma zu nennen. Diese Linie endet bei Liebcrmann,der sich viel in der Welt umschaut, um dann das Gesehene neu zuverwerten,«in Maler mit Intelligenz. Als die drei bedeutendstenMaler dieser Zeit stehen Böcklin, Maröes und Feuerbachvor uns. Alle drei suchen sie die verloren gegangene große Form inder Malerei. Böcklin, als Schweizer mit einem Fonds gesundenHumors und urwüchsiger Kraft begabt, Marees, der nervösereKünstler, der an diesen, Problem sich zerrieb und Feuerbach, dessenSchaffen uns nun nach dieser Zusammenstellung seiner Werke inneuem Licht erscheint. Er vereint monumentale Anschauung undfarbige Gestaltung; er steht darum überragend da in der Geschichteder modernen Malerei.Das sind in kurzem die Resultate der Ausstellung, wie sieTschudi, der Leiter der Galerie, in der klar geschriebenen Einleitungzu dem genannten Werk formuliert hat.—Huinoristisches.— Entschuldigt. Frau:„Unerhört: Du fühlst, wie Dirim Gedränge das Portemonnaie aus der Tasche gezogen wird undwagst nicht, den Dieb festzuhalten?"'Mann(kleinlaut):„Ach, ich dachte ja, Du wärst cS gewesen,Anuele I"—— Reflexion.„Früher hat mein Mann allmonatlich zwanzigMarl von seinem Gehalt zurückgelegt I... Seit er aber im Spar-verein ist und dreimal wöchentlich in die Vereinsabende geht—ist's aus damit!"—— AufderJagd. Für st(der fehlgeschossen hat):„Es istunmöglich, daß ich daneben geschossen habe l"F ö r st e r:„Seine Hoheit möge bedenken, daß Seiner Hoheitnichts unmöglich ist I"—(„Meggendorfer-Blätter".)Notizen.— K a r I H a u p t m a n n hat ein fünfaktiges Drama„M o f e 5"vollendet.——„S p a tz e n I i e b e", ein dreiaktiges Lustspiel von LouisArtuS, geht am 15. August im Lust spiel hause in Szene.—i. Von, 1.— 4. Oktober wird in den Räumen der BerlinerUniversität ein Kongreß für Kinderforschung undJugendfürsorge tagen.—t Ne st bauende Frösche gibt es in Afrika. Der englischeNaturforscher Chrisbh fand ein solches Froschnest in einem Waldeam Albert-Sce östlich von Uganda. ES hatte nur etwa 10 Zeuti-meter im Durchmesser und bestand aus einer Masse von speichel-ähnlichem Schaum, die außen verhärtet war und, an einem Blatt-büschel angeheftet, etwa Vi Meter über dem Wasserspiegel eineSkleinen Flusses schwebte. In dem Nest befand sich-«in Durcheinandervon kleinen Kaulquappen. Das Nest gehörte wahrscheinlich einemder in jener Gegend heimischen Baumfrosche an. Nestbauende Fröschesind übrigens mich aus Indien, Japan und Südamerika bekamit.—Verantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.— Druck u. Verlage VorwärtsBuchdruckerei u.VerlagSanstaltPaul Singer LtCo., Berlin LIV.